Harold Rowe „Hal“ Holbrook Jr. (* 17. Februar 1925 in Cleveland, Ohio; † 23. Januar 2021 in Beverly Hills, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler. Er galt als profilierter Charakterdarsteller in Kino, Fernsehen und Theater, der unter anderem mit fünf Emmy Awards und dem Tony Award ausgezeichnet wurde.

Leben

Hal Holbrook absolvierte die Denison University in Granville, Ohio, wobei sein Studium ab 1942 von seinem Dienst im Rahmen des Zweiten Weltkrieges unterbrochen wurde. Auf der Universität entwickelte er die Ein-Mann-Show Mark Twain Tonight! über Mark Twain, für die er 1966 mit dem Tony Award für den Besten Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde. Er begann diese Rolle mit 29 Jahren zu spielen; als er im Herbst 2017 seinen Rückzug von der Bühnenschauspielerei bekanntgab, war er damit über 2000 Mal aufgetreten. Holbrook, der als Monologist auf kleineren Bühnen aufgetreten war, feierte mit dieser Rolle seinen Durchbruch. Am Broadway war er insbesondere in den 1960er-Jahren präsent; unter anderem spielte er in den Uraufführungen von Arthur Millers Stücken Nach dem Sündenfall und Zwischenfall in Vichy.

Holbrook zählte über Jahrzehnte zu den bekannten amerikanischen Charakterdarstellern und trat in mehreren Filmklassikern in profilierten Nebenrollen auf. Sein Filmdebüt gab er 1966 unter Regie von Sidney Lumet in dem Film Die Clique. 1974 war er als korrupter Vorgesetzter von Clint Eastwood in Calahan zu sehen. Einen seiner wichtigsten Auftritte hatte er 1976 in dem Watergate-Film Die Unbestechlichen als anonymer Informant Deep Throat. Ebenfalls populär wurde seine Darstellung des Geistlichen Father Malone, der im Horrorfilm The Fog – Nebel des Grauens (1980) die düstere Vergangenheit des Ortes Antonio Bay beschwört. Zu seinen weiteren bekannten Filmauftritten zählen das Holocaust-Drama Julia (1977) mit Jane Fonda, ein Professor in George A. Romeros Horrorkomödie Creepshow (1982), der Börsenmakler Lou Mannheim in Oliver Stones Wall Street (1987) neben Michael Douglas, der Seniorpartner der titelgebenden Firma in dem Thriller Die Firma (1993) mit Tom Cruise und ein rassistischer Offizier im Militärdrama Men of Honor (2000) mit Robert De Niro.

Seine Darstellung des Ron Franz, eines älteren Mannes, der sich in dem von Sean Penn inszenierten Film Into the Wild mit der Hauptfigur anfreundet, brachte ihm eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller ein. Gute Kritiken erhielt er auch 2009 für seine Darstellung eines alten Farmers in dem Independentfilm That Evening Sun. Einer seiner letzten größeren Kinofilme war Steven Spielbergs Lincoln (2012), in dem er an der Seite von Daniel Day-Lewis die historische Rolle des Francis Preston Blair verkörperte.

Auch hatte er bereits seit den 1950er-Jahren viele Fernsehrollen übernommen, so in einer der ersten Fernseh-Seifenopern mit dem Titel That Brighter Day. Neben Mark Twain verkörperte er weitere historische Persönlichkeiten wie Abraham Lincoln in den Fernseh-Miniserien Lincoln (1976) und Fackeln im Sturm (1985/1986). Seine fünf Emmy Awards gewann er vor allem für seine anspruchsvollen Charakterrollen in Fernsehfilmen, einen Emmy für seine Hauptrolle als Senator in der kurzlebigen Serie The Bold Ones: The Senator. Weitere Nominierungen erhielt er unter anderem für seine damals bahnbrechende Darstellung eines homosexuellen Familienvaters in Damals im Sommer (1972) und als der Bühnenmanager in einer Adaption von Thornton Wilders Unsere kleine Stadt. Er übernahm Gastauftritte oder wiederkehrende Nebenrollen in bekannten Serien wie The F.B.I., Mann muss nicht sein, Emergency Room – Die Notaufnahme, Die Sopranos, Navy CIS, Grey’s Anatomy und Sons of Anarchy. Eine Serienhauptrolle hatte er zwischen 1990 und 1994 in der Sitcom Daddy schafft uns alle, in der er als Evan Evans den Schwiegervater der von Burt Reynolds gespielten Hauptfigur verkörperte. Insgesamt war Holbrook zwischen 1955 und 2017 in mehr als 130 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen.

