Harle
Gemeinde Wabern
Koordinaten: 51° 6′ N,  23′ O
Höhe: 163 (160–197) m
Fläche: 8,82 km²
Einwohner: 686 (30. Jun. 2022)
Bevölkerungsdichte: 78 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 34590
Vorwahl: 05683
Blick auf Harle

Harle ist ein Ortsteil der Gemeinde Wabern im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis. Das Dorf liegt östlich von Wabern an der Schwalm. Nordwestlich des Ortes verläuft die Bundesstraße 253.

Geschichte

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1196 als Harleve in einem Verzeichnis des Klosters Hardehausen. 1253 wird der Ort in einem Güterverzeichnis des Klosters Breitenau als Harlon erwähnt. 1266 wird von einem Güterstreit der adligen Herren Hund mit dem Kloster Haina berichtet. 1336 bekennt ein Eberhard Rabodonis, dass er Güter in Harle von dem Konvent des Klosters Breitenau auf Lebenszeit erhalten habe. Ab 1358 war Harle landgräfliches Dorf. 1404 wird der Ort Horlan genannt. Dominierende Grundbesitzer im Ort waren die Herren von Falkenberg. 1555 wird der Ort in einem Salbuch des Amtes Felsberg als Harle erwähnt.

Bereits seit 1657 sind Lehrer im Dorf nachgewiesen, und die erste Schule wurde 1728 erbaut; sie dient noch heute als Wohnhaus. Eine neue Schule wurde 1892 gebaut und bis zur Einstellung des Schulbetriebs im Dorf am 1. August 1970 als solche genutzt; das Haus wird inzwischen von der Kirchengemeinde genutzt.

1910 erhielt Harle eine Wasserleitung und 1919 elektrischen Strom. Österreichische Pioniere begradigten 1937 die Schwalm und bauten eine Holzbrücke über den Fluss.

Mary und Carl Achenbach kamen seit den 1920er Jahren zur künstlerischen Arbeit oftmals nach Harle.

Zum 1. Januar 1974 wurde der bis dahin selbständige Gemeinde Harle im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Gemeinde Wabern eingegliedert. Gleichzeitig kam das Dorf vom nun aufgelösten Landkreis Melsungen in den neugebildeten Schwalm-Eder-Kreis. Für Harle, wie für die übrigen durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, sowie die Kerngemeinde Wabern, wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Harle 747 Einwohner. Darunter waren 18 (2,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 135 Einwohner unter 18 Jahren, 276 zwischen 18 und 49, 162 zwischen 50 und 64 und 174 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 312 Haushalten. Davon waren 78 Singlehaushalte, 78 Paare ohne Kinder und 117 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 72 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 186 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon
 1577:65 Hausgesesse
 1747:77 Hausgesesse
Harle: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
605
1840
 
604
1846
 
634
1852
 
654
1858
 
598
1864
 
609
1871
 
580
1875
 
560
1885
 
588
1895
 
566
1905
 
595
1910
 
625
1925
 
603
1939
 
684
1946
 
1.026
1950
 
983
1956
 
841
1961
 
792
1967
 
786
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2006
 
770
2011
 
747
2015
 
727
2020
 
581
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Gemeinde Wabern, Zensus 2011

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon
 1885:588 evangelische (= 100 %) Einwohner
 1961:644 evangelische (= 81,31 %), 148 katholische (= 18,69 %) Einwohner

Politik

Für Harle besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Harle) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Harle 54,45 %. Alle Kandidaten gehörten der „Bürgerliste Harle“ an. Der Ortsbeirat wählte Peter Schlombs zum Ortsvorsteher.

Kirche

Vermutlich nutzten bereits die Chatten den Basaltfels, auf dem die Harler Kirche erbaut ist, als Kultstätte. Möglicherweise handelt es sich um ein Sonnenheiligtum, das dem germanischen Gott Odin gewidmet war. Die Kirche ist auf den 6 km entfernten Heiligenberg bei Gensungen ausgerichtet. Vom Blickpunkt der Kirche aus gesehen, wandert die Sonne am Tag der Sommersonnenwende am Heiligenberg wie auf einer Rampe hoch.

Der Grundstein für das heutige Kirchenschiff wurde am 5. Juni 1492 (dem Bonifatius-Tag) gelegt, und Bonifatius ist sie auch gewidmet. Allerdings gibt es deutliche Hinweise auf eine Vorgängerkirche an gleicher Stelle, worauf Funde bei Renovierungen schließen lassen. Die Entstehungszeit einer ersten Kirche wird auf 1200–1250 datiert. Ein Pleban wird 1266 in den Registern des Klosters Hasungen erwähnt.

Der 40 Meter hohe Turm könnte um 1388 entstanden sein. Eine Untersuchung alter, im Turm verbauter Hölzer lässt auf diese Entstehungszeit, zumindest auf einen Umbau oder eine Renovierung schließen. Reste einer Wehrmauer, enge Fenster im Turm und der einzige Zugang zum Turm, der sich noch heute in der Kirche befindet, beweisen, dass es sich um eine Wehrkirche handelte.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gemarkungsflächen. (Memento vom 14. Februar 2016 im Internet Archive) In: Webauftritt der Gemeinde Wabern. Abgerufen im Februar 2016.
  2. 1 2 Einwohner mit Hauptwohnsitz in Wabern Gemeinde Wabern. (PDF) Abgerufen am 13. Februar 2023.
  3. 1 2 3 4 5 Harle, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain (GVBl. II 330-22) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 356, §§ 17 und 27 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 393.
  6. 1 2 Hauptsatzung. (pdf; 21 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Wabern, abgerufen im Juni 2023.
  7. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 40 und 96, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020.
  8. Ortsbeiratswahl Harle. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im Juni 2023.
  9. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Wabern, abgerufen im Juni 2023.
  10. Hans-Winfried Auel, Gerhard Rausch: Sommersonnenwende, Kirche und Heiligenberg. Archäoastronomische Entdeckung in Hessen. In: Megalithos 3/2003, ISSN 1439-7366, S. 113–116.
  11. Kirchengeschichte Harle (Memento vom 3. Januar 2013 im Internet Archive)
  12. Hierbei wurden auch zwei über 2000 Jahre alte Artefakte gefunden.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.