Hermann Pichler GmbH & Co. KG
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1866
Sitz Laichingen, Deutschland
Leitung Joseanne Nusser
Branche Textil
Website www.pichler-textil.de

Die Hermann Pichler GmbH & Co. KG ist ein deutsches Unternehmen im Bereich Textilwaren mit Fokus auf Tischwäsche und Kissenhüllen. Gegründet wurde das Unternehmen 1866 von Hermann Pichler.

Geschichte

1866 eröffnete Hermann Pichler das Handelshaus Hermann Pichler am Uracher Marktplatz, dem heutigen historischen Marktplatz des Kurorts Bad Urach am Fuße der Schwäbischen Alb. 1876 nahm das Unternehmen die eigene mechanische Jacquardweberei in Betrieb. Hierfür wurden Räume in der Stadt Laichingen angemietet.

Anerkennung wurde der Firma zuteil, als sie 1879 das „Kaisertuch“ zum 83. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. fertigte und 1880 den ersten Preis auf der Weltausstellung in Sydney gewann. Rund fünf Jahre nachdem der Firmensitz im Jahr 1882 von Urach nach Stuttgart verlegt wurde, starb Hermann Pichler. Sein Schwiegersohn Wilhelm Wagner übernahm die Geschäftsleitung und gründete 1889 die Pichler-Stiftung für bedürftige Weber. Die Familie Wagner führte das Unternehmen bis 2021 in fünfter Generation. Zwischen den Jahren 1938 bis 1940 wurde die firmeneigene Weberei erweitert. 1948 festigte sich die Verankerung mit der Stadt Laichingen noch mehr, als das Wohn- und Verwaltungshaus in Laichingen bezogen wurde, in dem Richard Wagner, Enkel von Wilhelm Wagner, die Geschäftsführung übernahm.

1956 nahm die Firma die Produktion von hochwertiger Frottierwäsche mit neuen Frottierwebmaschinen auf, die maßgeblich dazu beitrug, dass sich die Marke Pichler in den Bereichen Tisch- und Frottierwäsche international etablierte. Der Anhänger „Pichler mit der Flachsblüte“ erlangte über die deutschen Grenzen hinaus Bekanntheit. In den 1980er-Jahren gelang es dem Unternehmen, den Erfolg durch Marken wie FLAXY 2000, der Ausstellung auf der Heimtextil in Frankfurt im Jahr 1983 sowie der Konzentration auf Tischwäsche weiter auszubauen. 1985 übernahm Thomas Wagner, Sohn von Richard Wagner, die Geschäftsführung. In den 1990er-Jahren folgten ein Ausbau des Standorts Laichingen, das „Tischkleid“ sowie der Erweiterung des Sortiment um Accessoires, Plaids, Küchenwäsche und Sofakissen.

2002 meldete die Hermann Pichler GmbH & Co Insolvenz an. Gründe hierfür waren unter anderem Absatzrückgänge bei der Tischwäsche und eine allgemein schlechte Konjunkturentwicklung in den Jahren zuvor. Doch die Firma überstand diesen Tiefpunkt. Die bügelfreien Heimtextilien kamen ab 2003 auf den Markt.

2014 war die Schließung der letzten Weberei der Hermann Pichler GmbH & Co. KG in Laichingen, da sich die Produktion aufgrund von Globalisierung nicht mehr rentierte. Darüber hinaus hatte sich der Markt der Textilien über die Jahre verändert. Während beispielsweise bei der Aussteuer bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts noch eine Rolle Leinen und Bettwäsche fester Bestandteil dessen waren, was bei einer Hochzeit gemeinsam mit der Frau an den Ehegatten „übergeben“ wurde, ist dies heutzutage nicht mehr der Fall. Gesellschaftliche Änderungen führten dazu, dass es bei einer Eheschließung keine Aussteuer mehr gibt. Diesen Veränderungen, die sich über die Jahre entwickelten, musste Rechnung getragen werden.

Das 150. Jubiläum feierte die Hermann Pichler GmbH & Co. KG im Jahr 2016, nachdem sich Kissenhüllen neben dem traditionellen Hauptstandbein von Tischdecken zu einem Umsatzträger entwickelten.

Im Juli 2023 meldete die Hermann Pichler GmbH & Co erneut Insolvenz an.

Fertigung

Die Hermann Pichler GmbH & Co. KG betreibt mit der PIBAY AG ein eigenes Tochterunternehmen in Adana im Südosten der Türkei. Hier findet nicht nur der Großteil des regulären Konfektionsbetriebs statt, die Fertigungsstätte steht darüber hinaus auch Großabnehmern für die Direktbelieferung zur Verfügung.

Ab Mitte 2018 erfolgt die Produktion der Tischwäsche, die noch in Deutschland hergestellt wird, nicht mehr am bisherigen Heimatstandort, sondern gemeinsam mit der Laichinger Traditionsfirma Wäschekrone im Interkommunalen Industriegebiet von Laichingen.

Sortiment

Das Sortiment der Hermann Pichler GmbH & Co. KG besteht aus Tischwäsche und Kissen.

FLAXY

Die Marke FLAXY wurde erstmals 1983 auf der Heimtextil-Messe in Frankfurt präsentiert. FLAXY Tischwäsche zeichnet sich dadurch aus, dass sie selbst nach mehreren Waschgängen ein gepflegtes Aussehen behält, schnell trocknet und leicht zu bügeln ist. Ebenso steht FLAXY für Strapazierfähigkeit, Formstabilität und Langlebigkeit.

Die Bügelfreien

Die Produkte aus der Reihe „Die Bügelfreien“ bestehen aus jacquardgewebtem Pikee. Dieser besitzt pflegeleichten Eigenschaften, wodurch Bügeln nach dem Waschen entfällt.

Die Abwischbaren

Eine Acryl-Mikro-Beschichtung macht die Textilien aus dieser Kategorie schmutzabweisend, wasserundurchlässig und abwischbar. So wird eine aufwändige Pflege vermieden.

Profiline PITEX

Die Profiline PITEX beinhaltet Tischwäsche für Hotels und Gastronomiebetriebe sowie Seniorenresidenzen.

Besonderheiten

1889 wurde die Pichler-Stiftung für bedürftige Weber von Wilhelm Wagner, Schwiegersohn des Firmengründers Hermann Pichler, ins Leben gerufen.

Zwischen 1895 und 1925 setzte die Hermann Pichler GmbH & Co. KG Entwürfe von Jugendstilkünstlern wie Peter Behrens, Paul Lang, Hans Christiansen für buntgewebte Jacquardtischdecken um. Diese Produkte kamen vor allem in Teehäusern und Wintergärten zum Einsatz.

Geschäftsführer

1866 bis 1887: Hermann Pichler – Gründer und Geschäftsführer
1887 bis 1906: Wilhelm Wagner – Schwiegersohn von Hermann Pichler
1906 bis 1927: Alfred Wagner – Sohn von Wilhelm Wagner
1927 bis 1948: Elfriede Wagner – Ehefrau von Alfred Wagner, leitete das Unternehmen mit einem Geschäftsführer
1948 bis 1985: Richard Wagner – Ältester Sohn von Alfred Wagner
1985 bis 2021: Thomas Wagner
seit 2021: Joseanne Nusser

Belege

  1. Hermann Pichler: Geschäftsbetrieb wird uneingeschränkt fortgeführt. Traditionsreicher Hersteller qualitativ hochwertiger Tischwäsche beantragt Insolvenzverfahren. 20. Juni 2023.

Koordinaten: 48° 29′ 16,4″ N,  41′ 24″ O

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