Das Jüdische Kinder- und Landschulheim Caputh geht zurück auf eine 1931 von der Sozialpädagogin Gertrud Feiertag gegründete reformpädagogische Einrichtung in Caputh (heute Teil der Gemeinde Schwielowsee) in Brandenburg, die von der Gründerin „sofort nach der Machtergreifung auf die generelle Aufnahme von jüdischen Kindern und Jugendlichen“ umgestellt wurde. Es war neben dem Jüdischen Landschulheim Herrlingen und dem Jüdischen Landschulheim Coburg eins der drei in den 1930er Jahren in Deutschland existierenden Jüdischen Landschulheime.

Gründungsgeschichte

Die Geschichte des Landschulheims ist eng verbunden mit der jüdischen Erzieherin Gertrud Feiertag, die zuvor viele Jahre das Kinder-Erholungsheim der Zion-Loge U.O.B.B. auf Norderney geleitet hatte. In einem Bericht über ihre Arbeit dort hatte sie bereits 1926 den Wunsch geäußert, „die geleistete ‚Kurz- und Freizeitpädagogik‘ über die Sommersaison hinaus einmal in einer dauerhaften Einrichtung kontinuierlich fortsetzen zu können“. Diesen Wunsch erfüllte sie sich fünf Jahre später in Caputh.

Mit finanzieller Unterstützung ihres Bruders und dank einer kleinen Erbschaft hatte sie in der Potsdamer Straße 18 in Caputh (Lage) von einem Berliner Schokoladenfabrikanten dessen ehemaliges Wochenendhaus nebst Grundstück erwerben können. Haus und Grundstück boten beste Voraussetzungen für Gartenarbeit und Sport, zumal im Sommer auch der direkt gegenüberliegende Templiner See zum Baden einlud.

Der Potsdamer Regierung zeigte sie am 21. April 1931 die für Anfang Mai geplante Eröffnung eines Kinder-Landheimes zur Erziehung, Pflege und Erholung an und beantragte zugleich die Erlaubnis zur Durchführung des Schulunterrichts für die ins Heim aufzunehmenden Kinder. Zielgruppe waren damals Kinder mit gesundheitlichen oder erzieherischen Problemen, denen durch einen längeren Heimaufenthalt geholfen werden sollte. Der Pädagoge Joseph Walk spricht von einem Heim, das für Kinder aus zerrütteten Familien gegründet worden sei. Doch von Anfang an war diese Zielgruppe offensichtlich im jüdischen Milieu verortet, denn in dem schon erwähnten Schreiben vom 21. April 1931 schrieb Gertrud Feiertag: „Ohne damit eine konfessionelle Abgrenzung vornehmen zu wollen, soll das Kinderheim in erster Reihe zur Aufnahme jüdischer Kinder bestimmt sein, da hierfür in beteiligten Kreisen ein besonderes Bedürfnis besteht.“ Zugleich hatte sie sich für ihr Vorhaben der Unterstützung durch die Jüdische Gemeinde Potsdam und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland versichert.

Gertrud Feiertag eröffnete am 1. Mai 1931 ihr Landschul- und Kinderheim Caputh ohne formelle Genehmigung. Diese folgte erst am 8. September 1931 und enthielt nicht die Genehmigung für den Betrieb einer privaten Volksschule, da dafür eine andere Behörde zuständig war. Dass dieser Schulbetrieb in einer rechtlichen Grauzone dennoch aufgenommen und über die Jahre fortgeführt wurde, „sollte sich dann später, nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, als es um die dringend notwendig gewordene Unterbringung und Vorbereitung auf das Exil für Kinder jüdischer Herkunft aus ganz Deutschland ging, als sehr verhängnisvoll und für das Weiterbestehen des Heimes gefährdend herausstellen.“

Zum Zeitpunkt der Eröffnung lagen 12 Anmeldungen vor; bis zum Winter 1932 stieg die Zahl der Heimkinder auf etwa 40. Dies entsprach in etwa der von Feiertag angestrebten Obergrenze. Einige der Kinder besuchten auch weiterhin eine externe Schule. Als Leiter der Heimschule hatte Gertrud Feiertag den Pädagogen Fridolin Friedmann eingestellt. Der Heimbetrieb bot auch die Möglichkeit, Haushaltsschülerinnen auszubilden.

Pädagogische Konzeption

Nach der Autorin Hildegard Feidel-Mertz war es das Neue und Andere an Gertud Feiertags Konzeption, „dass sie als Sozialpädagogin 1931 von vornherein ihr Heim mit einer Schule verband. Es handelte sich zunächst um eine vierklassige Grundschule, die u. a. mit Montessorimaterial und im Geiste heutiger Unterrichtsmethoden arbeitete.“ Gerade weil Feiertag aus der Sozialpädagogik kam, waren ihre Vorstellungen von einem Landerziehungsheim aber auch anders akzentuiert:

„Wenn FEIERTAG dagegen von einem Landerziehungsheim spricht, benutzt sie einen mitunter noch heute regional gebräuchlichen Begriff, der ihr als Sozialpädagogin aus der Fürsorgeerziehung vertraut gewesen ist und Einrichtungen meinte, die seinerzeit in der Regel keine schulische Betreuung einschlossen. Insofern geht sie - im Unterschied zur klassischen Landerziehungsheim-Pädagogik - nicht von Defiziten der Schulpädagogik, sondern der Heimerziehung aus und weist ihrem ‚jüdischen Landerziehungsheim‘ eine Aufgabe zu, die von keinem anderen jüdischen Heim in dieser Art bisher erfüllt worden ist. [..] Ihre ganzheitliche Sichtweise veranlasst sie zu dieser entscheidenden konzeptionellen Innovation, die nach 1933 die Voraussetzung dafür ist, dass aus dem Kinder-Landheim ein Land-Schulheim und ab 1936 auch explizit ein Jüdisches Landschulheim wird.“

