Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 51° 47′ N,  0′ O

Basisdaten
Bundesland:Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Düsseldorf
Kreis: Kleve
Höhe: 21 m ü. NHN
Fläche: 76,89 km2
Einwohner: 11.181 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 145 Einwohner je km2
Postleitzahl: 47559
Vorwahl: 02826
Kfz-Kennzeichen: KLE, GEL
Gemeindeschlüssel: 05 1 54 040
Gemeindegliederung: 9 Ortschaften
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Klever Straße 4
47559 Kranenburg
Website: www.kranenburg.de
Bürgermeister: Ferdi Böhmer (CDU)
Lage der Gemeinde Kranenburg im Kreis Kleve

Die Gemeinde Kranenburg (amtliche Schreibweise bis zum 9. Juni 1936: Cranenburg) liegt am unteren Niederrhein im Nordwesten von Nordrhein-Westfalen und ist eine kreisangehörige Gemeinde des Kreises Kleve im Regierungsbezirk Düsseldorf. Sie liegt an der niederländischen Grenze bei Nijmegen und ist Mitglied der Euregio Rhein-Waal.

Geografie

Gemeindegebiet

Die Gemeinde Kranenburg gliedert sich in folgende Ortsteile (nach Einwohnerzahl):

Große Teile des Gemeindegebietes sind unbesiedelte Naturlandschaft, im Süden der Reichswald, im Norden die Rheinniederung der Düffel.

Nachbargemeinden/-städte

Die Gemeinde Kranenburg grenzt im Osten an die Stadt Kleve, im Südosten an die Stadt Goch, im Südwesten an die Gemeinde Gennep (Provinz Limburg, NL), im Westen und im Norden an die Gemeinde Berg en Dal (Provinz Gelderland, NL).

Geschichte

Mittelalter

Kranenburg entstand im 13. Jahrhundert als Gründung der Klever Grafen. Eine Burg Kranenburg ist erstmals 1270 belegt; bereits zu Lebzeiten Dietrichs Luf von Kleve († 1277) hat eine Kirche bestanden. 1294 besaß der Ort Stadtrecht. Im Umfeld fand durch Waldrodung ein Landesausbau statt, so in Frasselt und Schottheide. Durch die Auffindung des „Wundertätigen Kreuzes“ 1308 wurde Kranenburg zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.

Im 13. Jahrhundert verpfändeten die Grafen von Kleve Burg, Stadt und Land Kranenburg an Gerhard von Horn. Zwischen dessen Sohn und Erbe Dietrich von Horn und den Klever Grafen kam es zu Kämpfen wegen der Ablösung der Verpfändung und der Erbnachfolge im Grafenamt. Diesen Streit beendete ein Schiedsspruch der Herzogin Johanna von Brabant 1370: Das Pfand wurde von Graf Adolf I. von Kleve abgelöst, die zu zahlende Ablösesumme betrug 30.000 Goldschilde.

Zu dieser Zeit besaß die Stadt Kranenburg eine erste Befestigung. Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert wurden eine neue Burg und eine steinerne Befestigungsanlage mit zwei Toren und einer bislang ungeklärten Zahl von Türmen errichtet, der südlichste als Stadtwindmühle. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine Blütezeit, die ihren Ausdruck im Bau einer großen gotischen Kirche fand. 1436 wurde das Zyfflicher Martinsstift nach Kranenburg verlegt, 1445/46 ein Schwesternkonvent als Filiale des Klever Schwesternhauses vom Berg Sion in der Kranenburger Mühlenstraße eingerichtet. 1457 wurde in Kranenburg der Vertrag beschlossen, der die Münsterische Stiftsfehde beendete.

Frühe Neuzeit

Mehrere Stadtbrände und Hochwasserkatastrophen brachten den Ort seit dem Ausgang des Mittelalters um seinen früheren Wohlstand. Mit dem Aussterben des Jülich-Kleve-Bergischen Herzoghauses 1609 fiel Kranenburg mit dem Herzogtum Kleve an Brandenburg-Preußen. Der Große Kurfürst vergab Kranenburg 1675 an seinen Leibarzt Arnold Fey; nach dessen Tod 1678 fiel der Ort an Brandenburg zurück. Um 1650 wurde eine reformierte Gemeinde in Kranenburg gegründet, die 1723 eine kleine Kirche beziehen konnte. 1789 zerstörte ein Stadtbrand das historische Rathaus. Die baufälligen Stadttore wurden um 1800 abgebrochen.

