Fritz Georg Martin Clausen (* 13. Februar 1848 oder 1. Mai 1848 in Eckernförde; † 9. Juni 1940 in Davenport (Iowa)) war ein dänisch-deutsch-amerikanischer Architekt. Als alternative Namensbezeichnungen sind unter anderen folgende gebräuchlich: Frederick George Clausen, Friedrich Georg Clausen, F. G. Clausen, Frederick George „Fritz“ Clausen.

Leben

Fritz Georg Martin Clausen wuchs in Eckernförde auf. Der am 4. Mai 1850 ebenfalls in Eckernförde geborene und in Hamburg wirkende Architekt Johann Rudolph Clausen († 28. März 1910) könnte ein Bruder oder Cousin Fritz Georg Clausens gewesen sein. Die Studienzeit seinerzeit an einer Baugewerkschule betrug in der Regel drei bis vier Semester. Ein Abitur war damals keine Voraussetzung zur Studienaufnahme eines Architekturstudiums an einer Baugewerkschule oder später an einer Fachhochschule (es reichte der Volks- bzw. Hauptschulabschluss), so dass Fritz Georg Clausen bereits 1864 ein ausgebildeter Architekt hätte sein können. Weder ihm noch Johann Rudolph Clausen sind gegenwärtig in Eckernförde oder der Umgebung einzelne Bauten zugeschrieben.

1869 zog F. G. Clausen nach Davenport, wo er zunächst als Bauzeichner beim Architekten Thomas McClelland eine Anstellung fand. 1871 gründete er seine eigene Architektenfirma.

Zeitgleich, also erst im Jahre 1871, stellte Clausen seinen Auswanderungsantrag beim Kreis Eckernförde; vermerkt ist in den Akten: Hält sich schon seit zwei Jahren in Davenport Amerika auf.

In Davenport, und hier insbesondere im Davenporter Stadtteil Hamburg, dessen alte Bausubstanz heute als Gesamtkulturdenkmal Hamburg Historic District anerkannt ist, siedelten in der zweiten Hälfte viele Auswanderer aus Deutschland und insbesondere überdurchschnittlich viele aus Schleswig-Holstein, gefolgt von Auswanderern Bayerns, Hamburgs, Mecklenburgs und aus dem Königreich Hannover. In Schleswig-Holstein bildeten sich in mehreren Städten, so auch in Eckernförde selbst, nach den kriegerischen Auseinandersetzungen mit Dänemark um das Land (siehe: Schleswig-Holsteinische Erhebung und Deutsch-Dänischer Krieg) Davenport Vereine der Kampfgenossen aus den Schleswig Holstein’schen Befreiungskriegen, die für eine Ansiedlung in der Stadt am Mississippi River warben.

1873 heiratete Fritz Georg Clausen Johanna Lischer (1854–1935) aus der benachbarten und befreundeten Lischer-Familie, für die F. G. Clausen um 1871 eine Villa – das Henry Lischer House – entwarf. Der Ehe entstammen die beiden Kinder Olga Helen Clausen (1876–1958) und Rudolph J. Clausen, genannt Rudy (1878–1961). Rudy wurde wie sein Vater Architekt.

Fritz Georg Martin Clausen wirkte vor allem – aber nicht ausschließlich – in seiner neuen Heimatstadt Davenport. Dort gilt er als einer der bedeutendsten Architekten. Die Architekturhistorikerin Martha H. Bowers bezeichnete ihn als „premier 19th century architect“ Davenports. Eine ganze Reihe der von ihm alleine oder in Zusammenarbeit mit anderen Architekten geschaffenen Bauten stehen heute unter Denkmalschutz, entweder als Teile von Gesamtdenkmalen – wie u. a. Hamburg Historic District oder Riverview Tarrace Historic District – oder als Einzelgebäude, die nach der National-Register-of-Historic-Places-Registrierung (NRHP) geschützt sind.

Clausen schuf unter anderem Villen, Kirchengebäude, Kaufhäuser, Schulgebäude. Die Stilistik Clausens variierte: in seiner Frühzeit in Davenport sind seine Bauwerke u. a. im neoklassizistischen Stil (inklusive Stilrichtungen wie dem Italianate-Stil und dem Greek Revival-Stil) wie im neuromanischen Stil entworfen worden. Die Stilklassifizierungen sind in den Vereinigten Staaten genormt und weichen teilweise von den in Deutschland üblicherweise benutzten Termini und Klassifizierungen ab. In späteren Jahren kamen bei Clausen unter anderen Baustile hinzu, die nach der US-Nomenklatur als Gothic Revival, Colonial Revival, Classic Revival, Spanish-Revival, Early Commercial, Commercial Romanesque bezeichnet werden.

