Essstäbchen
Chinesische Bezeichnung
Chinesische Schrift 筷子
Pinyin (Mandarin) kuàizi
Jyutping (Kantonesisch) faai3 zi2
Japanische Bezeichnung
Kanji
Katakana ハシ
Hiragana はし
Hepburn hashi
Koreanische Bezeichnung
Hangeul 젓가락
Revidierte Romanisierung jeotgarak
McCune-Reischauer chŏtkarak
Thailändische Bezeichnung
Thailändische Schrift ตะเกียบ
IPA takìap
Vietnamesische Bezeichnung
Quốc Ngữ đũa
Chữ nôm 𥮊 oder 𥯖

Essstäbchen sind paarweise verwendete Stäbchen gleicher Länge, die in Ostasien (China, Japan, Korea, Vietnam) und zum Teil in Thailand als Essbesteck verwendet werden. In diesen Ländern werden die Mahlzeiten so vorbereitet, dass ein Messer nicht benötigt wird. Mit Essstäbchen wird das Essen nicht aufgespießt, sondern gegriffen. Genau wie auf der Gabel können auf ihnen aber auch Dinge „gelöffelt“ werden.

Essstäbchen können alleiniges Besteck zum Essen sein oder, wie in Korea, durch einen Löffel ergänzt werden.

Geschichte

Gräberfunde belegen, dass diese Form des Bestecks in China bereits vor 3500 Jahren Verwendung fand. Im 7. Jahrhundert gelangten die Essstäbchen durch buddhistische Priester und Missionare von China nach Korea und Japan. Allgemein sind Essstäbchen in jenen Ländern verbreitet, die kulturell von China beeinflusst wurden.

Größe und Material

Essstäbchen wurden in geschichtlicher Zeit aus Bambus hergestellt. Fürsten und reiche Kaufleute verwendeten oft kunstvoll geschnitzte Stäbchen aus Jade oder Elfenbein. Die verbreiteten Essstäbchen bestehen aus Holz, Kunststoff oder Metall, in der Ausführung sind sie den traditionellen Essgewohnheiten angepasst.

Nationale Gewohnheiten

  • Chinesische Essstäbchen bestehen oft aus Holz oder Bambus und sind mit etwa 25 Zentimeter vergleichsweise lang. Entsprechend den chinesischen Tischsitten werden die in der Mitte des Essplatzes aufgereihten Gerichte gemeinsam genutzt und jeder greift die gewünschte Speise in seine Reisschale. Das erfordert längere Essstäbchen, um auch die weiter entfernten Speisen zu erreichen. Die Stäbchen sind zudem an der Handseite eckig und an der Greifseite rund. Das Greifen der Speise durch Einstechen gilt in China als unhöflich und wird vermieden.
  • Japaner servieren das Essen wie in Europa jedem Teilnehmer einzeln und die Essstäbchen sind kürzer. Japaner und davon beeinflusste Taiwaner führen die Reisschale zum Mund und lange Essstäbchen sind dafür hinderlich. Reis ist in Japan traditionell teuer und oft mit anderen Getreidearten gestreckt. So klebt der Reis weniger aneinander und lässt sich schlechter fassen. In der japanischen Küche spielt Fisch eine große Rolle. So haben Essstäbchen eine scharfe Spitze, damit sie in den Fisch eingesteckt werden können, um das Herausrutschen der weichen Teile zu vermeiden.
  • In Korea sind Essstäbchen meist aus Metall, von mittlerer Länge und stark oval, sodass weichere Speisen wie Fisch oder Tofu sich leichter zerteilen lassen. Andererseits ist das Greifen der Speise mit der glatten Metalloberfläche koreanischer Stäbchen deutlich schwieriger als mit Holzstäbchen. Aus diesem Grund sind manche Stäbchen in der Greifzone geriffelt. Zum Essen von Suppe und Reis (auch Bibimbap) werden in Korea, Taiwan und Vietnam zusätzlich Löffel verwendet.