19./20. Jahrhundert

In der Franzosenzeit war Kranenburg Kantonssitz im Département de la Roer und zeitweise nördlichster Punkt des französischen Staates, verlor aber seinen Status als Stadt. Das Martinsstift und der Katharinenkonvent wurden 1802 säkularisiert. Nach dem Wiener Kongress bildeten die Orte Kranenburg, Nütterden und Frasselt-Schottheide die Bürgermeisterei Kranenburg. 1936 wurde Grafwegen, das vorher zu Kessel gehört hatte, Kranenburg zugeschlagen. Kranenburg blieb bis ins 20. Jahrhundert stark von der Landwirtschaft geprägt.

Im Kriegswinter 1944/45 wurde der Ort schwer in Mitleidenschaft gezogen. Am 7. Februar 1945 begannen westalliierte Truppen die Schlacht im Reichswald. Kranenburg wurde am 10. Februar von ihnen besetzt. Ende März 1945 schlugen sie bei Wesel einen Brückenkopf über den Rhein (Operation Plunder).

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gemeinden Wyler und Zyfflich dem Amt Kranenburg hinzugefügt. Die Gemeinde Kranenburg in ihrer heutigen Form entstand am 1. Juli 1969 beim ersten kommunalen Neugliederungsprogramm in Nordrhein-Westfalen. Die Gemeinden Kranenburg (mit Nütterden, Frasselt, Schottheide und Grafwegen), Wyler und Zyfflich des Amtes Kranenburg sowie die Gemeinden Mehr und Niel des Amtes Rindern wurden zur neuen Gemeinde Kranenburg zusammengeschlossen. Am 1. Januar 1975 wurde im Zuge des zweiten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen der Altkreis Kleve mit dem ehemaligen Kreis Geldern und Teilgebieten der Kreise Moers und Rees zum neuen niederrheinischen Großkreis Kleve zusammengefügt.

Einwohnerentwicklung

Die folgenden Angaben beziehen sich auf das heutige Gebiet der Gemeinde Kranenburg.

  • 1950: 5.620 Einwohner
  • 1960: 6.222 Einwohner
  • 1970: 7.840 Einwohner
  • 1975: 7.860 Einwohner
  • 1980: 7.842 Einwohner
  • 1985: 7.882 Einwohner
  • 1990: 7.957 Einwohner
  • 1995: 8.526 Einwohner
  • 2000: 9.282 Einwohner
  • 2005: 9.845 Einwohner
  • 2010: 9.963 Einwohner
  • 2015: 10.648 Einwohner
  • 2017: 10.576 Einwohner
  • 2020: 10.981 Einwohner

Politik

Kommunalwahl 2020
(in %)
 %
40
30
20
10
0
39,6
24,4
17,8
6,0
12,2
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
−8,7
−7,0
+6,4
−3,0
+12,2
Sitzverteilung ab 2020
Insgesamt 28 Sitze

Gemeinderat

Die Ergebnisse der Kommunalwahlen seit 2009 zeigt die Tabelle.

Partei 2020 2014 2009
% Sitze % Sitze %
CDU 39,57 11 48,3 13 52,0
SPD 24,42 7 31,4 9 29,3
GRÜNE 17,81 5 11,4 3 9,1
FDP 6,01 2 9,0 3 9,7
WG Bür1 12,19 3
Wahlbeteiligung 49,35  % 47,61 %

1WG Bür: Wählergemeinschaft Bürgerdialog

Im April 2022 wechselte einer der CDU-Ratsherren zur SPD.

Bürgermeister

Zum Bürgermeister der Gemeinde Kranenburg wurde 2020 mit 50,99 % der Stimmen Ferdi Böhmer (CDU) gewählt.

