Güldner-Motoren-Werke AG
Rechtsform AG
Gründung 1904
Auflösung 1991
Sitz Aschaffenburg, Deutschland
Branche Maschinenbau

Güldner war ein Hersteller von Dieselmotoren und Traktoren. Das Unternehmen wurde 1904 in München gegründet und zog 1906 nach Aschaffenburg.

Geschichte

Gegründet wurde das Unternehmen 1904 von Hugo Güldner, Carl von Linde und Georg von Krauß in München als Güldner-Motoren-Gesellschaft als GmbH.

Bereits 1906 wurden die Werke nach Aschaffenburg verlegt. Erste Versuche, einen Traktor zu bauen, fanden 1925 statt. Das Projekt war aber erfolglos. Technische Daten dazu sind heute nicht mehr vorhanden.

1925 bis 1926 wurde ein Motorrad (mit 498-cm³-Motor, ähnlich der zeitgenössischen Norton) hergestellt.

1929 wurde Güldner vollständig von Lindes Eismaschinen übernommen. Der nächste Versuch, in den Traktorenbau einzusteigen, erfolgte 1936 mit der Entwicklung eines 20 PS-Schleppers. Gefertigt wurde der Traktor bei Deuliewag in Berlin. Durch den Schell-Plan war auch politisch eine Zusammenarbeit der beiden Unternehmen vorgesehen. So wurde ab 1942 der von Güldner entwickelte Holzgasschlepper AZ 25 bei beiden Unternehmen gebaut. 1949 wurde eine neue Baureihe vorgestellt, die zwischen 16 und 30 PS starke Traktoren umfasste. Der Geräteträger Multitrak erschien 1954, er entstand in Zusammenarbeit mit Fahr und Ritscher. 1958 vereinbarte Güldner mit der Maschinenfabrik Fahr in Gottmadingen, bei der Produktion von Traktoren zusammenzuarbeiten. Ein Jahr später wurde die von beiden Herstellern gefertigte Europa-Baureihe vorgestellt. Nach Ende der Kooperation mit Fahr, 1962, stellte Güldner die neue G-Baureihe vor. Verschiedene Motoren wurden eingebaut, zumindest überwiegend aus der neuen Baureihe L71/79, darunter der leistungsstarke 6 L 79-Motor, der die Schlepper G60 und G75 antrieb. Viele Modelle der G-Baureihe waren mit Allradantrieb erhältlich. 1969 wurde sowohl die Produktion von Traktoren als auch die Motorenproduktion eingestellt. Bis dahin waren in Aschaffenburg rund 100.000 Traktoren gefertigt worden.

Der Bereich Flurförderzeuge blieb bei Linde, das Ersatzteilgeschäft wurde an den Wettbewerber Deutz verkauft. 1991 wurde der Handelsname Güldner aus dem Handelsregister gestrichen.

Motoren

Ursprünglich stellten die Güldner-Werke Motoren mit einer Leistung von 60 bis 600 PS her; später verlegte man sich auf den Bau von Kleindieselmotoren. In der frühen Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg waren erklärtermaßen Zweizylindermotoren die Spezialität des Hauses, ca. 1960 kam eine 1- bis 6-Zylinder-Motorenbaureihe (L71, später L79) hinzu. In Spanien bei Diter gab es eine Lizenzfertigung des 1-Zylinder-Motors LKA (dort weiterentwickelt zum LKB), diese bestand nach dem Ende des Unternehmens Güldner noch einige Jahre fort.

1955 stellte Güldner hydrostatische Elemente als technische Neuerung vor. Diese Erfindung trug später maßgeblich zum Erfolg der Linde-Stapler bei. Mit diesen Elementen wurden schon seit dem Ende der 1950er Jahre Flurförderzeuge unter dem Markennamen Hydrocar produziert.

