Humboldt Forum


Foyer des Humboldt-Forums
Daten
Ort Berliner Schloss
Art
Universalmuseum
Architekt Franco Stella
Eröffnung 16. Dezember 2020 (digital)
20. Juli 2021 (allgemein)
Besucheranzahl (jährlich) 1,5 Millionen (2022)
Betreiber
Leitung
Hartmut Dorgerloh (Generalintendant)
Paul Spies (Stadtmuseum)
Lars-Christian Koch (Staatliche Museen)
Julia von Blumenthal (Humboldt-Universität)
Website

Das Humboldt-Forum (Eigenschreibweise Humboldt Forum) im Berliner Schloss ist ein Universalmuseum im Berliner Ortsteil Mitte. Neben dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin beheimatet es auch die Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums Berlin und das Humboldt-Labor der Humboldt-Universität zu Berlin. Außerdem finden in der von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss getragenen Einrichtung begleitende Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen statt. Wegen der COVID-19-Pandemie wurde es am 16. Dezember 2020 zuerst nur digital, am 20. Juli 2021 dann auch allgemein eröffnet. Im Jahr 2022 verzeichnete das Humboldt-Forum 1,5 Millionen Besucher.

Beschreibung

Das Forum soll in Erinnerung an das geistige Erbe Alexander und Wilhelm von Humboldts mehrere museale Sammlungen aus aller Welt – u.a. der Dahlemer Museen – zusammenführen, Veranstaltungsräume für Wissenschaft und Kultur bieten, die Museumsinsel ergänzen, über die Schlossgeschichte informieren und zugleich der Wiederherstellung eines Meilensteins der Barockarchitektur sowie eines Hauptbezugspunktes der deutschen Geschichte und des historischen Stadtbildes von Berlin-Mitte dienen. Mit Schausammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin, des Stadtmuseums Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin erweitert das Forum das Angebot der Museumsinsel und schafft damit eines der größten zusammenhängenden Kulturensembles der Welt. Am 16. Dezember 2020 wurde das Forum zunächst digital eröffnet, am 20. Juli 2021 öffnete es auch für Besucher.

Als Bauherrin, Eigentümerin und Betreiberin des Humboldt-Forums tritt die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss auf, die Mitte 2009 als Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum gegründet wurde. Sie koordiniert und bündelt die Interessen der Nutzer, richtet eine ständige Ausstellung Historische Mitte Berlin – Identität und Rekonstruktion aus und akquiriert Spenden für die Wiedererrichtung der historischen Fassaden und den Bau des Humboldt-Forums. In die Ausstellungsräume des Humboldt-Forums wurden die Sammlungen der außereuropäischen Kunst der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus dem Museumszentrum Berlin-Dahlem verlegt. Die große Eingangshalle des Gebäudekomplexes soll mit themenübergreifenden Veranstaltungen als verbindendes Element wirken und ein besonderer Publikumsmagnet sein – im Sinne der Idee Gottfried Wilhelm Leibniz’ von einem umfassenden Wissenschaftstheater.

Das Humboldt-Forum und die Museumsinsel sollen mit ihrem Angebot an Sammlungen, Fachbibliotheken und Veranstaltungsräumen eine Verbindung von Kunst, Kultur und Wissenschaft bilden. Dabei schafft die Verknüpfung der Sammlungen zur europäischen Kunst und Kultur auf der Museumsinsel mit den außereuropäischen Museen im Humboldt-Forum einen Dialog der Weltkulturen in der Mitte der deutschen Hauptstadt. Im neuen Universalmuseum sind unter anderem das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst untergebracht. Die bis 2017 im Museumszentrum Berlin-Dahlem untergebrachten Sammlungen der außereuropäischen Kunst umfassen über 500.000 Artefakte und Kunstwerke. Im Mai 2018 wurde bereits das Luf-Boot in das Humboldt-Forum eingebracht, da es nach der Fertigstellung des Museums wegen der Größe nicht mehr in das Gebäude hätte transportiert werden können.

