Heinz Mühlenbein (auch: Hans oder Heinrich Mühlenbein; * 17. Januar 1883 in Hannover; † 8. März 1976) war ein deutscher Künstler, Maler, Restaurator, Kunst-Glasmaler und Stifter. Er lebte und arbeitete vornehmlich in Hannover.

Leben

Zur Zeit des Königreichs Hannover gab es während der Einweihung des Ernst-August-Denkmals am 21. Juni 1861 in der Residenzstadt Hannover bereits einen Mann namens Mühlenbein, der laut der hierzu nachträglich erschienenen Gedenkschrift Ernst-August-Album zu den Teilnehmern in der Berufsgruppe der „Maurer und Steinhauer“ des am selben Tag veranstalteten Festumzuges gehörte.

Heinz Mühlenbein wurde 1883 in der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs geboren und war ein Neffe des Glasmalers Franz Lauterbach (1865–1933) in Hannover, bei dem er seine Ausbildung in der Kunst der Glasmalerei durchlief.

Nachdem er in verschiedenen Werkstätten gearbeitet hatte, gründete Mühlenbein im Jahr 1910 – ebenfalls in Hannover – seine „Kunstglasmalerei“-Werkstatt. Zeitweilig – etwa für ein um 1912 entstandenes Kirchenfenster für die von dem Architekten August Kelpe errichtete Kirche der Kirchengemeinde Seggebruch – arbeitete Mühlenbein mit „F. Wenzel“ zusammen.

Bei der vom Deutschen Werkbund veranstalteten Deutschen Werkbund-Ausstellung 1914 in Köln war in der Haupthalle im Raum Hannover eine Arbeit des Bildhauers Georg Herting in Zusammenarbeit mit der Grafikerin Aenne Koken zu sehen, die durch „Heinrich Mühlenbein“, der seinen Sitz seinerzeit in der Heinrichstraße 61a in Hannover hatte, ausgeführt worden war. Ebenfalls 1914 und ebenfalls nach Entwürfen der Künstlerin Aenne Koken fertigte Mühlenbein die Kunstverglasung im Treppenhaus des von dem Architekten Karl Siebrecht errichteten Neubaus an der Podbielskistraße in Hannover für den Backwarenhersteller und Keks-Fabrikanten Bahlsen.

Im Frühjahr 1933 stellte Mühlenbein mehrere Exponate des im selben Jahr verstorbenen Künstlers Franz Lauterbach für die Gedenkausstellung auf der Ordensburg des Deutschen Ordens, der Marienburg zur Verfügung, die Mühlenbein im Anschluss am 25. und 26. April 1933 dem Lauterbach-Nachlass zuführte: Erst im März 2017 wurden beispielsweise Lauterbachs „Hector-Fenster“ sowie dessen „Leonidas-Fenster“ im Magazin des Niedersächsischen Landesmuseums wiederentdeckt.

Ab Mitte der 1930er Jahre vermietete die Witwe von Franz Lauterbach, Sophie (geborene Dävers; † 3. Juni 1940), zugleich Eigentümerin des Hauses Dieterichstraße 2 in Hannover, die dort befindliche ehemalige Werkstatt von Lauterbach & Schröder an Heinz Mühlenbein.

1956 schlug der in der Kirche St. Nicolai in Lemgo tätige Pastor in Rente Albert Hettling (1882–1967) vor, dort von Franz Lauterbach nicht ausgeführte Kirchenfenster durch dessen Neffen Mühlenbein fertigen zu lassen, „[...] der mit dem Verfahren seines Onkels vertraut ist“.

Nachdem Mühlenbein 1963 noch in der Dieterichsstraße 2A zu finden war, wurde er am 6. Juni 1964 durch die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt in Würdigung der durch Mühlenbein in zahlreichen Kirchen Niedersachsens geschaffenen und restaurierten Glasfenster.

Mühlenbeins „Kunstglasmalerei“-Werkstatt wurde 1967 – mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrer Gründung – durch F. O. Schümann übernommen.

