Hirmer GmbH & Co. KG
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1914
Sitz München
Leitung Christian Hirmer (persönlich haftender Gesellschafter)
Mitarbeiterzahl 1800 (2019)
Umsatz 275 Mio. Euro (2015)
Branche Textilhandel, Immobilien, Hotels
Website hirmer-gruppe.de

Die Hirmer Gruppe ist ein deutsches Textil-Einzelhandelsunternehmen mit Sitz in München, das seit drei Generationen in Familienbesitz ist.

Geschichte

1876 gründete Jacob Bamberger (1849–1918) in Worms ein Konfektionsgeschäft, das später von seinen fünf Söhnen geführt wurde. Nach Eröffnungen der Filialen von Bamberger & Hertz in Frankfurt am Main, Saarbrücken, Stuttgart, Köln und Leipzig eröffneten sie 1914 die Filiale in München im Haus Kaufingerstraße 22 (heute Kaufingerstraße 28). Inhaber war der Sohn Siegfried genannt „Fritz“ Bamberger (1885–1976).

Hans Hirmer (1897–1980) trat am 15. Oktober 1915 als Verkäufer in das Münchner Geschäft von Bamberger & Hertz ein und stieg bis 1933 zum Leiter des Einkaufs für alle sechs Häuser von Bamberger & Hertz auf. Nach Schaffung der juristischen Grundlage für die „Arisierung“ Mitte 1938 übernahmen Hans Hirmer und Emil Haller mit dem Hauptkapitalgeber Theodor Döring am 25. August 1938 das Münchner Geschäft des jüdischen Inhabers Siegfried Bamberger und gründeten damit die Hirmer & Co. KG. Nach Angabe der heutigen Hirmer Office GmbH habe Hans Hirmer Bamberger mündlich zugesagt, das Unternehmen treuhänderisch zu führen, dies jedoch nicht schriftlich zugesichert.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs stellte die US-amerikanische Militärregierung die Hirmer & Co. KG wie auch andere arisierte Unternehmen unter Treuhandverwaltung. Diese übernahm bis zum 6. Dezember 1949 Lothar Bernstein, ein früherer Mitarbeiter von Bamberger & Hertz. 1946 leitete Siegfried Bamberger die juristischen Schritte zur Rückübertragung seines 1938 arisierten Unternehmens ein. Vor der Wiedergutmachungsbehörde I Oberbayern kam es am 21. November 1949 im Rückerstattungsverfahren zu einem Vergleich. Dieser beinhaltete die vollständige Rückübertragung sämtlicher Vermögenswerte der bisherigen Hirmer & Co. KG einschließlich der Kriegsschadensansprüche an ihn zum 21. Juni 1948. Damit verbunden war die Neugründung des Unternehmens Hirmer & Co. KG (neu) mit Hans Hirmer als persönlich haftendem Gesellschafter und Siegfried Bamberger als Mehrheitsgesellschafter in unmittelbarer juristischer Rechtsnachfolge der alten Hirmer & Co. KG.

1951 erwarb die Familie Hirmer sämtliche Unternehmens-Anteile von Siegfried Bamberger, dem einzigen Holocaust-Überlebenden der ehemals fünf jüdischen Brüder, der nicht mehr nach Deutschland zurückkehren wollte. Nach Angabe der heutigen Hirmer Office GmbH sind die Familien bis heute freundschaftlich verbunden. 1957 stieg Hirmer in die gewerbliche Immobilienentwicklung für ein Fabrikgebäude der Mantelfabrik Dorn in Giesing ein. Es folgten Investitionen in Gewerbe- und Wohnimmobilien in München und Regensburg.

1962 wurde das Stammhaus nach Übernahme der Gesamtflächen des Hauses Kaufingerstraße 22 neu eröffnet; es bot eine zentrale runde Treppe und eine Passage im Erdgeschoss. 1971 schenkte Hans Hirmer der Stadt München den Erweiterungsbau des Seniorenheims Rümannstraße (Hans Hirmer Haus).

