Friedrich III. Johann Otto Franz Christian Philipp Fürst zu Salm-Kyrburg (* 13. Mai 1745, entweder in Henri-Chapelle (unweit Eupen, Herzogtum Limburg) oder Overijse bei Brüssel); † 24. Juli 1794 in Paris) war ein Wild- und Rheingraf sowie Fürst aus den Linien Obersalm bzw. Salm-Neufville des deutschen Adelsgeschlechtes Salm. Er war der älteste Sohn von Philipp Joseph zu Salm-Kyrburg und Maria Theresia, geborene von Horn. Moritz zu Salm-Kyrburg war sein Bruder, Amalie Zephyrine zu Salm-Kyrburg seine Schwester.
Nicht zu verwechseln ist Friedrich III. mit dem in holländischen Diensten stehenden Obristen Johann Friedrich von Salm-Grumbach, einem weitläufigen Verwandten, der 1787 in Utrecht ein Hauptkontingent der niederländischen Truppen unter dem Einfluss der Patriotten befehligte.
Leben
In den Jahren 1751 bis 1757 wurde Friedrich am Collège Louis-le-Grand in Paris erzogen, außerdem war er Schüler der Académie d’Angers. Mit 17 Jahren trat er in kaiserliche Militärdienste, wo er von 1763 bis 1771 diente. Dann wurde er Oberst in einem deutschen Truppenteil des Französischen Heers. Am 5. September 1778 stieg er zum Brigadier des armées du roi auf. 1779 wurde er als Erbe seines Vaters Philipp Joseph der 3. Fürst zu Salm-Kyrburg. 1781 heiratete er Johanna Franziska, die Tochter des Fürsten Karl Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen in Strassburg. Im selben Jahr wurde die erste Landes Lotterie von ihm priviligiert. Am 3. Oktober 1782 hatte er Abendessen mit John Adams und mehrere Holländische Diplomaten. Von seiner 1783 verstorbenen Mutter erbte Friedrich das Vermögen der Familie von Horn unweit Boxtel. Friedrich pflegte einen aufwendigen Lebensstil, der ihn in große Verschuldung führte.
Am 12. Juli 1782 wurde er Eigentümer eines großen Grundstücks, das er von Prince de Conti erwarb. Zwischen 1783 und 1788 ließ er an die Rue de Lille das klassizistische Hôtel de Salm errichten. Schon im nächsten Jahr wurden Probleme mit der Bedachung festgestellt. Friedrich III. verklagt später den Bauunternehmer, wohl um die Bezahlung der Arbeiten so lange wie möglich hinauszuzögern und einen Rabatt auf die Marktpreise zu erhalten. Im August 1785 wurden die Arbeiten erneut unterbrochen und von da an wurden die Bauarbeiten bis September 1788 nur noch sporadisch in kurzen Abständen wieder aufgenommen.
Der finanziell überforderte Fürst hatte den Marquis de Cavalcabò beauftragt, ihm bei der Beschaffung von Mitteln zu helfen. In Kirn baute er gleichzeitig ab 1782 eine fürstliche Sommerresidenz, das Schloss Amalienlust, aus mehreren Pavillons, Theater, Gesellschaftshaus und weiteren Bauten als ovale Gartenanlage. Drei Gebäude der klassizistischen Anlage, einen Entwarf von Denis Antoine, sind noch vorhanden, der Fürstenpavillon, der Pavillon für seine Schwester Amalie sowie das ehemalige Theater.
Französische Revolution
Friedrich III. trat am 18. Dezember 1786 aus dem Dienste Ludwigs XVI. aus. Später erklärte er hierzu, dass er „von einem verräterischen und plünderischen Hofe nichts annehmen“ wollte. Er schlug sich 1789 auf die Seite der Französischen Revolution. Im Oktober dieses Jahres wurde er unter Protektion des Marquis de La Fayette einstimmig zum Bataillonschef der Nationalgarde eines Jakobinerdistrikts gewählt. Unter der Begründung, „sie werde prätorianisch“, trat er jedoch im September 1790 wieder aus. Seine Frau, Fürstin Johanna Franziska, verstarb am 23. August 1790 und ist im Chorraum der evangelischen Kirche Kirn bestattet. Sie wurde nur 25 Jahre alt.
