Friederike Freddie Luise Prinzessin von Hannover, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg (auch Friederica Luise; * 18. April 1917 in Blankenburg (Harz) als Friederike Luise Thyra Victoria Margarita Sophia Olga Cecilia Isabella Christa; † 6. Februar 1981 in Madrid) war von 1947 bis 1964 Königin von Griechenland. Einerseits war ihr Wirken durch soziales Engagement geprägt, ihre spätere politische Einflussnahme beschädigte jedoch nachhaltig ihren Ruf.

Leben

Kindheit und Jugend

Friederike von Hannover wurde als einzige Tochter von Herzog Ernst August von Braunschweig (1887–1953) und dessen Gemahlin Viktoria Luise (1892–1980), der Tochter Kaiser Wilhelms II., im Kleinen Schloss in Blankenburg geboren. Dort und im österreichischen Gmunden verlebte sie ihre Kindheit. Ihr Studium absolvierte sie in England und Florenz.

Aktivitäten im Nationalsozialismus

Wie ihre Eltern unterstützte auch Friederike die nationalsozialistische Ideologie. „Sie wurde in der NS-Presse besonders gelobt, da sie im Arbeitsdienst ihre Pflicht tat „wie eine ganz gewöhnliche Deutsche“.“

1935 nahm sie mit ihrer Mutter Viktoria Luise an einem Treffen in Hitlers Wohnung in München teil, bei dem auch Joseph Goebbels, Joachim von Ribbentrop, Winifred Wagner und der englische Faschistenführer Oswald Mosley anwesend waren.

Hitlers Plan, sie mit dem Fürsten von Wales zu verheiraten, schlug fehl. Anlässlich ihrer Verlobung mit Prinz Paul von Griechenland versicherte sie ihren Freunden, „sie würde im Ausland viel für das Dritte Reich leisten können.“

Ehe

Im Januar 1938 heirateten sie und Paul von Griechenland, den sie bereits in Florenz kennengelernt hatte. Paul und sein bis 1947 regierender Bruder Georg waren Söhne von Konstantin I. von Griechenland und Prinzessin Sophie von Preußen, der Schwester Kaiser Wilhelms II. Friederike heiratete also ihren Onkel 2. Grades, einen Cousin ihrer Mutter. Während sie in Deutschland noch Mitglied im Bund Deutscher Mädel gewesen war, stellte sie sich in Griechenland während des Krieges gegen das „Dritte Reich“ und betrachtete einen möglichen Beitritt Griechenlands zu den Achsenmächten als widersprüchlich zu den griechischen Interessen. Das Thronfolger-Paar verbrachte den Zweiten Weltkrieg im südafrikanischen Exil.

Königin von Griechenland

Paul folgte am 1. April 1947 seinem Bruder Georg II. auf den Königsthron, mitten während des Griechischen Bürgerkriegs (1946–1949). Im Aufbau eines Sozialwerkes (Gründung von Schwestern-Ausbildungsstätten, Kinderheimen, Landwirtschaftsschulen) konnte Königin Friederike sich Anerkennung erwerben. Finanziert wurde der Fonds auch durch Steuern, die etwa beim Kauf von Fahrzeugen fällig wurden. Die Verteilung der Gelder bestimmte Friederike allein. In 51 Kinderdörfern konnte dank ihres Engagements 20.000 Kindern eine Schul- und Berufsausbildung geboten werden, hierfür warb Friederike auch im Ausland um Spenden.

Ihre Aktivitäten beschränkten sich jedoch nicht auf den sozialen Bereich. In Korrespondenz mit Politikern und einflussreichen Persönlichkeiten konnte sie zwar viele Sympathien für Griechenland gewinnen, später nahm sie aber auf eine rechtlich fragwürdige, oft als verfassungswidrig bezeichnete Weise Einfluss auf die Politik. So nutzte sie die Ernennung von Regierungen als Machtinstrumentarium. Kritischen Politikern wurde trotz Zustimmung des Parlaments die Ernennung verweigert, da sie fürchtete, dass diese die Monarchie in Frage stellen könnten. So wurde ihr auch das Zerwürfnis des Ministerpräsidenten Konstantinos Karamanlis mit König Paul angelastet, das im Jahre 1963 Ausgangspunkt instabiler und krisenhafter Jahre wurde. Zu Lebzeiten ihres Mannes wurde gespottet, dass sie mit ihren 1,60 m ihren 1,90 m messenden Ehemann überrage. Nach dessen Tod 1964 wurde ihr von Ministerpräsident Georgios Papandreou nahegelegt, sich auf ihren Landsitz im österreichischen Salzkammergut zurückzuziehen und die jährliche Staatsrente von umgerechnet 400.000 Mark in Anspruch zu nehmen.

