George Turner (* 28. Mai 1935 in Insterburg, Ostpreußen) ist ein deutscher Rechtswissenschaftler, Wissenschaftsmanager und Politiker.

Leben

Turners Vorfahren waren Salzburger Exulanten, die nach der Großen Pest in das Königreich Preußen einwanderten.

George Turner wuchs an der litauischen Grenze auf, wo seine Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb führten. Nach Flucht und Vertreibung lebte er ab 1945 als Schüler in Ebstorf. Über jene Nachkriegsjahre berichtete er 2018. 1955 bestand er am Herzog-Ernst-Gymnasium Uelzen die Reifeprüfung. Er studierte an der Georg-August-Universität Göttingen Rechtswissenschaft und Staatswissenschaften und wurde Mitglied der Burschenschaft Frisia. Die Geschichte des späteren Corps Frisia Göttingen gab er 2011 heraus. Zwischenzeitlich an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, wurde er 1960 in Göttingen zum Dr. iur. promoviert. Beim Oberlandesgericht Hamburg legte 1963 die Große Juristische Staatsprüfung ab. 1966 habilitierte er sich in Bergrecht, Wirtschaftsrecht und Bürgerlichem Recht. 1968 wurde Turner zunächst juristischer Beirat und Syndikus an der Bergakademie Clausthal. Im selben Jahr wurde er zum Wissenschaftlichen Rat und Professor ernannt.

Von 1970 bis 1986 war er zweimal wiedergewählter Präsident der Universität Hohenheim. Von 1971 bis 1973 war er zudem Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg, von 1976 bis 1979 Vizepräsident und von 1979 bis 1983 schließlich Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz. 1986 berief ihn Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) zum parteilosen Senator für Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin. In diesem Amt blieb Turner bis zur Wahlniederlage der CDU bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 1989. Von 1989 bis 2000 lehrte Turner erneut als Professor für Wirtschafts- und Agrarrecht sowie Wissenschaftsverwaltung an der Universität Hohenheim. Außerdem war er nach der Deutschen Wiedervereinigung Gastprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist seit seiner Emeritierung vorwiegend publizistisch tätig und berät Medienunternehmen, zum Beispiel die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Im Tagesspiegel schreibt er eine regelmäßige Kolumne. Für die Preußische Allgemeine Zeitung tritt Turner ebenfalls als regelmäßiger Autor in Erscheinung.

Er heiratete 1963 in Göttingen Edda Horstmann. Unter seinen drei Söhnen ist Sebastian Turner.

Veröffentlichungen

  • mit Raimund Willecke: Grundriss des Bergrechts, 2., neubearbeitete und erweiterte Aufl. Berlin 1970.
  • Massenuniversität und Ausbildungsnotstand. Wie die Krise überwunden werden kann, Frankfurt am Main 1984 ISBN 3-596-24261-4.
  • Die eingetragene Genossenschaft im System des Gesellschaftsrechts, Göttingen 1992 ISBN 3-525-12802-9.
  • Agrarrecht. Ein Grundriss, Stuttgart 1994 (3. Aufl. Frankfurt am Main 2006) ISBN 3-7690-0678-X.
  • Hochschule zwischen Vorstellung und Wirklichkeit. Zur Geschichte der Hochschulreform im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, Berlin 2001 ISBN 3-428-10332-7.
  • Die Heimat nehmen wir mit. Ein Beitrag zur Auswanderung Salzburger Protestanten im Jahr 1732, ihrer Ansiedlung in Ostpreußen und der Vertreibung 1944/45. Berlin 2016 (5. überarbeitete und erweiterte Auflage) ISBN 978-3-8305-1900-3.
  • mit Joachim D. Weber und Brigitte Goebbels: Hochschule von A–Z. Orientierungen, Geschichte, Begriffe. Berlin 2004 (2., überarb. Aufl. 2011) ISBN 978-3-8305-1888-4.
  • Von der Universität zur university. Sackgassen und Umwege der Hochschulpolitik seit 1945, 2. Auflage, Berlin 2016. ISBN 978-3-8305-3688-8.
  • Salzburger, Ostpreußen – Integration und Identitätswahrung, Berlin 2017. ISBN 978-3-8305-3787-8.
  • Hochschulreformen. Eine unendliche Geschichte seit den 1950er Jahren. Berlin 2018. ISBN 978-3-428-85424-0
  • Was wollen die hier? Flüchtlinge und Einheimische 1945–49. Das Beispiel Ebstorf in der Lüneburger Heide. Berlin 2019. ISBN 978-3-8305-3969-8.

Ehrungen

Literatur

  • Das Kapitel George Turner auf den Seiten 183–188 in FU Berlin, ein pechschwarzes Gebilde: G.schichten über Ursachen und Hintergründe des Unimuts von den StudentInnen der B.freiten Universität Berlin herausgegeben vom ASTA der FU_Berlin, 1989, ISBN 3-926522-046
  • Turner, George, in: Friedhelm Golücke: Verfasserlexikon zur Studenten- und Hochschulgeschichte. SH-Verlag, Köln 2004, ISBN 3-89498-130-X. S. 336–338.

Einzelnachweise

  1. Daher wird sein Vorname nicht englisch ausgesprochen; es handelt sich um eine österr. Variante, vgl. ungar. György.
  2. George Turner: Einheimische und Flüchtlinge. Die Jahre 1945–49, dargestellt am Beispiel der hiesigen Region. Der Heidewanderer. Heimatbeilage der Allgemeinen Zeitung, Uelzen, 95. Jahrgang (2018)
  3. George Turner (Hg.): Frisia Gottingensis 1956–2011. Heide 2011.
  4. Dissertation: Das Calenberger Meierrecht – Geschichte und System.
  5. Habilitationsschrift: Das bergbauliche Berechtsamswesen. Ein Beitrag zur Lösung des Widerstreits der am Bergbau Interessierten.
  6. http://www.tagesspiegel.de/autoren/George%20Turner
  7. http://suche.ostpreussenarchiv.de/
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