Die Gieseking-Konstante ist eine mathematische Konstante, die das maximale Volumen hyperbolischer Tetraeder angibt. Sie ist nach Hugo Gieseking (1887–1915) benannt, der 1912 aus einem solchen Tetraeder durch Verschmelzung von Seitenflächen die Gieseking-Mannigfaltigkeit konstruierte. Colin Adams konnte 1987 nachweisen, dass die Gieseking-Mannigfaltigkeit die eindeutige nichtkompakte hyperbolische 3-Mannigfaltigkeit mit minimalem Volumen ist. Die Gieseking-Konstante wird nach Nikolai Lobatschewski auch Lobatschewski-Konstante genannt.
Definition
Die Gieseking-Konstante ist definiert als
(siehe die Folge A143298 in OEIS).
Die Gieseking-Konstante kann auch über eine Reihenentwicklung definiert werden:
- .
Beide Definitionen sind zueinander identisch.
Weitere Darstellungen
Funktionaldarstellungen
Alternative Schreibweisen der Gieseking-Konstante sind
- ,
wobei die Clausen-Funktion ist,
- ,
wobei der (klassische) Dilogarithmus ist,
- ,
wobei der Bloch-Wigner-Dilogarithmus ist,
- ,
wobei die Lobatschewski-Funktion ist, und
- ,
wobei die Trigamma-Funktion ist.
Integraldarstellungen
Folgendes Integral entsteht durch Substitution aus der gezeigten Integraldefinition:
Durch weitere Substitution entsteht die nun folgende Identität:
Dieses Integral resultiert aus der Definition der Gieseking-Konstante über ihre Reihenentwicklung:
Eine weitere Integraldarstellung kann mit Hilfe der sogenannten Abel-Plana-Summenformel hervorgebracht werden:
Summendarstellungen
Mit den Mittleren Binomialkoeffizienten kann folgende Summenreihe über die Gieseking-Konstante aufgestellt werden:
So ist der Mittlere Binomialkoeffizient definiert:
Die beiden nun genannten Formeln stimmen miteinander überein.
Literatur
- Colin C. Adams: The newest inductee in the number hall of fame, Mathematics Magazine 71, Dezember 1998, S. 341–349 (englisch; Zentralblatt-Rezension)
- Steven R. Finch: Mathematical constants. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-81805-2, S. 233 (englisch; Finchs Webseite zum Buch mit Errata und Addenda: Mathematical Constants.)
Weblinks
- Eric W. Weisstein: Gieseking’s Constant. In: MathWorld (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ Adams: The newest inductee in the number hall of fame. 1998 (englisch)
- ↑ John W. Milnor: Hyperbolic geometry: The first 150 years. In: Bulletin of the AMS, 6, Januar 1982, S. 9–24 (englisch; Zentralblatt-Rezension; „This works out as 1.0149416....“ auf S. 20)
- ↑ Hugo Gieseking: Analytische Untersuchungen über topologische Gruppen. L. Wiegand, Hilchenbach 1912 (Inaugural-Dissertation an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster; mit Lebenslauf bis 1911; Jahrbuch-Rezension)
- ↑ Colin C. Adams: The noncompact hyperbolic 3-manifold of minimal volume. In: Proceedings of the AMS, 100, August 1987, S. 601–606 (englisch; Zentralblatt-Rezension; „v = 1.01494....“ auf S. 602)
- ↑ Steven R. Finch: Volumes of Hyperbolic 3-Manifolds. (Memento vom 19. September 2015 im Internet Archive; PDF; 366 kB) 5. September 2004, S. 4 (englisch)