Hedwig Francillo-Kauffmann (geb. Hedwig Clementine Franz(e)l, Künstlername Francillo Kauffmann, Ehename de Souza Guimarães, geb. 30. September 1878 in Wien, gestorben 11. April 1948 in Rio de Janeiro) war eine österreichische Sopranistin.

Leben

Am 30. September 1878 kam sie als uneheliches Kind der Hausarbeiterin Maria Franzl (geb. 30. November 1856 in Wien-Braunhirschen) in Ober Sankt Veit auf die Welt. Als Kindsvater wurde elf Jahre später der Hausverwalter der Postsparkasse Karl Kaufmann (27. Juni 1854–10. Juli 1925) registriert. Zuvor hatte am 18. November 1889 die Eheschließung der Eltern stattgefunden. Sie studierte Operngesang bei Franziska Mütter (diese eine gute Freundin Arthur Schnitzlers) in Wien, bei Aglaja Orgéni in Dresden und in Mailand. Ihr Debüt gab sie in der Saison 1898/1899, als sie am Stadttheater Stettin engagiert war. 1899–1902 war sie am Hoftheater Wiesbaden, 1902/1903 am Hoftheater München, 1903–1908 an der Berliner Hofoper und Komischen Oper engagiert. Von 1908 bis Ende der Saison 1912 arbeitete sie an der Wiener Hofoper. 1909 trat sie hier gemeinsam mit Enrico Caruso auf. Am Ende der Tätigkeit an diesem Haus wurde sie zur Kammersängerin ernannt. 1912–1917 war sie am Stadttheater Hamburg. Hier heiratete sie im Juli 1916 den brasilianischen Diplomaten Wenceslau Souza-Guimarães. Unmittelbar nach ihrer Hochzeit weihte sie den von ihr gestifteten Tiertränkebrunnen in Wien ein, der damals noch hinter der Secession aufgestellt war, seither aber versetzt wurde. In den Jahren, die auf ihre Eheschließung folgten, trat sie nurmehr bei Gastspiel- und Konzertreisen auf. 1921 besuchte sie mit ihrem Ehemann und einem zweijährigen Sohn – gleichfalls Wenceslau – Brasilien. 1927 lebte sie als Pädagogin in Berlin. In Salomon Winingers Großer jüdischen National-Biographie, Band 3, 1928, S. 426 wird sie als Jüdin geführt. Das dürfte der Grund sein, weswegen sie 1938 – ihr Ehemann war gestorben und sie lebte weiterhin in Berlin – staatenlos war und die zunehmenden Schikanen gegenüber der jüdischen Bevölkerung ertragen musste, wenngleich sich der brasilianische Botschafter für sie einsetzte. Im Folgejahr nahm sie eine Berufung an das Mozarteum in Salzburg an, wo sie am 15. April 1939 zu unterrichten begann. Am 10. Oktober 1947 emigrierte sie nach Rio de Janeiro, zu ihrem Sohn. Dort starb sie im Folgejahr.

Hedwig Francillo-Kauffmann hinterließ zahlreiche Schallplatten, die ältesten auf Berliner Records (Wiesbaden 1901), dann Lyrophon (Berlin 1906), Anker (Berlin 1906 und 1913), Gramophone (Wien 1908–10), Parlophon (Wien 1911, Berlin 1913–14 und 1927–29), Pathé, Artiphon (Berlin 1926), Homocord (Berlin 1926) und Kalliope (Berlin 1926–27), außerdem Edison-Walzen (Berlin 1907–08).

Literatur

  • Hedwig Francillo-Kauffmann und Eugen Gottlieb: Von Caruso zu Dir. Gesangstechnisches aus der Praxis und für die Praxis. Wien 1935.
  • Hedwig Francillo-Kauffmann. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 342.
  • Andrea Harrandt: Hedwig Francillo-Kauffmann. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
  • Ludwig Eisenberg: Kaufmann, Hedwig. In: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Paul List, Leipzig 1903, S. 500 (daten.digitale-sammlungen.de).
  • Rainer E. Lotz, Axel Weggen und Christian Zwarg: Francillo-Kauffmann, Hedwig In: Discographie der deutschen Gesangsaufnahmen Band III, Birgit Lotz Verlag Bonn 2001, ISBN 3-9805808-6-5
Commons: Hedwig Francillo-Kauffmann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Obzwar sie auch immer wieder als „Kaufmann“ Erwähnung findet, sind die meisten offizielleren Quellen, etwa das von ihr verfasste Buch, die Einreisebescheinigung nach Brasilien 1947 und die Einträge im Wiener Adressbuch Lehmann durchwegs mit gedoppeltem f, Kauffmann.
  2. Im Geburtseintrag steht Franzel, die Eltern der Mutter werden aber als Franzl geführt. Bei der Hochzeit der Mutter mit dem Kindsvater wird auch der Name der Mutter ohne „e“ geschrieben.
  3. Bis zur Auffindung ihres Geburtseintrags durch Felix Gundacker (https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/13-ober-st-veit/01-12/?pg=31) herrschte über ihr Geburtsdatum Uneinigkeit: In Eisenbachs Großem biographischen Lexikon der deutschen Bühne ist ihr Geburtstag mit 30. Dezember 1879 angegeben. Das https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_F/Francillo-Kaufmann_Hedwig.xml nennt den 30. September 1881, ebenso das ÖBL.
  4. "Brasil, Rio de Janeiro, Registro Civil, 1829-2012," database with images, FamilySearch ( : 7 January 2019), Rio de Janeiro > 05ª Circunscrição > Óbitos 1948, Fev-Maio > image 171 of 325; Corregedor Geral da Justicia (Inspector General of Justice Offices), Rio de Janeiro.
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  16. "Brasil, Cartões de Imigração, 1900-1965," database with images, FamilySearch( : 9 May 2019), Hedwig Francillo Kauffmann de Guimarães, Immigration; citing 1947, Arquivo Nacional, Rio de Janeiro (National Archives, Rio de Janeiro).
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