Iljitsch Eisen- und Stahlwerke Mariupol | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1897 |
Sitz | Mariupol |
Leitung | Taras Schewtschenko |
Mitarbeiterzahl | 14.032 |
Umsatz | 2,269 Mrd. US-Dollar (Gj. 2020) |
Branche | Stahlindustrie |
Website | http://ilyich.com.ua/ |
Stand: Februar 2022 |
Die Iljitsch Eisen- und Stahlwerke Mariupol (ukrainisch Маріупольський металургійний комбінат імені Ілліча, russisch Мариупольский металлургический комбинат имени Ильича, also deutsch Mariupoler Metallurgisches Kombinat namens Iljitsch) sind das zweitgrößte metallurgische Unternehmen in der Ukraine. Es befindet sich in der Stadt Mariupol. Das Unternehmen hatte vor dem russischen Überfall 2022 rund 14.000 Mitarbeiter.
Geschichte
Am 19. April 1896 erhielten die Amerikaner Rothstein und Smith von der Russischen Regierung die Genehmigung, die Nikopol-Mariupol Bergbau und Metallurgische Gesellschaft zu gründen, die 1897 die Eisen- und Stahlwerke in Mariupol zur Produktion von Röhren errichtete. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese ausgebaut und in ein großes Hüttenunternehmen umgewandelt. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und des Russischen Bürgerkriegs errichtete das Unternehmen eine Maschinenfabrik. In den 1920er Jahren wurde das Unternehmen vom Sovnarkom enteignet und mit dem Namen des Revolutionsführers Wladimir Iljitsch Lenin versehen. Die Produktionskapazitäten wurden um neue Fertigungslinien für Röhren, Stahlbleche, Beschichtungen und andere Erzeugnisse erweitert. Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs 1941 stellten die Werke auf die Herstellung von Rüstungsgütern um und fertigten Stahlplatten für den Panzer T-34. Während des Krieges wurden die wertvollsten Maschinen und Anlagen in Werke im Ural und in Sibirien verlegt und die Hochöfen heruntergefahren.
Im Rahmen des deutschen Iwan-Programmes (1942–1943) wurde die Fabrik ab 1942 zur Munitionsherstellung (Granaten) genutzt. Während dieser Zeit war das Unternehmen unter dem Namen „Elbewerk“ in den deutschen Konzern Dnjepr Stahl integriert.
Nach 1954 wurde massiv in neue Anlagen investiert und die rekonstruierten Hochöfen um drei neue und ein Siemens-Martin Stahlwerk mit der weltweit größten Anzahl von Öfen erweitert. Ferner wurden ein Sauerstoffkonverter, eine Druckgussanlage, Warm- und Kaltwalzwerke und Weiterverarbeitungskapazitäten errichtet. Seit 1983 wurden Großrohre gefertigt (seit 2010 elektrisch geschweißt). Ein Kalkbrennofen, zwei Gießanlagen und ein Presswerk kamen hinzu.
Im November 2000 verabschiedete das Ukrainische Parlament das Gesetz zur Privatisierung des Unternehmens, wonach die Belegschaft Eigentümerin wurde. Im Jahr 2008 beschloss man aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten, der Metinvest Holding beizutreten. 2016 wurde der Firmenname dem Wissenschaftler Sot Iljitsch Nekrassow gewidmet, da gesetzliche Vorgaben die Beseitigung kommunistischer Namen forderten, man aber die Kosten einer Umbenennung und die Änderung des auf dem Weltmarkt etablierten Namens vermeiden wollte. In den Jahren 2014 bis 2020 wurde die Sinteranlage modernisiert, danach drei der vier Hochöfen.
Während der Belagerung von Mariupol im Frühjahr 2022 stellte das Werk den Betrieb ein. Bereits in den ersten Kriegstagen hatte man alles so eingerichtet, dass Umweltschäden vermieden werden sollten, die Produktion aber auch schnell wieder aufgenommen werden könnte. Die Luftschutzbunker wurden für die Einwohner von Mariupol geöffnet. Arbeiter, die die Stadt verlassen konnten, wurden – soweit möglich – in anderen Werken der Metinvest, etwa in Saporischschja, untergebracht. Es kam zu Beschädigungen durch Beschuss, die aber zunächst nicht genauer eingeschätzt werden konnten. Am 15. April vermeldete das russische Verteidigungsministerium die Eroberung durch russische und prorussische Einheiten.
Produktion
Die Werke produzieren warmgewalzten und kaltgewalzten Stahl mit breitem Sortiment, auch für den Schiffsbau, die Ölpipelinefertigung, die Bohrgasleitungsfertigung und den Wasserleitungsbau. Das Unternehmen ist das einzige der Ukraine, das verzinkten Stahl und Flüssiggastanks produziert.
Geschäftsführer
- Nikolai Radin, 1931–1938
- Alexander Gomich Garmashev, 1938–1941 und 1943–1949
- Nikolai Gavrilenko, 1949–1957
- Valentin Kozachenko, 1958–1959
- Ivan Shalamov, 1958–1962
- Aleksandr Jigula, 1962–1963
- Wjatscheslaw Kulikow, 1963–1969
- Juri Wolkow, 1969–1973
- Stanislav Pliskanovsky, 1973–1980
- Victor Beznos, 1980–1982
- Nikolai Gurov, 1982–1990
- Vladimir Boyko, 1990–2012
- Jurij Sintschenko, 2012–2017
- Taras Schewtschenko, seit 2017
Weblinks
- Unternehmenswebsite (Web-Archive, da aktuell offline)
Einzelnachweise
- ↑ Ilyich Iron and Steel Works of Mariupol. In: gmk.center. Abgerufen am 8. Mai 2022 (englisch, 14.032).
