Grimmaische Straße | |
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Straße in Leipzig | |
Grimmaische Straße, östlicher Bereich, 2015 | |
Basisdaten | |
Ort | Leipzig |
Ortsteil | Zentrum (Stadtbezirk Mitte) |
Angelegt | Mittelalter |
Neugestaltet | 2010 |
Hist. Namen | Grimmaische Gasse |
Anschlussstraßen | Markt, Augustusplatz |
Querstraßen | Neumarkt, Reichsstraße, Universitätsstraße, Nikolaistraße, Ritterstraße, Goethestraße |
Plätze | Naschmarkt |
Bauwerke | Mädlerpassage mit Auerbachs Keller, Zeitgeschichtliches Forum, Zentralmessepalast, Königsbau, Reichshof, Handelshof, Hansahaus sowie die ehemaligen Bauwerke Fürstenhaus, Mauricianum, Paulinerkirche, Grimmaisches Tor |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Lieferverkehr |
Straßengestaltung | Fußgängerzone |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 333 m |
Baukosten | 3,7 Mio. EUR |
Die Grimmaische Straße ist eine Straße in der Innenstadt von Leipzig und verbindet den Markt mit dem Augustusplatz. Sie wurde 1839 nach dem 1421 erstmals erwähnten Grimmaischen Tor, dem Richtungstor nach Grimma, benannt. Davor hieß sie Grimmaische Gasse und war die Hauptstraße des Grimmaischen Viertels. Heute ist sie eine stark frequentierte Fußgängerzone in 1A-Lage mit Kaufhäusern, Geschäften, Gastronomie, Hotels, einem Museum und der Universität als Anlieger.
Lage und Beschreibung
Lage im Stadtraum
Die Grimmaische Straße (amtlicher Straßenschlüssel 01017) befindet sich innerhalb des Innenstadtrings und führt vom Markt, der als Mittelpunkt der Stadt angesehen wird, in östliche Richtung, nicht ganz gerade, sondern leicht nach Südosten gebogen. Vom Markt aus gesehen, verläuft sie zunächst entlang des nördlich angrenzenden Naschmarkts. Diesem gegenüber liegt auf der südlichen Straßenseite ein Gebäudekomplex mit einem Passagensystem, darin die Mädlerpassage mit Auerbachs Keller. Weiter nach Osten quert die Grimmaische Straße zunächst eine Kreuzung mit einer Straße namens Neumarkt nach Süden und Reichsstraße nach Norden und danach eine Kreuzung mit der Universitätstraße nach Süden und der Nikolaistraße nach Norden. Der anschließende östliche Teil der Grimmaischen Straße wird auf der Südseite vom Campus der Universität geprägt, der Mitte der 2000er Jahre neu gebaut wurde. Die Bebauung befindet sich jetzt wieder auf der alten Bauflucht, womit die Straßenaufweitung der 1970er Jahre um bis zu 25 Meter zurückgenommen wurde. Passend zum Charakter als Geschäftsstraße und zur Bebauung auf der Nordseite befinden sich auch in den Universitätsgebäuden auf der Südseite durchgängig Geschäfte im Erdgeschoss. Bevor der Augustusplatz erreicht wird, mündet von Norden die Ritterstraße. Die Einmündung in den Augustusplatz wird durch einen Neubau in Nachfolge des Café Felsche auf der Fläche, auf der ehemals das Grimmaische Tor stand, räumlich gefasst. Jenseits des Augustusplatzes findet die Grimmaische Straße ihre Fortsetzung im Grimmaischen Steinweg.
Gestaltung des Straßenraums
Die Straßenoberfläche wurde von 2007 bis 2010 in zwei Bauabschnitten saniert und neu gestaltet, der 2. Bauabschnitt im Osten unmittelbar im Anschluss an die Hochbaumaßnahmen der Universität. Die Fläche vor dem 2009 fertig gestellten Institutsgebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät wurde dabei mit einer „steinernen Landschaft“ mit zwei integrierten Wasserspielen versehen. Der Entwurf des Büros treibhaus landschaftsarchitektur wurde im Rahmen eines Gutachterverfahrens unter Beteiligung einer Kinderjury ausgewählt und realisiert. Weitere Einbauten in der als Fußgängerzone gestalteten Straße gibt es nicht außer den beiden Kunstobjekten Der Jahrhundertschritt von Wolfgang Mattheuer (1927–2004) vor dem Zeitgeschichtlichen Forum und Unzeitgemäße Zeitgenossen von Bernd Göbel (* 1942) nahe des östlichen Straßenendes.
