Horst Paulmann Kemna (* 23. Januar 1935 in Kassel) ist ein deutsch-chilenischer Unternehmer. Er ist Gründer von Cencosud, eines Einzelhandelsunternehmens in Südamerika. Seit 2021 wir das Unternehmen von seiner Tochter Heike Paulmann Koepfer geführt.

Biografie

Herkunft

Horst Paulmann ist Sohn des SS-Obersturmbannführers und SS-Richters Werner Paulmann. Dieser entzog sich den Nürnberger Prozessen 1946 durch Flucht nach Argentinien. Werner Paulmann war ab 1942 Chefrichter des SS- und Polizeigerichts in Kassel und zuständig für Korruptionsfälle bei der SS. Nachdem Horst Paulmanns Mutter mit ihren sieben Kindern ihrem Mann 1948 nach Argentinien gefolgt war, zog die Familie nach 1950 Chile um. 1960 informierte die nach Deutschland zurückgekehrte Tochter die deutschen Justizbehörden auf Anfrage, dass ihr Vater 1958 in Santiago de Chile verstorben sei.

Berufliche Karriere

Im Alter von 13 Jahren arbeitete Paulmann als Telefonist in Buenos Aires. Später stellte er Holzspielzeug her. Nachdem die Familie Argentinien verlassen hatte, ließ sie sich in Temuco nieder und erwarb 1952 das Restaurant Las Brisas, welches später in ein Feinkostgeschäft umgewandelt wurde. Nach dem Tod des Vaters 1958 bauten Horst und sein Bruder Jürgen Paulmann mehrere Supermärkte auf. Im Jahr 1976 trennten sich die beiden Brüder geschäftlich. Während Jürgen Paulmann die Las-Brisas-Märkte zu einer Supermarktkette ausbaute, gründete Horst Paulmann die Supermärkte der Marke Jumbo. Seit 1978 firmieren die Supermärkte von Horst Paulmann Kemna unter der Holding Cencosud. 2004 übernahm Horst Paulmann die Las Brisas-Kette. Bis 2022 wurden unter seiner Leitung 998 Supermärkte, 113 Baumärkte, 49 Kaufhäuser und 67 Einkaufszentren in Argentinien, Brasilien, Peru und Kolumbien eröffnet. Laut der im März 2023 veröffentlichten Ausgabe des Forbes Magazines ist Paulmann Kemna mit einem geschätzten Vermögen von 4 Milliarden US-Dollar die zweitreichste Person in Chile und zugleich auf Platz 79 weltweit.

Privates

Paulmann Kemna lebt in Santiago, ist verwitwet und hat vier Kinder, von denen drei, Manfred, Heike und Peter, Mitglieder des Aufsichtsrates der Cencosud sind. Die Tochter Heike Paulmann Koepfer leitet seit 2021 das Unternehmen.

Sein Bruder, Rüdiger Paulmann, ist der Gründer der Paulmann Licht GmbH, sein Bruder Jürgen Paulmann war Gründer der Fluggesellschaft Sky Airline.

Gran Torre Santiago

2014 wurde Paulmanns 300 Meter hohes Gebäude Gran Torre Santiago im zentrumsnahen Stadtviertel Providencia von Santiago fertiggestellt und eröffnet. Seit 2015 können Besucher die Aussichtsplattform Sky Costanera besichtigen. Der Turm hat 64 Stockwerke. Das von dem Architekten César Pelli und dem chilenischen Büro Alemparte, Barreda y Asociados geplante Gebäude ist Teil des Komplexes Costanera Center.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • Unternehmer des Jahres Diario Financiero (2012)
  • World Entrepreneur of the Year 2012 verliehen durch Ernst & Young (2012)
  • Premio Konex, Empresarios del Comercio y de los Servicios (2008)
  • Socio del Año, Cámara Chileno-Alemana de Comercio e Industria (2007)
  • Premio Extensión Universitaria, Universidad Mayor (2006)
  • Chilenische Staatsbürgerschaft ehrenhalber (2005)
  • Premio ICARE, Unternehmer des Jahres (2005)
  • Premio ASA Salvador D’Anna als bester Unternehmer im Bereich Retail – Argentinien (2005)
  • Verleihung des Orden de Mayo im Rang eines Komtur – Argentinien (2004)
  • Premio Diego Portales, Hervorragender Unternehmer (2004)

