Greta Celeste Gerwig (* 4. August 1983 in Sacramento, Kalifornien) ist eine US-amerikanische Schauspielerin, Drehbuchautorin, Filmregisseurin und Filmproduzentin.

Als Darstellerin trat sie seit Mitte der 2000er Jahre in Produktionen der unabhängigen „Mumblecore“-Filmbewegung auf. Durch die weibliche Hauptrolle im Spielfilm Greenberg (2010) wurde sie auch international bekannt. Der von Gerwig 2017 geschriebene und inszenierte Film Lady Bird brachte ihr 2018 zwei Oscar-Nominierungen ein. Ein weiterer Erfolg gelang ihr mit der 2023 erschienenen Komödie Barbie, der mehr als eine Milliarde US-Dollar an den Kinokassen einspielte.

Leben

Ausbildung und erste Filmrollen

Gerwig wurde 1983 in Sacramento geboren und wuchs dort mit einer Schwester auf. Ihr Vater ist im Kreditgeschäft tätig und auf Darlehen für kleine und mittelständische Unternehmen spezialisiert, ihre Mutter ist Krankenschwester. Greta Gerwig wurde nach eigener Aussage „sehr katholisch erzogen“. Früh begeisterte sie sich für das Theater, studierte jedoch auf Anraten ihrer Mutter Philosophie und Englisch am Barnard College in New York.

Neben dem Studium schrieb Gerwig Theaterstücke und gründete eine Sketch-Comedy-Gruppe. Ihre Werke wurden an ihrer Hochschule und mehreren Schauspielhäusern aufgeführt. Im Sommer 2006 war sie Schriftsteller-Stipendiatin („writer-in-residence“) am Vassar College und beim New York Stage & Film’s Powerhouse Theater Festival. Parallel zu dieser Tätigkeit begann sie im Freundeskreis erste eigene Filme zu realisieren.

Im selben Jahr machte Gerwig auf dem South by Southwest Film Festival in Austin die Bekanntschaft des unabhängigen Filmemachers Joe Swanberg, einem Vertreter der Mumblecore-Bewegung, deren Werke sich ähnlich denen der dänischen Dogma-Regisseure durch geringe Budgets, den Einsatz von Handkameras, lose Handlungen und spontane Dialoge auszeichnen. Unter der Regie von Swanberg gab Gerwig 2006 ihr Debüt als Filmschauspielerin in seiner Tragikomödie LOL in der Rolle eines Mädchens, das seinem Verehrer Selbstporträts per Handy zuschickt.

Regiedebüt und Erfolg mit Greenberg

US-amerikanische Kritiker wurden erstmals auf Gerwig als Schauspielerin durch Swanbergs dritten Spielfilm, Hannah Takes the Stairs (2007), aufmerksam, an dessen Drehbuch sie auch mitwirkte. Darin übernahm sie die Titelrolle einer College-Absolventin, die einen Sommer in Chicago verbringt und vergeblich nach romantischer Erfüllung sucht. Mit Auftritten in den Mumblecore-Filmen Baghead und Yeast (beide 2008) von Jay und Mark Duplass beziehungsweise Mary Bronstein avancierte sie zu einer führenden Darstellerin dieses Kinostils. Im selben Jahr übernahm sie mit Swanberg die Regie und schrieb das Drehbuch des Filmdramas Nights and Weekends (2008), in dem sie und Swanberg auch die Hauptrollen spielen und ein Paar darstellen, das eine Fernbeziehung führen muss.

Im Jahr 2009 übernahm die vom US-Branchendienst The Hollywood Reporter als „indie star“ betitelte Schauspielerin und Filmemacherin ihre erste Hauptrolle in einer Mainstream-Produktion. Regisseur und Drehbuchautor Noah Baumbach war durch die neue Reihe von Independent-Filmen auf Gerwig aufmerksam geworden. Er empfand sie als „außergewöhnlich“ und „sehr speziell“ und besetzte sie neben Ben Stiller in seiner Tragikomödie Greenberg (2010), die im Wettbewerb der 60. Filmfestspiele von Berlin vertreten war. Der Part der jungen Haushälterin Florence, die von einer Karriere als Sängerin träumt, machte Gerwig einem internationalen Publikum bekannt. Deutschsprachige Kritiker feierten sie als Neuentdeckung. Der Kritiker A. O. Scott (The New York Times) pries sie unterdessen als mögliche „maßgebliche Leinwandheldin ihrer Generation“. Gerwig scheine in einigen Szenen gar nicht zu spielen und ihre transparente Darstellung rühre weniger von einer ausgefeilten Technik als vom Fehlen jeglicher Methode her. Dennoch verglich Scott ihre Darstellung mit der von Zoe Kazan (Exploding Girl, 2009) und Michelle Williams (Wendy and Lucy, 2008). In How I Met Your Dad, dem Pilotfilm zum Ableger von How I Met Your Mother, sollte sie die Hauptrolle übernehmen. Das Projekt wurde jedoch vom Fernsehsender CBS nicht weitergeführt.

