Frederic Durán-Jordà (* 25. April 1905 in Barcelona; † 30. März 1957 in Manchester) war ein spanischer Arzt und Hämatologe. Er entwickelte ein System, mit dem es möglich wurde, Blutkonserven in Kühlketten über weite Entfernungen zu transportieren.

Leben und Wirken

Frederic Durán-Jordà wurde am 25. April 1905 im Stadtteil La Barceloneta von Barcelona geboren. Seine Familie stammte ursprünglich aus Martorell. Frederic wollte Chemie studieren, musste sich aber auf Drängen des Vaters mit einem Medizinstudium zufriedengeben, das er 1922 aufnahm und im Juni 1928 abschloss.

Während seiner Graduierung arbeitete er im Labor der Klinik für Verdauungskrankheiten des „Hospital Clínico y Provincial de Barcelona.“ Später wurde er Direktor des „Instituto Frenopático“ in Les Corts, eine Position, die er bis zum Ende des Spanischen Bürgerkrieges (1939) innehatte.

Entwicklung der Transfusions-Technik 1900–1936
1901Karl Landsteiner entdeckte das AB0-Blutgruppensystem. Im Jahre 1930 erhielt er für diese Entdeckung den Nobelpreis.
1902Alfred von Decastello (1872–1960) und Adriano Sturli (1873–1964) entdeckten die vierte Bluthauptgruppe AB.
1907Ludvig Hektoen (1863–1951) schlug den Kreuztest als Verträglichkeitstest vor, um unverträgliche Kombinationen auszuschließen. In der Folge erkannte Reuben Ottenberg, dass die Gruppe 0 als Universalspender dienen kann.
1914Luis Agote vom Hospital Rawson de Buenos Aires (Argentinien) wendete am 9. November 1914 erfolgreich eine mit Citratlösung haltbar gemachte Blutkonserve an.
1925Karl Landsteiner entdeckte zusammen mit Phillip Levine drei weitere Blutgruppen: N, M und P.
1930Der russische Chirurg Sergei Sergejewitsch Judin entwickelte 1930 am Sklifosovsky-Institut in Moskau ein Verfahren, mit dem das Blut von kürzlich Verstorbenen für die Transfusion haltbar gemacht werden konnte. Bis 1938 hatte er 2.500 Transfusionen mit dem Blut Verstorbener durchgeführt. Sieben dieser Transfusionen verliefen tödlich und bei 125 zeigten sich leichte Reaktionen wie Fieber und Schüttelfrost.
1936In Barcelona entwickelte Frederic Durán-Jordà einen Bluttransfusionsdienst, der es ermöglichte, Blutkonserven in Kühlketten über lange Distanzen zu transportieren.

Als im Juli 1936 der Spanische Bürgerkrieg begann, behandelte Frederic Durán-Jordà Verletzte im Krankenhaus Nummer 18 am Berg Montjuïc in einem Vorort von Barcelona. Die Transfusionen wurden in Barcelona zu dieser Zeit nach der Arm-zu-Arm-Methode durchgeführt. Duran musste feststellen, dass die zur Transfusion benötigten Blutmengen durch direkte Transfusion nicht gedeckt werden konnten. Außerdem erreichten ihn Hilferufe von der Aragon-Front, aus denen hervorging, dass dort Blut zur Notfallversorgung von Verwundeten nicht zur Verfügung stand. Mit Unterstützung durch den Gesundheitsdienst der Republikanischen Armee und durch die Generalitat de Catalunya baute er einen Transfusionsdienst auf, der es ermöglichte, Blutkonserven zu lagern und in Kühlketten bis an die Front zu transportieren.

Als im Februar 1939 Francos Truppen Katalonien besetzten, floh Frederic Durán-Jordà nach London. Er folgte dabei einer Einladung des Britischen Roten Kreuzes. Diese Einladung wurde durch die Ärztin Janet Vaughan unterstützt. Janet Vaughan interessierte sich für die Lagerung von Blutkonserven, und sie hatte von Frederic Durán-Jordàs Arbeit in Barcelona erfahren. In London lebte er in der Familie Vaughan und er gab die von ihm in Barcelona entwickelten Techniken weiter.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Frederic Durán-Jordà nach Manchester, wo er zunächst als Pathologe arbeitete und schließlich Direktor der Pathologieabteilung des „Hall Children's Hospital“ und des „Monsall Hospital“ wurde. Er starb 1957 an Leukämie.