- 1 2 3 СЕРДЦЕ УКРАИНСКОЙ МЕТАЛЛУРГИИ: ММКИ 125 ЛЕТ. METINVEST MEDIA, 2. Februar 2022, abgerufen am 16. Oktober 2022 (russisch).
- ↑ Iljitsch Werke: Geschichte. Abgerufen am 27. April 2022.
- 1 2 ММК ИМЕНИ ИЛЬИЧА – 120 ЛЕТ. In: mariupolskoe.tv. 17. Februar 2017, abgerufen am 29. Juni 2022 (russisch, Artikel zum 120. Jubiläum der Firma).
- ↑ Мариупольский комбинат им. Ильича переименуют в честь другого Ильича (ДОКУМЕНТ). In: 0629.com.ua. 14. April 2016, abgerufen am 8. Mai 2022 (ukrainisch, das Werk hieß somit weiterhin Iljitsch, nur nicht mehr nach Lenin, sondern nun nach dem Metallurgen Nekrassow).
- ↑ СМИ: мариупольский меткомбинат имени Ильича переименовали в честь другого Ильича. Информационное агентство ТАСС, 26. April 2016, abgerufen am 17. Oktober 2022 (russisch).
- ↑ Марина Балиоз: Оккупанты уничтожают предприятия Мариуполя из ненависти к людям – Тарас Шевченко. In: mrpl.city. 2. Mai 2022, abgerufen am 8. Mai 2022 (russisch).
- ↑ МЕТИНВЕСТ ПРОДОЛЖАЕТ ЭКОЛОГИЧЕСКУЮ МОДЕРНИЗАЦИЮ ММК ИМ. ИЛЬИЧА. METIHBECT, 29. Januar 2019, abgerufen am 16. Oktober 2022 (russisch).
- ↑ Ігор Романов: Робимо українське: в мариупольские объекты инвестированы миллиарды гривен. Что сделано и какие проекты в планах. MRPL.CITY, 18. Juni 2021, abgerufen am 17. Oktober 2022 (russisch).
- ↑ „Азовсталь“ и „ММК им. Ильича“ не будут работать под оккупацией в Мариуполе, — Ахметов. In: focus.ua. 23. März 2022, abgerufen am 8. Mai 2022 (russisch, „wegen der Invasion und des Beschusses von Mariupol vorübergehend geschlossen“).
- ↑ Марина Балиоз: ММК им. Ильича в Мариуполе заработает после победы Украины, не смотря на все повреждения – Тарас Шевченко. In: mrpl.city. 5. April 2022, abgerufen am 8. Mai 2022 (russisch).
- ↑ Марина Балиоз: Метинвест запускает работу завода в Запорожье после консервации. In: mrpl.city. 31. März 2022, abgerufen am 8. Mai 2022 (russisch).
- ↑ Мариупольский металлургический комбинат имени Ильича перешел под контроль ДНР. In: novorosinform.org. 15. April 2022, abgerufen am 8. Mai 2022 (russisch).
- ↑ Russian and DPR troops inspect Ilyich Iron and Steel Works plant in Mariupol, Ukraine. In: Zabby. YouTube, 22. April 2022, abgerufen am 8. Mai 2022 (englisch, russische Luftaufnahmen des Areals zeigen zerstörte Dächer).
- ↑ Сергей Буров: Александр Гармашев. Archiviert vom am 26. April 2017; abgerufen am 17. Oktober 2022 (russisch).
- ↑ О. В. Савченко: Куликов В’ячеслав Онуфрійович. In: ЕНЦИКЛОПЕДІЯ СУЧАСНОЇ УКРАЇНИ. 2016, abgerufen am 17. Oktober 2022 (ukrainisch).
- ↑ Волков Юрий Павлович. 1. Dezember 2010, archiviert vom am 1. Dezember 2010; abgerufen am 17. Oktober 2022 (ру).
- ↑ С.Т. ПЛІСКАНОВСЬКИЙ. In: ІНСТИТУТ ПРОМИСЛОВИХ ТА БІЗНЕС ТЕХНОЛОГІЙ УКРАЇНСЬКОГО ДЕРЖАВНОГО УНІВЕРСИТЕТУ НАУКИ І ТЕХНОЛОГІЙ. 28. September 2020, abgerufen am 17. Oktober 2022 (ukrainisch).
- ↑ На 75 году жизни в Мариуполе умер Виктор Безнос – бывший директор завода имени Ильича. 26. Juni 2012, archiviert vom am 4. März 2016; abgerufen am 17. Oktober 2022 (russisch).
- ↑ Гуров, Николай Алексеевич. In: PeopleLife.RU. Abgerufen am 17. Oktober 2022 (russisch).
- ↑ Зінченко Юрій Анатолійович. Опендатабот, abgerufen am 17. Oktober 2022 (ukrainisch).
- ↑ На ММК імені Ілліча призначений новий генеральний директор. METINVEST, 11. September 2017, abgerufen am 17. Oktober 2022 (ukrainisch).
Koordinaten: 47° 8′ 51″ N, 37° 34′ 33″ O,