Franz Josef Denzinger, ab 1891 Ritter von Denzinger, (* 24. Februar 1821 in Lüttich; † 14. Februar 1894 in Nürnberg) war ein deutscher Architekt und Kirchenbaumeister. Zu seinen Werken gehören zahlreiche Kirchen, u. a. die beiden Dome in Regensburg und Frankfurt am Main.

Leben

Ausbildung

Franz Josef Denzinger wurde in Lüttich als Sohn des Universitätsprofessors für Philosophie Ignaz Denzinger (1782–1862) und dessen Ehefrau Marie Thekla geb. Molitor geboren. Sein Bruder war der Theologe Heinrich Denzinger. Die Familie übersiedelte 1831 nach Würzburg, wo der Sohn das Gymnasium besuchte und anschließend an der Julius-Maximilians-Universität, wo sein Vater als ordentlicher Professor lehrte, die allgemeinen Wissenschaften studierte. Ab 1842/43 studierte er Ingenieurwissenschaften an der Königlichen Polytechnischen Akademie zu München, sowie Architektur an der Akademie der bildenden Künste. 1846 schloss er seine Ausbildung mit der Staatsprüfung als Ingenieur für den Staatsbaudienst für Straßen-, Brücken- und Wasserbau ab, 1847 ergänzt mit der Prüfung als Architekt für Zivilbau.

Stationen Bayern, Regensburg

Zunächst arbeitete er für vier Jahre als Ingenieur in Donauwörth, Augsburg, Würzburg, Bad Kissingen, Bad Reichenhall, und München. 1854 wurde er als Bauingenieur nach Bamberg berufen, aber noch vor Antritt der Stelle als Zivilbauingenieur nach Regensburg gesandt, wo er die räumliche Nutzung des dann von der Stadt 1856 erworbenen Thon-Dittmer-Palais begutachten und bewerten musste.

Das Jahr 1855 nutzte Denzinger für eine Studienreise durch die österreichischen und deutschen Staaten aber auch nach Frankreich, Belgien und in die Schweiz. Noch im gleichen Jahr heiratete er in Regensburg Hedwig Magdalena Genofeva von Stefenelli und erstellte in den Folgejahren den Neubau eines chemischen Laboratoriums in Erlangen.

Entscheidend für seine Karriere wurde seine Ernennung zum Beamten an der königlichen Baubehörde in Regensburg im Jahr 1858 und im Folgejahr die Bestellung zum Dombaumeister in Regensburg durch Bischof Ignatius von Senestrey. Der neue Bischof hatte sich schon am Beginn seiner Amtszeit die Vollendung des mittelalterlichen Regensburger Doms durch den Ausbau der beiden Domtürme zum Ziel gesetzt. Dazu hatte ihn sowohl König Maximilian II. als auch dessen 1848 abgedankter Vater Ludwig I. gedrängt, denn seit 1810 war der Dom Eigentum des Königreichs Bayern. Zur Finanzierung des Baus wurde ein Dombauverein gegründet. Nach heftigen internen Auseinandersetzungen zwischen der staatlichen Baubehörde und dem Dombaumeister über die vorliegenden Ausbaupläne, in die sich auch der Bischof vehement einmischte, wurde der Ausbau der Domtürme unter Leitung von Dombaumeister Denzinger nach dessen eigenen Entwürfen in den Jahren 1860 bis 1869 erreicht, immer begleitet von guten Wünschen seines Unterstützers und Gönners Ludwigs I. Dessen Wunsch, die Fertigstellung seines Doms noch zu erleben, wurde nicht erfüllt, weil er bereits 1868 verstarb. In den Baujahren war Denzinger auch noch mit Gutachten zu weiteren kirchlichen Bauprojekten in Ulm, Würzburg, Mainz, Bremerhaven und Partenkirchen beschäftigt. Er hatte sich in Fachkreisen großes Ansehen erworben und war Mitglied in vielen überregionalen Bau- und Gelehrtenausschüssen geworden.

Nach Abschluss der Arbeiten an den Regensburger Domtürmen wurde Denzinger im Juni 1869 zum Ehrenbürger von Regensburg ernannt und mit einigen Orden ausgezeichnet.

