Das Institut für Völkerrecht und Europarecht ist ein Institut der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

Geschichte

Das Institut wurde 1930 als Seminar für Völkerrecht und Diplomatie gegründet und ist damit eines der ältesten noch bestehenden Universitätsinstitute für internationales Recht in Deutschland. Seine Gründung geht auf den Rechtswissenschaftler Herbert Kraus zurück, der sich aufgrund seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus von 1937 bis 1945 zwangsweise im Ruhestand befand und Gründungsdirektor des Instituts war. Bis 2005 trug das Institut die Bezeichnung „Institut für Völkerrecht“, seitdem die Bezeichnung „Institut für Völkerrecht und Europarecht“. Völkerrecht wurde allerdings in Göttingen schon deutlich vor Gründung des Instituts gelehrt, unter anderem von Georg Friedrich von Martens.

Die Fachbibliothek des Instituts umfasst mehr als 56.000 Bände sowie rund 152 Abonnements für Fachzeitschriften. Während der Wiedererrichtung des Instituts ab 1945 war Hans-Günther Seraphim als Bibliothekar am Institut tätig und mit der Edition der Akten zu den Nürnberger Prozessen befasst.

Das Institut für Völkerrecht und Europarecht an der Universität Göttingen ist neben dem in Heidelberg ansässigen Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht und dem Kieler Walther-Schücking-Institut eine der führenden akademischen Einrichtungen in Deutschland im Bereich des Völkerrechts. Zu den Rechtswissenschaftlern, die als Professoren am Institut tätig waren oder sind, zählen unter anderem Ulrich Scheuner, Wilhelm Grewe, Georg Erler (Jurist), Dietrich Rauschning, Volkmar Götz, Gottfried Zieger, Gilbert Gornig, Udo Fink, Frank Schorkopf, Georg Nolte, Peter-Tobias Stoll und Andreas Paulus.

Bis 2012 verfügte das Institut über eine eigene Abteilung für Atomrecht. Zu den Veröffentlichungen des Instituts gehört das 2007 gegründete Goettingen Journal of International Law.

Alumni

Zu den Doktoranden und Habilitanden des Instituts gehören:

Als Assistent arbeitete auch Alfred de Zayas am Institut.

Literatur

  • C. Calliess/G. Nolte/ P.-T. Stoll (Hrsg.), Von der Diplomatie zum kodifizierten Recht- 75 Jahre Institut für Völkerrecht der Universität Göttingen (1930–2005), Göttinger Studien zum Völker- und Europarecht, Köln: Heymanns, 2006, ISBN 3-452-26472-6.
  • E. Schumann, Die Göttinger Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1933–1955, in: dies. (Hrsg.), Kontinuitäten und Zäsuren. Rechtswissenschaft und Justiz im „Dritten Reich“ und in der Nachkriegszeit, Göttingen 2008, S. 65 ff, ISBN 978-3-8353-0305-8.
  • Frank Halfmann: Eine „Pflanzstätte bester nationalsozialistischer Rechtsgelehrter“: Die juristische Abteilung der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät. In: Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms, Cornelia Wegeler (HG.): Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus, K-G-Saur, München 1998, ISBN 3-598-10853-2.

Einzelnachweise

  1. Michael Stolleis: Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland - Weimarer Republik und Nationalsozialismus. C.H. Beck, München 2002, ISBN 978-3-406-48960-0, Seite 268f.
  2. Heiko Meiertöns: An International Lawyer in Democracy and Dictatorship – Re-Introducing Herbert Kraus In: EJIL, Bd. 25 (2014), S. 255–286.(online).
  3. Martti Koskenniemi: Into Positivism: Georg Friedrich von Martens (1756–1821) and Modern International Law. In: Constellations 15 (2).
  4. Kai Arne Linnemann: Das Erbe der Ostforschung, 2002, S. 61, Fn. 118.
  5. Michael Stolleis: Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Band IV Staats- und Verwaltungswissenschaft in West und Ost 1945-1990'. C.H. Beck, München 2002, ISBN 978-3-406-63203-7, Seite 53f.
  6. Benigna von Krusenstjern, "daß es Sinn hat zu sterben - gelebt zu haben": Adam von Trott zu Solz 1909-1944, Wallstein, 2013 S. 199
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