Halil Berktay (* 27. August 1947 in Izmir) ist ein türkischer Historiker und Professor an der Sabancı-Universität in Istanbul sowie Kolumnist der türkischen Tageszeitung Taraf. Er war für zwei Jahrzehnte bekennender Maoist und ist einer der wenigen türkischen Experten, die sich offen mit dem Völkermord an den Armeniern auseinandersetzen.

Leben

Halil Berktay wurde in eine intellektuelle türkische Vertriebenenfamilie aus Kreta hineingeboren. Sein Vater Erdogan Berktay war Mitglied der Kommunistischen Partei der Türkei von 1920. Nachdem Halil Berktay 1964 das Robert College erfolgreich absolviert hatte, studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Yale University und erhielt dort 1968 den Bachelor of Arts und 1969 den Master of Arts. Dort gründete er die Organisation Students for a Democratic Society mit. Seinen Ph.D. erhielt er 1990 an der Birmingham University. Von 1969 bis 1971 sowie von 1978 bis 1983 arbeitete er als Lektor an der Universität Ankara.

Zwischen 1992 und 1997 lehrte er an der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) und an der Bosporus-Universität. Er hatte 1997 einen Lehrauftrag an der Harvard-Universität und lehrte an der Sabancı-Universität, bevor er 2006 nach Harvard zurückkehrte.

Berktays Forschungsgebiete sind die Geschichte und Geschichtsschreibung des türkischen Nationalismus im 20. Jahrhundert. Dabei schrieb er über den Aufbau des kollektiven Gedächtnisses der Türkei.

Im September 2005 hielten Berktay und andere Geschichtswissenschaftler, darunter Murat Belge, Edhem Eldem und Selim Deringil, eine akademische Konferenz über den Zerfall des Osmanischen Reiches ab.

Berktay deckte auf, dass die türkische Regierung Beweise und Dokumente über den Völkermord an den Armeniern in den Türkischen Archiven vernichtete. Demnach wurde die Säuberung vor allem „durch Muharrem Nuri Birgi durchgeführt, den ehemaligen türkischen Botschafter in London und der NATO sowie Generalsekretär des türkischen Außenministeriums.“ Berktay bestätigt auch, „dass zum Zeitpunkt, als er die Archive verglich, Nuri Birgi sich regelmäßig mit einem gemeinsamen Freund traf und in Bezug auf die Armenier gestand: ‘Wir haben sie wirklich abgeschlachtet.’“

„Warum bilden wir nicht zu dieser Idee erneut eine Kommission? Die türkische Regierung benennt zehn türkische Historiker sowie nimmt noch fünf armenische oder fünf aus der armenischen Diaspora stammende Historiker dazu. Und die armenische Regierung benennt ebenfalls zehn armenische sowie fünf türkische oder aus der türkischen Diaspora stammende Historiker. Dann sind es insgesamt dreißig Historiker, die sich gemeinsam noch zehn internationale Historiker dazu holen, die weder Türken noch Armenier sind. Dann hätten wir in diesem Fall jetzt einen echten Dialog.“

Halil Berktay

Werke (Auswahl)

  • Kabileden Feodalizme, Kaynak Yayınları, 1983
  • Cumhuriyet İdeolojisi ve Fuad Köprülü, Kaynak Yayınları, 1983
  • Bir Dönem Kapanırken, Pencere Yayınları, 1991
  • New Approaches to State and Peasant in Ottoman History (eds. Halil Berktay and Suraiya Faroqhi), ISBN 0-7146-3468-9

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Curriculum vitæ, Sabancı Üniversitesi.
  2. Okuma Notları (Memento vom 13. September 2008 im Internet Archive), Taraf.
  3. 1 2 3 Halil Berktay: A Genocide, Three Constituencies, Thoughts for the Future (Part I). In: Armenian Weekly. 24. April 2007, S. 4, archiviert vom Original am 3. September 2009; abgerufen am 4. September 2008 (Talk given at the "Armenians and the Left" symposium on March 31, 2007.).
  4. Conferences, personal Web site, Sabanci University.
  5. Didem Turkoglu, Challenging the National History--Competing discourses about a Conference (PDF; 470 kB), Submitted to Central European University Nationalism Studies Program In Partial Requirements for the Degree of Master of Arts, Budapest, Hungary, 2006
  6. 1 2 3 Gayane Abrahamyan: WikiLeaks on Armenian Genocide: Turkey ‘Purged’ Archives to Destroy Evidence. In: The Armenian Mirror-Spectator. 16. September 2011, archiviert vom Original am 16. September 2011; abgerufen am 26. Mai 2013.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.