Firmengeschichte

Fritz Georg Clausen gründete seine Architektenfirma im Jahre 1871. Clausen ging 1896 eine Partnerschaft mit dem Architekten Parke Burrows ein; der Firmenname änderte sich von C. F. Clausen in Clausen & Burrows. Nachdem 1904 Burrows die Architektenfirma verließ, stieg F. G. Clausens Sohn Rudolph J. Clausen (Rudy) als neuer Partner ein (Clausen & Clausen). 1914 beendete Fritz Georg Clausen seine ständige Architektentätigkeit, schuf allerdings auch noch in späterer Zeit einzelne Gebäude. Rudy Clausen führte die Firma 1914 zunächst alleine weiter und später mit den Partnern Walter O. „Stub“ Kruse und Carrol Klein (Firmenname zuletzt mit Beteiligung von Rudy Clausen: Clausen, Kruse & Klein). Die Architektenfirma besteht nach diversen Umbenennungen bis heute als Scholtz Gowey Gere Marolf (SGGM) weiter.

Werke

in chronologischer Reihenfolge:

1871–1896 (F.G. Clausen)

  • Henry Lischer House, 624 W. 6th St., Davenport (1871), Hamburg Historic District-Denkmalschutz (s. o.)
  • Burtis Opera House und Burtis-Kimbal House Hotel, 210 E. 4th Street, Davenport (1874), Hotel: NRHP-Denkmalschutz, das Original-Opernhaus brannte in den 1920er Jahren nieder
  • Forrest Block, 401 Brady St., Davenport (1875), NRHP-Denkmalschutz
  • Northwest Davenport Turner Society Hall, 1602 Washington St., Davenport, (1882) NRHP-Denkmalschutz
  • Christian and Elfrieda Mueller Home, 530 Ripley St., Davenport (ca. 1885), Hamburg Historic District-Denkmalschutz
  • Max Petersen House, 1607 W. 12th St. Davenport (1888), NRHP-Denkmalschutz
  • Hibernia Hall, auch: Hibernian Hall, 421 Brady St, Davenport (1891), NRHP-Denkmalschutz
  • Davenport Crematorium, 3902 Rockingham Rd., Davenport, NRHP-Denkmalschutz
  • J.H.C. Petersen’s Sons’ Store, auch: Redstone Building, 123-131 W. 2nd St., Davenport (1892), NRHP-Denkmalschutz
  • Scott County Jail, 428 Ripley St., Davenport (1897), NRHP-Denkmalschutz

1896–1904 (Clausen & Burrows)

  • Taylor School, 1400 Warren St., Davenport (1897/98), NRHP-Denkmalschutz
  • Argyle Flats, 732 Brady St., Davenport (1900), NRHP-Denkmalschutz
  • St. Mary’s School und Convent des St. Mary’s Roman Catholic Church Complex, 516, 519, 522, and 525 Fillmore St., Davenport (1901 beendet), NRHP-Denkmalschutz
  • Selma Schricker House, 1430 Clay St., Davenport (1902), NRHP-Denkmalschutz und denkmalgeschützt als Teil des Riverview Tarrace Historic Districts
  • Dr. George McLelland Middleton House and Garage, 1221 Scott St., Davenport, (1903), NRHP-Denkmalschutz, n.A. alleine von F.G. Clausen entworfen
  • St. John’s United Methodist Church, 1325–1329 Brady St. Davenport (1903), NRHP-Denkmalschutz, n.A. alleine von F.G. Clausen entworfen
  • Buchanan School, 2104 W. 6th St. Davenport (1904), NRHP-Denkmalschutz
  • Robert Wagner House, 904 23rd St., Rock Island (Illinois) (1904), NRHP-Denkmalschutz und Denkmalschutz als U.S. Historic district, n.A. alleine von F.G. Clausen entworfen
  • Davenport Central High School, 1120 Main St, Davenport (1905), NRHP-Denkmalschutz und Denkmalschutz als College Square Historic District; Clausen & Burrows und H.B. Water Construction Co. of Danville

1904–1914 (Clausen & Clausen)

  • Central Office Building, 230 W. 3rd St., Davenport (1904 und 1906), NRHP-Denkmalschutz
  • Schick’s Express and Transfer Co., 118-120 W. River Dr., Davenport, (1905), NRHP-Denkmalschutz
  • Hillside, 1 Prospect Dr., Davenport (1906), NRHP-Denkmalschutz
  • Bethel AME Church, 325 W. 11th St. Davenport (1909) NRHP-Denkmalschutz
  • Louis P. and Clara K. Best Residence and Auto House, 627 Ripley St., Davenport (1910) NRHP-Denkmalschutz
  • Smith Wildman and Jennie (Hearne) Brookhart House, 1203 East Washington, Washington (Illinois) (1910), NRHP-Denkmalschutz
  • J.H.C. Petersen’s Sons’ Wholesale Building, 122-124 W. River Dr., Davenport (1910), NRHP-Denkmalschutz
  • John Schricker House, 5418 Chapel Hill Rd., Davenport (1910), NRHP-Denkmalschutz
  • First First Church of Christ, Scientist, 636 Kirkwood Blvd., Davenport (1912), NRHP-Denkmalschutz und Hamburg Historic District-Denkmalschutz
  • Saengerfest Halle (auch: Saengerfesthalle, Coliseum und The Col Ballroom), 1012 W. 4th St., Davenport (1914), NRHP-Denkmalschutz

