Gauliga Südthüringen
Voller Name Gauliga Südthüringen
VerbandVMBV
Erstaustragung1910
Letztmalige Austragung1933
Hierarchie1. Liga
Mannschaften5 – 10
RekordsiegerSC 06 Oberlind (4)
Qualifikation fürmitteldeutsche Fußballmeisterschaft
RegionFrankenwald, Freistaat CoburgVorlage:InfoboxFußballwettbwerb/Wartung/Kartenformat
↓ 2. Klasse

Die Gauliga Südthüringen war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1910 gegründet und bestand bis zur Auflösung des VMBV 1933. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Überblick

Am 16. Februar 1908 wurde in Coburg der Verband Vereinigung Thüringisch-Fränkischer Ballspiel-Vereine gegründet. In diesem spielten Mannschaften aus Coburg, Sonneberg, Oberlind, Neustadt bei Coburg und Lichtenfels. Der Verband war anfangs noch kein Mitglied im VMBV und spielte eine eigene Fußballmeisterschaft aus. Am 5. Juni 1910 wurde beschlossen, dass der Verband dem VMBV beitritt. Für die Vereine wurde der Gau Südthüringen geschaffen, die oberste Liga startete mit fünf teilnehmenden Mannschaften.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stockte der Spielbetrieb. Anders als in andere Gauligen fanden während der ganzen Kriegszeit keine Verbandsspiele im Gau Südthüringen statt. Ab der Spielzeit 1918/19 war die Gauliga Südthüringen nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Thüringen wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Südthüringen noch die Gaue Kyffhäuser, Nordthüringen, Ostthüringen, Wartburg und Westthüringen beinhaltete. Der VMBV entschloss sich dann 1919, auch die restlichen Gaue im Verbandsgebiet zu Kreisligen zusammenzufassen. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, die Gauliga Südthüringen war fortan wieder erstklassig und wurde mit zehn Teilnehmern ausgespielt.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der VMBV und demzufolge auch die Gauliga Südthüringen, wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. Das Ligengebiet wurde geteilt, die Vereine aus dem thüringischen Gebiet wurden dem Fußballgau Mitte, die Vereine aus Bayern dem Fußballgau Bayern zugeordnet. Der Gaumeister der Spielzeit 1932/33 erhielt einen Startplatz in der zukünftig erstklassigen Gauliga Mitte, die weiteren Mannschaften wurden in den unteren Spielklassen eingeordnet.

Während des Bestehens der Gauliga Südthüringen konnten sich einige Vereine die Gaumeisterschaft sichern. Der 1. FC Sonneberg und der Coburger FC konnten in den Spielzeiten vor dem Ersten Weltkrieg je zweimal die Gaumeisterschaft gewinnen. In den 1920ern dominierte anfangs der SC 06 Oberlind, der zwischen 1923 und 1928 vier von fünf ausgespielten Gaumeisterschaften gewann. Anfang der 1930er erstarkte der SV 08 Steinach und gewann dreimal die Liga. Jeweils einmal zu Meisterschaftsehren kamen der 1. FC 1907 Lauscha und der VfL 1907 Neustadt. Der inzwischen in VfB 1907 Coburg umbenannte konnte sich 1928/29 seine dritte Meisterschaft sichern.

Einordnung

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Südthüringen gehörten zu den spielstärkeren Vereinen im Verband. Bereits bei der ersten Teilnahme an der mitteldeutschen Fußballendrunde 1911/12 erreichte der 1. SC Sonneberg das Halbfinale, verlor dieses aber gegen den späteren mitteldeutschen Fußballmeister SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau mit 0:6. In der folgenden Saison spielten die vom Verband als spielschwächer eingeschätzten Gaue eine eigene Spielrunde. Diese gewann der Coburger FC und qualifizierte sich dadurch für das Finale der mitteldeutschen Fußballendrunde. Das am 13. April 1913 ausgetragene Finale ging jedoch mit 0:6 gegen den VfB Leipzig verloren. In den 1920er erreichte der SC Oberlind zweimal und der VfB Coburg einmal das Halbfinale der mitteldeutschen Fußballendrunde.

In der ab 1933 eingeführten erstklassigen Gauliga Mitte gehörte der SV 08 Steinach anfangs ebenfalls zu den stärkeren Vereinen und konnte sich 1933/34 die Gauvizemeisterschaft sichern. Ansonsten gelang mit dem 1. FC Lauscha nur noch einem weiteren Verein aus dem ehemaligen Gau Südthüringen bis 1944 der Sprung in die Gauliga Mitte. Der VfB Coburg spielte Mitte der 1930er zwei Spielzeiten in der Gauliga Bayern.

