Haus Zelem (auch Selem, Selhem, Selm, Zelhem oder Zelm) ist ein ehemaliger Rittersitz am Rande des Kranenburger Ortsteils Mehr. Die Wasserburg liegt im Herzen der Düffel und wurde bereits im 12. Jahrhundert unter den Gütern der Abtei Echternach aufgeführt.
Namensvarianten
Für Zelem fallen unterschiedliche Schreibweisen auf, unter anderem Selheim, Selceim, Zelem, Selhem, Selm, Selom, Zeelem, Zelm und Zelhem. Sie erklären sich zum einen aus der Unkenntnis der ortsfremden Schreiber, die bis ins 14. Jahrhundert die Lehnslisten verfassten und dabei die Vorlagen oft selber nicht entziffern konnten, zum anderen spiegeln sich auch die Unterschiede der deutschen und niederländischen Sprache wider. So wurde in der Mehrer Schule, die bereits vor 1682 bestand, bis 1840 in holländischer Sprache unterrichtet. Heute trägt die Anlage den Namen Burg Zelem, den man auch auf Wegweisern und Informationstexten der Gemeinde findet.
Geschichte
Besitzer und Eigentümer
Graf Balderich ließ gemeinsam mit seiner Frau Adela kurz vor der Jahrtausendwende eine steinerne Motte als Wohnturm (ähnlich Burg Upladen) erbauen, die jedoch kurz darauf wieder abgetragen wurde. Beide spendeten diese Steine zum Bau eines Stiftes an der St.-Martin-Kirche in Zyfflich, das 1003 eingeweiht wurde. Die älteste Erwähnung befindet sich heute in der Nationalbibliothek von Paris, ein zutphenscher Lehenseintrag bzw. Abgabeeintrag der Güter der Abtei Echternach aus dem frühen 12. Jahrhundert.
Um 1320 gingen Stadt und Land Kranenburg als Pfand an Gerhard von Horn. Sein Sohn Dietrich erbte das Land Kranenburg und wurde Herr über Zelem. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörte Zelem zum klevischen Land Kranenburg und wurde 1348 an Gysbrecht von Groesbeek, ehe es 1373 Rutger von Groesbeek, der spätere Besitzer von Burg Boetzelaer, erhielt.
1377 ging die Burg als Lehen und Offenhaus der Grafschaft Kleve vom Grafen Adolf von Kleve-Mark an den Ritter Hermann van Eyll. 1414 wurde Johann von Alpen, Herr zu Hönnepel, vom gleichnamigen Sohn des Grafen mit der Herrschaft Zelem belehnt. Durch Heirat der Enkelin Adriane von Alpen († 1502/07) mit Werner III. von Palant ging das Gut 1464 in den Besitz der Familie von Palant über.
Im 15. Jahrhundert gelangte der Adelssitz an die Familien Palant-Wylich, in deren Hand er über Jahrhunderte verblieb. Später folgte, ebenfalls durch Einheirat, die Familie von Wylich zu Diersfordt, deren Wappen sich heute noch über dem Portal befindet. Kurprinz Wilhelm von Brandenburg wurde 1635 bei einem Besuch im Rittersaal der Burg, der sich heute wieder im originalgetreuen Zustand befindet, von Moritz von Nassau in die Kriegskunst eingewiesen. Um diese Zeit besetzten die Spanier die Rhein-Düffelfestung Schenkenschanz, die von den Holländern und Brandenburgern belagert wurde. Freiherr Karl Alexander von und zu Hertefeld wird als nächster Besitzer aufgeführt, dem 1867 Walter Freiherr von Esebeck folgte. 1912 kaufte der Deichgraf zu Keeken, Gerhard Hülskens, die Burg und Teile der dazugehörenden Liegenschaften, und 1926 erwarb K. Arden den Besitz, den er verpachtete. Seit dem Jahr 2000 befindet sich die Burganlage Zelem im Besitz der Familie Jochen Arden.
Baugeschichte
Zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert fand ein großer Landesausbau im ganzen Niederrheingebiet statt. Zelem ist aus einer Motte entstanden. Als Wehranlage und Wirtschaftseinheit stellte sie einen besonderen Schutz gegen feindliche Durchmärsche in dieser flachen Landschaft dar. Wichtige Elemente einer Wasserburg sind in die Umfassungsmauern eingearbeiteten Türme. Die Bausubstanz von Zelem weist alle diese frühen Merkmale auf, der umgebende Wassergraben ist heute allerdings nur noch im Süden erhalten. Weil die Burgen im Grenzbereich dem Landesherrn als Außenposten zur Grenzsicherung dienten, fungierte Haus Zelem unter Hermann von Eyl in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Offenhaus der Grafen von Kleve. Ab dem 14. Jahrhundert begegnet Zelem in den Quellen als klevische Burg. Zelem war für Kleve bei der territorialen Auseinandersetzung mit dem entstehenden Land Kranenburg von Bedeutung.
Wie die Burg Burg Boetzelaer auch ist die heutige Anlage nur ein Torso der ursprünglichen. Das ehedem dreigeschossige Gebäude erfuhr im 16. Jahrhundert einen Ausbau zum Renaissance-Schloss mit mächtigen Giebeln und geschweiften Hauben auf den heute mit einfachen Zeltdächern gedeckten Ecktürmen. Eine Federzeichnung von Jan de Beijer aus dem Jahr 1745 gibt dies wieder. Dort verfügt der um ein Stockwerk höhere Haupttrakt auf der Vorderseite über zwei Seitenflügel, die einen Ehrenhof bilden. Die Burg ist noch von der Gräfte umgeben, in der Achse des hinteren Eckturms ist vorn ein am Rand der Schlossinsel freistehender Rundturm zu erkennen; das Wirtschaftsgebäude gegenüber der Burg existierte noch nicht. Um 1800 wurde die Bausubstanz stark reduziert und die Anlage bis auf den Hauptflügel zurückgebaut.