Aus der nach Feidel-Mertz „klassischen Landerziehungsheim-Pädagogik“ kam dagegen Fridolin Friedmann, der schon an der Odenwaldschule und an der 1928 geschlossenen Samson-Schule gearbeitet hatte. Er war in Caputh für die schulische Arbeit verantwortlich und sah hier eine Chance, die ursprünglichen Ideen der Landerziehungsheime neu zu beleben – gerade auch nach der Machtergreifung. Nach seiner im November 1933 veröffentlichten Einschätzung „vollzieht sich gerade jetzt in den jüdischen Elternkreisen ein Anschauungswandel, der eine jüdische Bildungsstätte dieser Art wieder sehr viel näher an die ursprüngliche Zielsetzung der Landerziehungsheime heranrückt“. Sein darauf basierendes Programm fasst Joseph Walk wie folgt zusammen:

„Auch hier fanden sich viele dem Judentum fremde oder entfremdete Kinder und Jugendlich ein, denen in einem ›heilignüchternen‹ Milieu der Weg zu einer religiös-liberalen und zugleich nationaljüdischen Lebensauffassung und Lebensweise gewiesen wurde. Neben einem systematischen Sprachunterricht in für potentielle Auswanderungsländer wichtigen Fremdsprachen (Hebräisch, Englisch, Französisch und notfalls Spanisch) legte man in Caputh einen besonderen Wert auf die künstlerische Erziehung.“

Friedmann ging es jedoch nicht darum, im Unterricht nur „die jüdische Materie zu berücksichtigen“. Ihm ging es vielmehr um einen modifizierten Lehrplan, in dem der Stoff der staatlichen Lehrpläne um „die speziellen jüdischen Erziehungsaufgaben“ erweitert und deutsche Kultur zur jüdischen in Beziehung gesetzt wird. Am Beispiel des Faches Geschichte hieß das für ihn, dass die Schüler erkennen sollen, „daß die jüdische Geschichte mit der Geschichte der Menschheit ein Ausdruck jüdischen Schicksals und ein Spiegelbild jüdischen Wesens ist.“

Ausgehend von der notwendig werdenden Berufsumschichtung betonte Friedmann aber auch den Wert der praktischen Erziehung durch Werken, Garten- oder Hausarbeit. Die praktische Erziehung war für ihn aber auch ein Weg zur Realitätserfahrung, zum sich auseinandersetzen mit der Welt außerhalb des Landschulheims. „Das Landschulheim hat einer gefahrvollen Isolierung schon durch die bewußte Wahl des Ortes in der Nähe Berlins entgegengewirkt. Die Kinder sollen in keiner romantischen Abgeschlossenheit mehr aufwachsen und sie sollen die Ausstrahlungen des politischen Geschehens, die Wandlungen in der sozialen Struktur der deutschen Judenheit, überhaupt die entscheidenden Veränderungen der Zeit unmittelbar beobachten und verspüren, da sie keinesfalls bei ihrer künftigen Lebensgestaltung diese mächtigen Faktoren werden ausschalten können.“ Diese äußere Realitätserfahrung soll bestärkt werden durch aktive Teilhabe am internen Gemeinschaftsleben und das dadurch ermöglichte Kennenlernen der „eigentümlichen Gesetzmäßigkeiten eines Gemeinwesens“. Diese wiederum "lassen in eine Gemeinschaft, die ihrem Wesen nach das, was sein soll, zu betonen hat, das notwendige Maß dessen, was ist, einströmen. Nur in solchem Gleichgewicht bildet sich eine Jugend, die sich jeden Fußbreit Boden ihrer künftigen geistigen und materiellen Existenz ›heilignüchtern‹ wird erkämpfen müssen.

Pädagogische Grundsätze können im schulischen Alltag mitunter auf eine harte Probe gestellt werden, und zu den „äußeren Realitätserfahrungen“, die als das, „was ist,“ in das Schulgeschehen einströmen, gehörten auch die Besuche der Schulaufsichtsbehörde. So heißt es denn in einem Bericht des Kreisschulrats vom 10. Dezember 1936 über den von ihm überprüften Geschichtsunterricht:

Im Geschichtsunterricht wurde neben alter Geschichte auch der Verlauf der deutschen Geschichte bis in die Neuzeit gezeigt. Aus der Gegenwart wurden Fragen behandelt, die der Jude kennen muß, wenn er sein Leben – zunächst innerhalb der deutschen Reichsgrenze und später außerhalb derselben – gestalten will. (Nürnberger Gesetze pp.).
Durch eigenes Eingreifen überzeugte ich mich davon, ob, inwieweit und mit welchem Erfolge und Ergebnis Tagesereignisse geschichtlicher oder politischer Art zur Besprechung gekommen sind. Ich habe festgestellt, daß es geschieht und daß die Art, in der es geschieht, vorsichtig ist.
Mein Gesamteindruck ist der, daß die Schularbeit so gestaltet wird, wie es von Fremdrassigen, denen Gastrecht gewährt wird, geschehen muß.“

Die Jahre 1933 bis 1938

Nach der Machtergreifung ergab sich für die Schule eine völlig andere Situation. Nun versuchten immer mehr jüdische Eltern für ihre Kinder einen Platz an einer jüdischen Einrichtung zu finden, und in Caputh stieg die Zahl der Kinder und Jugendlichen bald auf 80 bis 90 an. Die dafür erforderlichen Lehrkräfte rekrutierten Feiertag und Friedmann aus der Schar der Lehrer, die aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums ihre Anstellung im staatlichen Schulwesen verloren hatten. Wie innerhalb der Schülerschaft galt aber auch für die Lehrerschaft: Die Fluktuation war groß. Seltener war der Grund hierfür der Wechsel an eine andere Schule, häufig aber der Aufbruch in die Emigration.

Die Pflegegelder und das Schulgeld der Eltern bildeten die Basis der Finanzierung des Heims. Hinzu kamen Unterstützungen von jüdischen Wohlfahrts- und Pflegeämtern sowie Zuschüsse jüdischer Verbände. Häufig jedoch mussten auch die Kosten einzelner Kinder mitfinanziert werden, wenn deren Eltern nicht in der Lage waren, die erforderlichen Zahlungen zu leisten. Ein weiteres Problem war der steigende Platzbedarf. Im Laufe der Zeit wurden bis zu acht weitere Grundstücke und Gebäude dazugemietet, darunter zeitweilig auch ein Albert Einstein gehörendes Sommerhaus, das spätere Einsteinhaus Caputh.

