Iwan Dmitrijewitsch Woronow (russisch Иван Дмитриевич Воронов; * 6.jul. / 19. Januar 1915greg. in Nowy Milet, Gouvernement Moskau, Russisches Kaiserreich; † 6. August 2004 in Moskau) war ein sowjetischer bzw. russischer Theater- und Film-Schauspieler.

Leben und Leistungen

Iwan Woronow wurde in dem Dorf Nowy Milet als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Er hatte drei Schwestern und zwei Brüder. Jefim, der älteste, war später als Anwalt für Strafverfahren tätig, Dmitri wurde Chemiker.

Iwan besuchte ab dem Alter von 16 Jahren eine Fabrikschule und ließ sich zum Elektriker und Dreher ausbilden. Während dieser Zeit trat er auch in Amateuraufführungen in Erscheinung und entschied sich auf Anraten eines Lehrers für die Schauspiellaufbahn. 1935 begann Woronow als Amateur am Theater von Wsewolod Meyerhold zu spielen und absolvierte dort bis 1938 auch sein Studium. Anschließend trat er bis 1941 beim Moskauer Jugendtheater und von 1942 bis 1944 als Frontunterhalter unter der Leitung der Gesamtrussischen Theatergesellschaft auf. In dieser Funktion spielte er u. a. in Murmansk und im befreiten Bulgarien. Während einer Aufführung von Isidor Wladimirowitsch Schtoks Осада Лейдена (Osada Leidena) in Murmansk setzt Woronow seinen Part trotz eines Fliegeralarms fort. 1944 wechselte der dunkelhaarige Mime an das Zentrale Kindertheater (ZDT), wo er sich einen exzellenten Ruf erarbeitete und bis an sein Lebensende beschäftigt war. Zu seinen ersten Stücken zählten Город мастеров (Gorod masterow, 1944) von Tamara Grigorjewna Gabb, Armut ist kein Laster von Alexander Ostrowski (1945), Я хочу домой (Ja chotschu domy, 1945) von Sergei Michalkow und Dubrowskij nach Alexander Puschkins gleichnamigem Roman.

In den 1950er Jahren war er u. a. in den Dramen Володя Дубинин (Wolodja Dubinin, 1951) von Lew Kassil und Max Leonidowitsch Poljanowski und Puschkins Boris Godunow sowie auch in Adaptionen von Die toten Seelen (1957) und Die Abenteuer des Tom Sawyer (1958) zu sehen. Es folgten Aufführungen bekannter Kindergeschichten wie Король Матиуш (Korol Matiusch, 1965) nach Janusz Korczak, Peter Pan und in den 1970er Jahren Stücke wie Итальянская трагедия (Italjanskaja tragedija, 1971) von Alexander Petrowitsch Schtein, Цицамури (Zizamuri, 1972) von Georgi Dawidowitsch Nachuzrischwili, Maxim Gorkis Feinde und Вечера на хуторе близ Диканьки (Wetschera na chutore blis Dikanki) nach Nikolai Gogols Abende auf dem Weiler bei Dikanka (beide 1975).

Ab den 1980er Jahren ging Woronow zu einer an Meyerholds Schule angelehnten Spielweise über. In diese Schaffenszeit fallen Inszenierungen von Поздний ребёнок (Posdni rebjonok, 1982) nach Anatoli Alexin, Алёша (Aljoscha, 1985) von Walentin Jeschow, Жизнь впереди (Schisn wperedi, 1993) nach Romain Garys Roman Du hast das Leben noch vor dir, Капитанская дочка (Kapitanskaja dotschka, 1994) auf Grundlage von Alexander Puschkins Die Hauptmannstochter, Маленький лорд Фаунтлерой (Malenki Lord Fauntleroi, 1996) nach Frances Hodgson Burnetts Der kleine Lord und Марсианские хроники (Marsianskije chroniki, 1999) nach Ray Bradburys Die Mars-Chroniken. Im Laufe der Jahre absolvierte er mit dem ZDT auch Auslandstourneen, u. a. in Spanien.