Sein Vorgänger war Günter Steins (CDU). Bei der Bürgermeisterwahl am 13. September 2015 wurde er, unterstützt von CDU und FDP, mit 2.508 Stimmen (66,0 % aller Stimmen) wiedergewählt. Seine Gegenkandidatin Tatjaana Kemper erhielt 1.292 Stimmen (SPD, 34,0 %). Die Wahlbeteiligung lag bei 44,91 %, somit wurden insgesamt 3875 Stimmen abgegeben, davon waren 75 ungültig (1,9 %).

Der Gemeinde Kranenburg ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Düsseldorf vom 28. Juli 1972 die Führung eines Wappens, eines Dienstsiegels und Banners genehmigt worden. Die Gemeinde führt außerdem ein Logo.

Blasonierung: „In Rot eine gezinnte goldene (gelbe) Stadtmauer mit einem goldenen (gelben) Torturm, auf der je ein silberner (weißer) Kranich, einander zugewendet und ein Bein gegen den Turm gestellt.“

Das Wappen ist "redend" und entstammt einem alten Stadt- und Schöffensiegel der ehemaligen mittelalterlichen Stadt im Kranichenbruch (Stadtrechte von ca. 1290–1800).

Beschreibung des Siegels: „Umschrift oben: “GEMEINDE KRANENBURG” - Umschrift unten: “KREIS KLEVE” - Siegelbild: In Umrißzeichnung ohne Schild das Wappen der Gemeinde.“

Beschreibung des Banners: „Rot-gelb im Verhältnis 1:1 längsgestreift mit dem Gemeindewappen ohne Schild im roten Bannerhaupt.“

Städtepartnerschaft

Kranenburg unterhält seit 2001 gemeinsam mit seinen niederländischen Nachbargemeinden Groesbeek und Ubbergen eine Partnerschaft mit der Stadt Körmend in Ungarn.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

  • Guck-Mal-Theater Kranenburg
  • Bühnenfreunde Mehr e. V.

Musik

  • Musikverein Kranenburg e. V.
  • Musikzug der Allgemeinen Schützengesellschaft Nütterden e. V.
  • Musikverein 1923 Zyfflich e. V.

Bauwerke

Kranenburg

Zyfflich

Niel

Mehr

Frasselt

Nütterden

Wyler

Naturschutz

Die NABU-Naturschutzstation Niederrhein engagiert sich in der Düffel bei Kranenburg unter anderem für den Schutz der arktischen Wildgänse wie der Graugans, die hier in großer Zahl überwintern, und für die hier brütenden bedrohten Wiesenvögel wie den Kiebitz oder die Uferschnepfe.

Vereine

Wirtschaft und Infrastruktur

Flugverkehr

Die nächstgelegenen Flughäfen sind der Flughafen Niederrhein in Weeze und der Flughafen Düsseldorf.

Busverkehr

Im kommunalen Personennahverkehr verkehrt die Schnellbuslinie SB58 des VRR zwischen Emmerich und Nijmegen, die Linie 55 des VRR zwischen Kleve und Kranenburg, die Linie 59 des VRR zwischen Kleve und Kranenburg sowie die Linie 57 der niederländischen Hermes (Breng) zwischen Kranenburg und Nijmegen.

Für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.

Schienenverkehr

Bis 1991 bestand SPNV auf der Linksniederrheinischen Strecke von Kleve über Kranenburg nach Nijmegen. Seit dem Frühjahr 2008 sind auf einem Teil dieses Abschnittes Draisinenfahrten für bis zu 14 Personen zwischen Kleve und Groesbeek möglich. Der ehemalige Kranenburger Bahnhof beherbergt heute das „Caféhaus Niederrhein“ sowie das „Besucherzentrum De Gelderse Poort Kranenburg“. Dies ist eine Informationsstelle der örtlichen Gemeindeverwaltung und des NABU.

Der Betrieb auf der 1912 eröffneten Straßenbahnstrecke Kleve–Kranenburg–Wyler war 1960 eingestellt worden.

Straßenverkehr

Im Fernstraßenbereich ist Kranenburg an die Bundesstraßen 9 und 504 angebunden. Nach der Umgestaltung der „Großen Straße“ im Jahr 2006 wurde das Zentrum der Ortschaft als verkehrsberuhigte Zone umgestaltet. Der Verkehr zwischen Kleve und Nijmegen wird nun über eine Umgehungsstraße um den Ort herum geleitet.

