Fürst Hieronim Wincenty Radziwiłł (* 11. Mai 1759 in Nieśwież; † 18. September 1786) war ein polnisch-litauischer Adliger.
Leben
Radziwiłł entstammt dem Adelsgeschlecht Radziwiłł und war ein Sohn des Fürsten Michał Kazimierz Radziwiłł (1702–1762). Sein älterer Bruder war Fürst Karol Stanisław Radziwiłł (1734–1790). Mit 16 Jahren heiratete er am 31. Dezember 1775 in Regensburg die 17-jährige Prinzessin Sophie von Thurn und Taxis (1758–1800), mit der er überwiegend im Schloss der Familie in Biała Podlaska lebte. Über die Hintergründe der Trauung heißt es in einer zeitgenössischen Zeitung:
„Man sagt, der Prinz Carl von Radzivill werde seinem Bruder Hieronymus, so 18 Jahre [sic] alt ist, die ansehnliche Ländereyen, die er in Polen hat, und welche jährlich 200 000 Polnische Gulden einbringen, überlassen; dieser werde die Prinzeßinn Sophia, Tochter des Kaiserl. Herrn Principal-Commissarii zu Regensburg, Fürsten von Thurn und Taxis Hochfürstl. Durchlaucht, heyrathen, und zu dem Ende nächstens in Regensburg eintreffen, und nach vollzogener Vermählung mit seiner Gemahlin nach Italien reisen, und von da nach Polen zurückkehren.“
Zu den Höhepunkten der Hochzeitsfeierlichkeiten, die sich über mehrere Tage hinzogen, gehörte eine Aufführung des Singspiels Zemire und Azor in italienischer Übersetzung.
In Biała Podlaska fungierte Radziwiłł 1778 als Taufpate des Geigers George Bridgetower, für den Beethoven 1803 die Violinsonate A-Dur op. 47 komponierte.
Ein schwerer Schlag für Radziwiłł war die Liaison seiner Frau mit dem Komponisten und Pianisten Jan Ladislav Dussek, der seit etwa 1782 Kapellmeister bei Radziwiłłs älterem Bruder, dem Fürsten Karol Stanisław Radziwiłł, auf dem Schloss der Familie in Nieśwież war. Am 17. Januar 1784 floh sie mit Dussek von dort über die preußische Grenze bis nach Tilsit. Karol Stanisław Radziwiłł berichtet darüber am 25. Januar in einem Brief. Von dort reisten sie weiter nach Hamburg, von wo die Fürstin jedoch allein nach Regensburg ging und sich mit ihrem Gatten wieder versöhnte.
Er selbst wurde mit dem Orden des Weißen Adlers und mit dem Hubertusorden ausgezeichnet und starb bereits mit 27 Jahren.
Familie
Sein Sohn war Dominik Hieronim Radziwiłł (* 4. August 1786 in Biała Podlaska; † 11. November 1813 in Folge seiner Verletzungen in der Schlacht bei Hanau).
Literatur
- Lietuviškoji tarybinė enciklopedija, Band 9, Vilnius 1982, S. 306
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Reichs-Post-Reuter, Nr. 200 vom 16. Dezember 1775, S. 3f. (Digitalisat)
- ↑ Wiener Zeitung, Nr. 4 vom 13. Januar 1776, S. [7] (Digitalisat)
- ↑ Hanna Widacka, Taksica i Duszek (polnisch)
- ↑ Howard A. Craw, A Biographiy and Thematic Catalog of the Works of J. L. Dussek, Ann Arbor, Michigan, 1964, S. 31–34