Ebenso umstritten ist ihr Engagement bei der Errichtung von „Umerziehungslagern“ für Kommunisten Ende der vierziger Jahre in Griechenland.

Exil

Nach dem gescheiterten Gegenputsch ihres Sohnes König Konstantin II. gegen die Militärjunta im Dezember 1967 verließ sie Griechenland. Nach dem Ende der Militärherrschaft fand 1974 eine Volksabstimmung über die Staatsform statt. Konstantin versprach, seine Mutter künftig aus dem Lande und dem politischen Leben Griechenlands fernzuhalten; dennoch stimmten mehr als zwei Drittel für die Abschaffung der Monarchie. Friederike lebte im spanischen Exil (ihre Tochter Sophia war als Gemahlin von Juan Carlos I. spanische Königin), wo sie während einer Augenlidoperation an Herzversagen starb. Sie wurde in Griechenland auf dem Königlichen Friedhof in Tatoi begraben.

Vorfahren

 
 
 
 
 
Georg V. König von Hannover (1819–1878)
 
 
 
 
Ernst August von Hannover (1845–1923)
 
 
 
 
 
Marie von Sachsen-Altenburg (1818–1907)
 
 
 
Ernst August von Hannover (1887–1953)
 
 
 
 
 
 
Christian IX. König von Dänemark (1818–1906)
 
 
 
Thyra von Dänemark (1853–1933)
 
 
 
 
 
Louise von Hessen (1817–1898)
 
 
 
Friederike von Hannover
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich III. Deutscher Kaiser (1831–1888)
 
 
 
Wilhelm II. Deutscher Kaiser (1859–1941)
 
 
 
 
 
Victoria von Großbritannien und Irland (1840–1901), Princess Royal
 
 
 
Viktoria Luise von Preußen (1892–1980)
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein (1829–1880)
 
 
 
Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1858–1921)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg (1835–1900)
 
 

Nachkommen

Der im Jahr 1938 geschlossenen Ehe mit Prinz Paul von Griechenland, dem späteren König Paul I., entstammen drei Kinder:

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • Königin Friederike der Hellenen. Aus d. Engl. übertr. von Annette Dreikandt. Wunderlich Leins, Stuttgart 1971 (Autobiografie).
  • Friederike Luise, In: Internationales Biographisches Archiv. 23/1981 vom 25. Mai 1981, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  • Carl Friedrich von Weizsäcker: Friederike von Griechenland (1981). In: Carl Friedrich von Weizsäcker: Wahrnehmung der Neuzeit. S. 171–177. Hanser, München 1983, ISBN 3-446-13856-0.
Commons: Friederike von Hannover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Bleibt im Lande. In: Der Spiegel. Nr. 41, 1964 (online).
  2. 1 2 3 Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S. 174.
  3. Brigitte Hamann, Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth, München, Piper 2013, ISBN 978-3-492-30188-6, S. 303
  4. https://taz.de/Hohenzollern-und-Nationalsozialismus/!5744017/, zuletzt aufgerufen am 23. Oktober 2021
  5. Theo Sommer: Prinzenhochzeit, Pomp und Politik. In: Die Zeit, Nr. 20/1962 (zeit.de).
  6. Krise in Griechenland. In: Die Zeit. Nr. 25/1963.
  7. Richard Clogg: Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert. Köln 1997, ISBN 3-923889-13-7, S. 193, 268.
  8. Leserbrief von Asteris Koutoulas an Marion Gräfin Dönhoff betreffend den Artikel Vor vierzig Jahren – 13. September 1951 In: Die Zeit. 12. September 1991.
  9. W. J. P. Curley: Monarchs In Waiting. London 1975, ISBN 0-09-122310-5, S. 42. (englisch).
  10. Wolfgang Saxon: FREDERIKA, GREEK QUEEN MOTHER; IN MADRID HOSPITAL AS AN EXILE. In: The New York Times. 7. Februar 1981, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 22. Oktober 2021]).
VorgängerinAmtNachfolgerin
Elisabeth von RumänienKönigin von Griechenland
1947–1964
Anne-Marie von Dänemark
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