Station Frankfurt

1869 siedelte Denzinger nach Frankfurt am Main über, wo er bis 1877 als Dombaumeister den Wiederaufbau des 1867 niedergebrannten Domes leitete, wobei der Turm seine neue Spitze nach den Plänen des Dombaumeisters von 1415 Madern Gerthener erhielt. Während dieser Arbeiten betrieb er neben umfangreichen gutachterlichen Tätigkeiten auch noch am Regensburger Dom die Vollendung des Querschiffes mittels Querhausgiebeln und Vierungsdachreiter. Dabei ließ sich aber anstatt eines Vierungsturmes nach den mittelalterlichen Befunden nur ein hölzerner Dachreiter verwirklichen, der mit Zinkblech verkleidet wurde.

Endstation München

1879 kehrte Denzinger in den bayerischen Staatsdienst zurück, wurde Regierungs- und Kreisbaurat in Bayreuth und war weiterhin umfangreich gutachterlich tätig auf dem Gebiet des Kirchbaus. 1885 wurde Denzinger als Oberbaurat nach München berufen und trat 1891 in den Ruhestand. Zum Abschied aus dem Staatsdienst wurde er in den persönlichen Adelsstand erhoben. Am 14. Februar 1894 starb Denzinger überraschend an einem Schlaganfall auf einer Reise als Jurymitglied eines Architekturwettbewerbs in Nürnberg. Er wurde auf dem Alten Münchner Nordfriedhof beigesetzt.

Bedeutung und Ehrungen

Die wichtigsten Leistungen von Denzinger sind die Vollendungen der Dome in Regensburg und Frankfurt. In Regensburg wurde im Oktober 1897 von mehreren ortsansässigen Honoratioren ein Denkmal-Komitee gegründet, das sich zum Ziel setzte, für den „Geisteshelden Denzinger“ den „genialen Schöpfer der künstlerischen Vollendung der Mutterkirche des Bistums, unserer majestätischen Kathedrale“ ein Denkmal in Regensburg zu errichten. Nach 13 -jähriger Planung, nach vielen vergeblichen Standortsuchen und Entwürfen entschied man sich für eine kleine Gedenktafel mit Portraitmedaillon. Sie wurde östlich außen an der Südfassade des Doms angebracht und ist wohl den meisten Regensburgern bisher nicht aufgefallen, weil sie sehr unauffällig ist.

Denzinger galt als hervorragender Kenner der mittelalterlichen Architektur und wurde häufig als Gutachter bei Kirchenbauten oder -renovierungen zu Rate gezogen, u. a. bei: Ulmer Münster, Mainzer Dom, Katharinenkirche (Oppenheim), Würzburger Dom, Straßburger Münster, Kathedrale von Metz.

Er erhielt zahlreiche Ehrungen, u. a.

Für seine Verdienste wurde er mit mehreren Orden ausgezeichnet und beim Eintritt in den Ruhestand persönlich geadelt.

Weitere Werke (Auswahl)

Literatur

  • Julius Hülsen: Denzinger, Franz Josef Ritter von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 661–663.
  • Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4, S. 127, Nr. 709.
  • Ulrike Schubert: Denzinger, Franz Joseph. In: Allgemeines Künstlerlexikon, Saur-Verlag München Leipzig 2001, S. 200–201.
Commons: Franz Josef Denzinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Werner Chrobak: Das Thon Dittmer-Palais. In: Stadt Regensburg, Kulturreferat (Hrsg.): Kulturführer. Band 25. Stadt Regensburg, Regensburg 2019, ISBN 978-3-943222-55-5, S. 67 f.
  2. 1 2 3 4 Martin Dallmeier: Das Franz Josef von Denzinger-Denkmal in Regensburg. Ein langer Weg von einer Denkmalidee zur Gedenktafel (1897–1910). In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. Band 158. Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, 2018, ISSN 0342-2518, S. 142–146.
  3. Matthias Freitag: Regensburger Straßennamen. Mittelbayerische Verlagsgesellschaft mbH, Regensburg 1997, ISBN 3-931904-05-9, S. 43.
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