Gustav(us) Ferdinand von Tempsky (* 15. Februar 1828 Braunsberg, Provinz Ostpreußen; † 8. September 1868 bei Te Ngutu o te Manu, Taranaki, Neuseeland) war ein preußischer Abenteurer, Offizier und Maler.
Leben
Er entstammte einem alten pommerellischen Adelsgeschlecht mit Sitz in Tempz (seit 1874 Hedille (Landkreis Neustadt (Westpr.)), jetzt Teil der Landgemeinde Luzino), seit 1640 auch in Schlesien ansässig, und war der Sohn des königlich preußischen Oberstleutnants Julius Louis von Tempsky (1797–1868) und der Karoline Henriette Friederike Wilhelmine von Studnitz. Er war ein Cousin der Schriftstellerin Valeska von Gallwitz. Tempsky wuchs in Liegnitz (Niederschlesien) auf. Seine militärische Laufbahn begann er zunächst in der Kadettenanstalt in Potsdam, anschließend besuchte er die Preußische Kriegsakademie in Berlin. Im Jahr 1845 wurde er ins Regiment seines Vaters versetzt, das Garde-Füsilier-Regiment, in dem auch sein Bruder Benno als Leutnant diente, verblieb dort aber nur neun Monate.
Als 18-Jähriger zog Tempsky im Mai 1846 als preußischer Fähnrich voller Abenteuerlust an die Miskitoküste in Honduras, wo Preußen eine Siedlung gründen wollte. Dort wurde er später sogar Instrukteur der Soldaten des Miskitokönigs. Im Jahr 1852 kam er das erste Mal nach Nicaragua.
In den Jahren 1853 bis 1855 war er in Mexiko, Guatemala und El Salvador unterwegs. Eindrücke aus dieser Zeit veröffentlichte er 1858 in seinem Buch Mitla, a Narrative of Incidents and Personal Adventures.
Zurück in Nicaragua heiratete Tempsky in Greytown (Nicaragua) Emilie Ross Bell, die Tochter des britischen Residenten James Stanislaus Bell (1797–1858) in Greytown. Mit ihr hatte er mindestens die beiden Söhne Randal (1856–1898) und Louis (1858–1922) sowie die Tochter Lina (1859–1935). Den Geburtsorten seiner Kinder entsprechend, muss sich Temspky im Jahr 1856 in Bluefields (Nicaragua) und 1858/1859 in Glasgow (Schottland) aufgehalten haben.
Fast wäre ihm die Leitung der Expedition von Burke und Wills (1860/1861) übertragen worden. Stattdessen ging er als Goldsucher nach Victoria (Australien) und Kalifornien (USA), schließlich nach Neuseeland in die Region Otago, den Hauraki District und nach Coromandel. Dort verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens.
In Neuseeland arbeitete er als Korrespondent für die Zeitung „Southern Cross“. Doch bald wollte er nicht länger über die Kämpfe gegen die Māori nur schreiben (siehe: Neuseelandkriege), sondern kämpfte selbst im Waikato-Krieg sehr erfolgreich. Er ließ sich bei Kriegsausbruch 1863 von den Siedlern als Söldner bezahlen und kämpfte als britisch-königlicher Major mit selbst geworbenen Freiwilligen unter dem Oberbefehl von Thomas McDonnell (1831–1899) als 2. Kompanie der Forest Rangers (1. Regiment der Waikato-Truppen) gegen die Ureinwohner. Im September 1868 fiel er zur „Battle of the Beak“ im Kampf gegen die Soldaten des Māori-Häuptlings Riwha Titokowaru (1823–1888), die ihn anerkennend „Major Many Birds“ nannten; seine englischen Kameraden nannten ihn den „Preußen“.
In Neuseeland betätigte sich Tempsky auch als Aquarellmaler; er malte Landschaften und Szenen von seinen Kämpfen gegen die Māoris.
Veröffentlichungen
- Gustav Ferdinand von Tempsky: Mitla. a Narrative of Incidents and Personal Adventures on a Journey in Mexico, Guatemala and Salvador in the Years 1853 to 1855. Hrsg.: James Stanislaus Bel. Longman, Brown, Green and Longman & Roberts, London 1858.