Nutzungsgewohnheiten

  • Es ist üblich, eigene Stäbchen zum Essen außerhalb der eigenen Wohnung mit sich zu führen. Sie werden oft in Wickeltaschen oder kleinen Kästen mit Schiebedeckel verwahrt. Die Verwendung eigener Stäbchen wird gern gesehen, da es der Abfallvermeidung von Einwegstäbchen (japanisch: waribashi) dient.
  • In Küchen werden oft überlange Stäbchen (japanisch: saibashi) verwendet, um in Pfannen und Woks zu arbeiten. Für das Vorlegen von Speisen sind aufwendig gearbeitete Stäbchen mit Edelstahlspitzen (japanisch: moribashi) in Gebrauch.
  • Obwohl Stäbchen auf dem Rand der Essschüssel abgelegt werden können, sind kleine Ablagebänke, Hashioki, vergleichbar einem Messerbänkchen, in Gebrauch.

Optimale Stäbchenlänge

In Japan wird die optimale Stäbchenlänge durch die Länge der Spanne von Daumen und Zeigefinger des Benutzers ermittelt. Dieses Maß gibt zwei Drittel der optimalen Länge an, die Stäbchenlänge ist dementsprechend wünschenswert mit einer und einer halben Spannenlänge. Entsprechend den Essgewohnheiten sind die chinesischen Stäbchen mitunter mehr als zwei Spannen lang.

Handhabung

Im Folgenden wird eine Art der Handhabung von Essstäbchen beschrieben.

  1. Ein Stäbchen wird mit Hilfe des Daumens mit dem dickeren Ende in die Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt, während der Mittelteil des Stäbchens auf dem Mittelfinger (China) oder Ringfinger (Südostasien) ruht oder auf der Spitze des jeweiligen Fingers. Dieses Stäbchen wird nicht bewegt.
  2. Das zweite Stäbchen wird, ähnlich wie ein Stift, mit den Spitzen des Daumens und Zeigefingers (eventuell dem Mittelfinger) gehalten. Beim ersten Berühren der Schale wird ein eventuell vorstehendes Stäbchen so weit zurückgeschoben, dass mit beiden Stäbchen „eine Kneifspitze“ geformt werden kann. Geübte Esser ergreifen die Stäbchen nur mit einer Hand.
  3. Das zweite Stäbchen wird nun zum festliegenden Stäbchen hin und wieder davon weg bewegt. Auf diese Weise können auch große Dinge einfach gegriffen werden.

Der Verwendung von Essstäbchen wird nachgesagt, das Gehirn zu trainieren. So wird Kindern schon im Kindergarten beigebracht, kleine Gegenstände wie Erbsen mit Stäbchen aufzulesen. Bevor Kindern die Essweise mit Stäbchen beigebracht wird, essen sie häufig mit dem Löffel. Sie erlernen erst später Essstäbchen zu verwenden. Um Kindern das Essen mit Stäbchen beizubringen, werden die Enden mit einem Stückchen Pappe getrennt und mit einem Gummiring mehrmals fest umwickelt, so dass sich die Stäbchen wie eine Pinzette halten und benutzen lassen.

Mitunter werden die Stäbchen zum Aufspießen von frittierten Teigstücken verwendet. Eher bei sozial niederen Schichten oder wenn schnell gegessen werden soll, wird die Essschale oder -schüssel zum Mund geführt und die eng gehaltenen Stäbchen werden genutzt, um die Nahrung in den Mund zu schieben oder zu „löffeln“.

Tischsitten

Viele Regeln der Tischsitten sind international vergleichbar. In Thailand finden Stäbchen nur beim Essen von Nudelsuppe Verwendung. Die festen Bestandteile werden mittels der Stäbchen herausgefischt und die Flüssigkeit mit einem ebenfalls gereichten Löffel gegessen.

