Galeazzo di Santa Sofia, latinisiert Galeatius, auch Galeateus de Sancta Sophia, (* in Padua; † 1427 ebenda) war ein italienischer Arzt.

Galeazzo di Santa Sofia stammte aus einer berühmten Ärztefamilie in Padua, studierte in Padua mit dem Magister medicinae 1389 und wurde Ende des 14. Jahrhunderts Professor an der Universität Wien. 1404 hielt er die erste Anatomievorlesung in Wien, deren Universität gerade 1365 gegründet worden war und an der die Medizin vorher nur eine untergeordnete Rolle spielte. Er soll dort auch die ersten Sektionen für Lehrzwecke durchgeführt haben, die auch die ersten nördlich der Alpen waren (1404). Seziert wurden Hingerichtete. Die Kosten (Henker und Gehilfen, Beerdigung und Messe, Bier, Wein und Mahlzeiten) zahlten Studenten und andere Zuschauer. Er führte auch botanische Exkursionen nach Heilkräutern in der Umgebung von Wien durch. Ab 1407 war er wieder in Padua, wo er 1427 an der Pest starb.

Von ihm stammen Schriften über Simplicia (Onomasticon de simplicibus, nur handschriftlich überliefert), die Pest, weichen Schanker, Fieber (Venedig 1514, Lyon 1517) und Seekrankheit sowie ein Kommentar zu Rhazes (Hagenau 1533), wahrscheinlich verfasst mit seinem Bruder Bartolomeo und seinem Onkel Marsilio.

Er war Leibarzt des Herzogs Albrecht IV. von Österreich.

Literatur

  • Gundolf Keil: Galeazzo (di) Santa Sofia, in: Werner Gerabek u. a. (Hrsg.), Enzyklopädie Medizingeschichte, Band 1, De Gruyter 2007, S. 446
  • Hans Hugo Lauer: Galeazzo (di) Santa Sofia, in: Lexikon des Mittelalters, Band IV, Spalte 1082
  • Tiziana Pesenti: Professori e promotori di medicina nello studio di Padova dal 1405 al 1509 : repertorio bio-bibliografico, Triest 1984, S. 182–186
  • Wolfgang Regal, Michael Nanut: Wien für Mediziner – 15 Spaziergänge durch das alte medizinische Wien, Springer 2007, S. IX
  • Galeazzo di Santa Sofia: Onomasticon de simplicibus. Manuskript Cgm 662, Bayern/Schwaben, I-II: 1. Hälfte 15. Jh.; III: 2. Hälfte 14. Jh. (Digitalisat)
  • Galeazzo di Santa Sofia: De febribus De omniu[m] modorum fluxu ventris. De omnium accide[n]tiu[m] febrium cura. In: Opus aureum ac praeclarum: de recenti memoria in luce[m] traditum: signa causas et curas febrium co[m]plectens s[e]c[un]d[u]m autorum inte[n]tio[n]es i[n] hac pagina notator[um]. Lyon 1517 (Digitalisat)
  • Galeazzo di Santa Sofia: Opus medicinae practicae saluberrimum, antehac nusquam impressum, Galeatij de Sancta Sophia in nonum tractatum libri Rhasis ad regem Almansorem, Hagenau 1533 (Digitalisat)

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Regal, Michael Nanut: Wien für Mediziner - 15 Spaziergänge durch das alte medizinische Wien, Springer 2007, S. IX
  2. Keil in Gerabek, Enzykl. Medizingesch., nach Lauer, Lexikon des Mittelalters, war er von 1398 bis 1405 in Wien
  3. Lynn Thorndike – Pearl Kibre, A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scientific Writings in Latin (Cambridge, MA: Mediaeval Academy, 1963) Onlineversion eTK 0010L, verzeichnen sieben Handschriften, es fehlt der Cgm 622. Ein Extrakt des Textes eTk 0010J Bodleian Library Laud Misc. 617.
  4. Zuschreibung nach Leopold Senfelder unsicher: Senfelder, Galeazzo a Sancta Sophias angebliches Traktat über die Seekrankheit, Wiener klinische Rundschau 1898, S. 674
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