Oscarnominierungen für Lady Bird und Little Women

Im Jahr 2017 inszenierte Gerwig Lady Bird, ihren ersten vollständig unter eigener Regie entstandenen Spielfilm, den sie auch produzierte und dessen Drehbuch sie schrieb. Obwohl das Drehbuch zahlreiche Elemente ihrer eigenen Jugend aufgreift, versteht Gerwig den Film nicht als autobiographisch. Lady Bird erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Auszeichnungen bei den Golden Globe Awards 2018. Bei der Oscarverleihung 2018 war der Film in fünf Kategorien nominiert, darunter für die beste Regie und das beste Originaldrehbuch.

Als nächstes Projekt schrieb sie das Drehbuch und führte Regie bei Little Women, einer Adaption des Romans von Louisa May Alcott. Bei der Oscarverleihung 2020 war der Film sechsmal nominiert, darunter Gerwig für das beste adaptierte Drehbuch.

Kommerzieller Erfolg mit Barbie

Im Jahr 2023 kam der Film Barbie in die US-Kinos, bei dem Gerwig Regie führte und gemeinsam mit Noah Baumbach das Drehbuch verfasste. Die Rollen der Spielzeugpuppen Barbie und Ken spielen in diesem Realfilm Margot Robbie und Ryan Gosling. Mit deutlich mehr Eintritten als Oppenheimer, Indiana Jones und Mission: Impossible verzeichnete Barbie das beste Eröffnungswochenende 2023 (Stand August 2023). Im August 2023 wurde Barbie der erste von einer einzigen Regisseurin realisierte Film, der mehr als eine Milliarde US-Dollar an den Kinokassen einspielte.

Privates

Greta Gerwig lebt seit dem Jahr 2011 mit ihrem Partner Noah Baumbach in New York City. Aus der Beziehung gingen zwei Söhne hervor (geboren 2019 und 2023).

Filmografie (Auswahl)

Schauspiel

Drehbuch

Regie

Produktion

Auszeichnungen und Nominierungen

Oscar

Golden Globe Award

Critics’ Choice Movie Award

Writers Guild of America Award

  • 2020: Nominierung für das beste adaptierte Drehbuch für Little Women
Commons: Greta Gerwig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 vgl. Chat-Interview bei sfgate.com, 19. März 2010 (englisch; aufgerufen am 4. April 2010)
  2. DerWesten- derwesten.de: „Ich mag bizarre Charaktere“. 28. Dezember 2015, abgerufen am 13. November 2020.
  3. Rainer Gansera: Diese empfindliche Haut. In: Süddeutsche Zeitung, 1. April 2010, S. 12
  4. vgl. Porträt bei hannahtakesthestairs.com (englisch; aufgerufen am 4. April 2010)
  5. 1 2 vgl. Biografie bei allmovie.com (englisch; aufgerufen am 4. April 2010)
  6. Steven Zeitchik: Actress builds a relationship with Baumbach. In: The Hollywood Reporter, 10. Februar 2010 (englisch).
  7. Dominik Kamalzadeh: Das letzte Mal, dass er sich cool fühlte. In: die tageszeitung, 27. März 2010 (Interview mit Noah Baumbach).
  8. Anke Westphal: Älterwerden für Anfänger. In: Berliner Zeitung, 1. April 2010.
  9. vgl. Scott, A. O.: No Method To Her Method. In: The New York Times, 28. März 2010, Arts and Leisure Desk, Film, S. 1
  10. Greta Gerwig übernimmt Hauptrolle im How I Met Your Dad-Spin-off. 12. Februar 2014, abgerufen am 13. Februar 2014.
  11. Kate Erbland: Greta Gerwig Explains How Much of Her Charming Coming-of-Age Film ‘Lady Bird’ Was Inspired By Her Own Youth. In: indiewire.com vom 6. Oktober 2017.
  12. Dessi Gomez: Every Record ‘Barbie’ Has Broken at the Box Office. In: TheWrap. 25. Juli 2023, abgerufen am 27. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  13. »Barbie« hat eine Milliarde US-Dollar weltweit eingespielt. In: Der Spiegel. 7. August 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. August 2023]).
  14. Erste Rekorde: So viel spülte «Barbie» bereits in die Kinokassen. Abgerufen am 27. Juli 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  15. Cady Lang: Greta Gerwig and Noah Baumbach Welcome Their First Child. In: time.com vom 21. März 2019.
  16. Chloe Malle: Greta Gerwig on the Twin Adventures of Filmmaking and Motherhood. In: vogue.com vom 6. Dezember 2019.
  17. Greta Gerwig freut sich über zweites Kind. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Juli 2023, Nr. 167, S. 9.
  18. Marc Malkin: Greta Gerwig, Noah Baumbach, Bong Joon Ho Among Writers Guild Awards Film Nominees. In: Variety, 6. Januar 2020.
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