Sein Pariser Stadtpalais wurde ein Treffpunkt der Linken in der Konstituante. 1790 rief er als Besitzer der Standesherrschaft Hoorn in einem Sendschreiben an die Stände von Brabant diese zum Aufstand gegen Kaiser Leopold II. auf: „Erkläret doch in legaler und notorischer Weise, daß alle Souveränität im Volke ruht.“ Eine Pariser Zeitung schrieb hierzu: „Seine apostolische Epistel ist von missionsartigem Eifer und predigt die Lehre der Jakobiner in ihrer ganzen Reinheit. Er muntert die Belgier auf, die Prinzipien anzunehmen, die heute als die in einer Regierung einzig guten anerkannt seien. Er lädt sie zugleich ein, eine Gewalt zu konstituieren, die an die Stelle des überlebten gotischen Gebäudes die durch die modernen Vitruve Mably, Rousseau und die französische Gesetzgebung von 1789 vervollkommnete griechische und römische Architektur setzt. Liest man dies Glaubensbekenntnis und diese Wünsche des Fürsten zu Salm, so möchte man ihm Besitzungen wünschen, die ihm das Sitzrecht in den Reichsständen in allen Ländern der Erde wie in Brabant gäben.“
1790 verwitwet, trotz Verkaufs von Landesteilen von einem Schuldenberg belastet und einer von Kaiser Joseph II. einberufenen Untersuchungskommission bedrängt, schlug ihm sein Kammerdirektor und Berater Franz Xaver von Zwackh 1791 eine Ehe mit Friederike von Bretzenheim vor, der illegitimen Tochter des pfalzbayerischen Kurfürsten Karl Theodor. Diesen Vorschlag wies Friedrich III. als „Unverschämtheit“ zurück.
Im Dezember 1792 ließ Friedrich III. sich durch den Jakobiner Philippe Rühl im Nationalkonvent als „französischer Bürger“ annoncieren und verkünden, er erkenne die Volkssouveränität an. Im gleichen Monat reiste er mit seinem 3-jährigen Sohn ins Fürstentum Salm-Kyrburg und propagierte Prinzipien der Französischen Revolution. Im Rathaus von Kirn hob er am 14. Dezember 1792 unter anderem die Leibeigenschaft auf, eine Verfügung, die das Reichskammergericht am 27. Januar 1793 wieder revidierte. In einem Erlass vom 19. Dezember 1792 titulierte er sich „Friedrich, durch den ausdrücklichen Willen meiner Mitbürger Fürst zu Salm-Kyrburg“.
Schreckensherrschaft
Infolge des Gesetzes vom 9. Mai 1793 beschlagnahmte Frankreich seine Güter in Vimy, wogegen er unter Hinweis auf seine patriotische französische Gesinnung und den „Hass seiner Mitfürsten“ reklamierte. Charles-François Lebrun, der Außenminister, versicherte ihm sodann, dass die Republik ihre Freunde nicht verlassen und nicht vergessen werde, was sie für sie leiden. Friedrich ließ jedoch nicht locker und protestierte als „Bürger Friedrich von Salm-Kyrburg“ erneut. Am 26. Januar 1794 wurde auf Betreiben eines Revolutionsausschusses ein Haftbefehl gegen Friedrich und seine Schwester Amalie erlassen. Durch Verfügung des Sicherheitsausschusses vom 2. April 1794, unter anderem unterzeichnet von Rühl, wurde „der sogenannte Salm-Kirburg, deutscher Fürst“ in das Gefängnis Les Carmes überführt. Seine schreckliche Lage schilderte er in einem Briefwechsel mit seiner Schwester. Antoine Quentin Fouquier-Tinville nannte ihn in seiner Anklageakte „Salm, auswärtiger deutscher Fürst, der unter der Maske des Patriotismus nichts anderes ist als der versteckte Agent der deutschen Koalition gegen Frankreich“. Am 21. Juli 1794 wurde er in einer Gruppe von 54 Gefangenen von Carmes zur Conciergerie überführt. Am Folgetag stand er von dem Revolutionstribunal, das ihn in seiner Sitzung mit 49 anderen Personen als „Volksfeind“ zum Tode verurteilte.
Kurz nach seinem Freund Alexandre de Beauharnais starb er am 24. Juli 1794 an der Barrière du Trône durch die Guillotine, drei Tage vor dem Ende der Terrorherrschaft Maximilien de Robespierres. Die Nähe zur Gruppierung der Dantonisten wurde Salm wohl zum Verhängnis.
