Haardorf
Stadt Osterfeld
Koordinaten: 51° 4′ N, 11° 55′ O
Höhe: 231 m ü. NN
Einwohner: 259
Eingemeindung: 1. Juli 1950
Eingemeindet nach: Waldau
Postleitzahl: 06721
Vorwahl: 034422
Dorfkirche

Haardorf ist ein Ortsteil der Stadt Osterfeld im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt.

Lage

Haardorf befindet sich südwestlich der Stadt Osterfeld und östlich von Goldschau in einem landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiet an der Landesstraße 190.

Geschichte

Das Dorf wurde 1350 erstmals urkundlich als Hordorf erwähnt.

Eine von Herzog August von Sachsen-Weißenfels in Auftrag gegebene statistische Erhebung aus dem Jahr 1663 ergab für Haardorf eine Einwohnerzahl von 56 Personen,1 die auf 12 Bauerngüter und ein bebautes Gartengrundstück verteilt lebten. Bis ins 18. Jahrhundert stieg die Zahl der Grundstücke auf 20. Im Jahr 1852 betrug die Einwohnerzahl 148 Personen und sollte bis 1905 auf 440 steigen, ehe bis 1971 ein Schwund auf 351 Personen einsetzte.

Während der Deutschen Revolution engagierte sich Theodor Held, damals Hauslehrer auf dem örtlichen Rittergut, für politische Reformen. Er wurde im November 1848 verhaftet und zu sechs Jahren Festungshaft verurteilt.

Von 1849 bis 1867 diente die südöstlich von Haardorf gelegene Grube 111 der Gewinnung von Schwelkohle. Zur örtlichen Verarbeitung ging 1864 eine Teerschwelerei in Betrieb.

Von 1857 bis 1865 wurde vor Ort die Separation durchgeführt.

Vom 10. Juli 1945 bis 1. April 1946 gehörte Haardorf zunächst zur Gemeinde Goldschau und wurde am 1. Juli Waldau angegliedert. Die neu entstandene Gemeinde trug die Gemeindenr. 082032 und gehörte dem Kreis Zeitz im Bezirk Halle an. Am 20. Juli 1952 entstand in Haardorf die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft des Landkreises.

Zum 1. Januar 2010 wurde die Gemeinde Waldau im Zuge der Gemeindegebietsreform durch die Stadt Osterfeld eingemeindet.

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Die Erhebung nennt in der Summe 57 Einwohner, weißt aber einen Gutsbesitzer als in Osterfeld wohnhaft aus.

Bildungs- und Erziehungswesen

Die für Haardorf zuständige Schule befand sich zunächst in Lissen, ehe 1832 ein eigenes Schulgebäude errichtet und ein Jahr später in Benutzung genommen wurde. Erster Lehrer war Karl Sylvester Becker, der vor Ort bereits als Hauslehrer gewirkt hatte. 1869 wurde ein neues Schulhaus erbaut. Die Gebietsreform von 1950 führte auch zum Zusammenschluss der Schulen von Haardorf und Waldau, sodass nur noch der Unterricht für die Unterstufe in Haardorf stattfand. 1969 wurde der Schulstandort gänzlich geschlossen, das Gebäude dient seitdem als Wohnhaus.

Der Kindergarten Haardorf besteht seit dem 29. September 1951. In selbigen wurden 1993 auch die seit 1964 separat bestehende Kinderkrippe sowie der Kindergarten Waldau integriert.

Auf dem Gelände des ehemaligen Rittergutsgartens wurde 1957 ein Sportplatz errichtet.

Tourismus

Nördlich von Haardorf verlief die Bahnstrecke Zeitz–Camburg, die im Jahr 2000 stillgelegt wurde. Auf der Bahntrasse wurde ein asphaltierter Radweg eingerichtet, welcher sich von Zeitz bis Camburg erstreckt, dieser wurde 2020 fertiggestellt (Zuckerbahn-Radweg). In Haardorf gibt es einen Eselhof, von wo aus Pilgertouren mit Packeseln ins Umland unternommen werden können.

Kirche

Haardorf hatte vermutlich bis ins frühe 16. Jahrhundert einen eigenen Pfarrer, wurde aber infolge der Reformation 1541 der Kirchgemeinde Lissen zugeordnet. Die örtliche Kirche wurde wegen Baufälligkeit fast völlig neuerrichtet und ab 1600 genutzt. Die Kirchgemeinde wird in Quellen aus dem 16. und 18. Jahrhundert als sehr vermögend beschrieben.

1849 erfolgte an einem anderen Standort die Einweihung der heute noch bestehenden neuromanischen Kirche, das alte Gotteshaus wurde 1851 abgerissen.

Persönlichkeiten

Commons: Haardorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 346
  2. Jürgen K. Fischer: Mittelalter Mitteldeutschland. Ereignisse und Ortsnamen, JKF Selbstverlag Elsteraue, Elsteraue 2016, ISBN 978-3-9815211-2-2, S. 308
  3. Heimatverein Osterfeld e.V. (Hrsg.): Osterfelder Kultur- und Heimatblatt 33, Osterfeld 2011, S. 7
  4. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 17 ff.
  5. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 41 ff.
  6. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 19 ff.
  7. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 20
  8. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 24 ff.
  9. Heimatverein „Waldau e.V.“ (Hrsg.): 750 Jahre Waldau, Waldau 2006, S. 20
  10. Heinz Adomeit (Hrsg.): Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1974, S. 444
  11. Heinz Niedhold: Stätten der Arbeiterbewegung. Nach der 2. Parteikonferenz bis zum Jahresende 1954. In: Kulturbund der DDR, Ortsgruppe Osterfeld (Hrsg.): Osterfelder Kultur- und Heimatblatt Nr. 8, Osterfeld 1987, S. 295 ff. (fortlaufende Nummerierung ab Ausgabe 1)
  12. StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2010, abgerufen am 13. Mai 2020
  13. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 40 ff.
  14. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 33
  15. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 49
  16. Heimatverein „Waldau e.V.“ (Hrsg.): 750 Jahre Waldau, Waldau 2006, S. 72
  17. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 25
  18. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 16 ff.
  19. Heimatverein „Haardorf 1999 e.V.“ (Hrsg.): 650 Jahre Haardorf. 150 Jahre neuromanische Kirche, Haardorf 1999, S. 30 ff.
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