Elisabeth Bergner (geborene Elisabeth Ettel; * 22. August 1897 in Drohobycz in Galizien, Österreich-Ungarn; † 12. Mai 1986 in London) war eine österreichisch-britische Theater- und Filmschauspielerin.

Leben

Ihre Eltern waren Emil Ettel und seine Frau Rosa, geborene Wagner. In der Familie lernte sie als Hauslehrer den Medizinstudenten (und später berühmten Gruppentherapeuten) Jacob Moreno kennen, dem sie später den Anstoß zuschrieb, an die Bühne zu gehen. Ihre Ausbildung erhielt sie an privaten Schauspielschulen sowie von 1912 bis 1915 am Konservatorium in Wien. Sie debütierte 1915 am Theater in Innsbruck, später folgten Auftritte in Zürich (1916/17, Stadttheater), Wien (1919/20, Neue Wiener Bühne), München (1920 bis 1922, Münchner Kammerspiele und Staatstheater am Gärtnerplatz) und Berlin (ab 1921). In Zürich saß sie auch als Modell für den Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der sich unglücklich in sie verliebte. Ihre erste Filmrolle erhielt sie 1922 als bucklige Schneiderstochter in Der Evangelimann. Der große Durchbruch gelang ihr 1923 unter Victor Barnowsky mit dem Shakespeare-Stück Wie es euch gefällt am Lessing-Theater in Berlin. Damit wurde Bergner die am meisten gefeierte Bühnenschauspielerin Berlins.

Elisabeth „Lisl“ Bergner hatte zahlreiche Beziehungen zu Männern. Mit dem österreichischen Schriftsteller Albert Ehrenstein hatte sie eine stürmische Liebschaft. Ab 1924 arbeitete sie ausschließlich mit dem Regisseur Paul Czinner zusammen, der auch privat ihr Partner wurde. Ihr größter Stummfilmerfolg wurde Fräulein Else.

Als Juden mussten sie nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten zuerst nach Wien und dann nach London fliehen, wo sie auch heirateten. Sowohl den Umstieg von der Stummfilmzeit zum Tonfilm als auch die sprachliche Anpassung an ihre neue Wirkungsstätte schaffte sie mühelos. Bereits im Jahr 1934 spielte sie Katharina die Große unter der Regie ihres Mannes. Der Film wurde allerdings in Deutschland verboten. 1935 erhielt sie für ihre Rolle in Verlass mich niemals wieder ihre einzige Oscar-Nominierung.

1940 emigrierten Bergner und Czinner nach Hollywood, doch Bergners einziger Hollywood-Film Paris Calling (1941) war kein großer Erfolg. Sie verlegte den Schwerpunkt ihrer Arbeit wieder auf die Bühne. Nach dem Ende des Krieges arbeitete sie in New York unter anderem bei dem deutschsprachigen Theater Players from Abroad, bis sie 1950 nach England und 1954 nach Deutschland zurückkehrte, wo sie als Theater- und Filmschauspielerin erfolgreich wirkte. Ihre Grabstätte befindet sich im Golders Green Crematorium in London.

Ehrungen

1962 wurde ihr der Schillerpreis der Stadt Mannheim und 1982 in Venedig der Eleonora-Duse-Pokal verliehen.

Im Jahr 2000 wurde im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing der Elisabeth-Bergner-Weg nach ihr benannt.

In Berlin-Steglitz ist an der Schildhornstraße ein Park nach ihr benannt.

Am 12. Mai 2016 wurde ihr zu Ehren in Berlin-Dahlem, Faradayweg 15, am Eingang ihres ehemaligen Wohnhauses (1925–1933) eine Gedenktafel angebracht.

Filmografie (Auswahl)

Auszeichnungen

Autobiographie

  • Elisabeth Bergner: „Bewundert viel und viel gescholten …“ Elisabeth Bergners unordentliche Erinnerungen. Bertelsmann, München 1978, ISBN 3-570-01529-7.

Literatur

  • Renate Berger: Die Schauspielerin Elisabeth Bergner – Ein Leben zwischen Selbstbehauptung und MeToo. Schüren, Marburg 2022, ISBN 978-3-7410-0410-0.
  • Thomas Blubacher: Elisabeth Bergner. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 168.
  • Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer, Gabriele Mauthe: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 1: A–I. Hrsg. von der Österreichische Nationalbibliothek. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8, S. 104.
  • Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser (Hrsg.) … Unsere schwarze Rose. Elisabeth Bergner. Katalog zur Ausstellung im Historischen Museum der Stadt Wien. Wien 1993, ISBN 3-85202-104-9.
  • Arthur Eloesser: Elisabeth Bergner. Berlin, Williams, 1927.
  • Margret Heymann: Elisabeth Bergner – mehr als eine Schauspielerin. Vorwerk 8, Berlin 2008, ISBN 978-3-940384-13-3.
  • Raimund Hoghe: »Ja, fürchten dürfen sie sich nicht«. Die Schauspielerin Elisabeth Bergner. In: Ders.: Wenn keiner singt, ist es still. Porträts, Rezensionen und andere Texte. Berlin: Verlag Theater der Zeit 2019, S. 70–77.
  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 68 f.
  • Wolfgang Jacobsen: Elisabeth Bergner – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 7, 1986.
  • Anne Jespersen: Tödliche Wahrheit oder raffinierte Täuschung. Die Frauen in den Filmen Elisabeth Bergners. In: Michael Omasta, Brigitte Mayr, Christian Cargnelli (Hrsg.): Carl Mayer, Scenar[t]ist. Ein Script von ihm war schon ein Film – "A script by Carl Mayer was already a film". Synema, Wien 2003, ISBN 3-901644-10-5.
  • C. Bernd Sucher (Hg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 62 f.
  • Klaus Völker: Elisabeth Bergner – Das Leben einer Schauspielerin. Ganz und doch immer unvollendet. (Beiträge zu Theater, Film und Fernsehen aus dem Institut für Theaterwissenschaften der Freien Universität Berlin 4). Entrich, Berlin 1990, ISBN 3-926175-72-9.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 351.
  • Kay Weniger: 'Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …'. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. S. 96 f., ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8.
  • Gespräch mit Elisabeth Bergner, Komm, ich werf dir die Sonne In: Birgit Lahann, Hausbesuche, Stuttgart 1985.
Commons: Elisabeth Bergner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. M. Heymann, Elisabeth Bergner – mehr als eine Schauspielerin, Berlin 2008, S. 12 f.
  2. Elisabeth Bergner: Unordentliche Erinnerungen. 1. Auflage. Henschelverlag, Berlin 1987, ISBN 3-362-00140-8, S. 1931.
  3. Hansjörg Schneider: Die Zeit ist aus den Fugen – Dresdens Schauspiel in den zwanziger Jahren. Verlags- und Publizistikhaus, 2007, ISBN 978-3-9810690-2-0, S. 10.
  4. Géza von Cziffra: Der Kuh im Kaffeehaus Knaur TB 1049, Seiten 228/229.
  5. knerger.de: Das Grab von Elisabeth Bergner
  6. Grüne Oasen in der Stadt – Parks haben Geburtstag. In: Berlin-Kalender 1997, Hrsg. Luisenstädtischer Bildungsverein, 1997, ISBN 3-89542-089-1. S. 110/111.
  7. „Ganz Berlin war in sie verliebt“: Gedenktafel für Elisabeth Bergner in Dahlem enthüllt, (StadtrandNachrichten, 12. Mai 2016).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.