Der Jüdische Friedhof Gettenbach war der Friedhof für die Bewohner jüdischen Glaubens in Gettenbach, und zahlreiche umliegende Orte in der heutigen Gemeinde Gründau im Main-Kinzig-Kreis in Hessen. Die Grenzen des Bezirks wechselten im Laufe der Jahrhunderte jedoch mehrfach.

Geografische Lage

Der Friedhof befindet sich leicht abgelegen im Wald südöstlich der Ortschaft. Er ist über die Straße Gerbersgipfel zu erreichen. Östlich des Weges befindet sich – außerhalb der Ortslage – ein alter Sandsteinbruch, oberhalb von diesem liegt der Friedhof.

Geschichte

Die Inschriften der erhaltenen Grabsteine belegen eine Nutzung des Friedhofs zwischen 1760 und 1910. Auf dem Friedhof wurden Verstorbene der Gemeinden Breitenborn, Lieblos, Gettenbach, Mittel-Gründau, Niedergründau und Roth beigesetzt. Vom 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in dem Dorf Gettenbach viele jüdische Einwohner (1786: 92 = fast ⅔ der insgesamt 145 Einwohner; 1790: 62 = 23 % von 273 Einwohnern insgesamt; 1835: 44, etwa 20 % der Bevölkerung); bereits Anfang des 19. Jahrhunderts soll es in dem zwei herrschaftliche Höfe und 20 Wohnhäuser zählenden Dorf eine Synagoge gegeben haben. Jedenfalls beantragte bereits 1828 der Gemeindeälteste Jonas Grünebaum die Anstellung eines Lehrers für die zehn schulpflichtigen Kinder. In den 1850er und 1860er Jahren erteilte Lehrer Baruch Strauß aus Lieblos den Religionsunterricht; die jüdische Gemeinde soll damals über 50 Mitglieder gehabt haben. Jüdische Deutsche, die in Gettenbach geboren sind, fielen als Soldaten im Ersten Weltkrieg. Der Begräbnisplatz ist auch für die in Gettenbach geborenen aber anderswo gestorbenen Juden genutzt worden.

Anlage

Der Friedhof besaß keine Einfriedung, in jüngerer Zeit wurde ein Metallzaun aufgestellt. Erhalten sind etwa 20 Grabsteine aus Sandstein mit hebräischen (und bei den zuletzt Beerdigten auch deutsche) Inschriften.

Literatur

  • Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang – Untergang – Neubeginn. Band I. Herausgegeben vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Societäts-Verlag, Frankfurt 1972, ISBN 3-7973-0213-4, S. 491.
  • Waltraud Friedrich: Kulturdenkmäler in Hessen. Main-Kinzig-Kreis II.2. Gelnhausen, Gründau, Hasselroth, Jossgrund, Linsengericht, Wächtersbach. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Theiss, Wiesbaden/Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8062-2469-6, S. 707 (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).
Commons: Jüdischer Friedhof Gettenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Johann Ernst Fabri: Neues geographisches Magazin. Dritten Bandes Erstes Stück. Verlag des Waisenhauses, Halle 1786 S. 290
  2. J. D. A. Hoeck (1763–1839; spätere Schreibweise: Johann Daniel Albrecht Höck), Historisch-statistische Topographie der Grafschaft Oberisenburg, Jäger, Frankfurt am Main 1790
  3. Johann Heinrich Cassebeer Beschreibung des landwirtschaftlichen Geschäfts-Bezirks Gelnhausen, Stichwort "Gettenbach" in: Landwirtschaftliche Zeitung für Kurhessen, Kassel, Monat Februar, 1827, S. 60 ff.
  4. Für 1858 belegt in der von Bürgermeister Ewig (Breitenborn A. W.) zusammengestellten Statistische Erhebung von Breitenborn Amts Wächtersbach vom 4. Februar 1858 (Transkription von Wilfried Günther auf Grund der Urkunde H3 82 Wächtersbach im Hessischen Staatsarchiv Marburg), in: Grindaha Heft 21, Jahreshefte des Geschichtsvereins Gründau e. V., Gründau 2011, S. 6
  5. Lieblos mit Gettenbach, Niedergründau, Mittel-Gründau, Rothenbergen bei Alemannia Judaica
  6. Jürgen Ackermann: Jüdische Schulen im Kreis Gelnhausen in: Zwischen Vogelsberg und Spessart, Jahreskalender für Familie und Heim in Stadt und Land zwischen Vogelsberg und Spessart, Gelnhäuser Heimat-Jahrbuch 1986, Gelnhausen 1985, S. 87–92.
  7. Grabstätten des Jüdischen Friedhofs Gettenbach. Jüdische Grabstätten in Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. W. Friedrich: Kulturdenkmäler in Hessen. Main-Kinzig-Kreis II.2, S. 707 mit weiteren Quellen.

Koordinaten: 50° 14′ 8,1″ N,  9′ 56,6″ O

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