Hengst Filtration
Rechtsform Societas Europaea (SE)
Gründung 1958
Sitz Münster, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Leitung
  • Christopher Heine, CEO
  • Holger Krumel, CFO
  • Howard Boyer, COO
Mitarbeiterzahl 3500 (2022)
Umsatz 655 Mio. Euro (2022)
Branche Automobilzulieferer, Filtrationsanwendungen für Industrie und Konsumgüterbereich
Website www.hengst.de

Die Hengst SE (Eigenbezeichnung meist Hengst Filtration, vertriebene Marke: Hengst Filter) ist ein Unternehmen aus Münster. Hengst produziert Filter und zugehörige Komponenten für verschiedene Anwendungsfälle, vorrangig für die Automobilindustrie (Filter-Systeme für Öl-, Kraftstoff-, Luft-, Kühlwasser-, Getriebeöl- und Innenraumluftfiltration, Module zum Fluidmanagement, Ölnebelabscheider) sowie für Industrieanwendungen (Filter für Gasturbinen, Entstaubungsanlagen) und Raumlufttechnik (u. a. HEPA-Filter für Staubsauger, mobile Luftreiniger und Feinstaubfilter).

Im Geschäftsjahr 2022 beschäftigte die gesamte Hengst-Gruppe insgesamt 3.500 Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von 655 Mio. Euro. Das Unternehmen betreibt 23 Standorte, aufgeteilt in 13 Produktionswerke und zehn Entwicklungs-/Vertriebsstandorte. Drei der Produktionswerke befinden sich in Deutschland (Münster, Nordwalde, Ketsch).

Geschichte

Umsatzentwicklung
(Hengst Holding SE)
JahrUmsatz
in Mio. EUR
2014351,4
2015335,6
2016333,3
2017423,8
2018432,4
2019482,7
2019483,8

Im Jahre 1958 gründete Walter Hengst die Firma Ing. Walter Hengst KG in Münster. Im Jahr 1977 trat der Schwiegersohn Günter Röttgering als späterer Nachfolger von Walter Hengst in das Unternehmen ein, im Zuge dessen fand die Umfirmierung in Ing. Walter Hengst GmbH & Co. KG statt. Nach der Einführung des ersten Becherölfilters mit automatischem Ablasssystem und Kunststoffschraubdeckel im Jahre 1988 wurde 1990 das VEB-Filter- und Vergaserwerk in Berlin unter der neuen Firmierung Hengst Filterwerke Berlin übernommen. Hengst führte 1993 das Filter-System ENERGETIC als ersten metallfreien Filtereinsatz ein, woraufhin 1995 die Einführung des ersten Becherölfilters mit integrierter Zentrifuge und 1996 das erste Fluidmanagementmodul folgte. 1997 wurde ein Ölnebel-Abscheide-System (Zyklone für Otto- und Dieselmotoren) eingeführt.

Im Jahr 1998 zerstörte ein Großfeuer ein Drittel der Hengst-Filterwerke. 1999 gründete Hengst ein Joint-Venture in Joinville, Brasilien unter der Firmierung Hengst-Wetzel Ltda. Im Jahr 2000 wurde der Standort in Nordwalde mit einer Aluminium-Gießerei gegründet und aufgebaut. Im gleichen Jahr übernahm Hengst die Handelsmarken Champ und Luber-finer von der Luber-finer GmbH.

Im Jahr 2002 begann Jens Röttgering in dritter Generation seine Tätigkeit in dem Familienunternehmen. 2003 wurden die Ingenieurbüros in São Paulo, Brasilien und in Detroit, USA eröffnet. 2004 folgte die Gründung der Tochtergesellschaft Indústria de Filtros Ltda. in São Paulo, Brasilien (vorher Hengst-Wetzel Ltda.). Im gleichen Jahr führte Hengst eine Zylinderkopfhaube mit integriertem Ölnebelabscheider und Druckregelung ein. Ebenfalls 2004 stellte Hengst den Vertrieb der Marken Champ und Luber-finer ein und konzentriert sich seither auf die Marke Hengst Filter.

