Google Arts & Culture
Virtueller Rundgang durch Museen und Ausstellungen, hochaufgelöste Darstellung von Exponaten

Sprachen

Englisch, Deutsch, Spanisch uvam.

Betreiber

Google LLC

Registrierung

nein

Online

1. Feb. 2011

https://www.google.com/culturalinstitute/beta/

Google Arts & Culture (früher Google Art Project) ist eine Webanwendung des US-amerikanischen Unternehmens Google LLC. Sie ermöglicht einen virtuellen Rundgang durch eine Vielzahl an Museen und Ausstellungen in der Manier von Streetview. Zu einigen Exponaten kann man hochaufgelöste Fotografien und Detailinformationen aufrufen.

Google Arts & Culture ist ein Teil des unternehmenseigenen Google Cultural Institute.

Entstehungsgeschichte

Das Projekt entstand aus der Möglichkeit der Angestellten von Google, 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für eigene Projekte zu verwenden, und wurde vom Unternehmen übernommen. Es wurde in nur achtzehn Monaten unter dem Google-Manager Nelson Mattos realisiert und erforderte pro Museum nur zwei Nächte für die Aufnahmen der Gemälde und der Räumlichkeiten. Aus Sicht der Museen entstehen ein Werbeeffekt und neue Möglichkeiten der Bildung, Wissensvermittlung und Forschung. Bereits ein Jahr vorher hatte Google in Google Earth vierzehn im Madrider Prado ausgestellte Kunstwerke als hochaufgelöste Fotografien zur Verfügung gestellt.

Die Webanwendung ist seit dem 1. Februar 2011 öffentlich verfügbar.

Technik

Für die Darstellung der Räumlichkeiten wurde dieselbe Technologie wie beim hauseigenen Dienst Street View verwendet. Diese steht nicht bei der Besichtigung aller Institutionen zur Verfügung, deckt aber mehr als 385 Räume in rund 60 Museen ab, z. B. das Musée d’Orsay, das Weiße Haus oder auch das Museum of Islamic Art.

Zum Einsatz kam der vom Unternehmen mitentwickelte Fotoroboter Gigapan, der Aufnahmen mit einer Auflösung im Gigapixel-Bereich anfertigen kann. Derlei Panoramaroboter steuern Digitalkameras, die das Objekt in vielen tausend Einzelbildern automatisch abfotografieren. Verwendet wurde Dauerlicht unter einem sehr flachen Winkel. So konnten die Fotografen das Licht besser kontrollieren, als es bei Blitz möglich gewesen wäre. Der Anwender kann online eine eigene Sammlung seiner bevorzugten Kunstwerke anlegen.

Teilnehmende Museen und Exponate (Auswahl)

Zu Beginn des Projektes arbeitete Google mit siebzehn Museen in elf Städten und neun Ländern in Europa, Russland und den Vereinigten Staaten zusammen, unter dem der Tate Gallery, London; dem Metropolitan Museum of Art, New York City und die Uffizien, Florenz.

1086 Bilder von 486 Künstlern waren Anfang Februar 2011 verfügbar. Jedes Museum stellte ein Kunstwerk für besonders hochauflösende Wiedergabe zur Verfügung. Anfang April 2012 waren es bereits über 30.000 hochauflösende Kunstwerke in 151 Museen aus 41 Ländern. Im Jahr 2015 sprach Google selbst von über 250 Institutionen und mehr als 45.000 Kunstwerken von über 6.000 Künstlern. Auch die Partnerschaften mit deutschen Museen wurden ausgebaut. Mit dem Alten Museum, dem Pergamonmuseum, der Alten Nationalgalerie, der Gemäldegalerie und dem Kupferstichkabinett sind gleich fünf Standorte der Staatlichen Museen zu Berlin mit Kunstwerken vertreten. Auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie das Museum Kunstpalast Düsseldorf nehmen daran teil. Für die Museen der Stadt Nürnberg sind folgende Häuser bei Google Arts & Culture präsent: Deutsches Spielearchiv Nürnberg, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg und Museum Industriekultur.