Traktoren

Zwischen 1935 und 1969 bot das Unternehmen Güldner folgende Traktorentypen an. Bei verschiedenen Modellen gleicher Bauzeit und Leistung handelt es sich um verschiedene Motoren, ein Modell mit Wasserkühlung und eines mit Luftkühlung. Die Traktoren wurden beim Unternehmen Linde in Aschaffenburg gebaut. Daher tragen sie den Namen Linde-Güldner.

TypLeistung (PS)erstes BaujahrBesonderheiten
T 40401935Prototyp
A 20201937
A 30301941Versuchsexemplar
AZ 25251941Holzgasschlepper
A 28281946
AF 30301948
A 1515/161949
AF 1515/161949
AF 2020/221951
AF 30 P301951
ADA221952
AFN351952
AZK12/141953
ADN15/161953
AFS281953
ALD171954
ADS181954
ABN251954
Multitrak171955Ritscher Geräteträger
ALK121955
ABS221955
ALB221955
AXA 1 Sprinter111956Baugleich mit Fahr D 66
AK Spessart131956Baugleich mit Fahr D 88
A 3 P321957Perkins-Motor
ADK161958
ADN151958
ABS221958
AB251958
ABL251958
A 2 KS Spessart151958Baugleich mit Fahr D 88 E
A 2 D Tessin201959Baugleich mit Fahr D 131 W
A 2 DL Tessin201959Baugleich mit Fahr D 131 L
A 2 L201959
A 2 W201959
A 2 B251959
A 2 BL251959
A 3 K Burgund251959Baugleich mit Fahr D 133 N
A 3 KT Burgund251959Baugleich mit Fahr D 133 T
A 4 M Toledo341959Baugleich mit Fahr D 177 S, Mercedes-Motor
V 2 K151960Allradantrieb, Prototyp
A 2 L Tessin201962
A 2 W Tessin201962
A 3 KA Burgund251962
A 3 KTA Burgund T251962
Toledo / G 40361962
Gotland / G 50481962
Burgund / G 25241963
G 30321963
G 40381963auch mit Allradantrieb / Schnellläufer
G 50501963auch mit Allradantrieb / Schnellläufer
G 15 Spessart151965
G 45451965auch mit Allradantrieb / Schnellläufer
G 75701965auch mit Allradantrieb
G 35351967auch mit Allradantrieb
G 60601968auch mit Allradantrieb

Trivia

Alle zwei Jahre findet in Dammbach im Spessart ein privates „Güldnertreffen“ mit historischen Traktoren statt.

Literatur

  • Walter Sack: Güldner Traktoren & Motoren. Podszun Verlag, Brilon 2006, ISBN 3-86133-190-X
  • Walter Sack: Alle Traktoren von Fahr und Güldner. o. O. 1991, ISBN 3-926071-05-2
  • Peter Böhlke: Güldner – Das Typenbuch. Gera Mond Verlag 2010, ISBN 978-3-86245-610-9
  • Bauer/Hüsken/Michel/Vogel: Güldner Schlepper im Einsatz. Schwungard-Verlag, 2007, ISBN 978-3-933426-17-8
Wikibooks: Traktorenlexikon: Güldner – Lern- und Lehrmaterialien
Commons: Güldner Traktoren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Linde-Chronik auf www.linde-hydraulics.com (Memento vom 10. Januar 2014 im Internet Archive)
  2. 1 2 Gebhardt, Wolfgang: Geschichte des deutschen Schlepperbaus - Band 1, A-K, Augsburg, Weltbild Verlag, 1987, Seite 156
  3. 1 2 Gebhardt, Wolfgang: Geschichte des deutschen Schlepperbaus - Band 1, A-K, Augsburg, Weltbild Verlag, 1987, Seite 157
  4. Gebhardt, Wolfgang: Deutsche Traktoren seit 1907, Motorbuchverlag, 1. Auflage 2003, ISBN 3-613-02346-6. Seiten 177–178 und 558–559
  5. Private Website: Güldnertreffen
  6. Private Website: www.gueldner-freunde.de
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