Eine Jüdische Gemeinde in Dernau, einer Gemeinde im Landkreis Ahrweiler (Rheinland-Pfalz), ist seit dem Ende des 17. Jahrhunderts nachgewiesen.

Geschichte

In einer hebräischen Handschrift in Oxford/England wird 1616 von einem Moses ben Meir genannt Moses Ternau berichtet, der als Beisitzer an einem Schiedsgericht in Bonn teilnimmt.(Dissertation: Klein, Birgit E., Wohltat und Hochverrat; Juda bar Chaijm und die Juden im Alten Reich) Hierbei dürfte es sich um den 1619 in den Ahrweiler Ratsprotokollen genannten „Moschell Judt zu Dernaw“ handeln. In den Jahren 1609 bis 1619 sind des Weiteren in den Ahrweiler Ratsprotokollen die Dernauer Juden Simon und Levi dokumentiert. Für das Jahr 1694 ist ein Dokument in Dernau erhalten, welches ein Weinhandelsgeschäft des dortigen Juden Isaac Senior bestätigt. (Bertram, M. Buch: „in einem anderen Lande“)

1690 werden die Dernauer Juden Isaac, Noe und Andres genannt und 1723 der Jude Cursman.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ging durch Auswanderung und Wegzug in die Städte die Zahl der Juden in Dernau zurück. Als Ahrweiler nach dem Gesetz von 1847 Sitz eines Synagogenbezirks werden sollte, schlossen sich die jüdische Gemeinde Dernau und die jüdische Gemeinde Ahrweiler zusammen. Viele der Dernauer Juden zogen anschließend nach Ahrweiler und Neuenahr. (Familien Heymann und Baer)

Die jüdische Gemeinde Dernau hatte einen Betsaal und einen Raum für den Unterricht der Kinder im Haus der Familie Heymann. Von 1801 bis 1847 wird von einer jüdischen Schule und insgesamt sechs jüdischen Lehrern berichtet. Ein rituelles Bad (Mikwe) gab es ebenfalls, außerdem einen jüdischen Friedhof, den ältesten im Kreis Ahrweiler.

Betsaal bzw. Synagoge

Spätestens seit dem 18. Jahrhundert gab es eine Betstube und einen jüdischen Friedhof in Dernau. Der um 1750 geborene Jacob Heimann (geboren als Heiman Isaac) gilt als „Gründer der Dernauer Synagoge und Förderer des jüdischen Kultus an der Ahr“. Von 1796 bis 1844 besuchten auch die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Ahrweiler und die Juden aus Lantershofen die Betstube/Synagoge im Hause der Familie Heymann in Dernau. 1844 wurde dann eine Betstube in Ahrweiler eingerichtet, die ab ca. 1855 auch von den Dernauer Juden besucht wurde.

Gemeindeentwicklung

Jahr Gemeindemitglieder
180820 Personen
182344 Personen
185838 Personen
189514 Personen
193313 Personen

Nationalsozialistische Verfolgung

1933 wurden noch 13 jüdische Einwohner in Dernau gezählt: die Familie des Viehhändlers Jakob Schweitzer (Bonner Straße 8), dessen Sohn Jacob 1939 in die USA auswanderte, und die Familie Bär. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Fenster des Hauses der Familie Bär zerschlagen und die Einrichtungs- und Wertgegenstände wurden auf die Straße geworfen.

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet vier in Dernau geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.

Literatur

  • Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 1: Aach – Groß-Bieberau. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08077-2 (Online-Version).
  • Annemarie Müller-Feldmann: Der Jüdische Friedhof in Dernau. In: Hans Warnecke (Hrsg.): Zeugnisse jüdischen Lebens im Kreis Ahrweiler. ARE-Buchhandlung, Bad Neuenahr-Ahrweiler 1998, ISBN 3-929154-23-4, S. 46–54, (Dokumentation der 19 Grabsteine).
  • Sebastian Wolfgang Schmitz: Zur Geschichte der Juden in Dernau an der Ahr. Mayschoß 2001 [nicht ausgewertet]
  • Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland 2), S. 135.

Einzelnachweise

  1. Günther Schmitt: Jüdische Familien im Rheinland : Spurensuche in Dernau General-Anzeiger vom 17. Oktober 2014, abgerufen am 6. September 2020.
  2. Klaus H.S. Schulte: Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, 67. Heft, Seite 164.
  3. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 2. März 2010.
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