Beschreibung
Man kann davon ausgehen, dass die heutige Bausubstanz der dreiflügeligen Anlage weitgehend der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehört. Die Anlage besitzt zwei Ecktürme, von denen einer einen Sandsteinfries mit Ornamenten, Fabelwesen und menschlichen Köpfen trägt, sowie einen Treppenturm. Das Portal aus Haustein ziert das Wappen der Familie Palant und die Jahreszahl 1464. Sie dokumentieren den Beginn der großzügigen Umbauphase in der Zeit der Renaissance. Das Palantsche Wappen findet sich auch im Inneren der Burg an mehreren Stellen wieder. Der Raum im Erdgeschoss des Ostturms stammt aus dieser frühen Bauphase und ist besonders gut erhalten. Das Turmzimmer besitzt ein Sterngewölbe und ist mit einem Renaissance-Kamin ausgestattet. Das gut erhaltene Sterngewölbe zeigt das Palantsche Wappen, und der aus Sandstein gehauene, große Kamin mit Renaissancedekor wird ebenfalls vom Wappen geziert.
Ein weiterer Kamin befindet sich im Obergeschoss des Ostturms, dessen Wand mit Tontäfelchen verziert ist. Sie zeigen biblische Szenen. Im Keller unter dem Ostturm, der über die Wendeltreppe im Eingangsturm zugänglich ist, befindet sich eine offene Feuerstelle, die wahrscheinlich zu Zeiten einer Belagerung von den Bewohnern der Burganlage als Kochstelle genutzt wurde. In der Nähe des Südturms befindet sich auch eine Zisterne, welche die Versorgung der Belagerten mit Frischwasser sicherte. Die mit Haustein versehenen Lichtschlitze im Verlauf der Wendeltreppe des Ostturms dienten im kriegerischen Zeiten nach Aufkommen der Feuerwaffen als Schießscharten. Im Treppenturm befindet sich im oberen Zugang zum Kellergewölbe ein Verlies. Es wurde spekuliert, dass vom Keller unter den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden ein unterirdischer Gang bis Kranenburg verlaufe.
Literatur
- Hans-Peter Hilger: Haus Zelm, Rittersitz in der Düffel. In: Kalender für das Klever Land auf das Jahr 1971. Boss, Kleve 1970, ISSN 0174-0520, S. 40–41.
- Hans-Peter Hilger: Kreis Kleve. Band 5: Kranenburg – Zyfflich (= Die Denkmäler des Rheinlandes. Band 7). Rheinland-Verlag Schwann, Düsseldorf 1970, S. 48–51.
- Simon Hopf: Wo eine Burg Verstecken spielt. In: Mein Rheinland. Jahrgang 7, Nr. 4, 2017, S. 70–73 (PDF; 376 kB).
- Verein für Heimatschutz (Hrsg.): Kranenburg. Ein Heimatbuch. Kranenburg 1984, S. 113, 198–199.
- Robert Scholten: Einiges über die Düffel und die in derselben gelegenen Ortschaften. Kleve 1903, S. 8.
- Gregor Spohr, Ele Beuthner: Wie schön, hier zu verträumen. Schlösser am Niederrhein. Pomp, Bottrop/Essen 2001, ISBN 3-89355-228-6, S. 98–101.
- Jens Wroblewski, André Wemmers: Theiss-Burgenführer Niederrhein. Konrad Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1612-6, S. 154–155.
Weblinks
- Website des Burgeigentümers
- Eintrag von Jens Wroblewski zu Haus Zelem in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Eintrag zu Haus Zelem in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland
Einzelnachweise
- 1 2 Hans-Peter Hilger: Kreis Kleve. Band 5: Kranenburg – Zyfflich. 1970, S. 48.
- ↑ Stefan Frankewitz: Landesburgen, Burgen, Schlösser und Feste Häuser bis 1500 im Spiegel der Schriftzeugnisse (= Geschichtlicher Atlas der Rheinlande. Beiheft IV/12). Habelt, Bonn 2007, ISBN 978-3-7749-3519-8, S. 71.
- ↑ Gregor Spohr, Ele Beuthner: Wie schön, hier zu verträumen. 2001, S. 98.
- ↑ Verein für Heimatschutz (Hrsg.): Kranenburg. Ein Heimatbuch. 1984, S. 198.
- ↑ Eintrag zu Haus Zelem in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland, abgerufen am 20. Dezember 2019.
- ↑ Ludwig Schmitz-Kallenberg (Bearb.): Inventare der nichtstaatlichen Archive der Provinz Westfalen. Regierungsbezirk Münster, Beiband I. Urkunden des fürstlich Salm-Salm’schen Archives in Anholt, des fürstlich Salm-Horstmar’schen Archives in Coesfeld und der herzoglich Croy’schen Domänenadministration in Dülmen. Aschendorff, Münster 1902 und 1904, S. 33, Nr. 17 (Digitalisat).
- ↑ Carl Wilkes, Rudolf Brandts: Inventar der Urkunden des Archivs von Schloss Diersfordt bei Wesel. Fredebeul & Koenen, Essen 1957, Nr. 64.
- ↑ Günther Elbin: Am Niedrrhein. Prestel, München 1979.
- 1 2 Bert Thissen: Zelm in Kranenburg-Mehr. In: Kalender für das Klever Land auf das Jahr 2014. Boss, Kleve 2013, ISSN 0174-0520, S. 3.
Koordinaten: 51° 49′ 6″ N, 6° 1′ 53″ O