Werke (sofern bekannt)

  • um 1912, mit „F. Wenzel“: Kirchenfenster für die Kirchengemeinde Seggebruch
  • 1920: Drei Glasbilder mit Figuren im Jugendstil, ehemals eingesetzt in den Fenstern der Diele des Großen Hauses des Fabrikanten Hermann Rexhausen in Völksen. Nachdem die Bilder lange als verschollen galten, wurden sie im 21. Jahrhundert bei den Nachfahren Rexhausens in der Celler Straße 68 in Hannover wiederentdeckt, dann nach einem fotografischen Reproduktionsverfahren direkt auf Glas gedruckt und als 2017 als Reproduktion wieder in die Fenster des Großen Hauses des heutigen Kulturdenkmales Hermannshof Völksen eingesetzt.
  • 1934: Vier Buntglasfenster in der Matthäuskirche Lehrte (Weihnachten, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt)
  • 1951: Von den vier von der hannoverschen Firma Henning & Andres 1898 restaurierten mittelalterlichen Passionsfenster von 1498 in der Kirche St. Sixti in Northeim diente das Northeimer Kreuztragungs-Fenster derselben Firma im Jahr 1908 als Vorlage für ein Neugestaltung desselben Motivs in der hannoverschen Marktkirche. Das hannoversche Fenster galt fälschlicherweise dann lange Zeit als von den Spezialisten lediglich ergänztes Fenster aus der Zeit des Mittelalters – zumal die Signatur von Henning & Andres in der linken Bahn nur schwer entzifferbar ist mit den Worten „Resta [...] & completiert Anno Dom. 190 ... von Henning & Andres“. Das während der Luftangriffe auf Hannover während des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1943 teilzerstörte Werk wurde durch Heinz Mühlenbein 1951 instand gesetzt.
  • 1954: Die beiden um 1410 als Glasfenster geschaffenen Werke Karl der Große und König Artus an der Südwand der Gerichtslaube im Rathaus Lüneburg erhielten nach dem Zweiten Weltkrieg und der Bergung der Fenster 1954 durch Mühlenbein „[...] geringfügige Reparaturen“.
  • 1957: In der Kirche des Klosters Amelungsborn setzte Mühlenbein von den ehemals insgesamt 96 Glasscheiben (ohne Zählung des Maßwerkgiebels), von denen nach einem Bombenangriff am 8. April 1945 zuletzt nur noch Fragmente erhalten waren, diese in den drei nach Osten zeigenden Fenstern des nördlichen Langhaus-Seitenschiffes zu möglichst sinnvollen Einheiten zusammen, wobei sich ein Fenster mit einem Inschriften-Fragment erhalten hat.
  • 1960: Nach Entwürfen der Künstlerin Ruth Margraf fertigte Mühlenbein mehrere der zahlreichen Kirchenfenster der Gartenkirche St. Marien in Hannover:
    • Drei Kirchenfenster im Chorraum mit der Verbildlichung von Jesu Seewandel, Der barmherzige Vater und der verlorene Sohn sowie Der barmherzige Samariter;
    • die Rose über dem Nordportal, die Szenen aus dem Einzug Jesu in Jerusalem zeigt

Literatur

  • in der Zeitschrift Heimatland. Zeitschrift für Heimatkunde, Naturschutz, Kulturpflege, erschienen bis 1976 drei Beiträge von und über Heinz Mühlenbein:
    • 1970, Heft 2, S. 67ff.: H. Mühlenbein: Wiederhestellung zerstörter Glasmalereifenster in Hannover
    • 1973, Heft 2, S. 57: Heinz Mühlenbein, Altmeister der Glasmalkunst zu Hannover wurde 90 Jahre alt
    • 1976, Heft 3, S. 158: Am 8.3.1976 starb der Kunstglasmaler Heinz Mühlenbein, Hannover
  • Hans Ulrich Strümpel: Heinrich Mühlenbein, in ders: Gartenkirche St. Marien Hannover. Geschichte, Menschen, Bilder, Berlin: Culturcon medien, 2016, ISBN 978-3-944068-56-5 und ISBN 3-944068-56-4, S. 134–137