Privatleben

Holbrook war dreimal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe von 1945 bis 1965 mit Ruby Johnson entstammen die Kinder Victoria und David Holbrook. Von 1966 bis 1979 war er mit Carol Eve Rossen verheiratet. Aus dieser Ehe ging die Tochter Eve Holbrook hervor. Von 1984 bis zu ihrem Tod im April 2010 war er mit der Schauspielerin Dixie Carter verheiratet. Holbrook starb im Januar 2021 im Alter von 95 Jahren in seinem Haus in Beverly Hills.

Auszeichnungen

1971 gewann Holbrook den Golden Apple Award. 2003 wurde ihm die National Humanities Medal verliehen. Für seine Rolle in Into the Wild wurde Holbrook 2008 für einen Oscar als Bester Nebendarsteller und für den Screen Actors Guild Awards 2008 nominiert. Mit demselben Film belegte Holbrook den zweiten Platz als Bester Nebendarsteller bei den Los Angeles Film Critics Association Awards.

Academy Award

Broadcast Film Critics Association Awards

Chicago Film Critics Association Awards

Online Film Critics Society Awards

Screen Actors Guild Awards

Primetime Emmy Awards

  • Outstanding Lead Actor – Miniseries or a Movie
    • (1967) Nominiert – Mark Twain Tonight!
    • (1971) Nominiert – A Clear and Present Danger
    • (1973) Nominiert – That Certain Summer
    • (1974) Pueblo
    • (1976) Sandburg’s Lincoln
    • (1978) Nominiert – The Awakening Land
    • (1969) Nominiert – The Whole World is Watching
  • Outstanding Lead Actor – Drama or Comedy Special
    • (1978) Nominiert – Our Town
  • Outstanding Lead Actor – Drama Series
  • Outstanding Informational Series
    • (1988) Nominiert – Portrait of America (Segment: New York City)
  • Outstanding Performance in Informational Programming
    • (1989) Portrait of America (Segment: Alaska)
  • Darsteller des Jahres (ehemalige Kategorie)
    • (1974) Pueblo

Tony Award

  • (1966) Bester Darsteller / Mark Twain Tonight

Filmografie (Auswahl)

Commons: Hal Holbrook – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Hal R. Holbrook. In: Denison University Alumni. Abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  2. Robert Berkvist: Hal Holbrook, Actor Who Channeled Mark Twain, Is Dead at 95. In: The New York Times. 2. Februar 2021, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 2. Februar 2021]).
  3. Hal Holbrook Retires Mark Twain Character After 63 Years. In: broadwayworld.com. Abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  4. Hal Holbrook. Abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  5. Hal Holbrook in der Internet Broadway Database, abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  6. Hal Holbrook: From Mark Twain 'Into the Wild'. Abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  7. Roger Ebert: That Evening Sun movie review (2010) | Roger Ebert. Abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  8. Today In Gay History: Hal Holbrook & Martin Sheen loving partners in That Certain Summer. 1. November 2014, abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  9. Just because: Hal Holbrook in Our Town. 13. Juli 2015, abgerufen am 2. Februar 2021 (amerikanisches Englisch).
  10. Robert Berkvist: Hal Holbrook, Actor Who Channeled Mark Twain, Is Dead at 95. In: The New York Times, 2. Februar 2021. Abgerufen am 2. Februar 2021 (englisch).
  11. „American Naturbursche“. Spiegel Online, 30. Januar 2008
  12. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Hal Holbrook – Awards. Internet Movie Database, abgerufen am 12. April 2015 (englisch).
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