2005 gründete Hengst die Tochtergesellschaften Hengst of North America, Inc. in Camden, USA und Hengst Filter Systems (Kunshan) Co., Ltd. in Kunshan, China. Zur selben Zeit entwickelte Hengst ein Multifunktionsmodul mit integrierter Kühlmittelpumpe. 2008 brachte das Unternehmen eine High Speed-Freispiegel-Zentrifuge für alle Leistungsklassen auf den Markt.

Hengst entwickelte im Jahr 2010 das Baukastensystem Blue-Engine-Care-System (BECS) zur Motorenoptimierung. In dieser Reihe entstand 2011 der Tellerseparator mit elektrischem Antrieb Blue.tron und 2013 das Kraftstoff-Pflegesystem Blue.maxx. Anfang 2013 eröffnete Hengst ein Ingenieurbüro in Bangalore, Indien. 2014 folgte die Eröffnung des Standortes in Singapur und im Mai 2015 in Polen.

Anfang des Jahres 2016 übernahm Hengst das dänische Unternehmen Nordic Air Filtration. Anfang 2017 wurde ein Vertriebsbüro in Dubai eröffnet. Im Oktober 2018 wurde das Unternehmen Delbag mit Stammsitz in Herne von der FläktGroup in die Hengst Gruppe übernommen. Im April 2021 übernahm Hengst das Hydraulik-Filtrationsgeschäft der Bosch Rexroth AG. Dazu gehört der Standort in Ketsch (Baden-Württemberg) mit rund 190 Mitarbeitern sowie die weltweiten Vertriebsaktivitäten in mehr als 30 Ländern. Die bislang jüngste Übernahme ist der brasilianischen Spezialisten für Luftfiltration Linter Filtros Industriais aus São Paulo. Hinzu kamen die Vertriebsbüros in Sydney 2022 und in Warschau Anfang 2023.

Zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 hat Hengst eine eigene Fertigung für medizinische Gesichtsmasken sowie für mobile Luftreiniger aufgebaut und entwickelt seitdem verstärkt Filtrationslösungen im Bereich Medizintechnik.

Produkte

  • Luftfilter, Flüssigkeitsfilter für Pkw und Nutzfahrzeuge (On- und Off-Highway)
  • Zylinderkopfhauben, Ansauggeräuschdämpfer
  • Tellerseparatoren (hydraulisch / elektrisch) zur Kurbelgehäuseentlüftung
  • Blue Engine Care System (Baukastensystem zur Motorenoptimierung)
  • Industriefilter
  • Entstaubungslösungen für Domestic und Professional Anwendungen (Cleaning Systems)
  • Medizinische Gesichtsmasken

Standorte

Standorte bestehen in Deutschland (Münster, Nordwalde und Ketsch als Hengst sowie Herne als Delbag), Dänemark (Nakskov, als Nordic Air Filtration), Tschechien (Liberec, als Delbag), Frankreich (Paris, Vertriebsbüro der Delbag), den Vereinigten Staaten (Camden, Raleigh, Chicago), Brasilien (Joinville, São Paulo), China (Kunshan, Jinan), Indien (Bangalore), Singapur, Polen (Gogolin, Rawicz) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (Dubai, Fujairah).

