Halbfreie Software (englisch semi-free software) ist Software, die von Privatpersonen kostenfrei zu nichtkommerziellen Zwecken benutzt, kopiert, modifiziert und weitergeben werden kann, deren kommerzielle Nutzung jedoch an Einschränkungen gebunden ist. Die Einschränkungen können je nach Lizenz erheblich oder marginal sein.

Der Begriff geht auf die 1985 gegründete Free Software Foundation (FSF) zurück. Software dieser Klasse fällt nicht unter Freie Software und wird von der FSF mit dem Argument abgelehnt, dass der Ausschluss kommerzieller Nutzung eine eigennützige Einschränkung sei. Seit 2012 nimmt die FSF keine Unterscheidung mehr vor zwischen halbfreier und unfreier Software und stellt die Nutzung derart angepasster Lizenzen in ihre Kategorie der unfreien (proprietären) Software.

Motivation

Halbfreie Software entsteht vor dem Hintergrund, dass manche Programmentwickler, die nicht von einem Unternehmen für ihre Programmierarbeit bezahlt wurden, ihren ideellen Einsatz eigentlich als kostenlose Hilfe für andere Privatanwender begreifen und die freie Nutzung auf diesen Anwendungsfall beschränken wollen. Die mögliche kommerzielle Verwendung freier Software unter den meisten üblichen Lizenzen (z. B. GPL, BSD, Apache, Public Domain etc.) erscheint manchem dieser Entwickler nicht wünschenswert.

Das war auch durch besonders kontrovers diskutierte Geschäfts- und Verwendungsmodelle motiviert. Beispielsweise ärgerten sich die Programmierer des Amiga-Emulators WinUae darüber, dass das Unternehmen Cloanto den Emulator in einer Kollektion mit diversen Spielen und Hilfsprogrammen als Amiga Forever Pack für rund 60 Dollar verkaufte. Die eMule-Entwickler sahen sich mit Unternehmen wie 3PO Web-Invest konfrontiert, die eine neue proprietäre Version (eMcrypt-Emule) erstellten und kommerziell vertrieben, die sich vom Original nur durch hinzugefügte Spyware unterschied. Dass solche Praktiken bei freier Software urheberrechtlich zulässig sind, empfinden sie als Mangel in der Softwarelizenz und machten entsprechende Einschränkungen und damit eigene Lizenzvarianten. Solche mit Einschränken versehene Software wurden von der FSF dann mit dem Zusatz halb (semi) im Terminus halbfreie Software versehen.

Eine andere Quelle von solcher Software können Firmen sein deren Software das kommerzielle End of Life erreicht hat und diese nun der Nutzergemeinde zur Verfügung stellen wollen, jedoch Einschränkungen (z. B. Nicht-Kommerzialität oder ausschließlich private Nutzung) in die Lizenz einbringen. Damit soll häufig verhindert werden, dass eine Software zu nicht-verfügbarer und nicht mehr wartbarer Abandonware verkommt.

Lizenzen

Zu bekannten Lizenzen, die zu Softwareveröffentlichungen führen, die unter diese Einordnung gezählt werden können, zählen beispielsweise die Creative Commons License CC-BY-NC-SA, die eine kommerzielle Weiterverwendung nicht erlaubt, die M.A.M.E.-Lizenz oder diverse Shared-Source-Lizenzen von Microsoft mit verschiedenen Einschränkungen.

Daneben existiert eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Firmen- oder Softwareproduktspezifischen Lizenzen, die als Halbfreie-Software-Lizenzen verstanden werden können.

Beispiele

2013 spendete Adobe Inc. Photoshop 1.0.1 dem Computer History Museum. Der Quelltext wurde unter einer Lizenz veröffentlicht, die zwar eine private Weiterverwendung erlaubt, eine kommerzielle Weiterverwendung ist jedoch ausgeschlossen.

Beispiele für End-of-Life-Veröffentlichungen als halbfreie Software aus dem Computerspiel-Bereich sind Homeworld, Myth II oder Allegiance.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Categories of free and nonfree software, GNU Project, Free Software Foundation, abgerufen am 3. März 2012
  2. John Bell: Opening the Source of Art. Technology Innovation Management Review, 1. Oktober 2009, abgerufen am 30. Dezember 2012: [...]that no further patches to the title would be forthcoming. The community was predictably upset. Instead of giving up on the game, users decided that if Activision wasn't going to fix the bugs, they would. They wanted to save the game by getting Activision to open the source so it could be kept alive beyond the point where Activision lost interest. With some help from members of the development team that were active on fan forums, they were eventually able to convince Activision to release Call to Power II's source code in October of 2003.
  3. Bryan Bishop: Adobe releases original Photoshop source code for nostalgic developers. theverge.com, 14. Februar 2013, abgerufen am 15. Oktober 2013 (englisch).
  4. Adobe Photoshop Source Code
  5. Bob Colayco: Microsoft pledges Allegiance to its fanbase. gamespot.com, 6. Februar 2004, abgerufen am 22. Juli 2011 (englisch): The release of the source code came in response to the enthusiasm of Allegiance's small-but-dedicated fanbase. Microsoft's Joel Dehlin commented that the development team has, "been amazed at the level to which some of the Allegiance fans have remained hard-core. We’re astounded at the progress that has been made at creating new factions, hosting new servers, replacing authentication, etc. It seems that Allegiance hasn’t really died. With that in mind, we’re releasing the Allegiance source code to the community."
  6. Andy Largent: Homeworld Source Code Released. www.insidemacgames.com, 8. Oktober 2003, abgerufen am 24. November 2012 (englisch): With the release of Homeworld 2 for the PC, Relic Entertainment has decided to give back to their impressive fan community by releasing the source code to the original Homeworld.
  7. Howard Wen: Keeping the Myths Alive. linuxdevcenter.com, 10. Juni 2004, abgerufen am 22. Dezember 2012 (englisch): [...]fans of the Myth trilogy have taken this idea a step further: they have official access to the source code for the Myth games. Organized under the name MythDevelopers, this all-volunteer group of programmers, artists, and other talented people devote their time to improving and supporting further development of the Myth game series.
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