Sein Filmdebüt gab Woronow 1941 in einer kleinen Nebenrolle in Grigori Roschals Das Werk der Artamanows, war aber erst ab Gefährliche Pfade (1955) regelmäßig auf der Leinwand zu sehen. Neben Spielfilmen trat der beliebte Darsteller auch in diversen Bühnenaufzeichnungen in Erscheinung, von denen er mit Пушкинские сказки (Puschkinskije skaski, 1973) auch eine selbst inszenierte. In der Adaption eines Kunstmärchens von Alexander Puschkin spielte er zugleich den Zaren. Seine einzige Hauptrolle in einer Kinoproduktion gab Woronow 1964 in Понедельник – день тяжёлый (Ponedelnik – den tjaschjoly). 1984 spielte er Gerhard Friedrich Müller in dem Neunteiler Михайл Ломоносов (Michail Lomonossow). Sein Schaffen vor der Kamera endete mit zwei Folgen der Fernsehreihe Фитиль (Fitil, 1987/89).

Neben seinem schauspielerischen Wirken publizierte Woronow in der Zeitschrift Театральная жизнь (Teatralnaja schisn) und gehörte deren Redaktionsausschuss an. Des Weiteren war er Mitglied des Exekutivkomitees der Weltorganisation der Kinder- und Jugendtheater.

Woronow erlitt im fortgeschrittenen Alter einen Schlaganfall und musste sich infolgedessen einer Operation unterziehen. Nach der zwangsweisen Pause ging er trotz starker gesundheitlicher Beschwerden wieder auf die Bühne.

Iwan Woronow starb 89-jährig und wurde auf dem Wagankowoer Friedhof beigesetzt.

Persönlichkeit und Privates

Woronw erfreute sich großer Beliebtheit aufgrund seiner Offenheit gegenüber den Zuschauern, zu denen er stets Kontakt suchte. Zu diesem Zweck nahm er auch an Publikumskonferenzen teil. Zu Regisseuren, die ihm zusagten, entwickelte er ebenfalls schnell ein freundschaftliches Verhältnis, z. B. zu Anatoli Wassiljewitsch Efros (1925–1987), der mit ihm und Lew Durow das Stück Boris Godunow inszenierte. Zu Woronows engsten Vertrauten in Schauspielerkreisen zählte Matwei Semjonowitsch Neiman (1900–1978), mit dem er auch zeitweise zusammen wohnte.

Woronow hatte zwei Söhne, Julius und Nikita. Julius Woronow arbeitete in der Verwaltung des Theaters von Natalija Saz, hegte aber kein persönliches Interesse für das Schauspiel. Nikita wurde hingegen später Bühnenautor, sein erstes Stück, in dem sein Vater auftrat, war Следствие (Sledstwije, 1978) unter der Regie von Sergei Wiktorowitsch Rosow, dem Sohn Wiktor Rosows. Nikita Woronow adaptierte auch Der kleine Lord mit seinem Vater in der Rolle des Earl of Dorincourt.

Ehrungen

Woronow war Träger folgender Titel und Auszeichnungen:

Theaterarbeit (Auswahl)

Filmografie (Auswahl)

  • 1941: Das Werk der Artamanows (Delo Artamonowych)
  • 1955: Gefährliche Pfade (Opasnyje tropy)
  • 1956: Unternehmen Planquadrat 45 (W kwadrate 45)
  • 1957: Ein ungewöhnlicher Sommer (Neobyknowennoje leto)
  • 1957: Frühe Freuden (Perwyje radosti)
  • 1958: Erzählungen über Lenin (Rasskasy o Lenine)
  • 1959: Das gestohlene Glück (Sampo)
  • 1979: Einbruch am Mittag (Wersija polkownika Sorina)
  • 1980: Flug durchs Feuer (Ekipasch)

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Natalja Pischewskaja: Artist «idealnogo» sritelja auf der Internetseite des Museums von Obiralowka (russisch), abgerufen am 23. Juli 2021
  2. 1 2 3 4 Biografie Woronows auf kino-teatr.ru (russisch), abgerufen am 23. Juli 2021
  3. 1 2 3 4 Profil Woronows auf der Internetseite des Russischen Akademischen Jugendtheaters (russisch), abgerufen am 19. Juli 2021
  4. Filmografie Woronows auf kino-teatr.ru (russisch), abgerufen am 24. Juli 2021
  5. Ukas Nr. 539 vom 30. Mai 1997 auf der Internetseite des Präsidenten der Russischen Föderation (russisch), abgerufen am 19. Juli 2021
  6. Ukas Nr. 35 vom 14. Januar 2002 auf der Internetseite des Präsidenten der Russischen Föderation (russisch), abgerufen am 19. Juli 2021
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