Im ostasiatischen Kulturkreis ist das gemeinsame Essen (außer in Japan) weit verbreitet. Um hygienischen Problemen aus dem Wege zu gehen, werden normalerweise Essstäbchen für den „öffentlichen Gebrauch“ zur Verfügung gestellt. Mit diesen werden die Speisen in die eigene Reisschale gegriffen, gegessen wird dann mit den persönlichen Stäbchen. In Japan ist es akzeptiert, Speisen mit den hinteren Enden der Stäbchen in die eigene Schale zu geben.

Allgemeine Tabus:

  • Stäbchen werden auf dem Tablett, einem Ablagebänkchen, dem Schüssel- oder Tellerrand abgelegt. Auf dem Tisch sollten sie nicht abgelegt werden, da dieser, besonders in China, grundsätzlich als „unsauber“ gilt.
  • Die Spitzen der vor oder während des Essens ablegten Essstäbchen sollen vom Essenden weg zeigen.
  • Essstäbchen sollten niemals senkrecht in eine Reisschale gesteckt werden (japanisch 立て箸 Tate-bashi). Dies erinnert an Räucherstäbchen bei Trauerzeremonien. Zudem ist es in Japan üblich, nachdem ein Verwandter verstorben ist, eine Schüssel Reis zuzubereiten und senkrecht in diese Stäbchen zu stecken.
  • Es sollte nicht mit den Essstäbchen gegen Schüsseln, Gläser oder Teller geschlagen werden (japanisch 叩き箸 Tataki-bashi). Dies wird in Ostasien mit Bettlern assoziiert.
  • Die Esstäbchen sollten auch nicht zum Heranziehen von Schüsseln etc. benutzt werden, sondern lediglich zum Essen (japanisch 寄せ箸 Yose-bashi).
  • Die Essstäbchen sollten, wie bei westlichem Besteck ebenfalls üblich, nicht in einer Faust gehalten werden (japanisch 握り箸 Nigiri-bashi).
  • Es gilt als primitiv, Speisen auf einer Platte mit einem Essstäbchen aufzuspießen (japanisch 刺し箸 Sashi-bashi).
  • Es ist respektlos, wenn mit Essstäbchen Gegriffenes oder Soße auf ein anderes Gericht oder auf den Tisch fällt (japanisch 涙箸 Namida-bashi).
  • Es darf mit den Essstäbchen auf einer Platte nichts beiseite geschoben werden, um das Beste zu bekommen.
  • Wie bei anderen Essbestecken ebenfalls wird mit Stäbchen nicht auf andere Personen gedeutet oder damit gestikuliert (japanisch 踊り箸 Odori-bashi).
  • Essstäbchen über verschiedenen Gerichten kreisen zu lassen, wird als „gieriges Verhalten“ betrachtet (japanisch 迷い箸 Mayoi bashi).
  • Essstäbchen sollten nicht übermäßig zum Rühren verwendet werden (japanisch 探り箸 Saguri-bashi).
  • Essstäbchen dürfen nicht durch die Lippen oder den Mund gezogen oder abgeleckt werden (japanisch 舐り箸 Neburi-bashi), nur mit der Serviette kann dies gegebenenfalls erledigt werden. Essstäbchen abzulecken wird als Zeichen von schlechter Erziehung gesehen.
  • Auf Essstäbchen sollte nicht herumgekaut werden (japanisch 噛み箸 Kami-bashi).


