Friedrich Adalbert Eduard „Fritz“ Heitmann (* 27. Oktober 1853 in Ahlen, Westfalen; † 13. August 1921 in Königsberg, Ostpreußen) war ein deutscher Architekt, der vor allem Kirchenbauten in Ostpreußen schuf.

Leben

Heitmann besuchte das Gymnasium im westfälischen Coesfeld bis zur Unterprima und studierte anschließend an der Fachschule des Technikums in Frankenberg in Sachsen. Er legte 1875 die Abschlussprüfung ab. Nach dem Militärdienst war er als Vermessungsgehilfe in Anklam tätig.

Für Anklam errichtete er auch das Postamt, nachdem er 1877 in den Dienst der Kaiserlichen Reichspost- und Telegrafen-Verwaltung eingetreten war. Er entwarf auch die Bauten für Postämter in Leipzig, Swinemünde und Rostock. 1886 wurde er an die Oberpostdirektion Königsberg berufen, er war bis 1886 mit Postbauten in Gumbinnen und Pillau beauftragt. In den Folgejahren führte er zusammen mit dem Landesdenkmalpfleger und Provinzialkonservator Adolf Bötticher (1842–1902) eine Bestandsaufnahme der Bau- und Kunstdenkmäler Ostpreußens durch.

Gemeinsam mit seinem Freund und Baurat Joseph Kretschmann machte er sich in Königsberg selbständig und gründete 1898 die Königsberger Immobilien- und Baugesellschaft, die die Villenkolonie in Amalienau baute (darunter sein eigenes Wohnhaus).

Als Hauptmann der Landwehr zog er 1914 für einige Monate in den Ersten Weltkrieg. Durch seine Kriegsteilnahme wurde er berufsunfähig und musste aus Finanznot seine Villa Kastanienallee 12 veräußern. Er wohnte danach im Pfarrhaus der St.-Adalbert-Kapelle, wo er am 13. August 1921 starb. Er hinterließ drei Töchter und den Sohn Wynrich. Sein Enkel, der promovierte Jurist Dr. Heinrich Heitmann, ehemaliger BMW-Vorstand, bereitet 2001 seinen Ruhestand vor.

Der Zeit entsprechend verwendete er historistische Bauformen, vorzugsweise der Neugotik und der Neuromanik in Backsteinbauweise nach dem Vorbild mittelalterlicher Deutschordens-Architektur.

Auszeichnungen

Heitmann wurde 1901 mit dem preußischen Kronenorden IV. Klasse ausgezeichnet, Kaiser Wilhelm II. übergab den Orden anlässlich der Einweihung der Luisenkirche. 1914 erhielt er den Ehrentitel Königlicher Baurat für seine Verdienste um das öffentliche Bauwesen. Papst Pius X. verlieh ihm das Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice wegen seiner vielen Kirchenbauten. Als Soldat erhielt er Ende 1914 oder Anfang 1915 das Eiserne Kreuz II. Klasse.

Bauten (Auswahl)

Friedrich Heitmann baute zunächst Postämter, später zahlreiche katholische und einige evangelische Kirchen im Ermland, in Königsberg und anderen Orten in Ostpreußen. Nicht mehr vorhandene Bauten sind kursiv gesetzt.