1935 kam heraus, dass bislang keine Genehmigung für den Betrieb einer privaten Volksschule vorlag (siehe oben). Ein Antrag auf nachträgliche Genehmigung wurde vom zuständigen Kreisschulrat befürwortet, da dieser verhindern wollte, dass jüdische Kinder die evangelische Schule in Caputh besuchten. Der Landrat dagegen wollte das gesamte Heim weghaben. Die Angelegenheit blieb zunächst in der Schwebe, doch am 1. März 1936 drängten Feiertag und Friedmann auf eine Entscheidung, da sie für das an Ostern beginnende neue Schuljahr mit weiteren Kindern für ihre Einrichtung rechneten. Ausgerechnet die Verabschiedung der Nürnberger Gesetze führte zu einer positiven Klärung. Da durch diese auch festgeschrieben worden war, dass jüdische Kinder nur noch in besonderen Schulen unterrichtet werden sollen, gebot es die nationalsozialistische Logik, eine private Schule für jüdische Kinder zu genehmigen. Am 16. Juni 1936 erging der Bescheid zur nachträglichen Genehmigung der Schule, „in der nur nichtarische Kinder beschult werden dürfen“.

Unabhängig davon war das Landschulheim auch antijüdischen Anfeindungen ausgesetzt, die sich sowohl gegen die Kinder, als auch gegen die Gebäude richteten. Ein Überfall ereignete sich im Mai 1934, ein weiterer am 19. Februar 1936. In beiden Fällen kam es nur zu Sachbeschädigungen, und Gertrud Feiertag war so mutig, von den Behörden die Verfolgung der Täter einzufordern. Vergeblich, wie sich zeigte, denn die Taten wurden als Ausdruck des berechtigten Volkszorns gegen die in Caputh als „Judenheim“ diffamierte Einrichtung abgetan und nicht weiter verfolgt. Ebenfalls Anfang 1936 mussten sämtliche Bewohner im Laufe einer Stunde nach Berlin herausgeschleust werden: „Die Leiterin war durch ihre wohlgesonnene arische Angestellte rechtzeitig vor einem geplanten Überfall der Hitlerjugend, die im benachbarten Potsdam ein Treffen hatte, benachrichtigt worden. Zum Glück blieb es bei der bloßen Drohung, so daß der Unterricht schon am nächsten Tag seinen ungestörten Fortgang nehmen konnte.“

Trotz aller antisemitischer Übergriffe versuchten die Nazis aber auch, das Landschulheim Caputh propagandistisch für ihre Zwecke zu nutzen. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 wurde die Einrichtung „japanischen Besuchern von den Machthabern als ein Beispiel jüdisch-autonomer Erziehung im Dritten Reich vorgeführt.“ 1937 durfte der Lehrer Karl Kindermann zusammen mit einer ausgewählten Schülergruppe auf Einladung des griechischen Königs Athen besichtigen.

Ebenfalls 1937 verließ Fridolin Friedmann das Landschulheim Caputh und ging an die Jüdische Oberschule Berlin. Sein Nachfolger als Schulleiter wurde Ernst Ising. Er sah sich einem sich steigenden Druck auf das Landschulheim ebenso gegenüber wie einer sich verschärfenden Situation. Um so bemerkenswerter ist es, dass sowohl er als auch Gertrud Feiertag immer wieder Versuche unternahmen, den Behörden Erleichterungen und Zugeständnisse abzutrotzen. Ablehnungen und Zurückweisungen folgten umgehend. Der Staat habe keine Veranlassung, derartige Einrichtungen zu fördern, die gestellten Anträge seien anmaßend, und so weiter.

Das Ende des Landschulheims

Trotz aller Repressalien, denen sich das Landschulheim von außen ausgesetzt sah, bezeichneten Schüler und Lehrer ihren Aufenthalt in Caputh als ein Leben im „Paradies“, umgeben von einer „Aura von Schönheit und Glückseligkeit“. Das Ende kam mit den Novemberpogromen 1938. Von ortsansässigen Nazis, darunter Lehrern, aufgehetzte Jugendliche machten sich auf den Weg, die im Landschulheim ansässigen Juden zu vertreiben. Unterstützt wurden sie von SA-Leuten, die sich daran machten, die Einrichtungen der vom Landschulheim belegten Häuser zu verwüsten. „Den Heimbewohnern blieben nur wenige Minuten, um Weniges zusammenzusuchen und aus Caputh – für viele von ihnen für immer – wegzugehen. Gertrud Feiertag, Ernst Ising und mit ihnen alle anderen Lehrer und Erzieher hatten schon lange vor diesem Novembertag mit ihrer Vertreibung aus diesem kleinen (Schein-)Paradies inmitten einer immer kälter werdenden vom Antisemitismus der deutschen „Herrenrasse“ verseuchten Atmosphäre gerechnet.“

Die Lehrerinnen und Lehrer begleiteten die Kinder noch am 10. November in kleinen Gruppen nach Berlin und brachten sie provisorisch in Privatwohnungen unter. In der Folgezeit versuchten Gertrud Feiertag, Lehrer und auch Eltern immer wieder Sachen aus Caputh zu retten. Gertrud Feiertag versuchte gar mit den Behörden über Schadenersatzansprüche zu verhandeln und erstattete Anzeige wegen der Plünderungen, an denen sich auch Bewohner Capuths beteiligt hatten. Die Ermittlungen verliefen, wie kaum anders zu erwarten, im Sande.

Am 15. November 1938 hatte Ernst Ising dem Kreisschulrat mitgeteilt, dass das Landschulheim seit dem 11. November geschlossen sei. Die Autoren Feidel-Mertz und Paetz lassen offen, ob dies in Absprache mit Gertrud Feiertag geschehen war, denn als diese einige Tage später brieflich um einen Termin bei den Behörden nachsuchte, um über das Landschulheim und dessen Zukunft noch einmal zu verhandeln, erhielt sie keine Antwort mehr. Kreisschulrat und Potsdamer Regierung waren sich einig, dass sich mit dem Schreiben Isings die Frage von selbst erledigt habe.

