Harras Ehemalige Gemeinde Nainhof-Hohenfels | |
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Koordinaten: | 49° 14′ N, 11° 48′ O |
Höhe: | 490 m |
Einwohner: | 17 (1950) |
Harras war zuletzt ein Ortsteil der Gemeinde Nainhof-Hohenfels im Landkreis Parsberg in Bayern, der im Truppenübungsplatz Hohenfels zur Wüstung wurde.
Geographische Lage
Die Einöde lag im oberpfälzischen Jura der Südlichen Frankenalb ca. 2,5 km östlich von Nainhof-Hohenfels auf ca. 490 m über NHN, umgeben von Erhebungen, die in nordwestlicher Richtung mit dem Boslberg bis 604 m ü. NHN ansteigen.
Geschichte
Die Einöde erscheint Mitte des 15. Jahrhunderts als Lehen des Bayernherzogs Otto, gelegen in der Herrschaft Hohenfels. Im Salbuch dieses Amtes von 1494/1500 ist Harras mit zwei Anwesen aufgeführt. Im Kartenwerk von Christoph Vogel von 1600 ist Harras mit der Waldung „Harrasperg“ unter dem Pflegamt Hohenfels verzeichnet. Bei den zwei Anwesen von der Größe von Siebenachtelhöfen blieb es bis zum Ende des Alten Reiches und darüber hinaus bis zur endgültigen Absiedelung 1951.
Im Königreich Bayern wurde um 1810 der Steuerdistrikt Großbissendorf im Landgericht Parsberg (später Landkreis Parsberg) aus sieben Orten, darunter auch Harras, gebildet. Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 entstand die Ruralgemeinde Großbissendorf aus zehn Orten, darunter wiederum Harras.
Für die Schaffung eines Truppenübungsplatzes wurde ab 1938 das Gebiet nördlich von Hohenfels durch die Reichsumsiedelungsgesellschaft abgelöst und geräumt und mit Wirkung vom 1. Oktober 1944 die Bildung des Heeresgutsbezirks Hohenfels bekanntgegeben. Aus dem Landkreis Parsberg war auch die Einöde Harras der Gemeinde Großbissendorf davon betroffen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Harras mit den meisten anderen abgesiedelten Orten wieder neu besiedelt. Am 14. Dezember 1949 wurde der Heeresgutsbezirk offiziell aufgelöst und stattdessen für die wiederbesiedelten Orte provisorisch die Gemeinde Nainhof-Hohenfels gebildet. Doch bereits im Herbst 1951 musste das Gebiet, erweitert um die Gemeinden Pielenhofen und Lutzmannstein, kurzfristig zum zweiten Mal geräumt werden, um für die US- und NATO-Truppen den Truppenübungsplatz Hohenfels zu schaffen. In ihm wurde die erneut geräumte Einöde Harras zur Wüstung. Dortige untertägige mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde gelten als Bodendenkmäler.
Gebäude- und Einwohnerzahl
- 1838: 22 „Seelen“, 2 Häuser
- 1867: 24 Einwohner, 9 Gebäude
- 1871: 25 Einwohner, 12 Gebäude, an Großviehbestand 1873 2 Pferde und 30 Stück Rindvieh
- 1900: 25 Einwohner, 2 Wohngebäude
- 1925: 8 Einwohner, 1 Wohngebäude
- 1950: 17 Einwohner, 2 Wohngebäude
Kirchliche und schulische Verhältnisse
Harras gehörte seit altersher (so 1600) zur katholischen Pfarrei Hohenfels im Bistum Regensburg. Die Kinder gingen im 19. Jahrhundert und um 1900/1925 nach Großbissendorf, um 1950 nach Nainhof in die Schule.
Literatur
- Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981
Einzelnachweise
- ↑ Wilhelm Volkert: Gerichtsverhältnisse im Pflegamt Hohenfels vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 100 (1959), S. 155
- ↑ Volkert, S. 156
- ↑ Jehle, S. 299
- ↑ Günter Frank und Georg Paulus: Die pfalz-neuburgische Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig (Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, 6). Kollersried 2016, S. 489, 492, 495
- ↑ Jehle, S. 490
- ↑ Jehle, S. 532
- ↑ Jehle, S. 542
- ↑ Jehle, S. 517 f.
- ↑ Jehle, S. 519
- ↑ Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Regierungsbezirk Oberpfalz, Landkreis Neumarkt i. d. Opf., Markt Hohenfels, Bodendenkmäler, Stand 1. Mai 2020, S. 7
- ↑ Joseph Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Regensburg 1838, S. 294
- ↑ Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 795
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 978, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 900 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 909 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 785 (Digitalisat).
- ↑ Frank/Paulus, S. 503