- Plastik „Der Jahrhundertschritt“ (2005)
- Wasserspiele „Spielen am Wege“ (2015)
- Plastik „Unzeitgemäße Zeitgenossen“ (2012)
Öffentliche Verkehrsmittel
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Grimmaische Straße über die Straßenbahnhaltestellen am Augustusplatz im Osten sowie die unterirdische S-Bahn-Station Markt im Westen zu erreichen. Direkt in der Grimmaischen Straße fährt seit 1951 keine Straßenbahn mehr.
Bebauung auf der Nordseite
Ungerade Hausnummern, ausgehend vom Markt
Grimmaische Straße 1 bis 7, Handelshof
Der massige Baukörper des Handelshofs wurde 1908 bis 1909 als Messepalast errichtet, erstreckt sich über einen ganzen Straßenblock und beherbergt nach seiner Sanierung Anfang der 2000er Jahre Geschäfte und Restaurants und in dem von der Grimmaischen Straße abgewandten Teil am Salzgäßchen ein Steigenberger Grand Hotel.
Reichsstraße 2 / Grimmaische Straße, Reichshof
1898 ebenfalls als Messepalast fertiggestellt, hat der Reichshof mit neobarockem Dekor seine Adresse zwar in der Reichsstraße, wurde aber 1904 um das Grundstück Grimmaische Straße 9 bis 11 mit einem Jugendstilbau erweitert. Heute ist es ein Geschäftshaus mit einer imposanten Ecke mit einem Laternenaufbau.
Grimmaische Straße 13 / 15, Hansahaus
Das heutige Hansahaus mit seiner Passage zum Specks Hof war ebenfalls seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein Messepalast, der 1943 von Bomben getroffen und 1958/59 und dann noch einmal 1997 umgebaut wurde. Es ist heute ein Geschäfts- und Bürohaus.
Grimmaische Straße 17, Fürstenhauserker
Der Erker des Fürstenhauses aus der Zeit der Sächsischen Renaissance wurde 1986 als Kopie am Wohnungsneubau in der Grimmaischen Straße 17 angebracht. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Fürstenhaus befand sich von 1558 bis 1943 schräg gegenüber an der Ecke Grimmaische Straße / Universitätsstraße.
Goethestraße 1 / Grimmaische Straße, Königsbau
Der Königsbau aus den 1910er Jahren an der Ecke zum Augustusplatz hat die Adresse Goethestraße 1, liegt mit einer Seite aber an der Grimmaischen Straße. Er beherbergte ein Kaufhaus, das in der Reichspogromnacht 1938 in Brand gesetzt wurde. Heute (2023) befinden sich dort eine Filiale der Targo-Bank, Geschäfte und Büros.
- Handelshof und Grimmaische Straße (2019)
- Reichshof, rechts die Grimmaische Straße (2012)
- Hansa-Haus (2011)
- Fürstenhauserker Grimmaische Straße 17 (2012)
- Königsbau an der Ecke Grimmaische Straße (links) / Goethestraße (rechts) (2015)
Bebauung auf der Südseite
Gerade Hausnummern, ausgehend vom Markt
Grimmaische Straße 2 / 4, Mädlerpassage
Den Passageneingang zur Mädlerpassage (1912 bis 1914) bildet an der Grimmaischen Straße ein bis ins 1. Obergeschoss reichnendes Rundbogenportal. Der Gebäudekomplex war im 20. Jahrhundert mit der Messe verbunden, bevor er von 1995 bis 1997 umfangreich saniert wurde und danach weiterhin von Geschäften und Gastronomie, darunter Auerbachs Keller, genutzt wird.
Grimmaische Straße 6–12, Zentralmessepalast
Zu diesem Gebäudekomplex zwischen Grimmaischer Straße und Neumarkt gehört nicht nur der Bau mit dem hohen Staffelgiebel in Renaissancetradition (Messepalast erbaut 1912 bis 1914, umgebaut 1996 bis 1998), sondern auch die Hausnummer 6 mit dem 1999 eröffneten Museum Zeitgeschichtliches Forum, eine Dependance des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, sowie die Hausnummer 8 mit einem Sportkaufhaus.