Geschichte

Nach der Gründung des Fördervereins Berliner Schloss im Jahr 1992 unter der Leitung Wilhelm von Boddiens setzten die Bundesregierung und der Senat von Berlin im November 2000 die Internationale Expertenkommission Historische Mitte Berlin unter dem Vorsitz von Hannes Swoboda ein, um Vorschläge zur Architektur und Nutzung eines Neubaus auf dem Schloßplatz zu erarbeiten. Der Kommission gehörten Fachleute aus verschiedenen Berufen an, darunter Historiker, Architekten, Museologen und Denkmalpfleger, sowie Politiker der SPD, CDU, Grünen und PDS. Im April 2002 stellte die Expertenkommission ihren Abschlussbericht vor, in dem sie eine Wiederherstellung der Barockfassaden des Berliner Schlosses in Verbindung mit einer Nutzung als Museum der Weltkulturen unter dem Begriff Humboldt-Forum empfahl. Auf Grundlage dieser Empfehlung beschloss der Deutsche Bundestag das Projekt am 4. Juli 2002 mit einer fast Zweidrittelmehrheit.

Das Gebäude wurde nach dem Abriss der Ruine des Palastes der Republik von 2012 bis 2020 errichtet. Gemäß einer Empfehlung der Internationalen Expertenkommission Historische Mitte Berlin und einem Beschluss des Deutschen Bundestages entstand es bis auf die Spree­seite von außen als Wiederaufbau des als „Hauptwerk des norddeutschen Barocks“ geltenden Berliner Schlosses, innen als modernistischer Bau des italienischen Architekten Franco Stella. Die modernen Gebäudeteile wurden mit 572 Millionen Euro überwiegend durch Bundesmittel finanziert, die historischen Gebäudeteile durch über 105 Millionen Euro private Spenden. Das Projekt zur Rekonstruktion des Schlosses geht auf private Initiativen und vor allem auf das Engagement des Fördervereins Berliner Schloss unter Wilhelm von Boddien zurück. Der Verein hat eine dauerhafte Ausstellungsfläche in der Touristeninfo am Schlüterhof. Im Projektverlauf stiegen die Kosten wegen baulicher Verzögerungen und technischer Mängel von 595 Millionen Euro auf schließlich 677 Millionen Euro. Der Anteil Berlins an den Baukosten blieb bei 32 Millionen Euro.

Mit der Unterbringung von Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin sieht das Nutzungskonzept vor, an die kulturelle Tradition des Berliner Schlosses anzuknüpfen, in dem sich ursprünglich die brandenburgisch-preußische Kunstkammer befand, die als Keimzelle der Berliner Museen gilt: Die um 1550 von Kurfürst Joachim II. gegründete Kunstkammer umfasste Objekte aus allen Bereichen der Natur, der Kunst und der Wissenschaft. Nach ihrer Plünderung im Dreißigjährigen Krieg wurde sie ab 1640 von Kurfürst Friedrich Wilhelm wiederaufgebaut und ab 1700 vom ersten preußischen König Friedrich I. ins Berliner Schloss verlegt. In den Napoleonischen Kriegen wurde die Sammlung 1807 als Beutekunst nach Paris verbracht, bevor sie im Befreiungsjahr 1815 wieder nach Berlin zurückkehrte. Im 19. Jahrhundert erfolgte schließlich die Verteilung der Objekte der Kunstkammer auf die Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität) und die Königlichen Museen (heute: Staatliche Museen zu Berlin).

Einrichtungen

Erdgeschoss

Im Erdgeschoss des Humboldt-Forums im Berliner Schloss befinden sich westlich das Foyer im Eosanderhof, mittig die Passage im Stellahof, und östlich der Schlüterhof jeweils mit Restaurants, Cafés und Museumsläden. Über die Geschichte des Ortes informieren der Schlosskeller (Zugang via Foyer), das Videopanorama (Zugang via Passage), der Skulpturensaal (Zugang via Schlüterhof) und der Förderverein Berliner Schloss (Zugang via Touristeninfo).

