GR ist das Kürzel für den Kanton Graubünden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Fürstenau (Begriffsklärung)ff zu vermeiden.
Fürstenau
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Viamala
BFS-Nr.: 3633i1f3f4
Postleitzahl: 7414
Koordinaten:753759 / 176281
Höhe: 650 m ü. M.
Höhenbereich: 640–786 m ü. M.
Fläche: 1,32 km²
Einwohner: 351 (31. Dezember 2022)
Einwohnerdichte: 266 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
11,1 %
(31. Dezember 2022)
Website: fuerstenau.ch

Fürstenau

Lage der Gemeinde
ww

Fürstenau (rätoromanisch Farschno) ist eine politische Gemeinde in der Region Viamala des Schweizer Kantons Graubünden.

Geographie

Fürstenau besteht aus dem historischen Städtchen Fürstenau und dem Ortsteil Fürstenaubruck über dem Zusammenfluss von Hinterrhein und Albula. Fürstenau ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung eingetragen.

Geschichte

Mairaus, der alte Name von Fürstenau, wird urkundlich erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erwähnt. Der neue Name ist erstmals 1257 mit Fürstinowe belegt. Fürst bezieht sich hier auf den Bischof von Chur, in dessen Eigentum der Meierhof von Fürstenau war. Der Name wurde erst später auch auf die danach erbaute Burg übertragen.

Fürstenau war einst eine Gerichtsgemeinde des Hochgerichts Domleschg, welche die Gemeinden Sils (bis ins 15. Jahrhundert zu Schams gehörig), Scharans, Fürstenau und Almens bis zum Rietbach umfasste. Das Schloss war der Sitz des bischöflichen Landvogts, dem die hohe Gerichtsbarkeit über die Gerichte Fürstenau und Ortenstein, Obervaz und Heinzenberg zustand. Es war oft Residenz der Bischöfe von Chur und Versammlungsort des Gotteshausbundes. So tagte u. a. hier 1464 ein Schiedsgericht in Anständen zwischen dem Bistum und Herzog Siegmund (Österreich-Tirol) wegen des Unterengadins. 1468 versammelten sich daselbst Abgeordnete des ganzen Gotteshausbundes, um dem Bischof eine Art Verfassung aufzunötigen. Im 17. Jahrhundert wohnte der Geschichtsschreiber Fortunat von Juvalta in Fürstenau.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr1803185018601888190019301950198019902000200520162020
Einwohner107304244316235200253198271311329345350

Eine erste Auswandererwelle gab es zwischen 1850 und 1860. Die Bevölkerung sank damals innert eines Jahrzehnts um 19,74 %. Danach wuchs die Einwohnerzahl ununterbrochen an bis ins Jahr 1888, als 316 Bewohner gezählt wurden (1860–1888: + 29,51 %). Zwei weitere Auswandererwellen zwischen 1888 und 1900 sowie 1910 und 1930 liessen die Bevölkerung auf ein historisches Zwischentief von 200 Personen im Jahr 1930 sinken (1888–1930: −36,71 %). Danach kam es zu einem starken Wachstum bis 1950, gefolgt von einer letzten Auswanderungswelle zwischen 1950 und 1980. Nach dem historischen Tief von 1980 wuchs die Bevölkerung rasch an.

Grund hierfür sind die schöne Landschaft kombiniert mit einer guten Verkehrsanbindung (Schiene, Autobahn). Die jungen Leute aus dem Dorf bleiben und pendeln, statt Fürstenau zu verlassen. Gleichzeitig ziehen viele „Unterländer“ zu.

Sprachen

Ursprünglich sprachen die Bewohner als Umgangssprache Sutselvisch, eine Mundart des Bündnerromanischen. Doch schon früh gingen die Bewohner zur deutschen Sprache über. Während 1880 noch 20 % der Bevölkerung romanischer Muttersprache waren – und dies bis 1900 so blieb – sank der Anteil 1910 auf 14 % und 1941 auf 11 %. Seither sank er stetig weiter. Die Gemeinde ist heutzutage nahezu völlig deutschsprachig. Dies belegt auch folgende Tabelle:

Sprachen in Fürstenau GR
SprachenVolkszählung 1980Volkszählung 1990Volkszählung 2000
AnzahlAnteilAnzahlAnteilAnzahlAnteil
Deutsch17085,86 %24389,66 %28792,28 %
Rätoromanisch136,57 %155,54 %103,22 %
Italienisch105,05 %41,48 %61,93 %
Einwohner198100 %271100 %311100 %

Herkunft und Nationalität

Von den 329 Bewohnern am Ende des Jahres 2005 waren 303 (= 92,10 %) Schweizer Staatsangehörige.

Sehenswürdigkeiten

Seit dem 19. Jahrhundert ist das Burgstädtchen Fürstenau baulich fast unverändert geblieben und ist deshalb als Ensemble eine Sehenswürdigkeit. Daneben besonders zu erwähnen sind:

Literatur

  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940.
  • Markus Rischgasser: Fürstenau – Stadt im Kleinstformat (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 697, Serie 70). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2001, ISBN 3-85782-697-5.
  • Jürg Simonett: Fürstenau. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. August 2005.
Commons: Fürstenau GR – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Edgar Bonjour: Fortunat von Juvalta. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 9. Oktober 2008.
  6. C. Jecklin: Fürstenau. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 3. Paul Attinger, Neuenburg 1926, S. 355, 356 (FDP Digitalisat).
  7. Jürg Simonett: Fürstenau. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. August 2005.
  8. Haus Stoffel (Foto) auf baukultur.gr.ch
  9. Casa Aperta (Foto) auf baukultur.gr.ch
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