JahrOrtGebäudeBildBemerkungen
nach 1877 Anklam, Vorpommern Postamt
zwischen 1878 und 1885 Leipzig Postamt
zwischen 1878 und 1885 Swinemünde, heute Świnoujście, Vorpommern Postamt
zwischen 1878 und 1885 Rostock Postamt
1886–1887 Gumbinnen, heute Gussew Postamt
nach 1886 Pillau, heute Baltijsk Postamt
1892 Lipowitz, heute Lipowiec Katholische St.-Valentin-Kirche neugotisch
1892–1896 Groß Kleeberg, heute Klebark Wielki Katholische Kirche neugotisch
1894–1896 Braunswalde, heute Brąswałd Katholische Kirche neugotisch
1895–1896 Rastenburg, heute Kętrzyn St.-Katharinen-Kirche neugotisch
1895–1896 Königsberg, heute Kaliningrad Palaestra Albertina neugotisch, heute Schwimm- und Sporteinrichtung der Baltischen Flotte
1893–1897 Diwitten, heute Dywity Katholische Kirche neugotisch
1897–1899 Kobulten, heute Kobułty Katholische Kirche neugotisch
1899–1901 Königsberg-Amalienau Evangelische Königin-Luise-Gedächtniskirche an der Lawsker Allee neuromanisch, heute Puppentheater
1901–1902 Königsberg Hauptpostamt und Telegrafenamt am Gesekusplatz neugotisch
1901–1903 Allenstein, heute Olsztyn Herz-Jesu-Kirche neugotisch, sein größter Kirchenbau im heutigen Polen
1901–1903 Groß Friedrichsdorf, heute Gastellowo Evangelische Kirche wahrscheinlich unrichtige Zuschreibung
1902–1904 Königsberg-Amalienau Adalbertskapelle neugotisch, heute orthodox
um 1904 Königsberg-Amalienau Villen mehrere Villen in Amalienau, an dessen Entstehung Heitmann maßgeblich beteiligt war; Villa Heitmann für sich selbst, Villa Grenz (1905)
1904 Königsberg Jüdisches Waisenhaus als bauleitender Architekt, nach Entwürfen von Fritz Behrendt, erhalten
1904 Tapiau, heute Gwardejsk Katholische St.-Josephs-Kirche bzw. Kapelle heute als Geschäft genutzt
1905 Königsberg-Amilienau, heute Kaliningrad Wohnhaus Grenz Reformarchitektur
1904–1907 Königsberg-Haberberg Katholische Kirche zur Heiligen Familie neugotisch, heute Philharmonie
1908–1910 Süßenthal, heute Sętal Katholische St.-Nikolai-Kirche neugotisch, Neubau, nachdem die bisherige Kirche 1908 abgebrannt war, 1911 Weihe
1909–1910 Pillau, heute Baltijsk Katholische Kirche Maria Meeresstern 1945 zerstört
1910 Königsberg Evangelische Lutherkirche auf dem Viehmarkt Neurenaissance / Neubarock, nach 1945 zerstört
1912 Insterburg, heute Tschernjachowsk Katholische St.-Bruno-Kirche neugotisch
1909–1913 Ponarth, heute Dimitrowo Katholisches Waisenhaus mit St.-Josephs-Kapelle Kapelle ist erhalten, Waisenhaus zerstört (es gab noch eine St.-Josephs-Kirche von 1930, die ebenfalls zerstört ist)
1910–1913 Groß Bössau, heute Biesowo Katholische Kirche neugotisch
1911–1913 Osterode, heute Ostróda Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Seligen Jungfrau Maria neugotische Erweiterung der bestehenden Kirche
1911–1913 Schönbrück, heute Sząbruk Katholische Kirche neubarocker Erweiterung der bestehenden Kirche
1912–1913 Allenstein, heute Olsztyn Katholische St.-Josef-Kirche neuromanisch
1913 Mohrungen, heute Morąg Kreiskrankenhaus erhalten?
1914 Jonkendorf, heute Jonkowo Katholische Kirche neugotische Erweiterung der Kirche
? Dietrichswalde, heute Gietrzwałd Katholische Kapelle (?) möglicherweise eine der kleinen Kapellen in dem Wallfahrtsort (nicht die große Kirche und die große Kapelle, die 1877 gebaut wurde)

Weitere Bauten waren

  • Kreishaus in Gerdauen
  • Krankenhaus in Gerdauen
  • Kreishaus in Braunsberg
  • verschiedene Gutshäuser auf dem Land

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Gause: Heitmann, Fritz. In: Altpreußische Biographie. Band 3, Marburg 1975, ISBN 3-7708-0504-6, S. 947.
  • Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
  • Baldur Köster: Königsberg. Architektur aus deutscher Zeit. Husum Druck, Husum 2000, ISBN 3-88042-923-5.
  • Richard Armstedt: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Stuttgart 1899.
  • Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preussen. 3 Bände. Böhlau, Köln 1996, ISBN 3-412-08896-X.
  • Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Carl Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20619-1.
  • Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Zwischen Memel und frischem Haff. Trescher, Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-X.
Commons: Friedrich Heitmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Heitmann. In: Structurae, abgerufen am 14. Mai 2018.
  2. Historisches Architektenregister
  3. 1 2 Ostpreußen: 27.10.2013. Der Architekt Fritz Heitmann hat heute seinen 160. Geburtstag. auf www.ostpreussen.net online
  4. Robert Albinus: Königsberg Lexikon
  5. Centralblatt der Bauverwaltung, 21. Jahrgang 1901, Nr. 79 (vom 5. Oktober 1901), S. 481.
  6. Zentralblatt der Bauverwaltung, 35. Jahrgang 1915, Nr. 3 (vom 9. Januar 1915), S. 13.
  7. Auf dem Platz der ehemaligen Oberpostdirektion in Gumbinnen befindet sich heute ein modernes Kaufhaus
  8. Artikel: Gastellowo – Groß Friedrichsdorf bei ostpreussen.net, liegt nicht im Ermland und ist evangelische Dorfkirche !
  9. Nils Aschenbeck: Moderne Architektur in Ostpreußen. 1991, S. 1012 (ostpreussen.de [PDF; abgerufen am 30. Dezember 2012] mit ausführlicher Beschreibung der Villa Grenz).
  10. Aschenbeck, S. 10.
  11. Foto; und weitere Fotos bei Bildarchiv Ostpreussen
  12. Auf den Spuren der Linie Q 15. Ostpreußenblatt vom 10. November 2001, 10. Absatz, abgerufen am 31. Januar 2020.
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