Mit über 1300 anderen Leichen wurden die Überreste Friedrichs in eine Grube geworfen. Anderntags ließ Friedrichs Schwester Amalie die Grube öffnen und versuchte ihren Bruder zu identifizieren. Weil dies misslang, kauft sie den blutgetränkten Boden mitsamt der Leichen und ließ ihn in einem Garten eines Augustinerklosters würdig bestatten. Zusammen mit anderen Adelsfamilien, deren Leichen sich ebenfalls in dem überführten Boden befanden, erwarb Amalie den Garten. Gemeinsam betrieben sie fortan den Privatfriedhof als Cimetière de Picpus. Zusammen mit ihrem Neffen, dem Fürsten Friedrich IV., ließ Amalie später dort ein Mausoleum als Grablege der Familie Salm-Kyrburg errichten.
Ehe und Nachkommen
Mit Johanna Franziska von Hohenzollern-Sigmaringen (Hochzeit 1781) hatte er vier Kinder:
- Philippine Friederike Wilhelmine (* 12. Juli 1783; † 4. Dezember 1786)
- Friedrich Heinrich Otto (* 7. April 1785; † 17. November 1786)
- Friedrich Emanuel Otto Ludwig Philipp Konrad (* 9. Oktober 1786; † 7. November 1786)
- Friedrich IV. (* 14. Dezember 1789; † 14. August 1859)
- ⚭ 1815 Cécile Rosalie Prévost, baronne de Bordeaux (1783–1866)
Siehe auch
Literatur
- Joachim Emig: Friedrich III. von Salm-Kyrburg (1745–1794). Ein deutscher Reichsfürst im Spannungsfeld zwischen Ancien régime und Revolution (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. 750). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1997, ISBN 3-631-31352-7 (zugleich: Universität Mainz, Dissertation, 1990).
- Arthur Kleinschmidt: Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen. 1789–1815. Perthes, Gotha 1912, S. 123 ff. (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Salm-Kyrburg, Friedrich Graf von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 28. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 133 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Sippe: Salm-Kyrburg, Webseite im Portal de.rodovid.org, abgerufen am 20. Februar 2021
- ↑ Joachim Emig, S. 20 f.
- ↑ Plan, Der von dem Durchlauchrigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friederich Johann Otto, regierenden Fürst zu Salm-Kyrburg, ... Rheingraf zum Stein, ... zum Schulen und Armen -Anstalte Besten, gnädigst privilegirten Ersten Landes-Lotterie
- ↑ https://www.masshist.org/digitaladams/archive/doc?id=D33
- ↑ Familienverband von Horn, Webseite im Portal vonhorn.info, abgerufen am 20. Februar 2021
- ↑ https://heemkundeboxtel.nl/wp-content/uploads/2017/02/kasteelStapelen.pdf
- ↑ Le Figaro, 13 avril 1913
- ↑ “From Antonio Francesco Salucci & fils and Other Offerers of Goods and Schemes, 20 August 1784,” Founders Online, National Archives, https://founders.archives.gov/documents/Franklin/01-43-02-0016. [Original source: The Papers of Benjamin Franklin, vol. 43, August 16, 1784, through March 15, 1785, ed. Ellen R. Cohn. New Haven and London: Yale University Press, 2018, pp. 33–38.]
- ↑ Arthur Kleinschmidt: Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen. Perthes, Gotha 1912, S. 136 (Digitalisat)
- ↑ Arthur Kleinschmidt: Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen. Perthes, Gotha 1912, S. ? (Digitalisat)
- ↑ Arthur Kleinschmidt: Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen. Perthes, Gotha 1912, S. 135 (Digitalisat)
- ↑ François Antoine Delettre: Histoire de la province du Montois. Bd. II. Raveau, Nogent-sur-Seine 1850 (1858), S. 30 f. (Google-Books).
- ↑ Arthur Kleinschmidt: Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen. Gotha 1912, S. 134, 136, 150, 151, 156, 276/277
- ↑ Rudolf Augstein: Vom Freiheitsrausch bis Waterloo, Artikel vom 23. Januar 1989 im Portal spiegel.de, abgerufen am 25. August 2013
- ↑ Genealogie der Familie Salm ab Friedrich I. Magnus (* 29. Juni 1606; † 27. Januar 1673), abgerufen im Portal genealogy.euweb.cz am 25. August 2013