- Gustav Ferdinand von Tempsky: Mitla. Reiseabenteuer in Mexiko, Guatemala und Salvador 1853–1855. Hrsg.: Ulrich Esser-Simon. Books on Demand, 2016, ISBN 978-3-7392-3516-5.
Werke (Auswahl)
- General Chute's March – West Coast 1866
- Die Mündung des Karapiro Stream in den Waikato River
- Rückkehr aus dem Krieg
Literatur
- Ronald Jones: Tempsky, Gustavus Ferdinand von. In: Alexander Hare McLintock (Hrsg.): An Encyclopaedia of New Zealand. Wellington 1966 (englisch, Online [abgerufen am 18. Dezember 2015]).
- James Belich: The New Zealand Wars. Verlag Penguin Books, 1986
- Michael King, Rose Young: G. F. von Tempsky, artist and adventurer. 1981
- W. T. Parham: Von Tempsky: Adventurer. Verlag Hodder & Stoughton, London 1969, ISBN 0-340-10798-7.
- Richard Stowers: Forest Rangers. Selbstverlag, Hamilton, 1996
- W. Walker: The War in Nicaragua. New York, 1860
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B, Band V, Band 26 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1961, S. 411.
- Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter, Zweiter Jahrgang, Brünn 1877, S. 677.
Weblinks
- N. A. C. McMillan: Tempsky, Gustavus Ferdinand von. In: Dictionary of New Zealand Biography. Te Ara – the Encyclopedia of New Zealand, 11. März 2014, abgerufen am 18. Dezember 2015 (englisch).
- Werkbeispiele und Fotos im Museum of New Zealand „Te Papa Tongarewa“ (engl.)
- Kurzbiografie
- Gustavus von Tempsky Biography Research and Publishing Group of the New Zealand Ministry for Culture and Heritage (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ Angabe lt. GHdA von 1961; damit sind alle anderen Ortsangaben widerlegt.
- ↑ Sollte es sich um ein in Liegnitz stationiertes Regiment handeln, wo er aufwuchs und sein Vater wohl während dieser Jahre stationiert war, müsste es wohl das Infanterieregiment No. 43 von 1741/9 (Füsilierregiment von 1741) gewesen sein.
- ↑ Götz Dieter Freiherr von Houwald: Deutsches Leben in Nikaragua. Auswanderer-Schicksale. S. 209, Nicaragua-Gesellschaft (Hrsg.), 1986, ISBN 3-925290-60-5 bzw. ISBN 978-3-925290-60-2 (Auszug)
- ↑ Hartmut Fröschle: Die Deutschen in Lateinamerika, Band 15 der Buchreihe Deutsch-ausländische Beziehungen des Instituts für Auslandsbeziehungen, Verlag Erdmann, Stuttgart 1979, ISBN 3-7711-0293-6 bzw. ISBN 978-3-7711-0293-7.
- ↑ Henry Mills Alden (Hrsg.): Harper’s new monthly magazine. Band 17, 1858, S. 170 (Digitalisat)
- ↑ Emilies Bruder Charles Napier Bell veröffentlichte im Jahr 1899 sein Buch Tangweera, in dem auch Tempsky erwähnt wird. (Digitalisat)
- ↑ Nachkommen beider Söhne leben auf Hawaii.
- ↑ Jürgen Tampke, Colin Doxford: Australia, Willkommen. A history of the Germans in Australia. Verlag New South Wales University Press, 1990, ISBN 0-86840-307-5, S. 52 bzw. ISBN 978-0-86840-307-6 (Auszug)
- ↑ Stevan Eldred-Grigg: Diggers, hatters, whores. The New Zealand gold rushes. Verlag Random House, 2008, ISBN 1-86941-925-1, S. 350 bzw. ISBN 978-1-86941-925-7 (Auszug)
- ↑ Christine Morton-Evans, Michael Morton-Evans: The Flower Hunter. The Remarkable Life of Ellis Rowan. S. 297, Fußnote 7 (Auszug)
- ↑ William John Schafer: Mapping the Godzone. A primer on New Zealand literature and culture. S. 108 (Digitalisat)