Erstes Obergeschoss

Im 1. Obergeschoss befinden sich das Humboldt-Labor der Humboldt-Universität zu Berlin und die Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums Berlin Berlin Global.

Zweites Obergeschoss

Im 2. Obergeschoss befindet sich das Ethnologische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin mit den Abteilungen Amerika, Afrika und Ozeanien. Die Abteilung Amerika besteht aus den Räumen First Nations der Nordwestküste, Am Humboldtstrom, Sprache, Schrift, Kalender, Schaumagazin Amerika, Mesoamerika sowie Sammlungen aus Südamerika; die Abteilung Afrika aus den Räumen Das Königreich Benin, Benin-Bronzen in Berlin, Schaumagazin Afrika sowie Koloniales Kamerun; die Abteilung Ozeanien aus Mensch und Meer, Sammlungen aus Ozeanien, Rituale und Glauben, Bauwerke aus Ozeanien sowie Klänge der Welt.

Drittes Obergeschoss

Im 3. Obergeschoss befinden sich die Abteilung Asien des Ethnologischen Museums sowie das Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin. Die Abteilung Asien des Ethnologischen Museums besteht aus den Räumen Kunsthandwerk in Zentralasien, Orient und Okzident, Das asiatische Theater sowie Aspekte des Islam. Das Museum für Asiatische Kunst besteht aus den Räumen Religiöse Kunst Südostasiens, Religiöse Kunst Südasiens, Buddhismus, Jainismus, Nördliche Seidenstraße, Himalaya, Religiöse Kunst Südasiens, Hinduismus, Höfische Kunst, Nördliche Seidenstraße, Kunst aus Japan, Teehaus, Sakrale Kunst Ostasiens, Kunst aus China und Korea, Studiensammlungen sowie China und Europa.

Dachgeschoss

Im Dachgeschoss befindet sich die Dachterrasse mit Restaurant. In 30 Metern Höhe bietet sie Ausblicke auf den Berliner Dom und die Museumsinsel im Norden, das Rote Rathaus und den Fernsehturm im Osten, den Neuen Marstall und das Staatsratsgebäude im Süden sowie die Prachtstraße Unter den Linden und das Brandenburger Tor im Westen.

Kontroversen

Kritik am Forum

Einige Kunsthistoriker und Ethnologen kritisieren das Konzept des Humboldt-Forums mit dem Motto „Ein Haus, vier Akteure“, den Umgang des Ethnologischen Museums mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und die geleistete Provenienzforschung als unzureichend. Die museale Aufbereitung der rund 20.000 Exponate stellt seit der Konzeption des Hauses den wesentlichen Aspekt dar, an dem das Groß-Museum gemessen werden wird, insbesondere die der Exponate, die aus deutschen und anderen Kolonien stammen. Kunsthistoriker und Ethnologen bewerteten die geleistete Provenienzforschung als ungenügend, kritisieren mangelndes Problembewusstsein und sprechen etwa von „kolonialer Amnesie“ (Jürgen Zimmerer). Schon am 6. August 2015 hatte Mark Siemons in der FAZ darauf hingewiesen, dass die „alte koloniale Blickrichtung bloß in freundlicherer Form perpetuiert“ werden könne. Er sieht jedoch auch eine positive Entwicklung und lobte, dass seit der ersten inhaltlichen Planung der Umgang mit den Inhalten wesentlich sensibler geworden sei.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bezeichnete am 17. Oktober 2016 das Humboldt-Forum als „Epizentrum der shared heritage“. Das Schlagwort „shared heritage“, so Mark Siemons, enthielte „bei all seinem kritischen und fortschrittlichen Gestus noch etwas anderes: einen fortdauernden Anspruch auf die Kulturen, die man im selben Atemzug in ihrem Eigenwert respektieren zu wollen“ vorgäbe. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sah nach der realen Eröffnung vom 20. Juli 2021 wenig Bezug zur Namensgebung als „Humboldt Forum“.

Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy trat 2017 aus dem Beirat des Humboldt-Forums aus und forderte das Projekt auf, ehrlich zu werden. Dazu gehöre die kritische Auseinandersetzung mit 300 Jahren Sammeltätigkeit „mit all den Schweinereien und Hoffnungen, die damit verbunden sind. Das sind wir, das ist Europa.“ Das Humboldt-Forum sei „wie Tschernobyl – es sei unter einer „Bleidecke begraben“ „wie Atommüll“, damit nur nichts nach außen dringe. Weiterhin sieht Savoy einen „unlösbaren Widerspruch“ zwischen der Schloss-Kopie und der Ausstellung. Die Architektur signalisiere, man könne Geschichte „rückgängig“ machen. Doch den Nationen, die um Rückgabe gestohlener Objekte bitten, erkläre man das Gegenteil: Geschichte lasse sich nicht rückgängig machen. Die Politik habe sich für den Schloss-Wiederaufbau entschieden, drücke sich aber nun vor einer kritischen Auseinandersetzung damit. Daraufhin versuchten Monika Grütters (CDU) und Gründungsintendant Neil MacGregor, „zu retten, was noch zu retten ist“, sagte Savoy 2017. Savoy kritisierte vor allem mit Bezug auf die Herkunft von Objekten aus ehemaligen Kolonien, der Name Humboldt für das Forum sei nur ein „Label“. Denn das Credo der Humboldts sei die Verbindung von Sammlungen, Forschung und Lehre – und genau dies würde im Humboldt-Forum nicht realisiert.

Im März 2018 äußerte Hanno Rauterberg in der Zeit folgende grundsätzliche Kritik an dem Anspruch und den Inhalten der Sammlungen: „Wer nämlich anfängt, gründlich nach der Herkunft der Objekte und ihrer Erwerbsgeschichte zu fragen, der merkt rasch, dass die Macher des Humboldt Forums einem Selbstbetrug aufsitzen. Sie wollen das Schloss als einen Ort der Toleranz und Umsicht preisen, hier zeige man ‚Respekt vor anderen Kulturen‘ (Hermann Parzinger) – und doch gründen sich die Sammlungen nicht allein auf Weltneugier und Entdeckergeist. Sie verdanken sich auch großer Gewalt und Herrschsucht.“

Im ZDF Magazin Royale wurde im Dezember 2020 unter anderem kritisiert, dass viele der Ausstellungsstücke aus der Kolonialzeit stammten und insbesondere in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg unrechtmäßig aus damals deutschen Kolonien entwendet oder als Hehlerware aus anderen Kolonien erworben worden seien. Ein Beispiel sind die so genannten Benin-Bronzen, die 1897 von britischen Kolonialtruppen aus dem Königreich Benin geraubt wurden und auf die Nigeria Ansprüche erhebt. Sie sind im Besitz des Ethnologischen Museums und sollen im Humboldt-Forum ausgestellt werden. Auf Nachfrage erklärte ein Sprecher der Kulturstaatsministerin im Dezember 2020, dass das bereits 2019 eingegangene und beantwortete Schreiben von Nigeria kein offizielles Rückgabeersuchen beinhaltet habe. In einem Beitrag von 2020 kritisierte der Journalist Markus Grill außerdem den Umgang mit den Sammlungen menschlicher Überreste in Obhut der Staatlichen Museen.

In seiner Rede zur Eröffnung der ethnologischen Ausstellungen des Humboldt-Forums sagte Bundespräsident Steinmeier am 22. September 2021: „Museen, die nicht nur Artefakte präsentieren, die sich auch der Geschichte des Kolonialismus ernsthaft stellen, werden anders aussehen müssen als traditionelle Museen.“

Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele, kritisierte in einem Artikel in der Zeit 2019, dass das an der Stelle des Palasts der Republik gebaute Humboldt-Forum zwar die deutsche Kolonialgeschichte thematisiere, aber dabei den „innerdeutschen Kolonialismus“ zwischen West- und Ostdeutschland außer Acht lasse, der sich auch im Abriss des DDR-Gebäudes manifestiert habe. Der Journalist Michael Pilz kritisierte die Ausstellung 2021 auf WDR 5 dafür, dass sie Exponate aus der Kolonialzeit neben Gegenständen aus dem Palast der Republik zeige und damit die Überzeugung junger Ostdeutscher verstärken könne, die die Wiedervereinigung als eine Kolonialisierung durch den Westen sehen.