Da jüdischen Kindern inzwischen der Besuch einer staatlichen Schule nicht mehr gestattet war, sah sich der „Reichs- und Preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung“ am 15. November 1938 veranlasst, in einem Erlass festzustellen, „daß die bisherigen Schuleinrichtungen für Juden bis auf weiteres aufrecht erhalten bleiben“ müssen. Das zwang auch die Behörden in Potsdam, sich noch einmal mit dem Landschulheim Caputh und dessen ehemaliger Leiterin, die inzwischen in Berlin wohnte, zu beschäftigen. Doch Gertrud Feiertag konnte nicht mehr. In einem Schreiben vom 26. Februar 1939 teilte sie dem Kreisschulrat mit: „Auf die Rückfrage teile ich mit, daß ich nicht in der Lage bin, das Jüdische Landschulheim Caputh wieder zu eröffnen. Es ist daher auch nicht mit der Wiederaufnahme des Schulunterrichts zu rechnen.“

Gertrud Feiertags Haus in Caputh ging 1940 in den Besitz der Stadt Berlin über und wurde vom Bezirksbürgermeister von Zehlendorf dazu benutzt, dort das Heilerziehungsheim Caputh einzurichten, in dem schwererziehbare und psychopathische Mädchen untergebracht und unterrichtet wurden. Am 8. November 2008 erhält das Hauptgebäude des ehemaligen Jüdischen Landschulheims Caputh zu Ehren seiner Gründerin den Namen Jugendhilfezentrum Gertrud Feiertag. Vor dessen Eingang wurde am 10. März 2009 ein Stolperstein für Gertrud Feiertag verlegt. In der Nähe des Heims befindet sich auch der Gertrud-Feiertag-Weg.

Die Schülerschaft des Landschulheims

In Caputh überwogen die Kinder, die aus dem assimilierten jüdischen Bürgertum Berlins stammten. Gleichwohl gab es für viele von ihnen keinen gesicherten familiären Rahmen, weshalb das Landschulheim für sie auch die soziale Funktion einer Familie übernehmen musste. „Eltern befinden sich in der beruflichen und sozialen Umstellung, Familien bereiten ihre Auswanderung vor, Kinder sollen in einem Milieu erzogen werden, das möglichst jüdisch geschlossen ist – all dies sind neue Motive, die dazu Veranlassung geben, Jugendliche außerhalb der Familie zu erziehen und ihnen daher die Möglichkeit zu verschaffen, im Rahmen einer Jugendgemeinschaft für kürzere oder längere Zeit zu leben.“

Dies familiäre Ausgangssituation bedingte eine hohe Fluktuation innerhalb der Schülerschaft, aber auch deren schnelles Wachstum ab 1933.

JahrKinder1LehrerKlassen2
männlichweiblichGrundstufeOberstufe
193112 (2)11
19324012
19333122
1934633343
1935 (Januar)88 (7)4444
1935 (April)72 (8)3245
193688 (11)2646
1938945746
1 
Die Zahlen in den Klammern bedeuten die in der Gesamtzahl enthaltene Anzahl der Haushaltschülerinnen.
2 
Aufgrund der geringen Schülerzahlen wurden bis 1933 keine Klassen gebildet.

Die Entwicklung der Schülerzahlen und der aus der Tabelle ersichtliche Höchststand zwei Monate vor der Pogromnacht, „ist nicht allein als Fluchtbewegung aus der Reichshauptstadt zu deuten. Bis 1934 stammten die Kinder überwiegend aus Berlin, ab 1935 immerhin ein Drittel aus 24 anderen Städten. Auch die Altersstruktur hatte sich zugunsten der älteren Schüler verschoben, so daß die Schulleitung eine Anerkennung als voll ausgestaltete Mittelschule mit dem Recht der Zeugniserteilung für die mittlere Reife anstrebte. Obwohl die Begründung, ein Abschlußzeugnis wäre für bestimmte Berufe im Ausland wichtig, stichhaltig war, kam der Antrag viel zu spät. 1938 hatte das Erziehungsministerium nicht mehr die Absicht, über das bloße Duldungsprinzip hinauszugehen.“

Lehrkräfte und sonstiges Personal

„Die Lehrer und Lehrerinnen, sowie die Erzieherinnen / Hausmütter wechselten in der Caputher Einrichtung sehr oft. Nur wenige von ihnen blieben über einen längeren Zeitraum. Genau wie für viele der Kinder Caputh nicht nur eine Schule, sondern zugleich den Vorbereitungsort für die Auswanderung darstellte, so war auch für die Erwachsenen das Heim und die Schule eine Zwischenstation auf der Flucht vor der faschistischen Barbarei.“ Da sich nur für Gertrud Feiertag ein Eintrag im Gedenkbuch an die Opfer des Holocaust fand, vermuten die Autoren Feidel-Mertz und Paetz, „daß dem überwiegenden Teil der Angestellten des Jüdischen Landschul- und Kinderheimes Caputh die Flucht ins Ausland gelungen ist“. Beispielhaft werden folgende Angestellte beschrieben:

  • Die Geschwister Friedel und Robert Alt unterrichteten 1933 nur für kurze Zeit in Caputh. Robert kam von der Karl-Marx-Schule (Berlin-Neukölln), die er aufgrund des Berufsbeamtengesetzes (BBG) hatte verlassen müssen. Er wurde später Erziehungswissenschaftler und Hochschullehrer und in der DDR und war von 1954 bis 1958 Mitglied des Zentralkomitees (ZK) der SED.
  • Alice Bergel
  • Louise Bernays war die erste Lehrerin, die Gertrud Feiertag 1931 eingestellt hatte; sie verließ Caputh aber wahrscheinlich bereits 1932 wieder.
  • Hilde Blumenfeld (* 21. August 1909 in Hanau) besuchte von 1929 bis 1931 die Pädagogische Akademie Frankfurt am Main und legte Ende April 1931 die erste Prüfung für das Lehramt an Volksschulen ab. In einer schriftlichen Arbeit hatte sie sich mit der Versuchsschule Buckau in Magdeburg-Buckau beschäftigt.
    Feidel-Mertz und Paetz legen nahe, dass sie Hilde Blumenfeld irgendwann danach nach Norwegen emigrierte, denn sie schreiben: „Im Oktober 1933 begann sie auf besonderen Wunsch von Gertrud Feiertag, die sie extra aus dem Exil in Oslo zurückgebeten hatte, in Caputh zu arbeiten.“ Woher die Bekanntschaft zwischen Blumenfeld und Feiertag her rührte, wird allerdings nicht berichtet.
    Hilde Blumenfeld blieb allerdings nur bis April 1934 in Caputh und unterrichtete vorwiegend in der Grundstufe jüdische Religion und Musik. Ihrem kurzen Gastspiel in Caputh folgten Unterrichts- und Beratungstätigkeiten an der Jüdischen Mädchenschule in der Auguststraße in Berlin, bevor sie 1936 nach Palästina auswanderte.
    Blumenfeld, die später Naomi Schattner hieß, absolvierte eine Ausbildung für nach Palästina eingewanderte Pädagogen und arbeitete danach in dem von Beate Berger von Berlin in die Nähe von Haifa verlegten Beith Ahawah, dem schon in Berlin unter diesem Namen bekannten Kinderheim in der Auguststraße 14–16.
    In Jerusalem wo sie später als Erzieherin und Lehrerin lebte und arbeitete, ließ sie sich zusätzlich noch zur Psychotherapeutin ausbilden.
  • Eva und Rudi Bruch. In den von Joseph Walk herausgegebenen Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945 kommen sie nur rudimentär vor:
    • Brook, Eva (Bruch: Frau von Rudi Brook). Gymnastiklehrerin, Zeichenlehrerin.
      Lehrerin im Kinder-Erholungsheim der Zion-Loge U.O.B.B. auf Norderney und im Landschulheim Caputh; zugleich Ausbildung im jüd. Kindergärtnerinnensem. Berlin; 1938 Ausw. mit ihrem Mann in die USA. [..]
    • Brook, Rudi (Bruch). Jurist. In der Schulverwaltung des jüd. Landschulheims Caputh tät.; 1938 Ausw. in die USA.
      Diese Angaben sind nicht falsch, aber doch sehr verkürzt.
      • Eva Bruch wurde als Eva Eger am 28. September 1906 in Magdeburg geboren und studierte dort an der Kunstgewerbeschule, bevor sie sich in Berlin zur Gymnasiallehrerin und Kindergärtnerin ausbilden ließ. Gertrud Feiertag kannte sie von ihrer Tätigkeit in dem von der geleiteten Kinder-Erholungsheim der Zion-Loge U.O.B.B. auf Norderney. Von wann bis wann sie dann in Caputh mitgearbeitet hat, ist nicht belegt, doch vor der von Walk erwähnten Emigration in die USA gingen Eva und Rudi Bruch zuerst nach Schweden, um im Internat Kristinehov mitzuarbeiten. 1938 wanderten die beiden dann in die USA aus. Die Datenbank von Ellis Island bestätigt die Ankunft in 1938, nennt aber kein genaues Datum.
      • Noch spärlicher sind die Informationen über Rudi Bruch: „Rechtsanwalt. Arbeitete im Büro in Caputh und nahm am Gemeinschaftsleben teil. In Kristinehov übte er erfolgreich mit den Kindern den ›Sommernachtstraum‹ ein. Lebte später mit seiner Frau (Eva Bruch) in Los Angeles.“ In ihrer früheren Publikation hatte ihn Feidel-Mertz für seine Zeit in Kristinehov als „Gartenbaulehrer und Singgenie“ vorgestellt, der nach seiner Auswanderung in Los Angeles als Gärtner gearbeitet und sich dann selbständig gemacht habe.
        2015 erschien in den USA das Buch Chasing Spring. In dessen Kapitel 8 finden sich einige Details über Rudi Brooks Leben in den USA aus der Erinnerung von Ernest Wertheimer (* 30. Dezember 1919 in Berlin). Er wird dort vorgestellt als Gärtner und Flüchtling aus Deutschland, der Richter gewesen sei. Es sei ihm unmöglich gewesen, in Kalifornien als Anwalt zu arbeiten, weil er dazu noch einmal eine Ausbildung hätte machen müssen, durch die er Zugang zum amerikanische Rechtssystem gefunden hätte. Deshalb haber er sich für die Landschaftspflege entschieden. Geschäftspartner von ihm sei ein weiterer jüdischer Flüchtling gewesen, Fred Odenheimer, und sonntags hätten sich bei Eva und Rudi Brooks in deren Haus in den Bergen von Hollywood regelmäßig deutsche Freunde zum Kaffeklatsch getroffen.
  • Hans Eppstein
  • Gerda Epstein (* in Nürnberg) arbeitete mehrere Jahre im Büro des Landschulheims. Mehr Informationen, außer dass sie im Juli 1939 noch in Potsdam polizeilich gemeldet war und zu diesem Zeitpunkt ihre Auswanderung in die USA geplant habe, sind von ihr nicht überliefert. Die Datenbank von Ellis Island bestätigt die Einreise einer 44 Jahre alten „Gerda Th Ch Epstein“ aus Deutschland für das Jahr 1939. Im Census von 1940 wird eine 45-jährige Gerda Epstein („born about 1895“), geboren in Deutschland, mit dem Wohnsitz Minneapolis gelistet. Ob es isch jeweils um dieselbe Person handelt, lässt sich nicht sagen.
  • Martha Friedländer unterrichtete nach ihrer Zeit in Caputh in Östrupgaard, dem dänischen Exil des Landerziehungsheims Walkemühle. Sie emigrierte nach England, wo sie vor ihrer Rückkehr nach Deutschland im German Educational Reconstruction Committee mitarbeitete.