1980 übernahmen Max-Peter Hirmer und sein Bruder Walter Hirmer die Geschäftsführung des Stammhauses Hirmer von ihrem Großonkel Hans Hirmer. Ab 1986 baute Gerhard Schütz mit Max-Peter und Walter Hirmer die Herrenmode-Kette Eckerle für Business-Konfektion auf. Bis 2013 eröffneten zwölf Häuser in Deutschland. In Mannheim wurde 1995 das erste Hirmer-Übergrößen-Haus gegründet, 1989 kam eine Übergrößen-Abteilung im Stammhaus hinzu. In Wien erfolgte 2001 das Hirmer große Größen als erstes Haus außerhalb Deutschlands. 2009 wurde ein Online-Shop gegründet.

Die Sparte Hirmer Immobilien baute 2014 das Campo Bahia, das WM-Quartier der deutschen Fußballnationalmannschaft. 2017 erwarb Hirmer Immobilien das geschichtsträchtige Hotel Elephant in Weimar. 2018 kamen neun Hotelbetriebsgesellschaften der Travel Charme Hotels & Resorts sowie die Servicegesellschaft mit Sitz in Berlin hinzu. Im Dezember 2019 wurde das Hotel Bachmair am See als Erbbaurecht übernommen; ein behutsamer Umbau im laufenden Betrieb zwischen 2020 und 2023 mit Erweiterung auf 150 Zimmer ist geplant. Die Hirmer-Gruppe ist zudem Grundstückseigentümer des letzten unbebauten Areals des ehemaligen KZ-Außenlagers München-Allach (Granatstraße 12), auf dem nun die Überbauung mit Immobilien geplant ist.

Auszeichnungen

  • 2015: TW-Forum Preis

Einzelnachweise

  1. 1 2 Impressum Hirmer Gruppe. Hirmer GmbH & Co. KG, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  2. Geschichte Hirmer Gruppe. Hirmer GmbH & Co. KG, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  3. Profil - Über uns - Hirmer Gruppe. Hirmer GmbH & Co. KG, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  4. One-Way-Ticket für Travel Charme. Fashion Today Men, April 2018, abgerufen am 20. Dezember 2019 (deutsch).
  5. Top-Familienunternehmen. top-familybusiness.com, präsentiert von Matchbird GmbH und PricewaterhouseCoopers GmbH, abgerufen am 20. Dezember 2019 (englisch).
  6. 1 2 Aubrey Pomerance: 1. April 1933 - Boykott-Aktion am Geschäftshaus Bamberger & Hertz (s. ergänzend englische Fassung). Stiftung Jüdisches Museum Berlin, 4. April 2016, archiviert vom Original am 4. April 2016; abgerufen am 20. Dezember 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. 1 2 3 4 5 6 Hans-Diether Dörfler im Auftrag der Presseabteilung der Hirmer Office GmbH & Co. KG: Von Bamberger & Hertz zu HIRMER - Ein respektables Stück Wirtschaftsgeschichte. Hirmer GmbH & Co. KG, 1. Juni 2015, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  8. Alfred Dürr: Warum ein Münchner Modehaus das DFB-Hotel in Brasilien baut. Süddeutsche Zeitung, 15. Dezember 2013, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  9. Redaktion Tegernseer Stimme: Hirmer Gruppe übernimmt Bachmair am See, 11. Dezember 2019
  10. Eva von Steinburg in Abendzeitung: Siedlung Ludwigsfeld: Protest gegen Neubau, 22. Oktober 2019
  11. Hagen Seidel: Unternehmen: TW-Forum: Die Preisträger 2015. TextilWirtschaft, 7. Mai 2015, abgerufen am 20. Dezember 2019.

Koordinaten: 48° 8′ 17,1″ N, 11° 34′ 19,8″ O

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