Radverkehr

Im Sommer 2019 wurde die Europa-Radbahn, gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und nukleare Sicherheit (kurz BMU) sowie das Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (kurz VM NRW), fertiggestellt. Die Radbahn beläuft sich auf eine Gesamtlänge von 11 Kilometer sie verbindet auf direkter Linie die Stadt Kleve, die Gemeinde Kranenburg sowie die umliegenden Dörfer, mit dem niederländischen Nijmegen. Bei der Trasse handelt es sich um eine Straße, ausschließlich für Verkehrsmittel die auch auf einem herkömmlichen Radweg zugelassen sind, die parallel zu den Schienen der Draisine verläuft. An den Übergängen wurden eigene Ampelanlagen mit Bewegungssensor angebracht. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 6,5 Mio. Euro, diese Verteilen sich auf das BMU mit 4,3 Mio. Euro, das VM NRW mit 921.000 Euro sowie die Kommunen Kleve und Kranenburg selbst, mit 1,3 Mio. Euro.

Medien

Örtliche Presseberichterstattung erfolgt in der Rheinischen Post und der Neuen Ruhr Zeitung. Kostenlos verteilt werden die Niederrhein Nachrichten und die deutsch-niederländische Zeitung De Rozet.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Robert Scholten, Cranenburg und sein Stift, Kleve 1902.
  • Kirchbauverein Kranenburg (Hrsg.), Kranenburg. Ein altes Heiligtum des Niederrheins, Kranenburg 1950.
  • Friedrich Gorissen, Kranenburg. Ein Heiligtum des Niederrheins, Kranenburg 1953.
  • Verein für Heimatschutz (Hrsg.), Kranenburg. Ein Heimatbuch, Kranenburg 1984.
  • Verein für Heimatschutz (Hrsg.), Geschichte im Turm. Katalog zur ortsgeschichtlichen Ausstellung im Mühlenturm Kranenburg, Kranenburg 2006.
  • Martin Zeiller: Craneburg. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Circuli Burgundici (= Topographia Germaniae. Band 16). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 83–84 (Volltext [Wikisource]).
Commons: Kranenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 20. Juni 2023. (Hilfe dazu)
  2. Statistik des Deutschen Reichs. Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Teil I, Berlin 1939, S. 267.
  3. Heinrich Janssen: Wallfahrten am Niederrhein. In: Heinrich Janssen, Udo Grote (Hrsg.): Zwei Jahrtausende Geschichte der Kirche am Niederrhein. Dialogverlag, Münster 1998, ISBN 978-3-933144-02-7, S. 397–411, darin S. 402–403: Kranenburger Kreuz.
  4. Theodor Joseph Lacomblet: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Cöln. Urkunde 706, 1853, Teil 3, 1301–1400, S. [613]601.
  5. Kevelaerer Enzyklopädie
  6. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 80.
  7. Bevölkerung aller Gemeinden in Nordrhein-Westfalen ab dem 31. Dezember 1962 jeweils am Jahresende nach dem jetzigen Gebietsstand
  8. Daten und Fakten – Gemeinde Kranenburg. In: www.kranenburg.de. Abgerufen am 21. Mai 2016.
  9. Wahlergebnispräsentation Gemeinde Kranenburg Ratswahl. Abgerufen am 1. November 2020.
  10. Wahlergebnisse Kommunalwahl 2014 Kommunales Rechenzentrum Niederrhein
  11. Kranenburg: CDU-Ratsherr wechselt zur SPD. In: kleveblog.de. 22. April 2022, abgerufen am 23. April 2022 (deutsch).
  12. Wahlergebnispräsentation Gemeinde Kranenburg Bürgermeisterwahl. Abgerufen am 1. November 2020.
  13. Wahlergebnisse Kommunalwahl 2015 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Kommunales Rechenzentrum Niederrhein
  14. Hauptsatzung der Gemeinde Kranenburg, § 2, online (PDF; 676 kB)
  15. Europa-RadBahn | Stadt Kleve. Abgerufen am 15. Januar 2020.
  16. Hunger: 11 Kilometer lange "Europa-Radbahn" feierlich eröffnet. 9. Juni 2019, abgerufen am 15. Januar 2020.
  17. Google Maps. Abgerufen am 15. Januar 2020 (de-US).
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