Hauptsächlich in China:

  • Essstäbchen auf einem gedeckten Tisch sollten zueinander passen. Insbesondere die Länge eines Paares Esstäbchen sollte nicht variieren. Dies erinnert an chinesische Totenriten, in denen offene Särge aus drei langen und zwei kurzen Brettern bestehen. Essstäbchen mit unterschiedlicher Länge bringen aus chinesischer Sicht daher Unglück.
  • In China sollte besonders darauf geachtet werden, dass Essstäbchen nicht auf den Boden fallen. Dies gilt als sehr respektlos, da es nach chinesischem Glaube die im Boden ruhenden Vorfahren stört.
  • Man sollte nicht mit dem Zeigefinger auf andere Personen deuten, während man Esstäbchen hält, da diese Geste bedeutet, dass man jemandem etwas vorwirft.
  • Ein inzwischen oft ignoriertes Tabu ist es, Essstäbchen mit der Spitze auf dem Teller und dem Ende auf dem Tisch abzulegen, da dies wiederum als vorwurfsvolle Zeigegeste interpretiert werden kann.
  • In China werden auf dem Teller gekreuzt abgelegte Essstäbchen als respektlos angesehen. Dieses Tabu wird aber oft ignoriert.


Hauptsächlich in Japan:

  • Mit Stäbchen wird nichts weitergereicht, denn dies erinnert in Japan an einen speziellen Totenritus, das Kotsuage (wörtl. „Aufheben der Knochen“). Hierbei werden im Rahmen einer Trauerzeremonie die unverbrannten Knochen eines feuerbestatteten Angehörigen mit Bambusstäbchen zur letzten Ruhe gebettet. Das Tabu, Essen von Stäbchen zu Stäbchen weiterzureichen, wird im Japanischen 拾い箸 Hiroi-bashi, Hashi-watashi oder Futari-bashi genannt.
  • Aus demselben Grund ist es tabu, ein anderes Essstäbchen mit dem eigenen zu berühren.
  • Stäbchen sollten in Japan erst am Ende des Essens gekreuzt auf den Teller gelegt werden. Es ist unhöflich, dies zu tun, solange noch Essen auf dem Teller ist (japanisch 渡し箸 Watashi-bashi).
  • Eine Reisschale sollte nicht in der gleichen Hand wie die Essstäbchen gehalten werden (japanisch 持ち箸 Mochi-bashi).
  • Es kann z. B. in Sushi-Restaurants als unhöflich gelten, nach Messer und Gabel zu fragen, denn diese Nachfrage deutet an, dass die Häppchen nicht richtig zubereitet wurden.

Umweltbelastung

In China werden jedes Jahr etwa 45 Milliarden Wegwerf-Essstäbchen produziert. Dies entspricht 1,7 Millionen Kubikmetern Holz bzw. 25 Millionen voll ausgewachsenen Bäumen.

China hat im April 2006 eine Steuer in Höhe von fünf Prozent auf Wegwerf-Essstäbchen eingeführt. Ein großer Teil der in China produzierten Wegwerf-Essstäbchen wird nach Japan exportiert.

Film

  • Die Essstäbchen – Wie werde ich Chinese? Dokumentarfilm. Regie: Jean-Dominique Ferrucci, Arte, Frankreich 2020.
Commons: Essstäbchen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 K. Barber, H. Takemura: Sushi: Zubereiten und genießen. Dorling Kindersley, 2002, ISBN 3-8310-0382-3, S. 229.
  2. 1 2 Taboos When Using Chopsticks in China visitbeijing.com.cn
  3. 1 2 The do’s and don’ts and how not to offend anyone Shanghai Living
  4. 1 2 Chinese Chopsticks travelchinaguide.com
  5. 13 Japanese Chopsticks Taboos You Should Know About coto Japanese Academy
  6. 1 2 Japanische Totenriten und Bestattung. univie.ac.at, abgerufen am 14. Februar 2021.
  7. K. Fels, A. Fels: Fettnäpfchenführer Japan: Die Axt im Chrysanthemenwald. 6. Auflage. 2012, ISBN 978-3-943176-24-7, S. 21.
  8. 1 2 Call to abandon wooden chopsticks. In: China Daily. 10. August 2007.
  9. 1 2 Tax On Chopsticks Shows Environmental Concern. Inter Press Service, 4. April 2006.
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