Deutschland
Mit der Schließung des Werkes in Berlin (2021) betreibt Hengst im Jahr 2023 drei Produktionswerke in Deutschland (Münster, Nordwalde, Ketsch), dazu der Verwaltungsstandort in Herne (Delbag).
Polen
Für OE-Kunden wurde im Jahr das Werk in Gogolin eröffnet. Im Jahr 2015 wurde ein Filterwerk in Gostyń übernommen. Im Jahr 2019 baute Hengst ein drittes Werk in Polen am Standort Rawicz und verlagerte schließlich die Produktion aus dem Werk aus Gostyń nach Rawicz. Das Werk in Gostyń wurde daraufhin geschlossen.
Dänemark
Im Jahr 2018 hat Hengst den Filterhersteller für Industrieanwendungen, die Nordic Air Filtration mit Sitz in Nakskov, übernommen.
Tschechien
Durch die Übernahme der Delbag wurde auch das Produktionswerk in Liberec in die Hengst-Gruppe aufgenommen.
Vereinigte Staaten
2003 wurde ein Büro der Anwendungstechnik in Detroit eröffnet. Die Gründung der Tochtergesellschaft Hengst of North America, Inc. in Camden (South Carolina) erfolgte dann im Jahr 2005. Im Jahr 2013 ist das Büro der Anwendungstechnik in ein neues Tech Center nach Novi, Michigan umgezogen. Anfang des Jahres 2020 erfolgte die Schließung des Tech Centers in Novi und zugleich die Eröffnung eines Vertriebsstandortes in Raleigh.
Im Produktionswerk in Camden werden verschiedene Produkte vorrangig für Automobilkunden und den freien Teilemarkt im nordamerikanischen Markt produziert.
Durch die Übernahme der Nordic Air Filtration gehört auch das Vertriebsbüro in Chicago zur Hengst-Gruppe.
Brasilien
Im Produktionswerk in Joinville (Brasilien) werden vorrangig Teile für die südamerikanischen Werke größtenteils europäischer Automobilhersteller produziert.
China
2005 wurde die erste Tochtergesellschaft in Asien unter der Firmierung Hengst Filter Systems in Kunshan gegründet. Das Werk versorgt verschiedene chinesische Kunden. Nach mehreren Expansionen des Werks in Kunshan wurde im Jahr 2019 ein zweiter Standort in Jinan eröffnet.
Indien
2013 wurde der Standort in Bangalore gegründet, der mittlerweile wieder aufgegeben worden ist. Derzeit betreibt Hengst in Neu-Delhi ein Joint Venture mit dem Namen Hengst-Luman India.
Singapur
2014 wurde der Standort in Singapur gegründet.
Vereinigte Arabische Emirate
2017 wurde der Standort in Dubai gegründet und bedient von dort diverse Anrainerstaaten. Das Produktionswerk in Fujairah kam durch die Übernahme der Nordic Air Filtration in die Gruppe.
Commons: Hengst (Company) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hengst SE & Co. KG wird zur Hengst SE. Hengst SE, abgerufen am 13. Dezember 2017.
  2. Management. Hengst SE, abgerufen am 3. Juli 2020.
  3. Hengst SE: Hengst Filtration verdoppelt Umsatz innerhalb von fünf Jahren. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  4. Hengst Holding SE & Co. KG (Hrsg.): Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020. (bundesanzeiger.de).
  5. 1 2 3 4 5 Hengst Holding SE & Co. KG (Hrsg.): Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2018 bis zum 31.12.2018. (bundesanzeiger.de).
  6. 1 2 Hengst Holding SE & Co. KG (Hrsg.): Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2019 bis zum 31.12.2019. (bundesanzeiger.de).
  7. Historie auf der Internetpräsenz des Unternehmens (Memento vom 25. Juli 2013 im Internet Archive)
  8. http://hengst.com/de/2014/09/neue-vertriebsgesellschaft-in-singapur/
  9. http://hengst.com/de/2015/05/hengst-staerkt-position-auf-den-osteuropaeischen-maerkten/
  10. Götz Fuchslocher: Hengst übernimmt Hydraulik-Filtrationsgeschäft von Bosch Rexroth. In: Automobil Produktion. 20. Juli 2020, abgerufen am 17. Februar 2021.
  11. Hengst SE: Linter Gruppe aus Brasilien wird Teil von Hengst Filtration. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  12. Hengst SE: Fünfter Kontinent: Hengst eröffnet Niederlassung in Australien. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  13. Hengst SE: Hengst übernimmt Verkaufsbüro in Warschau. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  14. Hengst SE: Hengst Filtration startet die Produktion von Atemmasken. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  15. Hengst SE: Blue.care+ macht kurzen Prozess mit Corona-Aerosolen. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  16. Hengst SE: Ganz sicher gut geschützt. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  17. Hengst SE: Standorte. In: hengst.com. Abgerufen am 9. Februar 2022.

Koordinaten: 51° 59′ 5″ N,  37′ 10″ O

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