Gottstreu
Gemeinde Wesertal
Koordinaten: 51° 35′ N,  35′ O
Höhe: 117 m ü. NHN
Fläche: 2,85 km²
Einwohner: 278 (2020) ca.
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Eingemeindet nach: Oberweser
Postleitzahl: 34399
Vorwahl: 05574
Gottstreu am Reinhardswald

Gottstreu ist ein Ortsteil der Gemeinde Wesertal im nordhessischen Landkreis Kassel.

Geografische Lage

Die kleine Ortschaft Gottstreu liegt in Nordhessen am linken Ufer der Oberweser an der waldreichen Nordostabdachung des Reinhardswalds. Sie befindet sich etwa 18 km nördlich von Hann. Münden, 29 km nordöstlich von Kassel, zwölf Kilometer südöstlich von Bad Karlshafen, neun Kilometer südsüdwestlich von Uslar und drei Kilometer südöstlich von Gieselwerder, einem der Verwaltungsstandorte der Gemeinde Wesertal mit der nächsten Weserbrücke (alle Angaben Luftlinie).

Die Ortschaft Weißehütte gehört zu Gottstreu.

Geschichte

Ortsgeschichte

Gottstreu wurde im Jahr 1722 für waldenser Glaubensflüchtlinge aus Frankreich von Landgraf Karl von Hessen-Kassel als „Kolonie“ gegründet, ebenso wie das nahe gelegene Dorf Gewissenruh. Die religiös geprägten Namen beider Orte wählte der Landgraf persönlich aus. Die Kolonien wurden als Straßendörfer mit jeweils zwölf Parzellen angelegt. Die Neusiedler lebten von Landwirtschaft und Waldarbeit. Bis 1825 wurde im Gottesdienst und im Schulunterricht Französisch gesprochen. Französische Inschriften auf Hausbalken und französische Familiennamen zeugen noch heute von der Vergangenheit der im Volksmund als Franzosendörfer bezeichneten Orte.

Hessische Gebietsreformen seit 1970

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Februar 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Arenborn, Gewissenruh, Gieselwerder, Gottstreu und Oedelsheim freiwillig zur neuen Gemeinde Oberweser. Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Gieselwerder. Am 1. August 1972 kam noch kraft Landesgesetz Heisebeck hinzu. Zum 1. Januar 2020 fusionierten die Gemeinden Oberweser und Wahlsburg zur neuen Gemeinde Oberweser. Der Ortsbezirk Gottstreu blieb weiter bestehen.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Gottstreu angehört(e):

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Gottstreu 309 Einwohner. Darunter waren 3 (1,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 39 Einwohner unter 18 Jahren, 105 zwischen 18 und 49, 87 zwischen 50 und 64 und 81 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 135 Haushalten. Davon waren 27 Singlehaushalte, 39 Paare ohne Kinder und 51 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 24 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 75 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

  • 1722: Kolonie mit 12 Familien
  • 1747: 12 Haushaltungen
Gottstreu: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
223
1840
 
261
1846
 
284
1852
 
301
1858
 
301
1864
 
298
1871
 
287
1875
 
296
1885
 
297
1895
 
334
1905
 
338
1910
 
312
1925
 
341
1939
 
326
1946
 
512
1950
 
472
1956
 
377
1961
 
383
1967
 
360
1970
 
369
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
309
2020
 
278
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Zensus 2011; Gemeinde Wesertal

Historische Religionszugehörigkeit

 1885:297 evangelische (= 100 %) Einwohner
 1961:335 evangelische (= 87,47 %), 42 katholische (= 10,97 %) Einwohner

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Für die unter Denkmalschutz stehenden Kulturdenkmäler des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Gottstreu.

Politik

Für Gottstreu besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Arenborn) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 wurden gewählt: ein Mitglied der SPD und vier Mitglieder der „Gemeinschaftsliste Gottstreu“. Der Ortsbeirat wählte Karsten Bock (SPD) zum Ortsvorsteher.

Wirtschaft und Infrastruktur

Gottstreu ist der Standort der weltweit bekannten Fabrik für Plastifol-Profile und Zierleisten „Egon Krautheim GmbH“. Die Land- und Forstwirtschaft spielt kaum noch eine Rolle.

Tourismus

Gottstreu ist ein staatlich anerkannter Erholungsort und liegt am Weserradweg. Unterkunftsmöglichkeiten gibt es in einer Pension vor Ort. In der Nachbarschaft gibt es Frei- und Hallenbäder, Campingplätze und weitere Sehenswürdigkeiten wie unter anderem Orte mit alten Fachwerkhäusern und einige Burgen und Burgruinen (Saba-, Trendel-, Bram- und Krukenburg).

Verkehr

Direkt am Ortsrand verläuft die Bundesstraße 80. Bei Hann. Münden befindet sich die nächste Autobahnausfahrt der A 7 und bei Warburg jene der A 44.

Regionalbahnhöfe gibt es in Hann. Münden, Hofgeismar und Bodenfelde; ICE/IC halten in Kassel, Göttingen und Warburg.

Überregional bedeutende Flughäfen befinden sich in Hannover und bei Paderborn.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Mit Gottstreu verbundene Persönlichkeiten

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Sababurg) und Verwaltung.
  3. Am 1. Februar 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Oberweser.
  4. Am 1. Januar 2020 als Ortsbezirk zur Gemeinde Wesertal.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Ortsteil Gottstreu. In: Webauftritt. Gemeinde Wesertal, abgerufen im September 2023.
  2. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 29. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 7, S. 286, Punkt 362, Abs. 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,1 MB]).
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 398 und 399.
  4. 1 2 Hauptsatzung. (PDF; 2,7 MB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Wesertag, abgerufen im September 2023.
  5. 1 2 3 4 5 6 Gottstreu, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 49 f. (online bei Google Books).
  8. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 70 f.
  9. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 84, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020.
  10. Ortsbeirat Arenborn. In: Webauftritt. Gemeinde Wesertal, abgerufen im September 2023.
  11. 77. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 17. November 2011. In: Staatszeiger für das Land Hessen. Nr. 7, 2012, ISSN 0724-7885, S. 221.

Literatur

Commons: Gottstreu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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