Kritik

Obwohl 2012 die Vergangenheit seines Vaters durch das Online-Portal El Mostrador aufgedeckt wurde, äußerte sich Horst Paulmann nie zu dem Sachverhalt. Anlässlich einer Festschrift zur Verleihung der chilenischen Ehrenstaatsbürgerschaft im chilenischen Kongress im Jahre 2006 hieß es hingegen, Werner Paulmann sei ein einfacher Wehrmachts-Angehöriger und Jurist gewesen, der über Italien mit Hilfe des roten Kreuzes nach Argentinien geflohen sei, weil er ansonsten in Kriegsgefangenschaft geraten sei.

Paulmann Kemna steht aufgrund angeblicher Verbindungen zur deutschen Sektensiedlung und Folterstätte Colonia Dignidad in der Kritik. So wurden auch Waren, die in der Colonia Dignidad hergestellt wurden, in Cencosud-Geschäften verkauft und durch dort gedrehte Videos beworben.

Außerdem soll er ein Bewunderer des chilenischen Diktators Augusto Pinochet gewesen sein. Eine im Februar 2012 geplante Veranstaltung des Kasseler Lions Club, auf der Paulmann Kemna eine Gastrede halten sollte, wurde aufgrund zahlreicher Proteste gegen Paulmann Kemna kurzfristig abgesagt.

Cencosur zahlt seinen Angestellten seit Jahrzehnten nur den Mindestlohn und ist bekannt dafür, dass es seine Mitarbeiter bespitzelt und rigoros gegen Fehlverhalten der Belegschaft, wie Kleinstdiebstähle oder Benutzung von Unternehmenseigentum vorgeht und dabei Verhaftungen billigt. Ebenso sind konjunkturelle Massenentlassungen üblich.

Fußnoten

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  2. Financial Times
  3. CENCOSUD S.A. In: Bolsa de Santiago. 7. Juni 2004, archiviert vom Original; abgerufen am 31. Juli 2023.
  4. “MI PADRE ES IRREMPLAZABLE. No hay nadie que lo pueda igualar, ni por capacidad ni por entusiasmo, ni por pasión ni por inteligencia. Yo tampoco vengo a reemplazar a mi padre”. In: El Mercurio. 22. März 2022, abgerufen am 31. Juli 2023.
  5. Heike Paulmann | 500-EN. 19. September 2022, abgerufen am 31. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  6. poonal (npla): Altnazis, Pinochet und José Kast. In: Nachrichtenpool Lateinamerika. 3. Dezember 2021, abgerufen am 30. Juli 2023 (deutsch).
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  27. CNC distinguira a Presidente Lagos con Premio "Diego Portales". Emol Nacional, 19. Mai 2004, abgerufen am 11. Dezember 2015.
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  29. 1 2 Der umstrittene Herr Paulmann. In: taz. 24. Februar 2012, archiviert vom Original; abgerufen am 28. Februar 2012.
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  31. Der Mann, der Pinochet ein Denkmal bauen wollte (Memento vom 26. Februar 2012 im Internet Archive), Süddeutsche Zeitung, 24. Februar 2012
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  33. Lions Club sagt Rede ab, Süddeutsche Zeitung, 26. Februar 2012
  34. Isidro Gonzales Espinoza: Sueldo Minimo y bla,bla, bla en Cencosud. In: El Quinto Poder. 16. Juni 2011, abgerufen am 30. Juli 2023 (spanisch).
  35. Angela Verdara: Social Progress Deferred in Chile. In: NACLA. 2020-06-03, abgerufen am 30. Juli 2023 (englisch).
  36. NachDenkSeiten – Die kritische Website > Der Selbstmörder-Turm zu Santiago – Absturz in das neoliberale Elend. Abgerufen am 30. Juli 2023.
  37. Trabajadores de Cencosud denuncian que empresa los acusa de delitos para no pagar indemnizaciones. Diario y Radio Universidad Chile, abgerufen am 30. Juli 2023 (europäisches Spanisch).
  38. Chile - Mass dismissals at Cencosud S.A. designed to weaken unions - CSI - Informe sobre las violaciones de los derechos sindicales. Abgerufen am 30. Juli 2023.
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