Meister der Gauliga Südthüringen 1911–1933

Jahr Gaumeister
Südthüringen
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1910/11 1. FC Sonneberg keine Teilnahme VfB Leipzig
1911/12 1. FC Sonneberg Halbfinale (3) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1912/13 Coburger FC Finale (4) VfB Leipzig
1913/14 Coburger FC Achtelfinale (2) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15 keine Verbandsspiele keine mitteldeutsche Endrunde
1915/16 FC Eintracht Leipzig
1916/17 Hallescher FC 1896
1917/18 VfB Leipzig
1918/19 Kreisliga Thüringen Hallescher FC 1896
1919/20 VfB Leipzig
1920/21 FC Wacker Halle
1921/22 SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23 SV Guts Muts Dresden
1923/24 SC 06 Oberlind Viertelfinale (3) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25 1. FC 1907 Lauscha 2. Runde (2) VfB Leipzig
1925/26 SC 06 Oberlind Halbfinale (4) Dresdner SC
1926/27 SC 06 Oberlind Halbfinale (4) VfB Leipzig
1927/28 SC 06 Oberlind 1. Vorrunde (1) FC Wacker Halle
1928/29 VfB 1907 Coburg Halbfinale (4) Dresdner SC
1929/30 SV 08 Steinach Viertelfinale (3) Dresdner SC
1930/31 VfL 1907 Neustadt 1. Vorrunde (1) Dresdner SC
1931/32 SV 08 Steinach 1. Vorrunde (1) PSV Chemnitz
1932/33 SV 08 Steinach Viertelfinale (3) Dresdner SC
a 
In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.

Rekordmeister

Rekordmeister der Gauliga Südthüringen ist der SC 06 Oberlind, der den Titel vier Mal gewinnen konnten.

VereinTitelJahr
SC 06 Oberlind 4 1923/24, 1925/26, 1926/27, 1927/28
Coburger FC/ VfB Coburg 3 1912/13, 1913/14, 1928/29
SV 08 Steinach 3 1929/30, 1931/32, 1932/33
1. FC Sonneberg 2 1910/11, 1911/12
1. FC 1907 Lauscha 1 1924/25
VfL 1907 Neustadt 1 1930/31

Ewige Tabelle

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Südthüringen von 1910 bis 1933. In der Spielzeit 1924/24 ist die Anzahl der geschossenen und erhaltenen Tore nicht überliefert.

Pl. VereinJahre Sp. S U NT+T- Diff. PunkteØ-Pkt.TitelSpielzeiten
1. Coburger FC 1907/
VfB 1907 Coburg
14 197 122 20 55 559288 +271 264:1301,3431910–1914, 1923–1933
2. SC 06 Oberlind11 187 110 28 49 444278 +166 248:1261,3341910/11, 1923–1933
3. 1. FC 1907 Lauscha10 178 94 33 51 365239 +126 221:1351,2411923–1933
4. 1. FC Sonneberg/
TSV 1904 Sonneberg/
1. SC Sonneberg
14 199 95 31 73 413315 +98 221:1771,1121910–1914, 1923–1933
5. SV 08 Steinach10 177 91 23 63 360304 +56 205:1491,1631923–1933
6. SpVgg Neuhaus-Igelshieb9 157 41 28 88 188368 −180 110:2040,701923–1925, 1926–1933
7. FC Adler Neustadt/
SV 07 Neustadt
b
8 114 41 24 49 211204 +7 106:1220,9301910/11, 1912/13, 1923–1929
8. FC Viktoria 09 Coburg8 138 43 18 77 205363 −158 104:1720,7501923–1927, 1929–1933
9. VfL 1907 Neustadt4 74 44 11 19 18296 +86 99:491,3411929–1933
10. Sportring Sonneberg 19108 142 35 25 82 154267 −113 95:1890,6701923–1930, 1932/33
11. SC 1903 Eisfeld8 95 27 16 52 132221 −89 70:1200,7401911–1914, 1924–1928, 1930/31
12. 1. FC 1910 Köppelsdorf5 89 19 16 54 141257 −116 54:1240,6101925/26, 1928–1932
13. SC 1919 Effelder3 53 15 6 32 6583 −18 36:700,6801923/24, 1931–1933
14. SC Fröhlich Neustadtb2 36 7 10 19 5796 −39 24:480,6701927–1929
15. SC Mengersgereuth1 20 2 2 16 3365 −32 6:340,301929/30
16. FC Kronach 082 10 1 1 8 974 −65 3:170,301910–1912
17. 1. FC Michelau1 0 0 0 0 00 ±0 0:00001913/14
b 
Fusionierten 1929 zum VfL 1907 Neustadt (in Tabelle gesondert aufgeführt).

Quellen

  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1900 – 1914., 2015.
  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1914/15 – 1917/18., 2016.
  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1.
  • Hardy Grüne: Vereinslexikon (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7). 1. Auflage. AGON, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9 (527 Seiten).
  • Abschlusstabellen Deutschland
  • Abschlusstabellen auf oberberg-fussball.de
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