Einen Gish-Galopp (englisch Gish gallop) zu reiten ist die Bezeichnung für eine Methode des eristischen Debattierens auf Grundlage der eristischen Relationstechnik, in welcher der Gegner in einer Flut aus Halbwahrheiten und ihm unterstellten falschen oder lächerlichen Annahmen ertränkt werden soll, so dass es ihm unmöglich wird, alle diese Postulate zu widerlegen. Der Begriff Gish-Galopp wurde 2004 von Eugenie C. Scott geprägt und nach dem Kreationisten Duane T. Gish benannt.

Methode

Beim Gish-Galopp wird versucht, das Gegenüber mit einer Flut von Fragen, Halbwahrheiten und Falschaussagen einzudecken und oft von einem Punkt zum nächsten zu springen. Der „Galoppierende“ erscheint dabei als allwissend, während der Diskussionsgegner als unfähig und ständig einen Schritt hinterher erscheint. Durch die Vielzahl an vorgebrachten Argumenten steht der Gegner ständig unter Erklärungszwang und kann unmöglich alle vorgebrachten Punkte auf der Stelle entkräften. Selbst wenn es gelingt, ein Argument zu entkräften, folgt sofort der Wechsel auf eine andere Diskussionsebene oder die Erklärung wird schlicht verneint. Die dann nötige Erläuterung kostet den Gegner viel Diskussionszeit. Im Publikum soll so Zweifel an der Fähigkeit des Gegners erzeugt werden. Die Technik funktioniere besonders live vor ungeschultem Publikum, während bei aufgezeichneten Debatten die fraglichen Punkte im Nachhinein überprüft werden können.

Nachweisbar ist diese Debattiertechnik bereits bei Aristoteles und wurde im deutschsprachigen Raum seit Arthur Schopenhauers postum 1864 veröffentlichten Werks Eristische Dialektik (bekannter als Die Kunst, Recht zu behalten) bekannt. Für diese eristische Relationstechnik werden insbesondere die bei Schopenhauer erwähnten Kunstgriffe Nr. 19 und Nr. 36 kombiniert (Argumente ins Allgemeine führen und Simuliertes Argument), jedoch beides wird beständig perpetuiert und ggf. durch andere eristische Kunstgriffe aus Schopenhauers Liste in der Debatte im Einzelfall ergänzt; eine Argumentation ad hominem (Schopenhauer) ist dadurch praktisch unnötig, was den Argumentationsgegner in der Debatte selbst zusätzlich verunsichere.

Gegenmaßnahmen

Die Gegenmaßnahmen sind bisher nicht klassifiziert und beschränken sich im Wesentlichen auf:

  • Bei einem bereits bekannten Diskutanten dessen Argumente vorwegnehmen und einzeln widerlegen.
  • In einer strukturierten Debatte ist es schwerer, den Gish-Galopp einzusetzen, als in einer Freiform-Debatte.
  • Innerhalb der de:WP kam das Argument des Gish-Galopps valide bei einer Vandalismusmeldung vor.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1 2 John Grant: Debunk It. How to Stay Sane in a World of Misinformation. Zest Books, San Francisco 2015, ISBN 978-1-936976-68-3, S. 55 f. (englisch).
  2. 1 2 Martin Neukamm: Populäre Fehlschlüsse und rhetorische Stilmittel: Der „Gish-Galopp“. In: Evolution im Fadenkreuz des Kreationismus. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, S. 318 f., S. 16 (evolution-im-fadenkreuz.info [PDF; 378 kB]).
  3. Eugenie C. Scott: Confronting Creationism. In: Reports of National Center for Science Education. Band 24, Nr. 6, November 2004, S. 23 (englisch, ncse.com).
  4. 1 2 John Grant: Denying Science: Conspiracy Theories, Media Distortions, and the War Against Reality. Prometheus Books, 2011, ISBN 978-1-61614-400-5, S. 74 f. (englisch).
  5. Amy Johnson: The Multiple Harms of Sea Lions. In: Urs Gasser (Hrsg.): Perspectives on Harmful Speech Online. Berkman Klein Center for Internet & Society, August 2017, S. 14 f. (englisch, harvard.edu [PDF; 1,1 MB]).
  6. VM vom 18.September 2023
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