Emilie von Hallavanya (* 26. Januar 1874 in Pula, Istrien; † 20. April 1960 in München) war eine österreichische Malerin.
Leben
Emilie von Hallavanya kam ca. 1888 nach Graz, wo sie an der Zeichenakademie ihren ersten Kunstunterricht erhielt. Ab 1893 studierte sie bei Ludwig von Herterich an der Damenakademie in München, bevor sie 1894 nach Österreich zurückkehrte. In den Folgejahren lebte sie abwechselnd in München und Graz und unternahm Studienreisen nach Italien und Paris. 1909 zog sie als Mitglied einer Künstlerkolonie auf die Fraueninsel im Chiemsee, wo sie auch ihr Leben lang wohnen blieb. An der Münchner Damenakademie unterrichtete sie zwischen 1911 und 1920 unter anderem Kopf, Akt, sowie Stillleben, Landschaft und Interieur.
1914 wurde sie nach zwei silbernen Medaillen mit der österreichischen Goldenen Staatsmedaille ausgezeichnet. 1933 trat Emilie von Hallavanya der NSDAP bei.
Von Hallavanya starb 1960 in München.
Werk
Selbstbildnis |
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Emilie von Halavanya, ca. 1905 |
Selbstbildnis |
96 × 78 cm |
Lenbachhaus, München |
Link zum Bild |
Als künstlerisches Vorbild Emilie von Hallavanyas wird zunächst Wilhelm Leibl gesehen. Ihre frühen Werke werden zuweilen auch der neuen Sachlichkeit zugeordnet.
In der Zeit Hallavanyas als Dozentin an der Damenakademie (1905 bis 1919) schuf sie vorwiegend Tier- und Kinderbilder sowie Damen-, Salon- und Kostümbilder, ein typisches Sujet war etwa die „Dame am Schreibtisch“. Stilistisch wird eine Ähnlichkeit mit dem Sezessionsmitglied Leo Putz und der Münchner Künstlervereinigung Scholle erkennbar. Die Werke dieser Zeit erschienen in Abbildungen in der Zeitschrift Kunst für alle und Hallavanya stellte regelmäßig in den Frühjahrsausstellungen der Münchener Secession und im Münchner Glaspalast aus.
Zur Sammlung des Münchner Lenbachhauses gehört ein undatiertes Selbstbildnis, welches um 1905 entstanden sein könnte, und das – anders als die meisten ihrer Bilder dieser Zeit – eine „selbstbewusste, moderne Frau“ in hellen, warmen Farbtönen und impressionistischer Pinselführung zeigt. Die Komposition des Atelierbildes erinnert an Lovis Corinths Selbstporträt mit Skelett von 1896.
In den 1930er Jahren passte sich Hallavanya in ihrem Stil an die herrschende Ästhetik während der Zeit des Nationalsozialismus an – zunächst mit „makellosen“ Akten in „kühler Sachlichkeit“, später noch klarer mit Motiven wie Deutsche Mutter. Als eine der wenigen Künstlerinnen wurde Hallavanya von den Nationalsozialisten akzeptiert und stellte in den Großen Deutschen Kunstausstellungen im Haus der Kunst zwischen 1937 und 1944 fast jedes Jahr aus.
Ausstellungen
Präsentation einzelner Werke in folgenden Ausstellungen:
- Frühjahrsausstellung der Münchener Secession (mehrfach ab 1905)
- Grazer Kunstverein (1906, 1910, 1911)
- Prager Kunstverein (1910)
- Münchner Kunstverein (zwischen ca. 1905 und 1919)
- Internationale Ausstellung, Glaspalast, München
- Große Deutsche Kunstausstellung, Haus der Kunst, München (1937, 1938, 1939, 1941, 1942, 1943, 1944)
- Wiener Kunsthalle (1941)
- Die deutsche Malerin und Bildhauerin, Kunsthalle Düsseldorf (1941)
- Jahresausstellung der Münchner Künstlerschaft, Maximilianeum (1943/1944)
Werke (Auswahl)
- Selbstbildnis, ca. 1905, Öl auf Leinwand, 96 × 78 cm, Lenbachhaus, München, Inv.-Nr. G 3971
- Jack Russell Terrier, vor 1907, Öl auf Leinwand, 75 × 64 cm, Neue Galerie Graz, Inv.-Nr. I/424
- Porträtstudie eines lesenden Herrn, ca. 1910, Öl auf Karton, 32,3 × 40,6 cm, Neue Galerie Graz, Inv.-Nr. I/196
Literatur
- Hallavanya, Emilie von. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 15: Gresse–Hanselmann. E. A. Seemann, Leipzig 1922, S. 511 (Textarchiv – Internet Archive).
- Hallavanya, Emilie (Emilia). In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 68, de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23035-6, S. 250.
- Emilie Hallavanya. In: Gudrun Danzer (Hrsg.): Ladies First! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850–1950. (Ausstellungskatalog) Leykam, Graz 2020, ISBN 978-3-7011-8174-2, S. 174–177.
- Susanne Böller: Emilie von Hallavanya. In: Karin Althaus u. a. (Hrsg.): Kunst und Leben. 1918 bis 1955. Lenbachhaus, München / Deutscher Kunstverlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-88645-210-1, S. 120–123.
Weblinks
- Werke von Hallavanya bei artnet.com
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 Hallavanya, Emilie (Emilia). In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 68, de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23035-6, S. 250.
- 1 2 3 4 Hallavanya, Emilie von. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 15: Gresse–Hanselmann. E. A. Seemann, Leipzig 1922, S. 511 (Textarchiv – Internet Archive – Angaben beruhen auf Mitteilungen der Künstlerin).
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Angelika Burger: Emilie von Hallavanya. Selbstbewusstes Selbstbildnis einer modernen Frau. In: Antonia Voit (Hrsg.): Ab nach München! Künstlerinnen um 1900. Münchner Stadtmuseum, München 2014, ISBN 978-3-86497-193-8, S. 60–63.
- ↑ Emilie von Hallavanya, Selbstbildnis, circa 1915. Anna Hillermann, Selbstbildnis im Atelier, circa 1900. In: Matthias Mühling, Susanne Böller (Hrsg.): Bildschön. Ansichten des 19. Jahrhunderts. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 2018, ISBN 978-3-88645-191-3, S. 22–24.
- ↑ Emilie von Hallavanya, Selbstbildnis, 1900. Abgerufen am 19. November 2019.
- ↑ Werkverzeichnis In: Gudrun Danzer (Hrsg.): Ladies First! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850–1950. Leykam, Graz 2020, ISBN 978-3-7011-8174-2.