Zeitschriftenartikel

  • Revista de sanidad de guerra
    • 8 (1937), S. 307–321, Frederic Durán-Jordà : El Servicio de Transfusión de Sangre de Barcelona. Técnicas y Utillaje
    • 8 (1937), S. 322–328, Frederic Durán-Jordà : La transfusión de sangre citratada conservada. El problema de la dosis
    • 8 (1937), S. 329–330, Frederic Durán-Jordà zusammen mit C. Margarit Aleu : Contribución al estudio del metabolismo in vitro de sangre citratada-conservada. Estudio sobre la cifra de hematíes, leucocitos y hemoglobina
    • 8 (1937), S. 335–339, Frederic Durán-Jordà zusammen mit Sardà Roca : Contribución al estudio del metabolismo in vitro de la sangre citratada-conservada. La resistencia globular del hematie
    • 8 (1937), S. 340–343, Frederic Durán-Jordà : Contribución al estudio del metabolismo in vitro de la sangre citratada-conservada. La destrucción leucocitaria
    • 8 (1937), S. 344–347, Frederic Durán-Jordà : Contribución al estudio in vitro de la sangre citratada-conservada. La destrucción del complemento
    • 8 (1937), S. 348–351, Frederic Durán-Jordà : Contribución al estudio del metabolismo in vitro de la sangre citratada-conservada. Los procesos de glucolisis
    • 8 (1937), S. 352–354, Frederic Durán-Jordà : Contribución al estudio del metabolismo in vitro de la sangre citratada-conservada. El metabolismo de la urea
    • 8 (1937), S. 355–357, Frederic Durán-Jordà zusammen mit V. Villaró Closa : Contribución al estudio del metabolismo in vitro de la sangre citratada-conservada. La acción amidolítica
  • La Medicina Catalana
    • 7 (1936), S. 45–46, Frederic Durán-Jordà : El Servicio de Tranfusió de sang al front. Organització i utillatge
  • The lancet
    • 233 (1939), S. 773–77, Frederic Durán-Jordà : The Barcelona blood-transfusion service

Literatur

  • M. R. L’organisation des services de transfusion au front d’Aragon. In: Internationales ärztliches Bulletin, 4. Jg. (1937), Heft 4–5 (Mai–Juni), S. 43–45. Hier insbesondere S. 45 (Digitalisat)
  • Miguel Lozano, Joan Cid: Frederic Duran-Jorda: A Transfusion Medicine Pioneer. In: Transfusion Medicine Reviews. Band 21 (2007), S. 75–81 (Digitalisat)
  • William H. Schneider: Blood transfusion between the wars. In: Journal of the history of medicine. 58 (2003), S. 187–224

Einzelnachweise

  1. vgl. Loris Premuda: Adriano Sturli (1873–1964) als Forscher und Arzt. In: Christa Habrich, Frank Marguth, Jörn Henning Wolf (Hrsg.) unter Mitarbeit von Renate Wittern: Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke zum sechzigsten Geburtstag. München 1978 (= Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe. Band 7/8), ISBN 3-87239-046-5, S. 327–340, hier: S. 331–332.
  2. Bei seinen Besuchen in der Sowjetunion (1935, 36 und 38) hatte Henry E. Sigerist erfahren, dass im Moskauer Sklifosovsky-Institut Verstorbenen Blut entnommen und zur Wiederverwendung gekühlt aufbewahrt wurde. Sigerist war Augenzeuge, wie das Blut eines Erhängten zu diesem Zweck gewonnen wurde. (Henry E. Sigerist. Socialised Medicine in the Soviet Union. With a Foreword by Sidney Webb. Victor Gollancz, London 1937, S. 303: „… When I was visiting the Sklifasovski Hospital for Traumatic Diseases in Moscow, the corps of a man who had just committed suicide by hanging was brought in and I had the opportunity to see how blood was taken from cadavers to serve for transfusion. …“)
  3. M. R. L’organisation des services de transfusion au front d’Aragon. In: Internationales ärztliches Bulletin, 4. Jg. (1937), Heft 4–5 (Mai-Juni), S. 43–45 (Digitalisat)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.