Die Vorderseite der Evangeliumskirche mit dem Haupteingang | |
Basisdaten | |
Konfession | evangelisch |
Ort | Berlin-Reinickendorf, Hausotterplatz 3, Deutschland |
Baugeschichte | |
Bauherr | Evangeliumsgemeinde |
Architekt | Karl Streckebach, Carl Theodor Brodführer |
Fertigstellung | 2. Advent 1956 |
52° 34′ 11″ N, 13° 22′ 33,8″ O |
Die von Karl Streckebach und Carl Theodor Brodführer entworfene Evangeliumskirche steht am Hausotterplatz 3 im Berliner Ortsteil Reinickendorf des gleichnamigen Bezirks, in der Nähe des Hausotterplatzes und der Hausotter-Grundschule.
Geschichte
Vorgeschichte
Die Geschichte der Evangeliumsgemeinde begann 1897, als in der Aula der neuen Volksschule am Hausotterplatz regelmäßig Gottesdienste der Gemeinde zusätzlich zu dem in der Dorfkirche Reinickendorf stattfanden. 1905 wurde in der Hausotterstraße 25 ein Gemeindehaus gebaut. Das Grundstück schenkte der Bauer Karl Ferdinand Hausotter der Kirchengemeinde. Das Gemeindehaus wurde als fünfter Pfarrbezirk der Gemeinde Reinickendorf in Dienst gestellt. Es wurde zunächst für Proben eines großen Chores sowie für Turn- und Sportübungen eines Jungmännervereins genutzt. Im Jahre 1925 bekam die Kirchengemeinde einen Kirchenchor. Während einer 50-Jahrfeier im Jahr 1933 fand der erste Kindergottesdienst statt. 1936 trennte sich die Bekenntnisgemeinde und feierte eigene Gottesdienste in der Nordbahnstraße 22. Im Jahre 1952 wurde eine Schwesterstation des Mutterhauses der Paul Gerhard Diakonissenschaft in Wedding. Die Gemeinde der heutigen Evangeliumskirche wurde erst am 1. April 1954 zusammen mit dem Kirchengemeinden Luther, und Segen von der Kirchengemeinde Alt-Reinickendorf abgeteilt. Im selben Jahr wurde das erste Gemeindeblatt herausgegeben.
Evangeliumskirche
Nach der Wahl des ersten Gemeindekirchenrates im Jahre 1955 beschloss dieser den Neubau einer Kirche. Die Grundsteinlegung der Kirche am Hausotterplatz konnte am 11. Juli 1955 stattfinden. Das Richtfest wurde am 28. November des gleichen Jahres gefeiert. Am 9. Dezember 1956 erfolgte die Einweihung mit dem Spruch „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen“.
Die Orgel mit zwei Manualen, Pedal und 16 Registern der Orgelbauwerkstatt von Karl Schuke ging am 17. Januar 1960 in Betrieb.
An der Nordwestecke wurde 1962 ein Anbau errichtet. Auch wurde das Gemeindehaus erweitert. 1973–1974 fand Umbauarbeiten im Form einer Generalüberholung der Orgel sowie einer Erneuerung der Beleuchtung statt. Am 23. Juni 1974 konnte die Kirche wieder in Gebrauch genommen werden. An der Kirche entstand 2011–2012 ein neuer Eingangsbereich, der von zwei Anbauten flankiert wird, ferner ein Gemeindezentrum. Das alte Gemeindezentrum wurde verkauft.
Die Gesamtkosten für den Kirchenumbau und die neue Integrationskita mit 55 Plätzen beliefen sich auf rund 1,5 Millionen Euro. Die Einweihung der Kita wurde am 1. April 2012 gefeiert.
Die künstlerische Ausstattung aus der Entstehungszeit blieb trotz verändernder Renovierungen in späteren Jahren im Wesentlichen erhalten.
Baubeschreibung
In den 1950er Jahren ist das Rechteck der vorherrschende Grundriss im Kirchenbau, welches das Prinzip der traditionellen Wegekirche im Sinne des Eisenacher Regulativs verkörpert, bei dem der Chor der Kirche gegen Sonnenaufgang liegt. Neben dem traditionellen Grundriss wurde vielfach auch eine konventionelle Konstruktionsweise gewählt. Charakteristisch für Streckebachs Bauten ist die asymmetrische Anordnung der von Stützen aus Stahl getragenen Empore auf nur einer Seite des Langhauses. Die mit einem Satteldach gedeckte Saalkirche ist ein Stahlbetonskelettbau mit zwei Anbauten, der nach Süden für die Sakristei und der nach Norden für das Taufbecken. Die Sparren des Dachstuhls sind innen sichtbar. Über den Kehlbalken befindet sich eine Flachdecke. Die Wände sind über einem Sockel aus roten Ziegeln sandfarben verputzt. An den Längswänden reichen die in Sichtbeton gerahmten Fenster bis fast zur Dachtraufe.
Innenausstattung
Kirchenkreuz
Das über dem Altar aufgehängte Eiserne Kreuz ist ein Geschenk der Firma Sachse & Co. aus der Residenzstraße. Ursprünglich sollte das Kreuz auf dem Kirchturm aufgestellt werden, mit einem Gewicht von ca. 700 kg war es für diesen jedoch zu schwer. Für den Kirchturm wurde anschließend ein leichteres Kreuz gefertigt, welche später mit Blattgold überzogen wurde.
Altarbilder
Auf dem Altar sind insgesamt sechs Reliefbilder eingelassen. Sie tragen die Titel: „Jesus zieht in Jerusalem ein“, „Brot und Kelch“, „Das Osterlam“, „Der offene Sarg“, „Die Füße des Auferstandenen“, „Die Pfingstaube“.
Kirchenglocken
Seitlich vom Eingang steht ein teilweise offener Glockenturm aus zwei Wandscheiben, der ebenfalls mit einem Satteldach gedeckt ist. In der Läutemaschine der Glockenstube, die Böttcher und Klapper herstellte, hingen zunächst drei Gussstahlglocken. Sie wurden für 15.385 Mark durch ein Glockengeläut aus drei Bronzeglocken aus der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock ersetzt, das am 3. Oktober 1965 geweiht wurde.
Schlagton | Gewicht | Durchmesser | Höhe | Krone | Text der Bibel | Inschrift |
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a' | 450 kg | 92 cm | 74 cm | 15 cm | (Hebräer 3,7-8 ) | Heute, so ihr hören werdet seine Stimme, so verstocket eure Herzen nicht. |
h' | 310 kg | 81 cm | 66 cm | 14 cm | (Jakobus 1,22 ) | Seid Täter des Wortes und nicht Hörer allein, dadurch ihr euch selbst betrüget. |
d" | 180 kg | 67 cm | 55 cm | 12 cm | (Johannes 3,1 ) | Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Kinder Gottes sollen heißen. |
Literatur
- Evangenkiumskirchengemeinde (Hrsg.): Festschrift. 60 Jahre Evangliumskirche. Berlin 2016.
- Christine Goetz und Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Kirchen Berlin Potsdam. Berlin 2003.
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
- Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.
- Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Berlin 1987.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Einweihungsgottesdienst in der Evangeliumskirche am Hausotterplatz 3 in Reinickendorf.
- ↑ Evangenkiumskirchengemeinde (Hrsg.): Festschrift. 60 Jahre Evangliumskirche. Berlin 2016, S. 15.
- ↑ Evangenkiumskirchengemeinde (Hrsg.): Festschrift. 60 Jahre Evangliumskirche. Berlin 2016, S. 16.