Gummi-Spindelkraut

Gummi-Spindelkraut (Carlina gummifera)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Carduoideae
Tribus: Cynareae
Gattung: Eberwurzen (Carlina)
Art: Gummi-Spindelkraut
Wissenschaftlicher Name
Carlina gummifera
(L.) Less.

Das Gummi-Spindelkraut (Carlina gummifera, Syn.: Atractylis gummifera), auch Mastixdistel oder Leimdistel genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Eberwurzen (Carlina).

Beschreibung

Das Gummi-Spindelkraut ist ein ausdauernder Rosetten-Hemikryptophyt, der Wuchshöhen von 5 bis 20 Zentimeter erreicht. Ein Stängel ist nicht vorhanden, es wird eine große, dicke Wurzel ausgebildet. Die in einer Rosette angeordneten Laubblätter sind länglich-lanzettlich, zweifach fiederschnittig und dornig. Zur Blütezeit sind sie vertrocknet. Die Hülle der einzeln erscheinenden Blüten ist 30 bis 70 Millimeter groß und spinnwebig. Die mittleren Hüllblätter weisen 3 abstehende Enddornen auf, welche viel länger als die Seitendornen sind. Es sind nur rot-violette bis purpurfarbene und zwittrige Röhrenblüten vorhanden.

Die Blütezeit reicht von August bis Oktober. Es werden Achänen mit Pappus gebildet.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.

Taxonomie

Das auch in neuen Veröffentlichungen oft gebrauchte Basionym Atractylis gummifera L. wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht. Alexandre Henri Gabriel de Cassini trennte das Gummi-Spindelkraut 1827 als Chamaeleon gummifer (L.) Cass. von Atractylis ab. Christian Friedrich Lessing stellte Chamaeleon als Untergattung zu Carlina und benannte das Gummi-Spindelkraut in Carlina gummifera (L.) Less. um. Diese systematische Einordnung wird durch Ergebnisse molekulargenetischer Untersuchungen gestützt.

Vorkommen

Das Gummi-Spindelkraut kommt im Mittelmeerraum vor. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die Länder Marokko, Algerien, Tunesien, Portugal, Spanien, Italien, Sizilien, Sardinien, Malta und Korsika, Griechenland, Kreta, die Ägäis und die Türkei. Diese Art wächst auf Kreta in Phrygana und Brachland in Höhenlagen von 0 bis 1350 Meter.

Verwendung

Die starke Giftigkeit der Art, die schon in der Antike bekannt war, beruht auf ihrem Gehalt an Atractylosid. Trotz der Giftigkeit wird der Wurzelstock in Nordafrika unter dem Namen „Addad“ als Räuchermittel, aber auch in der Volksmedizin wegen seiner antipyretischen, diuretischen, abortiven, emetischen und laxierenden Wirkung und für die Mundpflege verwendet. In Marokko ist das Gummi-Spindelkraut vor allem bei Kindern für die meisten tödlichen Vergiftungen durch Pflanzen verantwortlich.

Ein Pseudomastix stammt aus den Wurzeln und den fleischige Blütenböden, die auch als Artischockenersatz verwendet werden.

Literatur

  • Ralf Jahn, Peter Schönfelder: Exkursionsflora für Kreta. Mit Beiträgen von Alfred Mayer und Martin Scheuerer. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1995, ISBN 3-8001-3478-0, S. 320.
  • Astrid Süßmuth: Heilpflanzen am Mittelmeer: Erkennen und anwenden. Freya Verlag, 2017, ISBN 3-99025-298-4, S. 42.
  • Edmond Lefranc: Étude botanique, chimique et toxicologique sur l'Atractylis gummifera. Germer-Baillière, 1866, S. 70.
  • T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges u. a.: Flora Europaea. Vol. 4, Cambridge Univ. Press, 1976, 2006, ISBN 0-521-08717-1 (Reprint), S. 211.
Commons: als Chamaeleon gummifer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Die neue Kosmos Mittelmeerflora. Über 1600 Arten und 1600 Fotos (= KosmosNaturführer). Franckh-Kosmos, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-10742-3, S. 94.
  2. 1 2 Werner Greuter: Compositae (pro parte majore): Carlina. In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2006–2009.
  3. 1 2 Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. In zwei Bänden. Spektrum, Heidelberg 1999, ISBN 3-8274-0387-1, Atractylis gummifera.
  4. H. W. Heldt: The Inhibition of Adenine Nucleotide Translocation by Atractyloside. In: Th. Bücher, H. Sies (Hrsg.): Inhibitors Tools in Cell Research (= Colloquium der Gesellschaft für Biologische Chemie in Mosbach Baden. Band 20). Springer, Berlin/Heidelberg 1969, ISBN 3-540-04441-8, S. 301–317, doi:10.1007/978-3-642-46158-3_25.
  5. Atractylis gummifera bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  6. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 829, Digitalisat.
  7. Alexandre Henri Gabriel de Cassini: Spadactis. In: Frédéric Georges Cuvier (Hrsg.): Dictionnaire des sciences naturelles. Band 50, 1827, S. 59, Digitalisat.
  8. Christian Friedrich Lessing: De Generibus Cynarocephalarum atque de Speciebus Generis Arctotidis. Trowitzsch, Berlin 1832, S. 12, Vorschau in der Google-Buchsuche.
  9. N. García Jacas, T. Garnatje, A. Susanna de la Serna, R. Vilatersana i Lluch: Tribal and Subtribal Delimitation and Phylogeny of the Cardueae (Asteraceae): A Combined Nuclear and Chloroplast DNA Analysis. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 22, Nr. 2, 2002, S. 51–64, doi:10.1006/mpev.2001.1038.
  10. 1 2 3 4 Astrid Süßmuth: Heilpflanzen am Mittelmeer: Erkennen und anwenden. Freya Verlag, 2017, ISBN 978-3-99025-298-7, S. 42.
  11. Benlamkaddem S et al. A fatal case of cutaneous “Atractylis gummifera L.” poisoning: Case report. Toxicologie Analytique et Clinique 2023. https://doi.org/10.1016/j.toxac.2023.05.001
  12. Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie. Zweiter Band, Zweite Abtheilung, Erste Hälfte, 2. Auflage, 1839, S. 818 f.
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