Hanns Alexander (* 6. Mai 1917 in Berlin; † 23. Dezember 2006 in London) war ein deutsch-britischer Kaufmann. Er fahndete nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach ehemaligen Funktionären des Nationalsozialismus. Zu seinen Erfolgen gehört die Festnahme von Rudolf Höß und Gustav Simon.
Leben
Hanns Hermann Alexander wurde im Mai 1917 als viertes Kind des Arztes Alfred Alexander und seiner Ehefrau Henriette (Henny) Picard in Berlin geboren. Er war der Zwillingsbruder von Paul Alexander (1917–2003) und wuchs gut behütet in einer angesehenen und vermögenden jüdischen Familie auf, die in einer großen Wohnung mit 22 Zimmern in der Kaiserallee (heute: Bundesallee) 219/220 in der ersten Etage lebte. Die Wohnung diente auch als Praxis seines Vaters.
Hanns Alexander und sein Bruder Paul besuchten zunächst die Private Waldschule Grunewald (Lessler-Schule) der Toni Lessler, eine konfessionslose Schule. Im Juli 1933 mussten die beiden Jungen aufgrund der NS-Gesetze die Waldschule verlassen. Sie besuchten fortan eine private jüdische Schule. Aufgrund der zunehmenden Einschränkungen infolge der NS-Gesetze verließ die Familie 1936 Deutschland und emigrierte über die Schweiz nach England. Im Juli 1939 wurde im Deutschen Reichsanzeiger bekanntgegeben, dass Hanns Alexander, sein Bruder und seine Eltern ausgebürgert wurden und die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hatten. Der Besitz der Familie ging auf das Deutsche Reich über.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 meldete sich Alexander freiwillig zur Britischen Armee. Nach der Ausbildung als einfacher Soldat gelangte er schließlich auf eigenes Drängen Anfang 1943 zur Officier Training Unit und wurde zum Offizier ausgebildet. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 wurde Hanns Alexander in Frankreich und Deutschland eingesetzt.
Er war Mitglied des War Crimes Investigation Team (WCIT) in Bergen-Belsen und mit der Untersuchung von Kriegsverbrechen im Rahmen des War Crimes Program beauftragt. Er wurde unter anderem bei den Verhören von Elisabeth Volkenrath und Franz Hößler eingesetzt und drängte schließlich darauf, die Suche nach noch nicht gefassten Naziverbrechern aufnehmen zu dürfen. Es gelang ihm, im Dezember 1945 Gustav Simon und im März 1946 den langjährigen Kommandanten des KZ Auschwitz, Rudolf Höß, aufzuspüren und gefangen zu nehmen.
Später lebte Hanns Alexander als Bankier und Kaufmann in London. Er war über Jahrzehnte bei der Bank S. G. Warburg & Co. beschäftigt.
Hanns Alexander war seit 1946 mit Ann Graetz (1920–2006) verheiratet. Aus der Ehe gingen die beiden Kinder Annette Alexander (* 1948) und Jackie Alexander (* 1950) hervor. Er starb im Alter von 89 Jahren an einer Lungenentzündung. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Willesden im Norden Londons.
Die Geschichte seines Lebens wurde nach seinem Tod von seinem Großneffen Thomas Harding in einer Doppelbiografie erzählt.
Literatur
- Thomas Harding: Hanns and Rudolf: The German Jew and the Hunt for the Kommandant of Auschwitz. Heinemann, London 2013
- Hanns und Rudolf. Der deutsche Jude und die Jagd nach dem Kommandanten von Auschwitz. Aus dem Englischen von Michael Schwelien. dtv, München, 2014
Weblinks
- Sonja Peteranderl: Der Mann, der Rudolf Höß jagte. In: einestages vom 27. August 2014
Einzelnachweise
- ↑ Sara Malm: The Nazi Hunter: Remarkable story of the Jewish refugee responsible for tracking down the Auschwitz commandant who slaughtered 3million people. In: Daily Mail vom 19. August 2013 (englisch, abgerufen am 27. August 2014).