Kritik am Schloss

Kritik geübt wird vor allem an Elementen der Schlosskuppel, sowohl am oben abschließenden Kreuz auf Reichsapfel als auch an einer Inschrift in goldenen Lettern, die den Tambour umläuft und den Machtanspruch des Christentums widerspiegelt: „Es ist kein ander Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, daß im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Dies, so die Kritik, widerspreche dem offenen und modernen Anspruch des Humboldt-Forums.

Befürworter des Kuppelkreuzes verweisen auf den demokratischen Beschluss zur originalgetreuen Rekonstruktion und die Bedeutung des Kreuzes als Symbol. Markus Dröge, der damalige Bischof der Evangelischen Landeskirche, wandte sich mit Verweis auf den „versöhnlichen Geist des Kreuzes“ gegen Kritik am Kuppelkreuz. Es sei „völlig unsachgemäß, heute noch zu behaupten, das Symbol des Kreuzes würde einen Dialog der Kulturen auf Augenhöhe verhindern“, so Dröge. Auch Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, verteidigte das Kuppelkreuz. „Das Kreuz gehört auf die Schlosskuppel, weil das Gebäude einen historischen Kontext aufweist, und dieser geschichtliche Zusammenhang hat nun mal mit dem Christentum und mit christlicher Symbolik zu tun“, so Mazyek. Man solle diesen Kontext nicht verschleiern oder zwanghaft abschaffen.

In den 2020 installierten Reichsapfel ist, einmal rundherum, eine zweite Inschrift graviert: „Im Gedenken an meinen Mann Werner A. Otto 1909–2011. Inga Maren Otto“. Die Witwe des Unternehmers Werner Otto hatte eine Million Euro für das Kreuz gespendet und durfte sich dafür diese Widmung auf dem Reichsapfel unter dem Kreuz an der Spitze des Gebäudes des Humboldt-Forums wünschen. Die Süddeutsche Zeitung titelte dazu: „Otto findet’s gut.“

Mehr als bei anderen deutschen Kultureinrichtungen seien die Geschichte des Ortes, die Architektur des Gebäudes und die im Humboldt-Forum gezeigten Inhalte als „überblendete Ebenen symbolpolitisch aufgeladen“, sagte die Kunsthistorikerin Laura Goldenbaum. Das Kreuz fungiere hier nicht allein als Dachgipfelbekrönung der Kuppel. Die Inschrift beim Wort genommen könne das Prinzip Humboldt-Forum empfindlich treffen. Alexander von Humboldt, über den selbst sein Bruder Wilhelm nicht zu sagen vermochte, ob er ‚Religion habe oder nicht‘, hätte laut Rosenbaum vielleicht einem universal kreuzlosen Kuppelbau den Vorzug gegeben, in dem sich Erde und Kosmos und auch die verschiedenen Kulturen gleichermaßen spiegeln würde.

Niklas Maak schrieb in der FAZ, das Innere, Franco Stellas neongrell erleuchtete Rasterarchitektur, erinnere an große Shopping-Center und Flughafenbürobauten mit langen Rolltreppen. Die anschließende Querung ähnele dem Innenhof eines Motel One. „Freunde des alten Berlins“ sollten sich das Schloss besser nur von außen anschauen. Die Berliner Morgenpost schrieb, die Innenräume seien modern gestaltet – weiß, schlicht und rein funktional.

