Heinrich Köhler (* 11. November 1836 in Hamm, Westfalen; † 11. Januar 1907 in Köln) war ein deutscher Ingenieur und Unternehmer.

Leben

Nach dem Schulabschluss 1853 in Bochum und einem praktischen Jahr als Schlosser begann Heinrich Köhler 1854 an der Bergakademie Berlin ein Maschinenbaustudium und gehörte zu den Gründern des Standardwerks „Hütte – Des Ingenieurs Taschenbuch“.

Nach dem Ende des Studiums ging er zu den Preußischen Staatseisenbahnen, die er im Jahr 1861 wieder verließ, um eine Anstellung als Betriebsingenieur beim Bochumer Verein anzutreten. 1868 gründete er mit Vital Daelen in Bochum die Gesellschaft für Stahlindustrie, in deren Leitung er später nach einer Anstellung im Hagener Stahlwerk Remy & Cie. 1879 zurückkehrte.

1889 gründete er schließlich in der Gemeinde Weitmar, direkt an der Stadtgrenze zu Bochum die Westfälische Stahlwerke AG, welches der größte Arbeitgeber der Gemeinde wurde, mit bis zu 1700 Beschäftigten. Bekannt ist sie unter einem späteren, nur kurzfristig, Nachfolgename als Rombacher Hütte. Die Anlage umfasste ein Siemens-Martin-Stahlwerk, mehrere Walzstraßen und Mechanische Werkstätten, jedoch keine Hochöfen. Produziert wurden vor allem Eisenbahnmaterialien wie Radsätze, Federn, Schienen und Weichen. Das erhaltene ehemalige Verwaltungsgebäude von 1896 erinnert als letzte Überbleibsel an eines der in dieser Zeit bedeutendsten Unternehmen der Stahlindustrie.

Von seinem unternehmerischen Erfolg kündet auch das repräsentative Wohnhaus, die Villa Nora an der heutigen Kortumstraße, die er für seine Familie um 1895 in bevorzugter Lage nahe dem Bochumer Stadtpark erbauen ließ.

1904 trat er wegen eines sich verschlimmernden Augenleidens von der Leitung der Westfälische Stahlwerke AG zurück und verstarb kurz nach einer Augenoperation 1907 in Köln. Er wurde auf dem Friedhof an der Blumenstraße in Bochum beigesetzt; das bis heute erhaltene Grab schmückt eine Stele mit einer Galvanoplastik-Porträtbüste Köhlers.

1904 trat er wegen eines sich verschlimmernden Augenleidens von der Leitung der Westfälische Stahlwerke AG zurück, die sich auch schon seit einer Zeit in geschäftlichen Schwierigkeiten befand. Zu seinem Abschied kamen die 1200 Beschäftigten mit einem Fackelzug von seinem Werk zu seiner Villa. Er verstarb kurz nach einer Augenoperation 1907 in Köln „plötzlich infolge Herzlähmung“. Er wurde auf dem Friedhof an der Blumenstraße in Bochum beigesetzt; das bis heute erhaltene Grab schmückt eine Stele mit einer Galvanoplastik-Porträtbüste Köhlers. Sein Grabstein ziert die Inschrift „Feierabend“.

Familie und Gesellschaft

Obwohl Heinrich Köhler als Hütten- und Generaldirektor das Prestige gehabt hätte, in den obersten Kreisen der Bochumer Gesellschaft genannt zu werden, ist er werden in der Repräsentanten-Liste der Industrie- und Handelskammer zu Bochum zu finden, noch ist er Mitglied in der noblen „Gesellschaft Harmonie“ gewesen. Er galt als abtrünniger Mitarbeiter und ständiger Konkurrent seines ersten Bochumer Arbeitgebers, des Bochumer Verein, der Leiter Louis Baare die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Geschicke in der Stadt bestimmten. Bei seinem Ausscheiden aus dem Bochumer Verein gab es Auseinandersetzungen über die Aneignung von Betriebsgeheimnissen und das Abwerben von Arbeitern. Nach Jahren hatte Baare Köhler vergeben, es folgte aber ein zweiter ähnlicher Vorfall. Das verzieh man dem „Emporkömmling“ aus einfachen Verhältnissen nicht mehr.

Heinrich Köhler heiratete Amélie Würzburger, die aus einer weitverzweigten jüdischen Familie stammte, deren Mitglieder im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in Bochum eine wichtige im öffentlichen Leben spielte. Ihr Kosename war Nora, nach ihrer Vorliebe für das gleichnamige Stück von Ipsen. Den schwierigen Charakter, der ihr nachgesagt wird, die gemischt konfessionelle Heirat sowie dass sie sich in die Firmengeschäfte einmischte, dürften ebenfalls die gesellschaftliche Anerkennung erschwert haben.

Die beträchtliche Erbschaft von über 2 Millionen Reichsmark wurde von Amélie Würzburger an der Börse verspekuliert. Sie starb verarmt in der Landesarmenanstalt in Geseke im Frühsommer 1914.

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1 2 Dietmar Bleidick: Bochum: Industriekultur im Herzen des Reviers. In: route.industriekultur. Regionalverband Ruhrgebiet, 2021, S. 23, 100, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  2. Handels-Register des Königlichen Amtsgerichtes zu Bochum, Westfälishce Stahlwerke zu Bochum. In: zeipunkt.net. Märkische Sprecher, 25. Januar 1890, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  3. Traueranzeige Heinrich Köhler. In: zeitpunkt.net. Kölnische Zeitung, 12. Januar 1907, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  4. 1 2 3 Rainer Küster: Bochumer Häuser. Geschichte von Häusern und Menschen. 1. Auflage. Athena, Oberhausen 2006, ISBN 3-89896-126-5, S. 13–20.
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