  • Sophie Friedländer. An deren besondere Bedeutung für die Erforschung der Geschichte des Jüdischen Kinder- und Landschulheims Caputh erinnerte Inge Hansen-Scharberg in ihrem Nachruf auf Sophie Friedländer: „Ein besonderes Verdienst Sophie Friedländers ist, dass sie die Erinnerung an Gertrud Feiertag, die in Auschwitz ermordet wurde, und an die pädagogische Wirklichkeit von Caputh wach gehalten hat. Bereits 1983 erschien ihr Text über ‚das verlorene Paradies‘ Caputh in dem von Hildegard Feidel-Mertz herausgegebenen Band ‚Schulen im Exil‘, und auf der Grundlage ihrer über Jahrzehnte gesammelten Dokumente, Schülerarbeiten, Fotos, Briefe etc., die sie Hildegard Feidel-Mertz vermacht hat, wurde die 1994 in Potsdam eröffnete Ausstellung über Caputh konzipiert und das Buch ‚Ein verlorenes Paradies. Das jüdische Kinder- und Landschulheim Caputh (1931–1938)‘ [..] publiziert.“
  • Fridolin Friedmann
  • Ernst Ising
  • Hilde Jarecki
  • Hans Keilson
  • Karl Kindermann
  • Eva Landsberger (* 6. Januar 1906 in Breslau – † 1992 in Israel) war die Tochter eines jüdischen Kaufmanns und besuchte das Lyzeum in Breslau. Sie wurde in Breslau zur Hortnerin ausgebildet und legte 1923 ihre Prüfung ab. Anschließend arbeitete sie ein halbes Jahr lang in einem Waisenhaus und danach ein Jahr in einem Kindergarten, bevor sie an Ostern 1925 eine Ausbildung zur Jugendleiterin am Sozialpädagogischen Seminar in Berlin-Charlottenburg begann. Ostern 1926 bestand Eva Landsberger hier die Abschlussprüfung und arbeitete danach als Hortnerin im Jüdischen Kinderheim in der Fehrbelliner Straße, einer Sozialeinrichtungen mit reformpädagogischem Ansatz in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Daneben erhielt sie auch noch eine Musikausbildung.
    Vom 25. Juni 1932 bis zum 20. September 1932 arbeitete sie in Norderney als Heimleiterin des Kinder-Erholungsheims der Zion-Loge U.O.B.B. Hier arbeitete sie mit Ekkehart Pfannenstiel (1896–1986) zusammen und studierte mit Kindern das Märchen Der Froschkönig als Singspiel ein. Pfannenstiel, der bereits Anfang 1933 einen Artikel über Jugendmusik- und völkische Bewegung publizierte und 1942 Musikdozent an der Erzieher-Akademie der Adolf-Hitler-Schule in Sonthofen wurde, attestierte ihr: „Eva Landsberger war eine unserer eifrigsten Helferinnen beim ‚Rumpelstilzchen‘ gewesen und lieferte beim Spiel vom ‚Froschkönig‘ den Beweis, daß diese Art, mit Kindern zu Singspielen zu kommen, nicht an bestimmte Lehrer- und Erzieherpersönlichkeiten, an bestimmte Kinder und an bestimmte Situationen gebunden ist.“
    Ingeborg Pauluhn behauptet unter Bezug auf das Stadtarchiv Norderney, dass Eva Landsberger im Anschluss an diesen ersten Aufenthalt auf Norderney auf Reisen gegangen und am 1. Juni 1933 noch einmal aus Berlin-Charlottenburg zurückgekehrt sei, um abermals als Jugendleiterin in dem Heim zu arbeiten. Ab dem gleichen Jahr, vermutlich dann ab Herbst, war sie nach Feidel-Mertz als Musik- und Zeichenlehrerin in Caputh tätig. 1935 ging sie an eine Schule in Italien und kehrte von dort wieder nach Caputh zurück. Sie heiratete den Bruder von Sophie Friedländer, den Arzt Walter Friedländer. Die beiden emigrierten 1936 in die Sowjetunion, wo Walter Friedländer als Arzt auf der Inneren Abteilung des Krankenhauses in Magnitogorsk arbeitete. 1937 wurde er verhaftet, 1938 erfolgte die Ausweisung des Ehepaares. In Wladislaw Hedelers Chronik der Moskauer Schauprozesse findet sich unter dem Datum 16. Mai 1938 der Eintrag: „Eva Friedländer schreibt an das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR, um die Ausbürgerung ihres Ehemannes Walter Friedländer nach Deutschland zu verhindern.“ Wie berechtigt diese Sorge Eva Friedländers war, beschreibt ihre Schwägerin am Beispiel ihrer beiden in die Sowjetunion emigrierten Brüder Ernst und Walter (der Dritte, Hans, konnte sich bereits 1935 zusammen mit seiner Frau aus Leningrad absetzen und nach Palästina emigrieren). „Mein ältester Bruder Walter arbeitete freudig als Arzt, seine Frau als Geigenlehrerin in Magnetogorsk (1936–1938), mein jüngster Bruder Ernst als Elektroingenieur (1932–1937) in Leningrad, als wir 1937 monatelang von ihnen nichts hörten, außer daß Ernst zu seinem Urlaub bei seinem Bruder immer noch nicht angekommen war. Beide waren verhaftet und saßen viele Meilen voneinander im Gefängnis.
    Es war die Ironie des Schicksals, daß beide mit Hilfe des deutschen Auswärtigen Amtes, mit dem sich unser Vater in Verbindung gesetzt hatte, freikamen. Walter mit freiem Transport, aber nur bis zur russisch-polnischen Grenze, von wo er – mit Hilfe eines damals noch nicht deportierten Onkels – in Warschau über die Grenze in das noch nicht besetzte Prag floh.
    Ernst dagegen wurde mit anderen Deutschen per Schiff von Leningrad nach Stettin gebracht. In einem Telegramm kündigte er uns stoisch nur seine Abfahrt von Leningrad an. Unsere Eltern warteten auf ihn am Stettiner Bahnhof. Eine Gruppe von Männern kam durch die Sperre. Ja, sie kamen von Rußland. Aber Ernst war nicht dabei. Er war gleich vom Schiff als Jude verhaftet und in das Stettiner Gefängnis gebracht worden.“
    Ernst Friedländer kam schließlich doch noch frei und konnte über London nach Palästina auswandern. Dorthin gingen nach einer Zwischenstation in Prag 1939 auch Eva und Walter Friedländer, die ebenfalls ein Einwanderungszertifikat erhalten hatten. Walter konnte dort wieder als Arzt arbeiten, und Eva erteilte bis zu ihrem Tode Musikunterricht.
  • Fränze Mannheimer war eine langjährige Freundin von Gertrud Feiertag und hatte mit der schon im Kinder-Erholungsheim der Zion-Loge U.O.B.B. auf Norderney zusammengearbeitet. Sie war über viele Jahre hinweg die Hausmutter von Caputh und wanderte 1939 nach Palästina aus. Sie heiratete dort, hieß nun Franzi Hoffmann und verbrachte ihren Lebensabend in einem israelischen Altersheim.