Filme

Literatur

  • Friedrich von Bose: Das Humboldt-Forum. Eine Ethnografie seiner Planung. Kadmos, Berlin 2016, ISBN 978-3-86599-309-0.
  • Horst Bredekamp, Peter-Klaus Schuster (Hrsg.): Das Humboldt Forum. Die Wiedergewinnung der Idee. Wagenbach, Berlin 2016, ISBN 978-3-8031-2745-7.
  • Friedrich Dieckmann: Vom Schloss der Könige zum Forum der Republik. Zum Problem der architektonischen Wiederaufführung. Theater der Zeit, Berlin 2015, ISBN 978-3-95749-023-0.
  • Karl-Heinz Kohl, Fritz W. Kramer, Johann Michael Möller, Gereon Sievernich, Gisela Völger: Das Humboldt Forum und die Ethnologie. (=Der ethnologische Blick. Band 1). kula, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-945340-07-3.
  • Daniel Morat: Katalysator wider Willen. Das Humboldt Forum in Berlin und die deutsche Kolonialvergangenheit. In: Zeithistorische Forschungen, 16. Jg., Nr. 1/2019, S. 140–153 (Online).
  • Hermann Parzinger, Bettina Probst: Das Humboldt-Forum im Berliner Schloss. Planungen, Prozesse, Perspektiven. Hirmer, München 2013, ISBN 978-3-7774-2107-0.
  • Peter Stephan: Von Schlüters Schloss zu Stellas Forum. In: INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte. 1. Jg., Nr. 2/2009, S. 103–134.
  • Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss (Hrsg.): Zeitgenössische Kunst im Humboldt Forum. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-422-98996-2.
  • Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.): Das Humboldt-Forum im Berliner Schloss. Prestel, München 2020, ISBN 978-3-7913-5836-9.
  • Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss (Hrsg.): Humboldt Forum im Berliner Schloss – Kurzführer. Prestel, München 2020, ISBN 978-3-7913-7816-9.
Commons: Humboldt Forum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. 1 2 Die Schreibweise Humboldt Forum (mit Leerzeichen) entspricht nicht der deutschen Rechtschreibung. Da es sich bei Humboldt Forum um einen Eigennamen handelt, findet diese Schreibweise hier Anwendung.
  2. https://www.morgenpost.de/kultur/article237394663/1-5-Millionen-Besucher-im-Humboldt-Forum.html
  3. Über uns. Abgerufen am 1. Oktober 2023.
  4. Humboldt Forum wird eröffnet: Bau kostete 680 Millionen Euro. In: Berliner Morgenpost. 20. Juli 2021, abgerufen am 20. Juli 2021.
  5. Humboldt Forum. Abgerufen am 14. September 2023.
  6. Auf einen Blick: Das Humboldt Forum. In: Preussischer-Kulturbesitz.de. 9. Oktober 2020, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  7. Ursula A. Kolbe: Im Geiste der Humboldts ein Haus des Volkes. In: Berlin.de. Dezember 2017, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  8. Gabriela Walde: Sondertransport ins Humboldt Forum: Das Südseeboot ist da. 28. Mai 2018, abgerufen am 28. März 2019.
  9. Vorsitzender: Hannes Swoboda (Wien); Roland Berger (München), Peter Conradi (Berlin), Laurenz Demps (Berlin), Friedrich Dieckmann (Berlin), Franziska Eichstädt-Bohlig (Berlin), Helmut Engel (Berlin), Bruno Flierl (Berlin), Ernst Freiberger (Berlin), Barbara Jakubeit (Frankfurt am Main), Josef Paul Kleihues (Berlin), Peter Klemm (Bonn), Thomas Krüger (Bonn), Klaus-Dieter Lehmann (Berlin), Vittorio Magnago Lampugnani (Zürich), Goerd Peschken (Berlin) und Jerry I. Speyer (Berlin).
  10. Die Internationale Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, archiviert vom Original am 28. Mai 2015; abgerufen am 1. Juni 2015.
  11. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin. Hrsg.: Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Bollé. 3. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 2006, ISBN 978-3-422-03111-1, S. 63.