Neumarkt 1 / Grimmaische Straße, Galeria Kaufhof
Das auf einer Kriegsbrache von 1999 bis 2001 neu gebaute Kaufhaus hat die Adresse Neumarkt 1, liegt mit seiner Nordseite aber an der Grimmaischen Straße. Nachdem Anfang 2023 vom Konzern bereits die Schließung angekündigt wurde, blieb es dann aber doch erhalten.
Grimmaische Straße, Institutsgebäude
Zum 600-jährigen Jubiläum der Universität Leipzig im Jahre 2009 wurde ihr Innenstadtcampus am Augustusplatz neu gestaltet. Dabei wurde auch der Neubau des Institutsgebäudes der Wirtschaftwissenschaftlichen Fakultät mit einer langen Fassade und Ladengeschäften an der Grimmaischen Straße neu errichtet.
Augustusplatz 11 / Ecke Grimmaische Straße, Nachfolgebau des Café Felsche
Für das 1943 zerstörte Café Felsche (bis 1914 Café français) wurde von 2008 bis 2009 ein Nachfolgebau errichtet, mit einem Cafè des Systemgastronomen Vapiano in den beiden unteren Geschossen.
- Grimmaische Straße 2 / 4 mit Eingang zur Mädler-Passage (2020)
- Zeitgeschichtliches Forum (2009)
- Zentralmessepalast (2020)
- Galeria Kaufhof in der Grimmaischen Straße (2012)
- Institutsgebäude der Universität zwischen Universitätsstraße und Augustusplatz (2013)
- Nachfolgebau des Café français bzw. Café Felsche (2010)
Sonstiges
Die Grimmaische Straße ist Bestandteil des jährlich stattfindenden Leipziger Weihnachtsmarkts.
Siehe auch
Literatur
- Anton B. Reichenbach: Neuester Wegweiser durch Leipzig und seine Umgegend. Verlag von Luis Rocca, Leipzig, S. 37–39 ( [1855]).
- Ernst August Rommel: Heimatskunde von Leipzig. Leitfaden für den Unterricht in Schule und Haus. Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber, Leipzig 1867, S. 47 ff.
- Wolfgang Hocquél: Leipzig – Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. 1. Auflage. Passage-Verlag, Leipzig 2001, ISBN 3-932900-54-5.
- Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 198.
- Wolfgang Hocquél: Die Leipziger Passagen & Höfe. Architektur von europäischem Rang. Sax-Verlag, Beucha / Markkleeberg 2011, ISBN 978-3-86729-087-6
- Sebastian Ringel: Wie Leipzigs Innenstadt verschwunden ist. 150 verlorene Bauten aus 150 Jahren, edition überland, Leipzig 2019, ISBN 978-3-948049-00-3.
Weblinks
- Die Grimmaische Straße. In: Leipzig gestern heute. Abgerufen am 13. Oktober 2023.
Einzelnachweise
- ↑ gemessen mit GoogleMaps
- 1 2 3 Petersstraße, in: Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau (Hrsg.): Leipzig-Innenstadt. Städtebaulicher Denkmalschutz 1994–2017, Beiträge zur Stadtentwicklung (Blaue Reihe), Heft 61, o.J., S. 50–51
- ↑ Gina Klank, Gernot Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Verlag im Wissenschaftszentrum, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 89
- 1 2 3 Straßenverzeichnis der Stadt Leipzig. In: static.leipzig.de. Abgerufen am 7. Oktober 2023. "Grimmaische Straße" ist auf Seite 1078
- ↑ Friedrich Gottlob Leonhardi: Leipzig um 1800. (Originaltitel: Geschichte und Beschreibung der Kreis- und Handelsstadt Leipzig (1799)). Hrsg.: Klaus Sohl. Lehmstedt, Leipzig 2010, ISBN 978-3-942473-03-3, S. 40–67.
- ↑ Städtereport der Immoblien-Zeitung ohne Datum
- ↑ Grimmaische Straße: zweiter Bauabschnitt soll Mitte Oktober fertig sein. 22. Januar 2008 .
- ↑ Schließung abgewendet: Galeria Karstadt Kaufhof bleibt in Leipzig. In: mdr.de. 16. März 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
- ↑ Café Felsche Leipzig. Traditionsstandort. In: Seite des Projektentwicklers MIB AG. Abgerufen am 15. Oktober 2023.
- ↑ Überblick Weihnachtsmarkt. In: leipzig.de. Abgerufen am 14. Oktober 2023.
Koordinaten: 51° 20′ 23,4″ N, 12° 22′ 36″ O