Hashem Sha’bani Amouri (persisch هاشم شعباني, auch Hashem Shaabani, Hashem Shabani oder Hashem Shabaninejad; * ca. 1981 in Ramschir, Iran; † 27. oder 29. Januar 2014) war ein iranischer Dichter. In seinem Beruf als Lehrer setzte er sich für die Verbreitung arabischer Sprache und Literatur ein. Seine Literatur schrieb er auf Persisch und Arabisch. 2014 wurde Hasem Shaabani wegen angeblicher religions- und staatsfeindlicher Tätigkeit hingerichtet.
Leben
Shaabani lebte bis zu seiner Verhaftung in Ramschir (arabisch Khalafabad) in der iranischen Provinz Chuzestan zusammen mit seiner Frau und einem Sohn. Neben seiner Arbeit als Oberschullehrer schrieb Shaabani Gedichte in arabischer und persischer Sprache. Er gründete das Dialog-Institut zur Verbreitung arabischer Kultur und Literatur im Iran. Shaabani hatte einen Bachelor-Abschluss in arabischer Sprache und Pädagogik sowie einen Master-Abschluss in Politikwissenschaften der Ahvaz-Universität.
Im Februar 2011 wurde Shaabani zusammen mit vier weiteren Männern arabisch-ahvazischer Abstammung unter dem Vorwurf, gegen den Iran gerichtet arabische Kultur zu verbreiten, festgenommen. Die Inhaftierung geschah im Rahmen mehrerer Razzien gegen Mitglieder der dort lebenden arabischen Minderheit. Amnesty International warf der iranischen Regierung vor, dass die Verhaftung lediglich aufgrund kultureller, nicht aber politischer Aktivitäten vorgenommen worden seien.
Am 13. Dezember 2011 veröffentlichte der englischsprachige Regierungssender Press TV eine „Dokumentation“, in der Shaabani, Rashedi und ein weiterer ethnischer Araber vor laufender Kamera zugaben, Teil einer arabischen Terrorgruppe mit dem Namen „al-Muqawama asch-Schaʿbiya“ (dt. Volkswiderstand) zu sein. Diese Terrorgruppe war angeblich, von den USA und England unterstützt, für die Ermordung von vier iranischen Regierungsmitgliedern verantwortlich. Mehrere Menschenrechtsgruppen kritisierten die Fernseh-Geständnisse als durch Folter im Gefängnis durch das „Intelligenzministerium“ erzwungen. Die Angeklagten hätten die Geständnisse zudem später vor Gericht widerrufen. Als Indizien für Folter sahen sie den Beckenbruch von Rashedi und Vorwürfe Shaabanis an, sein Fuß sei in siedendes Wasser gehalten worden, um ihn zu einem Geständnis zu zwingen. Amnesty International sowie der deutsche wie der internationale Schriftstellerverband P.E.N. brachten die Geständnisse mit einer Verletzung internationaler Standards eines fairen Gerichtsprozesses in Zusammenhang.
In einem aus der Haft an seine Familie geschmuggelten Kassiber schrieb Shaabani, er könne die Verfolgung der Ahvazi-Minderheit nicht weiter hinnehmen, insbesondere „willkürliche“ Hinrichtungen:
- „Ich habe versucht, das legitime Recht zu verteidigen, das jeder Mensch in der Welt innehat, das Recht auf freies Leben mit allen zivilen Rechten. Trotz all diesem Leid und dieser Tragödien habe ich niemals zur Waffe gegriffen, um gegen diese Grausamkeiten zu kämpfen, aber zur Feder.“
Am 7. Juli 2012 verurteilte ein „Revolutionsgericht“ Shaabani und die vier anderen Angeklagten zum Tode. Begründet wurde das Urteil mit Muhāraba (dt. „Feindschaft gegen Gott und seinen Propheten“), Mofsed fil-arz (dt. „Korruption auf Erden“) sowie angeblichen Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit und Verbreitung von Propaganda gegen die Islamische Republik. Im Januar 2013 bestätigte das höchste iranische Gericht unter Sadegh Laridschani die Todesurteile. Der iranische Präsident Hassan Rohani unterschrieb sie.
Am 7. Dezember 2013 wurde Hashem Shaabani gemeinsam mit Hadi Rashedi ohne Benachrichtigung von Angehörigen und Rechtsanwälten vom Karoun-Gefängnis in Ahvaz an einen unbekannten Ort gebracht und vermutlich am 29. Januar 2014 (einige Quellen sprechen vom 27. Januar) durch den Strang hingerichtet.
Einzelnachweise
- ↑ Ahwaz News Agency. Politics and human rights: Ahwazi hunger strike ends after 28 days (Memento des vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , im März 2013 wird Sha'bani als 31-jährig bezeichnet
- ↑ Hashem Shaabani reveals falsity accusations that led him to the death penalty (Memento des vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ahwazstudies.org
- 1 2 Hashem Shaabani reveals falsity of accusations that led him to the death penalty. Ahwaz Studies Center, archiviert vom am 22. Februar 2014; abgerufen am 23. März 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Iranian Execution of Poet Further Darkens Iran’s Human Rights Record. Freedom House, 5. Februar 2014, abgerufen am 23. März 2014.
- ↑ Iran steps up crackdown against its Arab minority In: The Guardian, 19. Juli 2012
- 1 2 3 Iran: End human rights violations against Iran’s Ahwazi Arab minority. Amnesty International, 16. Januar 2014, abgerufen am 26. März 2018.
- 1 2 Iran: Halt Execution of Arab Activists. Human Rights Watch, 11. Juli 2012, abgerufen am 23. März 2014.
- ↑ Ahvazi Men Confessed Under Torture; No Evidence Supports Charges, Family Says. International Campaign for Human Rights in Iran, 9. Februar 2013, abgerufen am 23. März 2014.
- ↑ PEN-Deutschland: Hashem Shaabani hingerichtet!
- ↑ PEN-International: Execution of Ahwazi-Arab poet in Iran condemned
- 1 2 Jews News, Benjamin Weinthal: 3. Februar 2014: Poet Hashem Shaabani and activist Hadi Rashedi were hanged for “enmity against God” – or the charge of threatening “national security.”
- 1 2 IRI Executes Two Ahwazi Arab Men. Iran Human Rights Documentation Center, 31. Januar 2014, archiviert vom am 26. März 2014; abgerufen am 23. März 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Iran Human Rights Documentation Center (Memento des vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 10. Juli 2012 (englisch)
- ↑ The Guardian vom 19. Juli 2012