Heloisa (* um 1095 in der Loire-Region; † ca. 1164 im Kloster Le Paraclet bei Nogent-sur-Seine), französisch Héloïse oder Héloise, deutsch auch Heloïse oder Heloise genannt, war die Ehefrau des Philosophen und Theologen Peter Abaelard und Äbtissin des nach zisterziensischen und fontevraldensischen Vorbildern gegründeten und durch Abaelards Schriften exegetisch untermauerten Frauenkonvents Le Paraclet.

Leben

Heloisa war vermutlich die Tochter der angevinischen Hochadeligen und späteren Priorin der Abtei Fontevrault, Hersendis von Champagne; der Name ihres Vaters ist unbekannt. Schon unmittelbar nach der Geburt kam Heloisa zur klösterlichen Früherziehung in den Nonnenkonvent Notre-Dame d’Argenteuil, wobei offensichtlich ihrem Onkel Fulbert, der inzwischen zum Subdiakon von Notre Dame in Paris aufgestiegen war, eine Art Aufsichtspflicht und Vormundrolle zukam.

Später – um 1116/1117 – lernte Heloisa Peter Abaelard kennen und lieben. Abaelard, Dozent am Dialektik-Lehrstuhl von Paris, verdingte sich zunächst als Hauslehrer Heloisas und die beiden gingen eine leidenschaftliche, aber verheimlichte Liebesbeziehung ein. Nach einiger Zeit wurde die Affäre jedoch bekannt. Abaelard ließ seine Geliebte, die inzwischen von ihm schwanger geworden war, heimlich nach Le Pallet bringen, wo sie ihren Sohn Astralabius zur Welt brachte.

Danach kehrte Heloisa auf Wunsch Abaelards, der sich inzwischen mit ihrem Onkel Fulbert arrangiert hatte, nach Paris zurück und wurde gegen ihren Willen, aber entsprechend den Forderungen des kanonischen Rechts, mit ihrem Geliebten vermählt, womit man die vorangegangene Niederkunft nachträglich legitimierte und einen öffentlichen Skandal zunächst vermied. Doch noch im selben Jahr veranlasste der auf Rache sinnende Onkel Fulbert die Kastration Abaelards. Dieser überlebte die Verstümmelung und zog sich als Mönch in das Kloster Saint-Denis zurück. Heloisa wies er an, sich in das Nonnenkonvent in Argenteuil zurückzuziehen, womit er ihre Wiederverheiratung im Fall einer nachträglichen Scheidung unmöglich machen wollte.

Im Jahr 1118 trat Heloisa in das Benediktinerinnenkloster von Argenteuil, in dem sie bereits ihre Kindheit verbracht hatte, ein und legte die ewigen Gelübde ab. Dort war sie möglicherweise ab 1123 Priorin, bis Abt Suger von Saint-Denis den Konvent 1129 auflöste und die Nonnen aus dem Kloster vertrieb.

Erst in dieser Zeit – nach mehr als zehn Jahren – belebte sich der Kontakt zwischen Heloisa und Abaelard wieder. Die 32-jährige Ordensfrau fand schließlich mit einer Gruppe Nonnen in Abaelards verlassener Einsiedelei Paraklet in der Nähe von Nogent-sur-Seine eine neue Bleibe. Heloisa baute dort als Priorin, später als Äbtissin, einen neuen Frauenkonvent auf, der nach einer erleichterten Benediktinerregel, z. T. nach den Vorschlägen Abaelards, lebte. Der Konvent wuchs unter der klugen Leitung Heloisas schnell und bestand zum Zeitpunkt ihres Todes aus fünf Prioraten und einem Filialkloster. Abaelard blieb Heloisa und dem Kloster bis zu seinem Tod brieflich als Ratgeber verbunden.

Der Briefwechsel des Paares machte es berühmt. Heloisa erwies sich in ihren Briefen nicht nur als Frau von außerordentlicher Geistes- und Herzensbildung, sondern in der Feinsinnigkeit und Eleganz ihrer Formulierungen auch als eine begabte Schriftstellerin, so wie es später von einem Zeitgenossen (Hugo Metellus aus Toul) bestätigt wurde.

Im Jahr 1131 stellte Papst Innozenz II. das Parakletkloster Heloisas unter direkte päpstliche Leitung, was ihn allerdings nicht daran hinderte, Abaelard zehn Jahre später auf dem Konzil von Sens als Ketzer zu verurteilen. Im Frühjahr 1142 starb Peter Abaelard. Petrus Venerabilis, der Großabt des Klosters Cluny, brachte wenig später Abaelards Gebeine persönlich zur Bestattung in das Parakletkloster. Erst 22 Jahre später, im Jahr 1164, starb Heloisa dort nach einer langen Zeit als anerkannte Ordensleiterin. Sie wurde neben ihrem geliebten Abaelard in der Kapelle Petit Moustier begraben.

Nachdem das Kloster 1792 in der Zeit der Französischen Revolution geschlossen und fast restlos zerstört worden war, wurde 1817 zu Ehren Heloisas und Abaelards auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise ein neugotisches Grabmal errichtet, in das die spärlichen Überreste ihrer Leichname verbracht worden sind.

Verwendung des Motivs

Literatur

  • Regina Heyder: Geschlechterkonzepte eines geistlichen Paares: Abaelard und Heloise. In: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 35 (2016), S. 29–55. doi:10.15496/publikation-23208
  • Petrus Abaelardus: Der Briefwechsel mit Heloisa. Herausgegeben und übersetzt von Hans-Wolfgang Krautz. Reclam-Verlag, Ditzingen 2001, ISBN 978-3-1500-3288-6.
  • Jörg Ulrich: Heloisa. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 670–676.
  • George Moore: Heloise and Abelard. William Henemann Ltd, London 1925.
  • Christian Zitzl, Klaus U. Dürr, Reinhard Heydenreich (Hrsg.): Abaelard und Héloise. Die Tragik einer großen Liebe. Buchner, Bamberg 2007, ISBN 978-3-7661-5738-6. (deutsch-lateinische Ausgabe)
Wikisource: Heloisa – Quellen und Volltexte (Latein)

Einzelnachweise

  1. Werner Robl: Heloisas Herkunft: Hersendis mater. (academia.edu [abgerufen am 27. Dezember 2019]).
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