Erinnerung

  • An eine besondere Ehrung aus dem Jahr 1970 erinnert Sophie Friedländer: „Das Geschenk eines Segelbootes an einen Kibbuz in Israel, gestiftet von ehemaligen Caputhern aus aller Welt zu dem Geburtstag, der ihr 80. gewesen wäre, soll unsere Dankbarkeit für die Seele von Caputh erhalten.“
  • Heute ist im ehemaligen Jüdischen Kinder- und Landschulheim ein Kinderheim untergebracht, das 1986 nach Anne Frank benannt wurde. Im November 2008 erfolgte in Gedenken des 70. Jahrestages der Pogrome von 1938 eine Umbenennung der sozialen Einrichtung in Jugendhilfezentrum Gertrud Feiertag.
  • In Caputh wurde eine Straße nach Gertrud Feiertag benannt.
  • 2009 wurde in der Potsdamer Straße in Caputh, am Eingang zum Jugendhilfezentrum, ein Stolperstein zur Erinnerung an Gertrud Feiertag eingelassen.
  • 2018 wurde in Potsdam eine von Schülern des Humboldt-Gymnasiums unter dem Titel „Erinnern an das Erinnern“ gestaltete Ausstellung über das Landschulheim Caputh durchgeführt. Darin wurde auch die Biografie von Gertrud Feiertag präsentiert.