F. G. Clausen nach 1914

  • Lend-A-Hand Club, 105 Main St., Davenport (1922), NRHP-Denkmalschutz

Siehe auch

Quellen

  • Auswanderung aus dem Kreis Eckernförde im 19. Jahrhundert. Arbeits-Gemeinschaft Genealogie Schleswig-Holstein e.V. (AGGSH e.V.), archiviert vom Original am 10. Oktober 2016;.
  • Frederick George “Fritz” Clausen. In: findagrave.com. (englisch).
  • Home Tour - Awesome Clausen! (pdf; 1,7MB) 2016; (englisch, Ankündigung einer Tour zu Clausens Häusern in Davenport).
  • Architecture – on a bun. In: Quad-City Times. 8. Juni 1999, archiviert vom Original am 6. August 2016; (englisch).
  • Walking Tour Brochure – A look at the past to see the future. (pdf) The Gold Coast & Hamburg Historic District Association, 2009, archiviert vom Original am 27. November 2011; (englisch).
  • Martha H. Bowers und Marlys A. Svendson-Roesler: National Register of Historic Places Inventory–Nomination Form: Hamburg Historic District. (pdf; 10,4MB) United States Department of the Interior Heritage Conservation and Recreation Service, 1983; (englisch, mit Beschreibung der einzelnen Gebäude).

Fußnoten

  1. Name gemäß AGGSH e.V.: Auswanderung aus dem Kreis Eckernförde im 19. Jahrhundert; siehe Quellenverzeichnis
  2. 13. Februar nach AGGSH e.V.: Auswanderung aus dem Kreis Eckernförde im 19. Jahrhundert
  3. 1. Mai nach Find A Grave: Frederick George „Fritz“ Clausen; siehe Quellenverzeichnis
  4. gemäß Find A Grave: Frederick George „Fritz“ Clausen
  5. Eckernförde gehörte bis 1864 zum Gesamtstaat Dänemark (nicht aber zum Königreich Dänemark) - genau betrachtet war Clausen von 1848–1864 Angehöriger des dänischen Gesamtstaates, gehörte von 1864–1866 zum Österreichisch-preußischen Kondominium in Schleswig-Holstein, besaß die preußische Staatsangehörigkeit von 1867–1871 (eine Deutsche Staatsangehörigkeit gibt es erst seit 1913) und danach die US-Staatsbürgerschaft
  6. Johann Rudolph Clausen auf online-ofb.de. In: genealogy.net. Archiviert vom Original am 16. Februar 2018.
  7. Peter Genz: Die Bauschule in Eckernförde, In: Jahrbuch der Heimatgemeinschaft Eckernförde e.V. 1993, Eckernförde 1993, Seiten 35 ff., 35, 38
  8. AGGSH e.V.: Auswanderung aus dem Kreis Eckernförde im 19. Jahrhundert
  9. Marlys A. Svendsen; Martha H. Bowers: Davenport where the Mississippi runs west: A Survey of Davenport History & Architecture, Davenport, 1982, Seiten 1 ff.
  10. Stefan Deiters: Der Davenport-Verein der Kampfgenossen, In: Kieler Nachrichten, Ausgabe Eckernförder Nachrichten vom 3. Juli 2004
  11. Johanna Lischer Clausen. In: Find A Grave. Abgerufen am 8. Juli 2021.
  12. siehe dazu 624 W 6th St. Henry Lischer House Circa 1871. In: grgdavenport.org. Archiviert vom Original am 16. Februar 2018 (englisch).
  13. Henry Lischer (1828–1903) war u. a. zusammen mit seinem Partner Theodor Olshausen seit 1856 Herausgeber der deutschsprachigen Zeitung Der Demokrat in Davenport und 1869 zusammen mit dem Partner H. H. Anderson Mitbegründer der German Savings Bank in Davenport und danach Vizepräsident der Bank
  14. Davenport Survey 1982. (pdf) Davenport Department of Community Development – Iowa Office of Historic Preservation, 1982, archiviert vom Original am 20. Februar 2017 (englisch).
  15. Martha H. Bowers: NRHP Multiple Resource Assessment: Historical and Architectural Resources of Davenport. (pdf) Juli 1983, archiviert vom Original am 11. Februar 2017 (englisch).
  16. Die Gesamtdenkmale wie u. a. das Hamburg Historic District selbst sind sowohl nach dem Davenport Register of Historic Properties (siehe: Contributing Property) als auch nach dem National Register of Historic Places (NRHP) als Denkmal registriert
  17. siehe: National Register of Historic Places architectural style categories auf der englischsprachigen Wikipedia
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