Akropolismuseum,
Athen
Kritios-Knabe, Kritios (480 v. Chr.)
Alte Nationalgalerie,
Berlin
Im Wintergarten, Édouard Manet (1878–1879)
Eremitage,
Sankt Petersburg
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes, Rembrandt van Rijn (1663–1665)
Freer Gallery of Art,
Washington, D.C.
Die Prinzessin aus dem Land des Porzellans, James McNeill Whistler (1863–1865)
Frick Collection,
New York City
Der heilige Franziskus in der Wüste, Giovanni Bellini (ca. 1480)
Gemäldegalerie
Berlin
Der Kaufmann Georg Gisze, Hans Holbein der Jüngere (1532)
Metropolitan Museum of Art,
New York City
Die Kornernte, Pieter Bruegel der Ältere (1565)
Museum of Modern Art,
New York City
Sternennacht, Vincent van Gogh (1889)
Museo Reina Sofia,
Madrid
Die Anisflasche, Juan Gris (1914)
Museo Thyssen-Bornemisza,
Madrid
Portrait eines Ritters (auch: Junger Ritter in Landschaft o. ä.), Vittore Carpaccio (1510)
Museum Kampa,
Prag
Kathedrale, František Kupka (1912–1913)
National Gallery,
London
Die Gesandten, Hans Holbein der Jüngere (1533)
Rijksmuseum,
Amsterdam
Die Nachtwache, Rembrandt van Rijn (1642)
Tretjakow-Galerie,
Moskau
Erscheinung Christi vor dem Volk (auch: Die Offenbarung des Christus gegenüber den Menschen o. ä.), Alexander Andrejewitsch Iwanow (1837–1857)
Tate Britain,
London
No Woman No Cry, Chris Ofili (1998)
Uffizien,
 ItalienFlorenz
Die Geburt der Venus, Sandro Botticelli (1483–1485)
Van Gogh Museum,
Amsterdam
Schlafzimmer in Arles (erste Version in Öl), Vincent van Gogh (1888)
Schloss Versailles,
Versailles
Marie Antoinette und ihre Kinder, Élisabeth Vigée-Lebrun (1787)

Rezeption

Das Projekt fand schnell Beachtung in der internationalen Presse. Die Freiheit der Applikation von Werbung und die einfache Bedienung wurden gelobt, das optische Erlebnis der virtuellen Rundgänge aber, im Gegensatz zu dem der hochaufgelösten Gemälde, auch kritisiert, da Unkenntlichmachungen und Reflexe störend seien. Die Qualität der extrem hochauflösenden Reproduktionen wurde zwar allgemein bewundert, aber auch darauf hingewiesen, dass das direkte, dreidimensionale Erleben der Kunstwerke damit nicht vergleichbar sei. Fachleute wie der Direktor der Tate Britain, Nicholas Serota und Nicholas Penny, Direktor der britischen National Gallery, wiesen darauf hin, dass bisher unbekannte Details entdeckt werden könnten.

Der Spiegel merkte an, dass große Museen ihre Bestände selbst digital verfügbar machen und bezeichnete das Projekt auch als „Spielerei“. Es gäbe beispielsweise bereits die Internetplattform Europeana, so dass Google keine neuartige Idee aufgegriffen habe. Andererseits wurde betont, dass der Internetkonzern bereits häufiger eine Vorreiterrolle eingenommen habe und das Projekt sich noch in der Startphase befinde.

Besucherrückgänge in den Museen werden nicht befürchtet; die Gefahr, dass potentielle Kunstdiebe die Software zum Ausspähen von Museen verwenden könnten, wurde bei der Entwicklung berücksichtigt. Bereits bei Street View hatte es ähnliche, hier auf Privathäuser bezogene Bedenken gegeben.

In der ersten Woche wurden zehn Millionen Besucher gezählt, die 70.000 private Kollektionen online anlegten.

Commons: Google Art Project – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Google Cultural Institute, abgerufen am 23. Oktober 2014.
  2. 1 2 Art am 3. Februar 2011: Das Kunstspielzeug. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 7. Februar 2011; abgerufen am 6. Februar 2011.
  3. 1 2 3 Wiener Zeitung vom 9. Februar 2011: Virtuelle Tiefenschärfe. Abgerufen am 9. Februar 2011.
  4. FAZ am 15. Januar 2009. Abgerufen am 4. März 2015.
  5. Pressemitteilung von Google am 1. Februar 2011. Archiviert vom Original am 21. Januar 2012; abgerufen am 6. Februar 2011 (englisch).
  6. The Epoch Times online am 5. Februar 2011: „Rembrandt: Gefällt mir“. Abgerufen am 6. Februar 2011.
  7. Handelsblatt am 2. Februar 2011: Mit Google ins Museum. Abgerufen am 9. Februar 2011.
  8. 1 2 Google Cultural Institute: Über Art Project. Abgerufen am 19. November 2015.
  9. BZ Berlin am 4. Februar 2011: Google View für Museen und Meisterwerke. Abgerufen am 6. Februar 2011.
  10. Focus online am 4. April 2012: Google digitalisiert die Museen der Welt. Abgerufen am 24. April 2012.
  11. Google Art Project: Ausbau der Partnerschaft auch mit deutschen Museen, netzwelt, 4. April 2012. Abgerufen am 4. April 2012.
  12. Link zum Bild; urheberrechtlich geschützt
  13. Link zum Bild; urheberrechtlich geschützt
  14. Heise online am 1. Februar 2011: Mit Google durch Museen schlendern. Abgerufen am 9. Februar 2011.
  15. Spiegel online am 1. Februar 2011: Google startet Online-Galerie. Abgerufen am 6. Februar 2011.
  16. Süddeutsche Zeitung am 1. Februar 2011: Unter die Bindehaut. Abgerufen am 6. Februar 2011.
  17. The Washington Post am 1. Februar 2011: National Treasures: Google Art Project unlocks riches of world’s galleries. Abgerufen am 6. Februar 2011 (englisch).
  18. Der Tagesspiegel am 16. Februar 2011: Ich bleib dann mal hier. Abgerufen am 16. Februar 2011.
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