Literatur

  • Manfred Berger: „Eine Insel der Liebe, der Menschlichkeit und der geistigen Bemühung“. Recherchen zum Jüdischen Landschul- und Kinderheim (Landerziehungsheim) in Caputh bei Potsdam. In: Zeitschrift für Erlebnispädagogik 20. Jg., Heft 2 (2000), S. 54–66.
  • Manfred Berger: Oase in der Wüste. Gertrud Feiertag und ihr Kinder- und Landheim in Caputh. In: aktuell. Informationen aus und über Berlin Nr. 65 (2000), S. 23–25.
  • Manfred Berger: Führende Frauen in sozialer Verantwortung. In: Christ und Bildung 2001/H.
  • Manfred Berger: Gertrud Feiertag. Eine Wegbereiterin der modernen Erlebnispädagogik? Das Jüdische Kinder- und Landschulheim Caputh als Beispiel jüdischer Erziehung im Dritten Reich. Lüneburg 2003.
  • Manfred Berger: Gertrud Feiertag und das Jüdische Landschulheim Caputh. Eine Dokumentation zur jüdischen Bildungs- und Erziehungsgeschichte in den Jahren 1931 bis 1938. Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 2021, ISBN 978-3-86628-708-2
  • Jörg H. Fehrs: Von der Heidereutergasse zum Roseneck. Jüdische Schulen in Berlin 1712–1942. Edition Hentrich, Berlin 1993, ISBN 3-89468-075-X.
  • Hildegard Feidel-Mertz (Hrsg.): Schulen im Exil. Die Verdrängte Pädagogik nach 1933. rororo, Reinbek bei Hamburg, 1983, ISBN 3-499-17789-7.
  • Hildegard Feidel-Mertz: „Mit dem Blick fürs Ganze“. Die Sozialpädagogin Gertrud Feiertag (1890 – 1943). In: Inge Hansen-Schaberg und Christian Ritzi (Hrsg.): Wege von Pädagoginnen vor und nach 1933, Schneider Verlag Hohengehren GmbH, Baltmannsweiler, 2004, ISBN 3-89676-768-2.
  • Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Das Jüdische Kinder- und Landschulheim Caputh (1931-1938): ein verlorenes Paradies, Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-16489 (books.google.de)
  • Hildegard Feidel-Mertz: Jüdische Landschulheime im nationalsozialistischen Deutschland. Ein verdrängtes Kapitel deutscher Schulgeschichte. Von Hermann Schnorbach aktualisierte Fassung, in: Inge Hansen-Schaberg: Landerziehungsheim-Pädagogik (= Reformpädagogische Schulkonzepte, 2). Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2012, ISBN 978-3-8340-0962-3.
  • Sophie Friedländer, Hilde Jarecki: Sophie & Hilde. Ein gemeinsames Leben in Freundschaft und Beruf. Ein Zwillingsbuch, herausgegeben von Bruno Schonig. Edition Hentrich, Berlin 1996, ISBN 978-3-89468-229-3.
  • Barbara Rösch: Jüdische Geschichte und Kultur in Brandenburg. Lehrerhandreichung für Grundschulen. Universitätsverlag Potsdam, 2009, S. 112 ff, ISBN 978-3-940793-38-6 (online).
  • Joseph Walk: Jüdische Schule und Erziehung im Dritten Reich. Verlag Anton Hain Meisenheim GmbH, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-445-09930-8.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 Walk: Jüdische Schule und Erziehung im Dritten Reich, S. 164–165.
  2. Hildegard Feidel-Mertz: Jüdische Landschulheime im nationalsozialistischen Deutschland.
  3. Hildegard Feidel-Mertz: „Mit dem Blick fürs Ganze“, S. 22.
  4. 1 2 3 4 Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 34–37.
  5. Hildegard Feidel-Mertz: „Mit dem Blick fürs Ganze“, S. 23.
  6. Hildegard Feidel-Mertz: „Mit dem Blick fürs Ganze“, S. 24
  7. 1 2 3 4 Dr. Fridolin Friedmann: Landschulheim Caputh, Jüdische Rundschau vom 10. November 1933, abgedruckt bei Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 142–145.
  8. Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 70–71
  9. 1 2 3 4 Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 37–47.
  10. Hildegard Feidel-Mertz; Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 21. Die Autoren drücken sich leider ungenau aus und sprechen an anderer Stelle (S. 332) auch vom Privaten Reform-Realgymnasium in Berlin. Zum Zeitpunkt von Friedmanns Wechsel gab es tatsächlich die Oberschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, die 1936 in der Marchstraße neu gegründet und genehmigt worden war und nach dem Lehrplan eines Reform-Realgymnasiums arbeitete. (Jörg H. Fehrs: Von der Heidereutergasse zum Roseneck S. 277–278). Über die Gründe für Friedmanns Wechsel gibt es keine Anhaltspunkte, an Wochenenden sei er dem Landschulheim aber weiter als Lehrer verbunden geblieben.
  11. 1 2 3 4 5 Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 48–55.
  12. Erlass vom 15. November 1938, zitiert nach Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 53.
  13. Bemerkenswerte Daten aus der Caputher Geschichte
  14. Homepage des JHZ Gertrud Feiertag
  15. Ein umfangreiches Verzeichnis der Schülerinnen und Schüler des Landschulheims findet sich bei Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 338–331. Exemplarische Lebensläufe von drei Schülerinnen und Schülern (Mariana Israel [Palenker], Ernst Reich und Ursula Zippert [Döring]) finden sich auf den Seiten 121–133.
  16. Max Nathan, in: Jüdische Rundschau, 13. Februar 1934 (Nr. 13), zitiert nach: Jörg H. Fehrs: Von der Heidereutergasse zum Roseneck, S. 255.
  17. Die nachfolgenden Zahlen stammen von Jörg H. Fehrs: Von der Heidereutergasse zum Roseneck, S. 256. Seine Quelle war das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam: BLHA, Rep. 2 A Reg. Potsdam II Z Nr. 555.
  18. Jörg H. Fehrs: Von der Heidereutergasse zum Roseneck, S. 256.
  19. 1 2 3 4 5 6 Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 327–337.
  20. Soweit keine anderen Quellen benannt werden, stammen alle Informationen von Feidel-Mertz und Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 327–337.
  21. CHRONIK DER SCHULEN IN BUCKAU
  22. Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 48.
  23. Die zeitlichen Angabenb sind ungenau. Während Feidel-Mertz in ihrem Buch Schule im Exil davon spricht, dass die beiden 1937 nach Schweden gegangen seien (Hildegard Feidel-Mertz (Hrsg.): Schulen im Exil. Die Verdrängte Pädagogik nach 1933. rororo, Reinbek, 1983, ISBN 3-499-17789-7, S. 234), nennen sie und ihr Co-autor Paetz im Buch Ein verlorenes Paradies (S. 329) den 22. Juni 1938 als Datum, an denen den Bruchs die Auswanderung nach Schweden gelungen sei.
  24. Hildegard Feidel-Mertz (Hrsg.): Schulen im Exil. Die Verdrängte Pädagogik nach 1933. rororo, Reinbek, 1983, ISBN 3-499-17789-7, S. 105 & S. 234
  25. Ernest Wertheim with Linda Hamilton: Chasing Spring, ISBN 978-1-4834-1408-9
  26. Mehr zu Ernest Wertheim: Ernest Wertheim & The firm of Wertheim, van der Ploeg, & Klemeyer
  27. Chasing Spring bei Google-Books
  28. Gerda Epstein in the 1940 Census
  29. Inge Hansen-Scharberg: Nachruf auf Sophie Friedländer. In: Neuer Nachrichtenbrief der Gesellschaft für Exilforschung e. V., Nr. 27, Juni 2006, ISSN 0946-1957
  30. Die biografischen Daten über Eva Landsberger stammen aus zwei Quellen:
    * Ingeborg Pauluhn: Jüdische Migrantinnen und Migranten im Seebad Norderney 1893-1938. Unter besonderer Berücksichtigung des Kinder-Erholungsheimes U.O.B.B. Zion-Loge XV. No. 360 Hannover und jüdischer Geschäftsbetriebe. IGEL Verlag Literatur & Wissenschaft, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86815-541-9, S. 91.
    * Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Ein verlorenes Paradies, S. 327–337.
  31. Ehemaliges Jüdisches Kinderheim der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
  32. Zu Pfannenstiels Aufsatz: Volk im Werden, Heft 1 (Jan.-Feb. 1933), 1. Jahrgang (1933), S. 44–51. Zu seiner Dozententätigkeit: Pfannenstiel, Ekkehard (1896 – 1986) & Barbara Boock: Kinderliederbücher 1770-2000. Eine annotierte, illustrierte Bibliografie. Waxmann, Münster/New York/München/Berlin 2007, ISBN 978-3-8309-1819-6, S. 31 ff.
  33. Ekkehart Pfannenstiel: Sing- und Stegreifspiel mit Kindern, Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 1932, ISBN 978-3-663-04050-7, S. 59. Auf Seite 32 ff. findet sich ein Bericht von Eva Landsberger über die von ihr mit den Kindern einstudierte Aufführung des Märchens Der Froschkönig als Singspiel.
  34. Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Charité Berlin: Walter Friedländer
  35. Wladislaw Hedeler: Chronik der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938. Planung, Inszenierung und Wirkung. Akademie Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-05-003869-1, S. 413.
  36. Sophie Friedländer, Hilde Jarecki: Sophie & Hilde, S. 49–50.
  37. Sophie Friedländer: Erinnerungen an ein verlorenes Paradies. Das Jüdische Landschulheim Caputh 1933-1938, in: Hildegard Feidel-Mertz (Hrsg.): Schulen im Exil, S. 51.
  38. Das Jugendhilfezentrum „Gertrud Feiertag“ bei Soziale Hilfen in Berlin und Brandenburg
  39. T. Lähns: Stolperstein für Gertrud Feiertag Hauptausschuss für Gedenkplatte in Caputh. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 5. Dezember 2008.
  40. Steffi Pyanoe: „Erinnern an das Erinnern“. Unbequeme Vergangenheit. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 28. Februar 2018.
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