  12. Bauprojekte in Berlin: HUF. Auf: bbr.bund.de.
  13. Quellen: Pressedossier Architektur der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, 16. Dezember 2020 (PDF) und Spendenstand Fassaden des Fördervereins Berliner Schloss, Stand: 11/2020 (Weblink). Berechnung: 677 Millionen Euro Gesamtkosten abzüglich 105 Millionen Euro private Spenden = 572 Millionen Euro öffentliche Gelder
  14. Kosten für Neues Berliner Schloss steigen um 50 Millionen. Berliner Zeitung, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  15. vgl. Abschlussbericht der Internationalen Expertenkommission Historische Mitte Berlin, S. 25 ff.
  16. Königliche Kunstkammer. Abgerufen am 14. September 2023.
  17. Humboldt Forum im Berliner Schloss – Kurzführer, S. 91 ff.
  18. Die Dachterrasse auf dem Humboldt Forum / Berliner Schloss - mit Erläuterungen. Abgerufen am 14. September 2023 (deutsch).
  19. Christopher F. Schuetze: Germany Sets Guidelines for Repatriating Colonial-Era Artifacts (Published 2019). In: The New York Times. 15. März 2019, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  20. Deutsche Welle (www.dw.com): Kritik am Humboldt-Forum wird schärfer | DW | 13.08.2017. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  21. Sebastian Conrad: Kein Platz an der Sonne: Afrikaner kamen bei Grzimek nicht vor. In: Jürgen Zimmerer (Hrsg.): FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 12. Dezember 2020]).
  22. 1 2 Kunsthistorikerin Savoy: „Da herrscht totale Sklerose“. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  23. Shared Heritage - Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Abgerufen am 17. Dezember 2020.
  24. Mark Siemons: Humboldt-Forum: Die Krux mit dem Kolonialismus. In: FAZ. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  25. Andreas Kilb: Haus ohne Leitstern: Das Humboldt-Forum öffnet die Türen. In: FAZ.NET. 21. Juli 2021, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 14. September 2023]).
  26. Interview zu Kolonialkunst im Humboldt Forum. ZDF, abgerufen am 13. Dezember 2020.
  27. 1 2 3 Expertin: Humboldt-Forum verschweigt Ursprung seiner Sammlungen | Monopol. Abgerufen am 13. Dezember 2020.
  28. Hanno Rauterberg: Raubkunst: Schluss mit dem falschen Frieden! In: Die Zeit. 12. März 2018, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 5. Juni 2019]).
  29. Raubkunst-Streit überschattet Eröffnung des Humboldt-Forums. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  30. Die Schloss-Party-Crasher. Welt, 15. Dezember 2020, abgerufen am 28. Juli 2021.
  31. tagesschau.de: Auf der Spur der indigenen Schädel. Abgerufen am 28. Juli 2021.
  32. Jörg Häntzschel: Teileröffnung des Humboldt-Forums durch Bundespräsident Steinmeier. In: www.sueddeutsche.de. 22. September 2021, abgerufen am 23. September 2021.
  33. Die Mauer ist nicht gefallen. Abgerufen am 26. Juli 2020.
  34. Die Kolonialisierung Ostdeutschlands. 20. Juli 2021, abgerufen am 10. Juli 2022.
  35. Die Sache mit dem Kreuz. 2020, abgerufen am 31. Januar 2021.
  36. Versöhnlicher Geist des Kreuzes. Auf: domradio.de, abgerufen am 21. Juli 2021.
  37. 1 2 Berliner Schloss – Die Hohenzollern-Fassade. Abgerufen am 17. Dezember 2020 (deutsch).
  38. Berliner Schloss vor Eröffnung. In: FAZ. 13. Dezember 2020, abgerufen am 28. Juli 2021.
  39. Das Berliner Stadtschloss bekommt ein Dach-Restaurant. In: Berliner Morgenpost. 10. August 2017, abgerufen am 9. Oktober 2017.
  40. Museums-Check: Humboldt Forum, Berlin. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 6. März 2023.

Koordinaten: 52° 31′ 3″ N, 13° 24′ 10″ O

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