Archivalien

Archivalien von und über Heinz Mühlenbein finden sich beispielsweise

Commons: Heinz Mühlenbein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Ulrich Knapp (Hrsg.), Jochen Bepler et al.: Restauratio Ecclesiae. Das Bistum Hildesheim im 19. Jahrhundert ( = Dommuseum Hildesheim: Kataloge des Dom-Museums Hildesheim, Bd. 4), Hildesheim: Gerstenberg, 2000, ISBN 978-3-8067-8514-2 und ISBN 3-8067-8514-7, S. 185; Vorschau über Google-Bücher
  2. 1 2 o.V.: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, Bd. 32–33, Görlitz: Verlag für Sippenforschung und Wappenkunde, C. A. Starke, 1966, S. 624; Vorschau über Google-Bücher
  3. 1 2 Vergleiche Offizieller Katalog der Deutschen Werkbund-Ausstellung. Cöln 1914, Mai - Oktober, hrsg. von d. Ausstellungsleitung, Faksimilie-Ausgabe getreu dem Originalkatalog vom Jahre 1914, gelegentlich der Ausstellung Westkunst in Köln 1981, Köln: Wienand Verlag, 1981, S. 65; Vorschau über Google-Bücher
  4. Hans Ulrich Strümpel: Heinrich Mühlenbein, in ders: Gartenkirche St. Marien Hannover. Geschichte, Menschen, Bilder, Berlin: Culturcon medien, 2016, ISBN 978-3-944068-56-5 und ISBN 3-944068-56-4, S. 134–137
  5. 1 2 Werner Krämer: Inhaltsverzeichnis der Heimatbund–Zeitschrift "Heimatland" / erledigt : Heft März 1950 bis Heft 2.2003, Hannover, 2003; als Word-Dokument A63HEI2003.DOC auf der Seite heimatbund-niedersachsen.de, zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017
  6. 1 2 3 4 5 6 Harald Storz: Der Glasmaler Franz Lauterbach und seine Werkstatt, in Christian Scholl, Harald Storz: Sichtlich evangelisch. Die Glasfenster der Jakobikirche in Göttingen von 1900/1901 und die Hannoveraner Glasmalwerkstätten Henning & Andres und Lauterbach & Schröder. Katalog zur Ausstellung „Sichtlich evangelisch“ in der Göttinger Jacobikirche vom 27. März bis 23. Juni 2017. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2017, ISBN 978-3-86395-302-7; S. 75–98; als PDF-Dokument auch bei Wikimedia Commons
  7. 1 2 3 Christel Mosel: Kunsthandwerk im Umbruch. Jugendstil und zwanziger Jahre ( = Bildkataloge des Kestner-Museums Hannover, Bd. 11), hrsg. vom Kestner-Museum, Hannover: Kestner-Museum, 1971, S. 28; Vorschau über Google-Bücher
  8. o. V.: Ernst-August-Album, S. 137; Digitalisat über Google-Bücher
  9. Georg Dehio (Begr.), Gerd Weiss (Bearb.), Karl Eichwalder et al. (Mitarb.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bremen Niedersachsen, neubearbeitete, stark erweiterte Auflage, Berlin; München: Deutscher Kunstverlag, 1992, ISBN 978-3-422-03022-0, S. 1199; Vorschau über Google-Bücher
  10. 1 2 Burkhard Peter: Persönliche Begegnung mit Gott (als PDF-Dokument), in Gemeindebrief der Kirchengemeinde Seggebruch, Ausgabe 4 von 2012, S. 2
  11. Alexander Koch (Hrsg., Red.): Deutsche Kunst und Dekoration. Illustrierte Monatshefte für moderne Wohnungskunst, Malerei, Plastik, Architektur, Gärten, künstlerische Frauenarbeiten, Bd. 33, Darmstadt: Verlagsanstalt Alexander Koch, 1914, S. 223; Vorschau über Google-Bücher
  12. Walter Kaupert: Internationales Kunst Adressbuch - International Directory of Arts - Annuarire International des Beaux Arts - Anuario Internacional de las Artes, Berlin: Deutsche Zentraldruckerei Verlag, 1963, S. 700
  13. o.V.: Bildende Kunst, Kaffeetafel Kunst und Begegnung / Eröffnung der Ausstellung auf der Seite hermannshof.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 29. Mai 2017
  14. Lehrte, Matthäus | kirchengemeindelexikon.de. Abgerufen am 16. Januar 2023.
  15. Cornelia Aman et al.: Glasmalereien aus acht Jahrhunderten. Meisterwerke in Deutschland, Österreich und der Schweiz - ihre Gefährdung und Erhaltung, hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesdenkmalamt Wien und dem Schweizerischen Zentrum für Forschung und Information zur Glasmalerei in Romont, Leipzig: Ed. Leipzig, 1997, ISBN 978-3-361-00479-5 und ISBN 3-361-00479-9, S. 60 u.ö.; Vorschau über Google-Bücher
  16. Jörg H. Lampe, Meike Willing: DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 7(†) auf der Seite inschriften.net der Deutschen Inschriften Online
  17. 1 2 o. V.: Kirchenfenster auf der Seite gartenkirche.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 30. Mai 2017
  18. Vergleiche die Angaben des Archivs, zuletzt abgerufen am 29. Mai 2017
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