Grates nunc omnes lauten die lateinischen Anfangsworte der Sequenz der Mitternachtsmesse zu Weihnachten.

Geschichte

Die Sequenz stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist erstmals in einem Regensburger Tropar von 1030 belegt. Sie ist im achten Kirchenton komponiert und ist im von der Druckerei von Lucantonio Giunta in Venedig gedruckten Choralbuch von 1527 noch enthalten. Sie gehört allerdings zu der Vielzahl von Sequenzen, die seit der Reform des Konzil von Trient in der Mitte des 16. Jahrhunderts nicht mehr Teil der offiziellen römisch-katholischen Liturgie sind.

Die Sequenz wurde auch zur Kommunion und als Prozessionsgesang verwendet. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich der Brauch, sie responsorisch mit einer deutschen Strophe (Leise) zu verbinden. Die Leise Lovet sistu Ihesu Crist ist erstmals in einer mittelniederdeutschen Handschrift von 1380 aus dem Zisterzienserinnen-Kloster Medingen belegt. Aus dieser Kontrafaktur schuf Martin Luther unter Hinzufügung von sechs weiteren Strophen das Weihnachtslied Gelobet seist du, Jesu Christ (EG 23, GL 252).

Text und Übersetzungen

Latein Übersetzung
(Gesangbuch von Michael Vehe, 1537)
Übertragung
(14. Jahrhundert, Martin Luther)
Grates nunc omnes
reddamus Domino Deo
qui sua nativitate
nos liberavit de diabolica potestate.
Huic oportet ut canamus cum angelis
semper sit gloria in excelsis.
Dank sagen wir alle mit Schalle
dem Herrn unserm Gott
der durch sein Geburt uns erlöset hat
von der teuflischen Macht und Gewalt.
Dem sollen wir mit seinen Engeln fröhlich singen
allzeit Preis in der Höhe.
Gelobet seist du, Jesu Christ,
dass du Mensch geboren bist
von einer Jungfrau, das ist wahr,
des freuet sich der Engel Schar.
Kyrieleis.

Literatur

  • Hansjakob Becker u. a. (Hrsg.): Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder. C. H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-48094-2, S. 69–75.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Markus Bautsch: Grates nunc omnes, in: Über Kontrafakturen gregorianischen Repertoires, Katholische Kirchengemeinde Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz, Oktober 2019, abgerufen am 16. Dezember 2020
  2. Walther Lipphardt: Zwei neu aufgefundene Nonnengebetbücher aus der Lüneburger Heide als Quelle niederdeutscher Kirchenlieder des Mittelalters. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, Jg. 14 (1969), S. 123–129, hier S. 127 (JSTOR:24193532).
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